Möglichkeiten und Grenzen Ad-hoc-Gruppe: Best-Practice-Beispi
Möglichkeiten und Grenzen Ad-hoc-Gruppe: Best-Practice-Beispi
Möglichkeiten und Grenzen Ad-hoc-Gruppe: Best-Practice-Beispi
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Hollstein, Betina<br />
Mixed-Methods Designs in der Netzwerkforschung: <strong>Möglichkeiten</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Grenzen</strong><br />
Hollstein, Betina, Universität Hamburg, Betina.Hollstein@wiso.uni-hamburg.de<br />
<strong>Ad</strong>-<strong>hoc</strong>-<strong>Gruppe</strong>: <strong>Best</strong>-<strong>Practice</strong>-<strong>Beispi</strong>ele innovativer Methodenverknüpfung<br />
Seit Beginn arbeiten empirisch forschende Sozialwissenschaftler/innen mit<br />
Forschungsdesigns, in denen sie unterschiedliche Methoden miteinander<br />
verknüpfen, prominente <strong>Beispi</strong>ele sind etwa die Marienthal-Studie (Jahoda<br />
et al. 1933) oder die für die Organisationsforschung wegweisende<br />
Untersuchung der Western Electric Company (Roethlisberger/Dickson<br />
1939). Doch erst seit Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts werden<br />
Forschungsdesigns, in denen qualitativ-interpretative <strong>und</strong> quantitative<br />
Verfahren verknüpft werden, systematisch analysiert <strong>und</strong> ihre Erträge <strong>und</strong><br />
<strong>Grenzen</strong> genauer ausgeleuchtet (z.B. Morse 1991; Creswell 1994;<br />
Greene/Caracelli 1997; Tashakkori/Teddlie 2003). In der sozialwissenschaftlichen<br />
Netzwerkforschung gab es bislang keine systematische<br />
Auseinandersetzung mit solchen Mixed-Methods Designs. Bei den ersten<br />
Netzwerkstudien der 50er <strong>und</strong> 60er Jahre handelte es sich zwar um<br />
ethnographische Gemeindestudien britischer Sozialanthropologen, doch<br />
die heutige „Social Network Analysis“, wie sie sich in den 70er <strong>und</strong> 80er<br />
Jahren etabliert hat, ist in erster Linie gekennzeichnet durch<br />
<strong>hoc</strong>hstandardisierte Erhebungsverfahren <strong>und</strong> elaborierte quantifizierende<br />
Auswertungsverfahren (u.a. Blockmodellanalysen, Exponential Random<br />
Graph Modelle, oder Regressionsanalysen bei egozentrierten<br />
Netzwerkdaten). Anhand von aktuellen <strong>Beispi</strong>elen gibt der geplante Beitrag<br />
einen Überblick über die Mixed-Methods Designs, die in der heutigen<br />
Netzwerkforschung angewendet werden (concurrent design, sequential<br />
exploratory design, sequential explanatory design, conversion design,<br />
nested design <strong>und</strong> integrated design) <strong>und</strong> systematisiert die Erträge solcher<br />
Designs bezogen auf inhaltliche Aspekte von sozialen Netzwerken<br />
(Netzwerkpraktiken <strong>und</strong>-interpretationen, Netzwerkeffekte <strong>und</strong><br />
Netzwerkdynamiken) sowie in Hinblick auf allgemeine Aspekte der<br />
Datenqualität <strong>und</strong> -validität. Abschließend werden die Probleme <strong>und</strong><br />
Nachteile der verschiedenen Mixed-Methods-Designs vergleichend<br />
gegenübergestellt.
Philipp, Tobias<br />
Quantitative Ansätze in der Diskursanalyse nicht-textueller Daten<br />
Philipp, Tobias, Universität Luzern, Soziologisches Seminar, Tobias.Philipp@unilu.ch<br />
<strong>Ad</strong>-<strong>hoc</strong>-<strong>Gruppe</strong>: <strong>Best</strong>-<strong>Practice</strong>-<strong>Beispi</strong>ele innovativer Methodenverknüpfung<br />
Die wissenssoziologische Diskursanalyse wird meist als qualitativer Ansatz<br />
verstanden. Sie bedient sich der Theorie von P. Berger <strong>und</strong> T. Luckmann<br />
<strong>und</strong> bringt diese mit der Diskurstheorie von M. Foucault in Verbindung. Ihr<br />
Kerninteresse liegt im Verständnis der Bedingungen der Produktion <strong>und</strong><br />
Verbreitung von Wissen <strong>und</strong> Bedeutungen in institutionellen Feldern. Mein<br />
laufendes Dissertationsprojekt verfolgt eine wissenschaftssoziologische<br />
Fragestellung aus diskursanalytischer Perspektive: Welche diskursiven<br />
Praktiken prägen die Kommunikation innerhalb ausgewählter Disziplinen?<br />
Dabei bilden Fachpublikationen zwar den Datenkorpus, jedoch nicht der in<br />
ihnen enthaltene Text. Die Aufmerksamkeit richtet sich vielmehr auf<br />
Visualisierungen. Allgemeiner gesprochen auf die graphische Darstellung<br />
von Informationen. Ob Scatterplot oder Balkendiagramm, Ablaufschemata<br />
oder das symbolische Beziehungsgeflecht sozialer Systeme,<br />
Visualisierungen nehmen prominenten Platz in etlichen Disziplinen ein. Mit<br />
dem Interesse an diskursiven Praktiken ganzer Felder geht einher, dass es<br />
hierfür nicht ausreicht eine kleine Zahl von Visualisierungen im Detail<br />
interpretativ zu analysieren. Umso mehr, wenn der Vergleich mehrerer<br />
Disziplinen angestrebt ist.<br />
Daher wird unter dem diskursanalytischen Paradigma zu einer Kombination<br />
qualitativer <strong>und</strong> quantitativer Methoden gegriffen: Einerseits kommt eine<br />
qualitative <strong>und</strong> interpretierende Typologie der kommunikativen Einbettung<br />
von Visualisierungen in ihre jeweiligen Kontexte zum Einsatz. Ergänzt wird<br />
diese durch Angaben zur praktischen Form der eingesetzten<br />
Visualisierungen. Andererseits dienen dann mit der Cluster- <strong>und</strong><br />
Sequenzanalyse quantitativ-heuristische Methoden zur Suche nach<br />
Mustern in diesen Daten, der Manifestationen diskursiver Praktiken. Schon<br />
in der Planungsphase der qualitativen Datenerhebung bestehen<br />
<strong>Möglichkeiten</strong>, einen späteren quantitativen Anschluss vorzusehen. Gerade<br />
bei einem, die Komplexität des Beobachtungsobjekts so stark<br />
reduzierenden Ansatz wie dem vorliegenden, ist ein solcher Anschluss<br />
dringend geboten. Erst durch die sich quantitativ eröffnenden Auswahl-,<br />
Auswertungs- <strong>und</strong> Generalisierungsoptionen wird durch besagte Reduktion<br />
ein handfester Gegenwert geliefert. Die von ihrer methodischen Praxis her
sehr offene Diskursanalyse kann daher stark von der Ergänzung durch<br />
quantitative Ansätze profitieren. Ihr erschließen sich auf diesem Weg<br />
Erkenntnispotentiale, die bei rein qualitativen Forschungsdesigns außen vor<br />
bleiben müssten.
Terpe, Sylvia<br />
Die Erk<strong>und</strong>ung der Funktionsweisen des Gewissens mit standardisierten <strong>und</strong> qualitativen Verfahren<br />
Terpe, Sylvia, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, sylvia.terpe@soziologie.uni-halle.de<br />
<strong>Ad</strong>-<strong>hoc</strong>-<strong>Gruppe</strong>: <strong>Best</strong>-<strong>Practice</strong>-<strong>Beispi</strong>ele innovativer Methodenverknüpfung<br />
Das Gewissen ist bislang in der Soziologie kaum Gegenstand theoretischer Überlegungen (vgl. aber Luhmann) <strong>und</strong> noch<br />
seltener empirischer Untersuchungen (vgl. dazu Nunner-Winkler in Weiterentwicklung des Ansatzes von Kohlberg)<br />
gewesen. In unserem Forschungsprojekt über die „Ausdrucksformen <strong>und</strong> Funktionsweisen des Gewissens im Alltag“<br />
möchten wir dieses Themenfeld mit Hilfe standardisierter <strong>und</strong> qualitativer Erhebungsmethoden erschließen. Insbesondere<br />
interessieren wir uns für das Zusammenspiel (den Gleichklang <strong>und</strong> die Diskrepanz) von kognitiven <strong>und</strong> emotionalen<br />
Komponenten im Gewissen, d. h. zum <strong>Beispi</strong>el für die Wechselwirkungen zwischen der Orientierung an moralischen <strong>und</strong><br />
außer-moralischen Standards (Werten, Prinzipien, Regeln) <strong>und</strong> der Aktivierung von Gefühlen wie Schuld, Scham,<br />
Erleichterung <strong>und</strong> Ermutigung in Gewissenserlebnissen. Dabei knüpfen wir kritisch an einige theoretische Konzeptionen<br />
über das Gewissen an (allerdings ohne einem bestimmten Ansatz den Vorrang zu geben) <strong>und</strong> haben diese für die Auswahl<br />
bereits existierender standardisierter Erhebungsinstrumente aus anderen Bereichen der empirischen Sozialforschung<br />
genutzt. <strong>Best</strong>andteil unseres schriftlichen Fragebogens sind zum <strong>Beispi</strong>el die „Human Value Scale“ von Schwartz, der<br />
„Internal Conversation Indicator“ von Archer <strong>und</strong> eine Skala zur Erfassung von Scham- <strong>und</strong> Schulddispositionen aus der<br />
Sozialpsychologie. Zu unserem Erhebungsdesign gehören darüber hinaus qualitative Instrumente, die einen offeneren<br />
Zugang zum Themenfeld Gewissen gewährleisten sollen (einige diesbezügliche Probleme werden im Vortrag thematisiert):<br />
unter anderem eine offene Frage zur Schilderung eines Gewissenserlebnisses im schriftlichen Fragebogen sowie intensivqualitative<br />
Interviews mit einigen Befragten. Diese wurden auf Gr<strong>und</strong>lage ihrer Antworten im Fragebogen <strong>und</strong> im Bemühen<br />
um größtmögliche Heterogenität ausgewählt (ein Vorgehen, das zweckmäßig erscheint, wenn kein theoretisches Sampling<br />
möglich ist). Im Vortrag sollen vor allem zwei Aspekte unserer methodischen Herangehensweise im Vordergr<strong>und</strong> stehen:<br />
Zum einen soll anhand von zwei Fallbeispielen illustriert werden, wie die hermeneutischen Interpretationen der „offenen<br />
Gewissensfrage“ unter Rückgriff auf die Antworten in den geschlossenen Fragen abgestützt <strong>und</strong> verfeinert werden können.<br />
Zum anderen soll exemplarisch gezeigt werden, wie ausgehend von den hermeneutischen Interpretationen neue<br />
Zusammenhangshypothesen für die standardisierten Instrumente formuliert werden können.
Wilkesmann, Maximiliane / Jang, So Rim / Peters, Björn<br />
Vorteile der Methodenverknüpfung zur Erhebung eines brisanten Forschungsgegenstandes: Dem Nichtwissen von<br />
Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzten im Krankenhaus auf der Spur<br />
maximiliane.wilkesmann@tu-dortm<strong>und</strong>.de / sorim.jang@tu-dortm<strong>und</strong>.de / bjoern.peters@tu-dortm<strong>und</strong>.de<br />
<strong>Ad</strong>-<strong>hoc</strong> <strong>Gruppe</strong>: <strong>Best</strong>-<strong>Practice</strong>-<strong>Beispi</strong>ele innovativer Methodenverknüpfung<br />
Die Organisations- <strong>und</strong> die Professionsforschung rekurrieren meist auf das Wissen, um die Arbeit von Expertinnen<br />
<strong>und</strong> Experten zu charakterisieren. Der Krankenhausalltag zeigt jedoch, dass ärztliches Handeln immer wieder an<br />
Wissensgrenzen gerät. Ärztinnen <strong>und</strong> Ärzte müssen tagtäglich Entscheidungen treffen <strong>und</strong> Strategien entwickeln, wie<br />
sie mit ihrem Nichtwissen umgehen. Inhaltlich orientiert sich unser Beitrag daher an den beiden Forschungsfragen:<br />
Wie gehen ärztliche Professionen mit ihrem Nichtwissen um <strong>und</strong> welche organisationalen Faktoren beeinflussen den<br />
Umgang mit Nichtwissen im Krankenhausalltag?<br />
Da das Forschungsvorhaben inhaltlich Pionierarbeit zu leisten hat, wurde von methodischer Seite ein Mixed Methods<br />
Ansatz gewählt, welcher sich als eine Synthese sequentiell explorativen <strong>und</strong> sequentiell erklärenden<br />
Forschungsdesigns charakterisieren lässt. Innerhalb der ersten Forschungssequenz, die bereits im Sommer 2011<br />
stattfand, wurden 43 leitfadengestützte Interviews mit Krankenhausärztinnen <strong>und</strong> -ärzten verschiedener<br />
Hierarchiestufen, Fachdisziplinen sowie Krankenhaustypen durchgeführt <strong>und</strong> mit Hilfe von MAXQDA codiert <strong>und</strong><br />
analysiert. Die Konkretisierung im empirischen Feld diente neben Generierung von Hypothesen auch zur Entwicklung<br />
eines standardisierten Online-Fragebogens für die zweite Forschungssequenz. Über die Facharztverbände wurden im<br />
Frühjahr 2012 b<strong>und</strong>esweit alle im Krankenhaus tätigen Fachärztinnen <strong>und</strong> Ärzte der Anästhesiologie, Chirurgie,<br />
Inneren Medizin <strong>und</strong> Pathologie zur Teilnahme an der repräsentativen Online-Befragung aufgerufen. Knapp 3000<br />
Personen beteiligten sich an dieser Befragung. Die noch durchzuführende dritte Forschungssequenz dient der<br />
qualitativ-orientierten interaktiven Validierung <strong>und</strong> Interpretation unerwarteter quantitativer Bef<strong>und</strong>e sowie der<br />
Validierung der quantitativ gewonnenen Ergebnisse. Diese qualitative Sequenz erfolgt in Form von Fokusinterviews<br />
mit ausgewählten Expertinnen <strong>und</strong> Experten.<br />
Zum einen zeigt die methodenintegrierende Herangehensweise, dass die Ergebnisse der quantitativen Auswertungen<br />
zum Teil die qualitativen Ergebnisse untermauern. Zum anderen – <strong>und</strong> viel interessanteren Teil – wird anhand einiger<br />
<strong>Beispi</strong>ele gezeigt, wo unter dem Einsatz der Methodenintegration Forschungsergebnisse erzielt werden konnten, die<br />
sonst nicht in den Blick gekommen wären. So wären z.B. geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wahrnehmung<br />
<strong>und</strong> im Umgang mit Nichtwissen bei einer rein qualitativ angelegten Studie verborgen geblieben.