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EU-Erweiterung & Mittelstand – Chancen und Risiken - EIZ ...

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Europa-Fokus Niedersachsen 2004/1<br />

Erfahrungen niedersächsischer Unternehmen (I)<br />

Niedersächsischer Holzbauer in Polen erfolgreich<br />

Firma Cordes aus Rotenburg/Wümme seit 2002 mit eigener Produktion in Gniezno<br />

Heinrich Cordes führt die Ingenieur-Holzbau Cordes GmbH & Co.KG in dritter Generation,<br />

seit 1994 zusammen mit seinem Sohn Ulf Cordes. Nach einer Lehre zum Zimmerer absolvierte<br />

Cordes ein Bauingenieurstudium <strong>und</strong> übernahm 1971 die Geschäftsführung von seinem<br />

Vater. Der Unternehmer ist seit 1998 Vorstandsmitglied im Zentralverband des Deutschen<br />

Baugewerbes.<br />

Die Ingenieur-Holzbau Cordes GmbH & Co.KG blickt auf eine fast 100-jährige Geschichte<br />

zurück. 1905 als Familienbetrieb mit den Sparten Sägewerk, Zimmerei <strong>und</strong> Tischlerei in<br />

Rotenburg-Wümme gegründet, beschäftigt das Unternehmen heute ca. 60 Mitarbeiterinnen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter <strong>und</strong> führt neben einer Niederlassung in Berlin seit November 2002<br />

auch ein Tochterunternehmen in Gniezno/Polen.<br />

Das Kerngeschäft der Holzbau Cordes ist die Herstellung von Dachkonstruktionen mit<br />

Nagelplattenbindern, die computergestützte Fertigung von Dachstühlen auf einer CNC-Abb<strong>und</strong>anlage <strong>und</strong> der<br />

Holzrahmenbau für Wohnhäuser <strong>und</strong> gewerbliche Bauten. Bekannt wurde Holzbau Cordes mit spektakulären<br />

Sonderbauten, sogenannten „Holzgroßprojekten” wie dem Bau der weltgrößten Holzachterbahn „Colossos” im<br />

Heidepark Soltau (2001) mit 60 Metern Höhe <strong>und</strong> 1500 Metern Länge. Eine weitere Holzachterbahn baute Cordes<br />

2002 in Göteborg/Schweden. Seit neuestem liefert Cordes auch Holzelemente für Solarenergie-Projekte. Zurzeit<br />

erstellt das Unternehmen in der Nähe von Leipzig das weltweit größte Solarfeld. Hier werden nicht nur Holzrahmen<br />

aufgestellt, sondern auch die Photovoltaik-Module von eigenen Facharbeitern montiert.<br />

Heinrich Cordes<br />

Interview mit Heinrich Cordes<br />

Europa-Fokus: Was hat Sie veranlasst, in Polen eine Produktionsstätte<br />

zu eröffnen?<br />

Heinrich Cordes: Zunächst einmal die Größe des Marktes.<br />

Polen ist mit r<strong>und</strong> 40 Millionen Einwohnerinnen <strong>und</strong><br />

Einwohnern unser größter osteuropäischer Nachbar. Dann<br />

die Lage. Die Entfernungen sind überschaubar <strong>und</strong> die<br />

Verkehrsanbindungen günstig. Mit dem Nachtzug Hannover-Posen<br />

kann ich ohne Probleme abends hier losfahren,<br />

um am nächsten Vormittag in Gniezno zu sein, das<br />

ungefähr 50 km nordöstlich von Posen liegt. Unsere Entscheidung<br />

für Polen hat auch damit zu tun, dass eine<br />

Reihe anderer europäischer Unternehmen dort bereits mit<br />

Produktionsstätten, Baubetrieben <strong>und</strong> Supermärkten aktiv<br />

ist. Im Holzbau haben wir eine Lücke gesehen, die wir<br />

schließen wollen. Wir rechnen mit einer günstigen Auftragslage<br />

vor allem durch den Ausbau der Infrastruktur<br />

<strong>und</strong> durch die Modernisierung öffentlicher Anlagen.<br />

Womit beschäftigt sich Ihr Tochterunternehmen in Polen?<br />

Unsere Unternehmung ist eine Investition „in Polen <strong>und</strong><br />

für Polen”, das heißt, wir produzieren für den polnischen<br />

Markt. Angefangen hat die Cordes Polen GmbH mit der<br />

Produktion von freitragenden Dachkonstruktionen mit<br />

Nagelplattenbindern für eine große Supermarktkette. Inzwischen<br />

fertigen die 11 Mitarbeiter in Gniezno auch<br />

Dachkonstruktionen für andere gewerbliche Bauten <strong>und</strong><br />

für private Wohnhäuser. Der Beitritt Polens zur <strong>EU</strong> wird<br />

sich auf unsere Auftragslage günstig auswirken. Neue<br />

Projekte erwarten wir vor allem dort, wo künftig <strong>EU</strong>-<br />

Fördergelder fließen. In erster Linie sind das Bauten für<br />

landwirtschaftliche Betriebe <strong>und</strong> für öffentliche Einrichtungen.<br />

Welches waren Ihre ersten Schritte auf dem Weg zur<br />

Firmengründung in Polen? Und welche Erfahrungen haben<br />

Sie bis zur Eröffnung Ende 2002 gesammelt?<br />

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Weg zum Erfolg<br />

länger dauert, als ursprünglich geplant. Zukunftsmärkte<br />

werfen nicht gleich Geld ab. Man kann nicht mal<br />

eben nach Polen gehen, um dort das Geld „abzuholen”.<br />

Eine solche Firmengründung ist also nichts für Unternehmen,<br />

denen das Wasser schon bis zum Halse steht. Es<br />

gab viele Probleme mit den Behörden <strong>und</strong> der Bürokratie<br />

in Polen. Wir haben dadurch Zeit <strong>und</strong> Geld verloren <strong>und</strong><br />

mussten am Ende weit mehr investieren, als ursprünglich<br />

geplant.<br />

Schon 1998 sind wir einige Male auf eigene Faust nach<br />

Polen gefahren, um uns mögliche Standorte anzuschauen.<br />

Dann haben wir uns an die hiesige Industrie- <strong>und</strong><br />

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