05.02.2013 Aufrufe

Vielfalt sprachlicher Praxis in der Einwanderungsgesellschaft ...

Vielfalt sprachlicher Praxis in der Einwanderungsgesellschaft ...

Vielfalt sprachlicher Praxis in der Einwanderungsgesellschaft ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Tagungsprogramm<br />

<strong>Vielfalt</strong> <strong>sprachlicher</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsgesellschaft<br />

Veranstaltung <strong>der</strong> Sektion Migration und ethnische M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten<br />

Soziologentag 2012 <strong>in</strong> Bochum und Dortmund<br />

Mo<strong>der</strong>ation Almut Zwengel (Fulda), Sonja Haug (Regensburg)<br />

14.15-17.00 Uhr o<strong>der</strong> 9.00 – 11.45 Uhr (Term<strong>in</strong> steht noch nicht fest)<br />

5 M<strong>in</strong>uten Almut Zwengel (Fulda) E<strong>in</strong>führung<br />

1) Vorschulische Spracherfahrungen<br />

20 M<strong>in</strong>uten Hartmut Esser (Mannheim) Bil<strong>in</strong>guale Familienkommunikation und die<br />

vorschulische Entwicklung von<br />

20 M<strong>in</strong>uten Drorit Lengyel (Hamburg)/<br />

Katar<strong>in</strong>a Wagner (Köln)<br />

Migrantenk<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

10 M<strong>in</strong>uten Diskussion<br />

2) Deutscherwerb Erwachsener<br />

20 M<strong>in</strong>uten N<strong>in</strong>a Rother (Nürnberg)/<br />

Susanne Lochner<br />

(Nürnberg)<br />

20 M<strong>in</strong>uten Can Aybek (Wiesbaden)/<br />

Gaby Straßburger (Berl<strong>in</strong>)<br />

10 M<strong>in</strong>uten Diskussion<br />

3) Mehrsprachiger Alltag<br />

20 M<strong>in</strong>uten Jens Vogelgesang<br />

(Hohenheim)<br />

20 M<strong>in</strong>uten Susanne Becker (Frankfurt<br />

a.M.)<br />

10 M<strong>in</strong>uten Diskussion<br />

5 M<strong>in</strong>uten Sonja Haug (Regensburg) Schluss<br />

Sprachliche <strong>Vielfalt</strong> und Sprachpraxen <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

Sprachliche <strong>Vielfalt</strong> <strong>in</strong> Integrationskursen.<br />

Analysen zum E<strong>in</strong>fluss <strong>sprachlicher</strong> <strong>Vielfalt</strong> auf<br />

den Deutscherwerb <strong>in</strong> Integrationskursen<br />

»Spracherwerb als Voraussetzung für Migration:<br />

Analysen zur Situation von potenziellen<br />

HeiratsmigrantInnen während des<br />

Deutschkurses <strong>in</strong> <strong>der</strong> Türkei«<br />

Sprachkompetenz und Tageszeitungsnutzung von<br />

E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ergenerationen <strong>in</strong> Deutschland<br />

<strong>Vielfalt</strong> <strong>der</strong> Mehrsprachigkeit(en) <strong>in</strong> München -<br />

Additiver Monol<strong>in</strong>gualismus und Praktiken des<br />

Translanguag<strong>in</strong>g


Aybek, Can / Straßburger, Gaby<br />

Spracherwerb als Voraussetzung für Migration: Analysen zur Lebenssituation von potenziellen<br />

HeiratsmigrantInnen während des Sprachkurses <strong>in</strong> <strong>der</strong> Türkei<br />

Aybek, Can, Bundes<strong>in</strong>stitut für Bevölkerungsforschung (BIB), can.aybek@eui.eu /<br />

Straßburger, Gaby, Katholische Hochschule für Sozialwesen Berl<strong>in</strong> (KHSB), gaby.strassburger@khsb-berl<strong>in</strong>.de<br />

Veranstaltung <strong>der</strong> Sektion Migration und ethnische M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten: <strong>Vielfalt</strong> <strong>sprachlicher</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsgesellschaft<br />

In <strong>der</strong> qualitativen Längsschnittstudie, aus <strong>der</strong> wir im Rahmen unseres Vortrags Analysen<br />

präsentieren werden, wurden potenzielle HeiratsmigrantInnen während e<strong>in</strong>es Deutschkurses <strong>in</strong><br />

Ankara und danach wie<strong>der</strong>holt <strong>in</strong>terviewt. Der gesamte Beobachtungszeitraum erstreckte sich über<br />

<strong>in</strong>sgesamt etwa acht Monate. Parallel dazu wurden nach Möglichkeit auch Gespräche mit den <strong>in</strong><br />

Deutschland lebenden PartnerInnen <strong>der</strong> <strong>in</strong> Ankara befragten Personen durchgeführt. Es handelte<br />

sich dabei um narrative Interviews, die sich auf die Biografien, die Paarbeziehung, die<br />

Migrationspläne und -vorbereitungen bezogen. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Rolle spielten <strong>in</strong> den Schil<strong>der</strong>ungen<br />

unserer InterviewpartnerInnen die aktuellen Erfahrungen, die sie im Sprachkurs gemacht haben.<br />

Der Besuch des Sprachkurses fällt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Heiratsmigration vorgelagerte Phase und zeichnet<br />

sich dadurch aus, dass die Betroffenen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>stitutionellen Umfeld bef<strong>in</strong>den, das sie auf<br />

die Prüfung zum Nachweis deutscher Sprachkenntnisse vorbereiten soll. Dieser Nachweis stellt e<strong>in</strong>e<br />

<strong>der</strong> formalen Voraussetzungen dar, die HeiratsmigrantInnen aus e<strong>in</strong>er Reihe von Nicht-EU-Län<strong>der</strong>n<br />

erfüllen müssen, um zu ihrer <strong>in</strong> Deutschland lebenden PartnerIn zu ziehen. In den meisten Fällen<br />

standen die von uns befragten KursteilnehmerInnen während <strong>der</strong> Sprachkursphase <strong>in</strong> regem<br />

Austausch nicht nur untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch mit ihren <strong>in</strong> Deutschland lebenden PartnerInnen<br />

und ihren Familien bzw. Schwiegerfamilien.<br />

In unserem Vortrag wollen wir uns auf die Schil<strong>der</strong>ungen unserer InterviewpartnerInnen über den<br />

Zeitraum während des Kursbesuchs konzentrieren und <strong>der</strong> Frage nachgehen, welche Merkmale die<br />

Lebenssituation von HeiratsmigrantInnen während dieser Phase kennzeichnen und welche<br />

Auswirkungen die anstehende Sprachprüfung auf die Perzeption und Kommunikation <strong>der</strong><br />

Beteiligten hat. Weiterh<strong>in</strong> wollen wir diskutieren, welche bildungs- und geschlechtsspezifischen<br />

Unterschiede h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> gemachten Erfahrungen festzustellen s<strong>in</strong>d und welche Erkenntnisse<br />

aus <strong>der</strong> Analyse von dyadischen Daten <strong>in</strong> dieser Phase gewonnen werden können. Der<br />

Spracherwerb soll dadurch nicht lediglich als Integrationsleistung thematisiert werden, die vorab<br />

erbracht werden muss, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er ganzen Komplexität gesehen werden, die berücksichtigt,<br />

dass <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation damit zugleich zwei biografische Schlüsselerlebnisse, nämlich Heirat und<br />

Migration, stattf<strong>in</strong>den.


Becker, Susanne<br />

<strong>Vielfalt</strong> <strong>der</strong> Mehrsprachigkeit(en) <strong>in</strong> München - Additiver Monol<strong>in</strong>gualismus<br />

und Praktiken des Translanguag<strong>in</strong>g<br />

Becker, Susanne, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, su.becker@em.uni-frankfurt.de<br />

Veranstaltung <strong>der</strong> Sektion Migration und ethnische M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten: <strong>Vielfalt</strong><br />

<strong>sprachlicher</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsgesellschaft<br />

Dieser Beitrag wird sich mit <strong>der</strong> Frage beschäftigen, wie die Sprachpolitik<br />

<strong>der</strong> Stadt München und die alltäglichen Sprachpraktiken dort zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> Beziehung stehen.<br />

Die Sprachpolitik <strong>der</strong> Stadt München bezieht sich auf die anerkennende<br />

EU-Sprachpolitik, die für die Wertschätzung von Mehrsprachigkeit e<strong>in</strong>tritt.<br />

Diese anerkennende Sprachpolitik kann aber nur für bestimmte<br />

Sprachpraktiken und SprecherInnen im Alltag wirksam werden. In<br />

manchen Kontexten wird Mehrsprachigkeit als erstrebenswert<br />

konstruiert. Dies bezieht sich vor allem auf bestimmte Sprachen und wird<br />

zudem als sogenannter paralleler Monol<strong>in</strong>gualismus (Heller, 2001) bzw.<br />

als additiver Bil<strong>in</strong>gualismus (García, 2009) geför<strong>der</strong>t und praktiziert. Im<br />

Gegensatz dazu gelten die eben beschriebenen<br />

Anerkennungsmechanismen für Sprachen, die als migrantisch<br />

wahrgenommen werden, gar nicht o<strong>der</strong> nur <strong>in</strong> sehr e<strong>in</strong>geschränkter<br />

Weise. In dem Viertel „Hasenbergl“, das häufig als sozialer Brennpunkt<br />

wahrgenommen wird, zeigt sich ke<strong>in</strong>e gleichwertige Anerkennung <strong>der</strong><br />

mitgebrachten „Muttersprachen“. Hier wird vor allem auf das Erlernen<br />

<strong>der</strong> deutschen Sprache Wert gelegt, was <strong>in</strong> <strong>der</strong> alltäglichen <strong>Praxis</strong> häufig<br />

mit <strong>der</strong> impliziten Abwertung <strong>der</strong> familiären Zweitsprache verbunden ist.<br />

In diesem Viertel treten beson<strong>der</strong>s die öffentlichen Räume als Orte von<br />

Mehrsprachigkeit hervor. Dabei wird hier meist ke<strong>in</strong> paralleler<br />

Monol<strong>in</strong>gualismus son<strong>der</strong>n Sprachpraktiken des Codeswitch<strong>in</strong>g und des<br />

Translanguag<strong>in</strong>g (García, 2009) beobachtbar. Diese Praktiken verstehe ich<br />

auch als subversive Wi<strong>der</strong>standsstrategien gegen hegemoniale<br />

Vorstellungen von Sprachlichkeit. Die beobachtete <strong>Vielfalt</strong> <strong>der</strong><br />

Sprachpraktiken bezieht sich also nicht nur auf e<strong>in</strong>e <strong>Vielfalt</strong> <strong>der</strong> als<br />

homogen konstruierten Sprachen son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch auf e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Vielfalt</strong> <strong>der</strong> Mehrsprachigkeit(en).


Hartmut Esser<br />

Bil<strong>in</strong>guale Familienkommunikation und die vorschulische Entwicklung von Migrantenk<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

Esser, Hartmut, Universität Mannheim, esser@sowi.uni-mannheim.de<br />

Veranstaltung <strong>der</strong> Sektion Migration und ethnische M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten: <strong>Vielfalt</strong> <strong>sprachlicher</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsgesellschaft<br />

Es wird vermutet, dass die auch weiterh<strong>in</strong> gravierenden ethnischen Bildungsungleichheiten bereits früh und noch vor Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> Grundschule entstehen. In dem Beitrag sollen Ergebnisse des Projektes "Erwerb von sprachlichen und kulturellen<br />

Kompetenzen von Migrantenk<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vorschulzeit und <strong>der</strong> Übergang <strong>in</strong> die Grundschule" (am Mannheimer Zentrum<br />

für Europäische Sozialforschung) zur kognitiven Entwicklung, zum Spracherwerb und zu auch schon schulbezogenen Kompetenzen<br />

bei Migrantenk<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Vorschulalter vorgestellt und diskutiert werden. Dabei werden, neben den eher geläufigen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen und Vorgängen aus dem allgeme<strong>in</strong>en sozialen H<strong>in</strong>tergrund und <strong>der</strong> familiären Bed<strong>in</strong>gungen und Aktivitäten,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch E<strong>in</strong>flüsse aus dem Migrationsh<strong>in</strong>tergrund berücksichtigt, speziell aber die Effekte <strong>der</strong> sprachlichen<br />

Fertigkeiten und des Sprachverhaltens <strong>der</strong> Eltern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunikation mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Dabei <strong>in</strong>teressiert speziell die<br />

Frage, welchen Effekt die Verwendung <strong>der</strong> jeweiligen Erstsprache und <strong>in</strong> diesem Zusammenhang die bil<strong>in</strong>guale Kommunikation<br />

<strong>der</strong> Eltern mit ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n haben. Darüber könnte auch die allgeme<strong>in</strong>e und immer noch umstrittene Frage nach <strong>der</strong><br />

Bedeutung <strong>der</strong> Bi-(und Multi-)L<strong>in</strong>gualität für die (strukturelle) Integration von Migranten(k<strong>in</strong><strong>der</strong>n) weiter geklärt werden.


Lengyel, Drorit/Wagner, Katar<strong>in</strong>a<br />

Sprachliche <strong>Vielfalt</strong> und Sprachpraxen <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen<br />

Prof. Dr. Drorit Lengyel<br />

Universität Hamburg<br />

Fakultät EPB<br />

Allgeme<strong>in</strong>e, Interkulturelle und International Vergleichende Erziehungswissenschaft<br />

Von-Melle-Park 8<br />

20146 Hamburg<br />

Drorit.lengyel@uni-hamburg.de<br />

Katar<strong>in</strong>a Wagner<br />

Universität Köln<br />

Institut für Deutsche Sprache und Literatur I<br />

Albertus-Magnus-Platz<br />

50923 Köln<br />

kwagner@uni-koeln.de<br />

Sektionsveranstaltung Migration und ethnische M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten: <strong>Vielfalt</strong> <strong>sprachlicher</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsgesellschaft<br />

Wie gehen K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit <strong>der</strong> sie umgebenden Mehrsprachigkeit um? Greifen sie die implizit o<strong>der</strong> explizit transportierte<br />

staatlich und gesellschaftlich dargebotene Trennung ‚familial-private Sprache/n und Sprachpraxen‘ und ‚<strong>in</strong>stitutionellöffentliche<br />

Sprache und Sprachpraxis‘ auf? O<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d Anzeichen des Überschreitens <strong>sprachlicher</strong> Grenzen <strong>in</strong> ihrem<br />

sprachlichen Handeln <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtung erkennbar?<br />

Ausgangspunkt unserer Betrachtung ist das Konzept <strong>der</strong> „community of practice“ (Lave & Wenger 1991; Wenger 1998), mit<br />

dem die Rolle <strong>der</strong> sozialen Gruppe beim Umgang mit <strong>sprachlicher</strong> <strong>Vielfalt</strong> und beim Erwerb von Sprachen untersucht<br />

werden kann wie auch <strong>der</strong> Zugang e<strong>in</strong>zelner Mitglie<strong>der</strong> zum – hier im Vor<strong>der</strong>grund stehenden - sprachlichen Repertoire,<br />

das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft akkumuliert wurde. Wir untersuchen anhand zweier ethnografischer Studien <strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagese<strong>in</strong>richtungen wie K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> sprachlich heterogenen Gruppen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interaktion mit Erwachsenen und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Interaktion untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> sprachlich handeln. In Bezug auf die Erwachsenen steht die Frage im Vor<strong>der</strong>grund, ob und wenn<br />

ja wie Bezüge zur sprachlichen <strong>Vielfalt</strong> hergestellt werden. Im H<strong>in</strong>blick auf die K<strong>in</strong><strong>der</strong> untersuchen wir, welche Rolle ihre<br />

Mehrsprachigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interaktion spielt.<br />

Die Ergebnisse verweisen darauf, dass <strong>der</strong> Sozialraum Kita und die dar<strong>in</strong> implizit o<strong>der</strong> explizit vermittelten<br />

Sprachverwendungsregeln sowie die Rolle <strong>der</strong> Erwachsenen und ihr Umgang mit Sprache/n e<strong>in</strong>en entscheidenden E<strong>in</strong>fluss<br />

auf die (Nicht-) Überschreitung <strong>sprachlicher</strong> Grenzen haben. Gleichzeitig zeigt sich, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> auch dort, wo<br />

herkunftssprachliches Sprechen explizit nicht erwünscht ist, Strategien entwickeln, um ihr mehrsprachiges Repertoire zu<br />

nutzen. Außerdem zeigt sich, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> ihre sprachlichen Ressourcen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interaktion mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> strategisch e<strong>in</strong>setzen.<br />

So versuchen mehrsprachige K<strong>in</strong><strong>der</strong> durch den E<strong>in</strong>satz von Code-Switch<strong>in</strong>g, Konflikte für sich zu entscheiden o<strong>der</strong><br />

Kooperationen erfolgreich e<strong>in</strong>zugehen und Hierarchien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe zu etablieren.<br />

Literatur<br />

Lave, Jean & Wenger, Etienne (1991): Situated Learn<strong>in</strong>g: Legitimate Peripheral Participation. Cambridge: University Press.<br />

Wenger, Etienne (1998): Communities of practice. Learn<strong>in</strong>g, mean<strong>in</strong>g, and identity. Cambridge: University Press.


Rother, N<strong>in</strong>a / Lochner, Susanne<br />

Sprachliche <strong>Vielfalt</strong> <strong>in</strong> Integrationskursen<br />

Analysen zum E<strong>in</strong>fluss <strong>sprachlicher</strong> <strong>Vielfalt</strong> auf den Deutscherwerb <strong>in</strong> Integrationskursen<br />

Rother, N<strong>in</strong>a, Bundesamt für Migration und Flüchtl<strong>in</strong>ge, dr.n<strong>in</strong>a.rother@bamf.bund.de / Lochner, Susanne, Bundesamt für Migration und Flüchtl<strong>in</strong>ge, susanne.lochner@bamf.bund.de<br />

Veranstaltung <strong>der</strong> Sektion Migration und ethnische M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten: <strong>Vielfalt</strong> <strong>sprachlicher</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsgesellschaft<br />

Die Bedeutung von Sprachkenntnissen für die Integration ist unbestritten. Zur För<strong>der</strong>ung des Erwerbs von Deutschkenntnissen<br />

wurde daher mit In-Kraft-Treten des neuen Zuwan<strong>der</strong>ungsgesetzes 2005 das bundesweit e<strong>in</strong>heitliche System <strong>der</strong> Integrationskurse<br />

e<strong>in</strong>geführt. Mit über e<strong>in</strong>er Million ausgestellter Teilnahmeberechtigungen stellen die Integrationskurse die<br />

wichtigste Integrationsmaßnahme des Bundes dar. Die Teilnahme an den zwischen 645 und 1.245 Unterrichtsstunden<br />

umfassenden Kursen ist für die große Mehrheit <strong>der</strong> Neuzuwan<strong>der</strong>er mit ger<strong>in</strong>gen Deutschkenntnissen verpflichtend. Kursleitende<br />

von Integrationskursen stehen vor <strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Berücksichtigung nicht nur von <strong>sprachlicher</strong> <strong>Vielfalt</strong>.<br />

Integrationskursteilnehmende weisen höchst unterschiedliche Migrationsbiographien, Bildungsvoraussetzungen, aber auch<br />

sprachliche H<strong>in</strong>tergründe auf. So s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Kursen Teilnehmende aus weit über 100 Nationen mit 100 verschiedenen<br />

Erstsprachen vertreten. Darüber h<strong>in</strong>aus besitzen Kursteilnehmende auch bereits zu Kursbeg<strong>in</strong>n sehr unterschiedliche<br />

Kenntnisse <strong>der</strong> deutschen Sprache. So überwiegen mündliche Deutschkenntnisse (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den Bereichen Hören<br />

und zusammenhängendes Sprechen) die schriftlichen Deutschkenntnisse (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e den Bereich Schreiben) deutlich<br />

(Rother 2008). Der vorliegende Beitrag untersucht den Erwerb von Deutschkenntnissen bei Teilnehmenden an Integrationskursen<br />

unter <strong>der</strong> Berücksichtigung <strong>der</strong> sprachlichen <strong>Vielfalt</strong> <strong>der</strong> Kursteilnehmenden. Die Analysen orientieren sich dabei an<br />

den theoretischen Überlegungen zu Determ<strong>in</strong>anten des Zweitspracherwerbs von Esser (2006) und greifen auf Daten des<br />

Integrationspanels zurück, e<strong>in</strong> vom Bundesamt für Migration und Flüchtl<strong>in</strong>ge durchgeführtes längsschnittliches Projekt zur<br />

Überprüfung <strong>der</strong> Wirksamkeit und Nachhaltigkeit <strong>der</strong> Integrationskurse mit über 9.000 Befragten (Schuller et al. 2011).<br />

Deskriptive Analysen geben zunächst e<strong>in</strong>en Überblick über die <strong>Vielfalt</strong> an Sprachkenntnissen <strong>in</strong> Integrationskursen, sowohl<br />

auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Herkunftssprachen als auch <strong>der</strong> verschiedenen deutschen Sprachfertigkeiten (mündlich vs. schriftlich) im<br />

Kursverlauf. Weiter wird anhand von multivariaten Analysen untersucht, welchen E<strong>in</strong>fluss sowohl die sprachliche <strong>Vielfalt</strong> als<br />

auch <strong>in</strong>dividuelle (z.B. Alter, Geschlecht, Aufenthaltsdauer, Bildungsniveau, Herkunftsland, soziale Kontakte) sowie weitere<br />

kursbezogene Faktoren (z.B. Lehrerpersönlichkeit, Kursgröße) auf den <strong>in</strong>dividuellen Kurserfolg haben.


Vogelgesang, Jens<br />

Sprachkompetenz und Tageszeitungsnutzung von E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ergenerationen <strong>in</strong> Deutschland<br />

Vogelgesang, Jens, Universität Hohenheim, jens.vogelgesang@uni-hohenheim.de<br />

Veranstaltung <strong>der</strong> Sektion Migration und ethnische M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten: <strong>Vielfalt</strong> <strong>sprachlicher</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsgesellschaft<br />

Der Zweitspracherwerb gilt als zentrale Voraussetzung für die soziale Integration von Zuwan<strong>der</strong>ern und ihrer Nachkommen<br />

(vgl. Esser 2006). Typisch sche<strong>in</strong>t zu se<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Zweitspracherwerb erwachsener E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>er häufig weit<br />

vor <strong>der</strong> vollständigen Zweitsprachbeherrschung abbricht und die Zweitsprachkompetenz auf diesem Niveau fossiliert<br />

(monol<strong>in</strong>guale Segmentation, vgl. Ellis 2008) und dass die Zweitsprachkompetenz <strong>der</strong> folgenden Generationen bis an<br />

das Niveau <strong>der</strong> Muttersprache heranreichen kann (kompetente Bil<strong>in</strong>gualität, vgl. Ahrenholz 2006). Das Muster <strong>der</strong><br />

Kompetenzniveaus von Mutter- und Zweitsprache schlägt sich im Alltag u.a. <strong>in</strong> Form des Mediennutzungsverhaltens<br />

nie<strong>der</strong>. Studien <strong>der</strong> ARD/ZDF-Medienkommission (2007, 2011) zeigen, dass sich die Medienrepertoires e<strong>in</strong>er Mehrheit<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>er sowohl aus deutschen als auch heimatsprachigen Angeboten zusammensetzt und auf diese Weise zwei<br />

Medienkulturen im Alltag <strong>in</strong>tegriert werden. Im öffentlichen wie fachöffentlichen Diskurs gibt es jedoch unterschiedliche<br />

Annahmen über die Folgen dieser vielfältigen <strong>Praxis</strong> <strong>der</strong> Mediennutzung. Im ersten Teil des Vortrags soll die <strong>Vielfalt</strong><br />

<strong>der</strong> Mediennutzungspraktiken anhand quantitativer Nutzungsdaten im Überblick dargestellt werden. Im zweiten Teil<br />

geht es exemplarisch um den Zusammenhang zwischen Sprachkompetenz und Tageszeitungsnutzung: Beför<strong>der</strong>t die<br />

deutsche Sprachkompetenz die deutsche Tageszeitungslektüre (Kompetenzthese)? Wirkt sich die deutsche Tageszeitungslektüre<br />

positiv auf die deutsche Sprachkompetenz aus (Werkzeugthese)? Wirkt sich die heimatsprachige Tageszeitungslektüre<br />

negativ auf die deutsche Sprachkompetenz aus (Schädigungsthese)? Zur Beantwortung <strong>der</strong> Fragen werden<br />

erstens die Ergebnisse bereits veröffentlichter Kausalstudien referiert und zweitens Ergebnisse von kreuzverzögerten<br />

Pfadanalysen e<strong>in</strong>er Sekundäranalyse <strong>der</strong> SOEP-Auslän<strong>der</strong>stichprobe berichtet. Die zentralen Ergebnisse s<strong>in</strong>d (vgl. Vogelgesang<br />

2012):<br />

• Wenn man kompetent Deutsch spricht und schreibt, erhöht dies die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit zum Leserkreis e<strong>in</strong>er<br />

deutschsprachigen Tageszeitung zu gehören.<br />

• Umgekehrt wirkt sich die Lektüre e<strong>in</strong>er deutschen Tageszeitung nur positiv aus, wenn die deutsche Sprech-<br />

und Schreibkompetenzen sehr ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d.<br />

• Die Nutzung heimatsprachiger Tageszeitungen wirkt sich bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad schädigend aus, wenn<br />

die deutsche Sprechkompetenz überdurchschnittlich gut ist.<br />

Offenbar kann unter bestimmten Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong> bil<strong>in</strong>gualer Mediennutzungsstil wi<strong>der</strong>sprüchliche Folgen für die<br />

deutsche Sprachkompetenz haben.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!