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Landschaft Bauen und Gestalten - 11.2013

Gestaltung und Pflege: Plädoyer für die Staude

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Thema des Monats | 17<br />

<strong>Landschaft</strong> <strong>Bauen</strong> & <strong>Gestalten</strong> 11/2013<br />

Bei gruppierten Wildstauden-Pflanzungen empfiehlt Professor Cassian Schmidt<br />

Pflegearbeiten der Studen 1, 2 <strong>und</strong> 3.<br />

Fotos (2): Prof. Cassian Schmidt<br />

schiedlichen Faktoren abhängig<br />

<strong>und</strong> kann deshalb nur annähernd<br />

im Voraus abgeschätzt werden. Es<br />

lassen sich jedoch an Hand der im<br />

Sichtungsgarten Hermannshof über<br />

zehn Jahre gemittelten Pflegezahlen<br />

Tendenzen ablesen <strong>und</strong><br />

Spannbreiten des Pflegeaufwandes<br />

für unterschiedliche Pflanzthemen<br />

angeben.<br />

• 1,9 bis 5,8 Minuten/m²/<br />

Jahr: Schattenpflanzungen<br />

unter Gehölzen (kleinräumig<br />

differenzierte Mosaik<strong>und</strong><br />

Gruppenpflanzungen<br />

sowie flächig strukturierte<br />

Bodendeckerpflanzungen)<br />

• 3,1 bis 7,3 Minuten/m²/Jahr:<br />

Wiesenartige Mischpflanzungen<br />

mit hoher Dynamik, überwiegend<br />

auf sonnigen Freiflächen.<br />

• 4,4 bis 7,7 Minuten/m²/Jahr:<br />

Gehölzränder <strong>und</strong> Säume (Mosaikpflanzungen<br />

sowie flächige<br />

Pflanzungen aus Bodendeckern)<br />

• 6,4 bis 12,5 Minuten/m²/Jahr:<br />

Gruppierte Wildstaudenpflanzungen<br />

mit eingeschränkter<br />

Dynamik, überwiegend auf sonnigen<br />

Freiflächen (Pflanzungen<br />

nach Geselligkeitsstufen, gruppierte<br />

Mischpflanzungen.)<br />

• 7,2 bis 10,9 Minuten/m²/Jahr:<br />

Felssteppen- <strong>und</strong> Steppenheide-<br />

Pflanzungen (mit Anteilen von<br />

Halbsträuchern).<br />

• 8,7 bis 12,5 Minuten/m²/<br />

Jahr: Gruppierte Pflanzungen<br />

mit Hochstauden (mit hohem<br />

Ordnungsgrad <strong>und</strong> stark eingeschränkter<br />

Dynamik, überwiegend<br />

auf sonnigen Freiflächen<br />

(Blockpflanzungen, Mosaikpflanzungen,<br />

Drifts).<br />

• 11,9 bis 17,4 Minuten/m²/<br />

Jahr: Schmuckpflanzungen<br />

mit ausgeprägtem Ruderalcharakter<br />

(Wechselflor, Staudenpflanzungen<br />

mit hohem Anteil<br />

Einjähriger).<br />

Einen nicht unerheblichen Einfluss<br />

auf den Pflegeaufwand scheint der<br />

Ordnungsgrad innerhalb der Pflanzungen<br />

zu haben. Staudenpflanzungen,<br />

die stärker durchgestaltet<br />

sind <strong>und</strong> entsprechend weniger<br />

Dynamik im Pflanzenbestand<br />

zulassen, brauchen langfristig<br />

mehr Aufwand zur Erhaltung des<br />

Gestaltungskonzeptes. Dynamische<br />

Pflanzkonzepte wie beispielsweise<br />

Mischpflanzungen bieten<br />

pflegetechnische Vorteile, weil<br />

Verschiebungen im Artengefüge<br />

(Ausfälle) oder zusätzlich einwandernde<br />

Arten deutlich weniger<br />

auffallen.<br />

Umsetzung von Pflegestufen<br />

im städtischen Grün<br />

Vergleicht man den im Hermannshof<br />

gemessenen Pflegeaufwand<br />

von Zierrasenflächen<br />

einschließlich dem Kantenstechen<br />

(4,8 Minuten/m²/Jahr) mit den<br />

günstigsten Staudenflächen (1,9<br />

bis 2,8 Minuten/m²/Jahr), ergeben<br />

sich gerade in Problemsituationen<br />

eindeutige Argumente für den Einsatz<br />

von Stauden. Unter Gehölzen<br />

sind Rasenflächen – im Gegensatz<br />

zu standortangepassten Schattenstauden<br />

– stets sehr pflegebedürftig.<br />

Generell zählen Pflanzungen<br />

im Schatten von Gehölzen zu den<br />

pflegeextensivsten Flächen. Dafür<br />

sind mehrere Faktoren maßgeblich:<br />

Wachstumseinschränkungen<br />

(Stressfaktoren) wie Lichtmangel<br />

<strong>und</strong> Trockenheit führen zu wenig<br />

Unkrautkonkurrenz, die stresstoleranten<br />

Pflanzen sind meist<br />

niedrigwüchsig, teilweise wintergrün,<br />

deshalb fallen nur wenig<br />

Rückschnittarbeiten an, Falllaub<br />

kann als natürliche Mulchdecke<br />

weitgehend in den Flächen belassen<br />

werden.<br />

Letztlich entscheidend für die<br />

Umsetzung neuer Pflegestandards<br />

<strong>und</strong> die Qualität der Pflege sind<br />

die Voraussetzungen bei den Pflegekräften:<br />

Gute Pflanzenkenntnisse,<br />

Sensibilität für ökologische<br />

Anzeige<br />

Prozesse <strong>und</strong> Aufgeschlossenheit<br />

gegenüber Veränderungen in der<br />

Pflegemethodik sollten zukünftig<br />

mehr Gewicht haben. Nur wenn<br />

die Pflege die ästhetischen, ökologischen<br />

<strong>und</strong> funktionalen Anforderungen<br />

berücksichtigt, kann eine<br />

erlebnisreiche Staudenvegetation<br />

im privaten <strong>und</strong> öffentlichen Grün<br />

dauerhaft <strong>und</strong> nachhaltig sein.<br />

Prof. Dipl.-Ing. Cassian Schmidt,<br />

Schau- <strong>und</strong> Sichtungsgarten<br />

Hermannshof e.V., Geisenheim<br />

LLLiteratur:<br />

Schmidt, Cassian, Hofmann,Till, 2010:<br />

Pflegebedarf – eine unbekannte Größe?<br />

DEGA GALABau 3/2010: 35-39, Verlag<br />

Eugen Ulmer KG, Stuttgart.<br />

Schmidt, C. (2006): Ökologische Strategien<br />

<strong>und</strong> Staudenpflege. Gartenpraxis<br />

4/2006: 28-35. Verlag Eugen Ulmer<br />

KG, Stuttgart.<br />

Schmidt, C. (2005): Neue Pflegekonzepte<br />

für nachhaltige Staudenpflanzungen.<br />

Stadt+Grün 54 (3), 30-35; Patzer<br />

Verlag, Berlin - Hannover.<br />

Grime, J.P. (1979): Plant strategies and<br />

vegetation processes, Wiley, London.<br />

Allium<br />

„Die Stars im Staudenbeet“<br />

Blumenzwiebeln & Saaten<br />

GmbH<br />

www.kuepper-bulbs.de

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