EU-Erweiterung & Mittelstand – Chancen und Risiken - EIZ ...
EU-Erweiterung & Mittelstand – Chancen und Risiken - EIZ ...
EU-Erweiterung & Mittelstand – Chancen und Risiken - EIZ ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Europa-Fokus Niedersachsen 2004/1<br />
Tatsächlich hat der Universitätsmechanikus Florenz<br />
Sartorius das Unternehmen 1870 in Göttingen gegründet<br />
<strong>und</strong> die ersten kurzarmigen Analysenwaagen hergestellt.<br />
Seither bestand immer ein intensiver Austausch mit<br />
der Universität Göttingen.<br />
Was machen wir in Osteuropa? In Polen beispielsweise<br />
haben wir mit der Landwirtschaftsakademie der Universität<br />
Posen am 1. Dezember 2003 eine Absichtserklärung<br />
über eine enge Zusammenarbeit unterzeichnet. Der<br />
Vertrag wird nach Zustimmung des Senats voraussichtlich<br />
im zweiten Quartal 2004 unterschrieben. Das dortige<br />
Biotechnologie-Zentrum ist eine der modernsten Anlagen,<br />
die ich gesehen habe. Wir planen unter anderem<br />
einen Studierenden- <strong>und</strong> Praktikantenaustausch. Vorstellen<br />
können wir uns auch eine punktuelle projektbezogene<br />
Zusammenarbeit, z.B. zur Weiterentwicklung einzelner<br />
Produkte. Gr<strong>und</strong>lage ist ein Geben <strong>und</strong> Nehmen: Einerseits<br />
ermöglichen wir jungen Wissenschaftlerinnen <strong>und</strong><br />
Wissenschaftlern, Erfahrungen in unseren Werken zu machen<br />
<strong>und</strong> hoffen natürlich auch, dass sie sich später als<br />
Führungskräfte an ihr Praktikum bei Sartorius <strong>und</strong> an<br />
unsere Produkte erinnern. Bedarfsorientiert bieten wir hin<br />
<strong>und</strong> wieder auch Stellen vor Ort an.<br />
Andererseits gehen wir davon aus, dass unsere Leute<br />
Impulse <strong>und</strong> Anregungen aus dem hochmodernen Biotechnologie-Zentrum<br />
mit zurückbringen. Kontakte zu<br />
knüpfen <strong>und</strong> Netzwerke zum Wissensaustausch aufzubauen<br />
ist allerdings manchmal schon an sich ein großer<br />
Gewinn. Als Ort des internationalen Wissensaustauschs<br />
bietet sich hier das Sartorius College an.<br />
Außerdem intensivieren wir in Polen derzeit auch die<br />
Verbindungen zur Universität Thorn. Die Kontakte haben<br />
sich aus der Städtepartnerschaft Göttingen <strong>–</strong> Thorn entwickelt.<br />
Wir knüpfen an die guten Beziehungen zwischen<br />
den Universitäten Göttingen <strong>und</strong> Thorn an.<br />
Was würden Sie Neueinsteigern auf dem osteuropäischen<br />
Markt empfehlen?<br />
Bei den ersten Schritten in einem neuen Land sollten sich<br />
Neueinsteiger zunächst von den deutschen Botschaften<br />
<strong>und</strong> den Handelskammern beraten lassen. Die können<br />
zwar nicht „unser” Geschäft machen, aber sie können<br />
sehr behilflich sein. Wir haben meist gute Empfehlungen<br />
bekommen. Sehr hilfreich sind auch Unternehmensbörsen,<br />
die die Handelskammern in den Ländern anbieten.<br />
Mit deren Hilfe können Sie dort seriöse Partner kennen<br />
lernen. Das Land Niedersachsen hat z.B. eine Repräsentanz<br />
bei der Deutsch-Polnischen Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />
in Warschau. Auch dort kann Ihnen geholfen<br />
werden, den richtigen Partner zu finden. Je unsicherer<br />
ein Land ist, desto wichtiger sind solche Tipps. Ich kann<br />
nur raten: Lassen Sie sich Zeit <strong>und</strong> lassen Sie sich die ersten<br />
Schritte etwas kosten. Sonst kann es später teuer<br />
werden.<br />
Sehr nützlich sind in jedem Fall Sprach- <strong>und</strong> Kulturkenntnisse:<br />
Sie öffnen Türen <strong>und</strong> helfen dabei, Vertrauen<br />
zu gewinnen <strong>und</strong> sich gegenseitig zu verstehen. Gute<br />
Erfahrungen haben wir auch mit Unternehmerreisen gemacht,<br />
die von den IHK hier angeboten werden. Wichtig<br />
sind darüber hinaus die Signale, die im Rahmen von Auslandsreisen<br />
des Ministerpräsidenten kommen, nach dem<br />
Motto: „Politik unterstützt Wirtschaft”. Ich würde mir da<br />
noch etwas mehr wünschen.<br />
Was die Rekrutierung von Personal angeht: Wir beschäftigen<br />
in Osteuropa <strong>und</strong> Russland fast ausschließlich<br />
Einheimische. Das bringt nicht nur Kostenvorteile mit sich,<br />
sondern ermöglicht auch eine effektivere Marktbearbeitung.<br />
Wir geben das Profil vor <strong>und</strong> die dortige<br />
Geschäftsführung sucht aus.<br />
Lassen Sie mich abschließend noch eines sagen: Die<br />
Verhandlungen in diesen Ländern sind meist dann besonders<br />
erfolgreich gelaufen, wenn beide Seiten den Eindruck<br />
hatten, dass sie etwas gewinnen können. Das Leben<br />
darf nie eine Einbahnstraße sein.<br />
Das Gespräch führte Monika Wolff, <strong>EIZ</strong> Niedersachsen.<br />
Informationen im Internet<br />
Sartorius AG<br />
Homepage des Konzerns mit Sitz in Göttingen<br />
www.sartorius.de<br />
10