EU-Erweiterung & Mittelstand – Chancen und Risiken - EIZ ...
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Europa-Fokus Niedersachsen 2004/1<br />
Erfahrungen niedersächsischer Unternehmen (II)<br />
<strong>EU</strong>-Beitritte stellt Zusammenarbeit auf stabiles F<strong>und</strong>ament<br />
Sartorius-Konzern aus Göttingen seit vielen Jahren in Osteuropa tätig<br />
Georg Pytlik ist Prokurist bei der Sartorius AG in Göttingen. Er leitet den Geschäftsbereich<br />
Osteuropa / GUS <strong>und</strong> spricht Polnisch, Tschechisch <strong>und</strong> Russisch.<br />
Der Sartorius-Konzern bietet international führend Labor- <strong>und</strong> Prozesstechnologie an<br />
mit den Segmenten Biotechnologie <strong>und</strong> Mechatronik. Der Konzern erzielte damit im Jahr<br />
2003 einen Umsatz von ca. 442,3 Millionen Euro.<br />
Das Göttinger Unternehmen beschäftigt derzeit rd. 3.660 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter.<br />
Sartorius ist weltweit in mehr als 110 Ländern vertreten, entweder mit Produktionsstätten,<br />
Vertriebsniederlassungen <strong>und</strong>/oder örtlichen Handelsvertretungen.<br />
Georg Pytlik<br />
Interview mit Georg Pytlik<br />
Europa-Fokus: Seit wann ist die Sartorius AG in Osteuropa<br />
aktiv?<br />
Georg Pytlik: Wir gehören zu den Pionieren des wiederentstandenen<br />
Osteuropageschäftes, das möchte ich schon<br />
sagen. Bereits mit Beginn der 60er Jahre nahm das Unternehmen<br />
Sartorius seine aktive Tätigkeit in Polen <strong>und</strong><br />
den Anrainerstaaten des ehemaligen Comecons wieder<br />
auf. Heute sorgen r<strong>und</strong> 200 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />
in 24 Sartorius-Stützpunkten in Osteuropa - darunter<br />
auch in allen neuen Mitgliedstaaten der <strong>EU</strong> - <strong>und</strong><br />
in den GUS-Staaten für eine erfolgreiche Sartoriuspräsenz.<br />
Diese Stützpunkte leisten den Vertrieb, die anwendungstechnische<br />
Beratung beim K<strong>und</strong>en, den Service<br />
<strong>und</strong> die Logistik für die Unternehmensbereiche<br />
Mechatronik <strong>und</strong> Biotechnologie. Zusätzlich ist Sartorius<br />
mit einer eigenen Produktionsstätte in Russland präsent.<br />
Die <strong>EU</strong>-Beitrittsstaaten Polen, Ungarn, Tschechien <strong>und</strong> Slowakei<br />
zählen neben Russland zu unseren wichtigsten<br />
Märkten in Osteuropa.<br />
Was hat sich durch die Beitrittsperspektive in den jetzigen<br />
neuen Mitgliedstaaten der <strong>EU</strong> für Sie geändert?<br />
Welche <strong>Chancen</strong> sehen Sie in den neuen Mitgliedstaaten?<br />
Als wir damals begannen, standen vor allem Mut <strong>und</strong><br />
der Wille zur Nutzung einer Zukunftschance im Vordergr<strong>und</strong>,<br />
da jegliche Rechtssicherheit nach westlichem Maßstab<br />
fehlte. Dieser Unsicherheitsfaktor fällt nun weg, denn<br />
die Anpassung an <strong>EU</strong>-Recht ist so gut wie vollzogen: <strong>EU</strong>-<br />
Normen <strong>und</strong> <strong>EU</strong>-Standards gelten auf allen Ebenen, was<br />
vieles erleichtert.<br />
Zölle <strong>und</strong> Importlizenzen, die hohe Kosten <strong>und</strong> erheblichen<br />
Aufwand verursachten, entfallen mit dem <strong>EU</strong>-Beitritt<br />
<strong>und</strong> es bieten sich somit gleiche Wettbewerbschancen.<br />
Durch die erforderlichen technologischen Anpassungen<br />
an die Standards <strong>und</strong> Normen der <strong>EU</strong> ist der Bedarf an<br />
neuen bzw. nicht vorhandenen Technologien groß. Dies<br />
ist natürlich auch für Sartorius eine Chance, die bereits<br />
vorhandenen Marktanteile beider Sparten weiter auszubauen.<br />
Auch im Bereich des Wissensmanagements - für unser<br />
Unternehmen ebenfalls ein wichtiges Thema - ist der<br />
damit verb<strong>und</strong>ene Austausch von Studierenden, Praktikantinnen<br />
<strong>und</strong> Praktikanten erheblich leichter geworden,<br />
gerade im Hinblick auf organisatorische <strong>und</strong> administrative<br />
Belange.<br />
Denken Sie daran, Produktionsstätten in den neuen<br />
Mitgliedstaaten aufzubauen?<br />
Auf kurze Sicht gesehen nicht. Im Moment produzieren<br />
wir nur in St. Petersburg in Russland. Allerdings kommen<br />
wir in einem so wichtigen Markt wie Polen langfristig<br />
nicht ohne eine eigene Produktionsstätte aus, um den<br />
künftigen Markterfordernissen gerecht zu werden. Was<br />
allerdings nicht heißen soll, dass wir Arbeitsplätze dorthin<br />
verlagern würden mit dem Ziel, Lohnkosten einzusparen.<br />
Das wäre zu kurz gedacht, denn in ein paar Jahren<br />
kann es in den Ländern schon wieder ganz anders<br />
aussehen. Die Erfahrungen zeigen: Das Lohnniveau innerhalb<br />
der <strong>EU</strong> gleicht sich relativ schnell an.<br />
Sie arbeiten schon seit vielen Jahren, eigentlich seit Gründung<br />
des Unternehmens mit der Wissenschaft zusammen.<br />
Diesen Faden haben Sie auch in Osteuropa aufgenommen.<br />
Was machen Sie dort? Und was versprechen Sie<br />
sich davon?<br />
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