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Zusammenhalt durch Freundschaft - 36. Kongress der Deutschen ...

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Ad-hoc-Gruppe: „<strong>Zusammenhalt</strong> <strong>durch</strong> <strong>Freundschaft</strong>?“ Zur Aktualität einer Lebensform.<br />

Organisiert von Sabine Flick (Frankfurt) / Vincenz Leuschner (Berlin)<br />

Referent/innen<br />

Dietmar J. Wetzel (Bern): <strong>Freundschaft</strong> als Resonanzbeziehung – Elemente einer Soziologie gelingen<strong>der</strong> Lebensführung<br />

Andrea Knecht & Katharina Seebaß (Erlangen): Soziale Unterstützung und <strong>Freundschaft</strong><br />

Agnes Brandt (München): <strong>Freundschaft</strong>en in <strong>der</strong> multikulturellen Gesellschaft<br />

Ulrike Nennstiel (Sapporo): „Internatsfreundschaften“ im interkulturellen Vergleich. Eine empirische Studie in Deutschland<br />

und Japan<br />

Sebastian Schnettler & Thomas Wöhler (Konstanz): Über die kompensierende Rolle von <strong>Freundschaft</strong>sbeziehungen bei<br />

Eltern und Kin<strong>der</strong>losen in <strong>der</strong> zweiten Lebenshälfte


Brandt, Agnes<br />

<strong>Freundschaft</strong>en in <strong>der</strong> multikulturellen Gesellschaft<br />

Brandt, Agnes, Ludwig-Maximilians-Universität München, Agnes.Brandt@ethnologie.lmu.de<br />

Ad-hoc-Gruppe: <strong>Zusammenhalt</strong> <strong>durch</strong> <strong>Freundschaft</strong>? Zur Aktualität einer Lebensform.<br />

In einer globalisierten Welt ist die <strong>Freundschaft</strong>, wie alle sozialen Beziehungen, <strong>durch</strong> die Wan<strong>der</strong>ungsbewegungen <strong>der</strong><br />

Akteure geprägt. Migration, Transnationalismus und Globalisierung sind soziologische Schlagworte die auf die neuen<br />

Mobilitäten, Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen aufmerksam machen, die in einer zunehmend vernetzten Welt<br />

die Lebenswelten und Sozialformen <strong>der</strong> Akteure prägen. Ausgehend von <strong>der</strong> Annahme, dass aus <strong>der</strong> Interaktion neue<br />

Sozialformen entstehen können, ist die Frage nach <strong>der</strong> Existenz unterschiedlicher <strong>Freundschaft</strong>skulturen gleichzeitig die<br />

Frage nach <strong>der</strong> sozialen Integrationskraft freundschaftlicher Bindungen.<br />

In Deutschland wird die Komplexität des gesellschaftlichen Miteinan<strong>der</strong>s i.d.R. unter dem Thema Integration (seit einiger<br />

Zeit auch Akkulturation) und <strong>der</strong> Frage nach dem Verhältnis unterschiedlicher Kulturansprüche in <strong>der</strong> multikulturellen<br />

Gesellschaft subsummiert. Während sich die Politik noch mit <strong>der</strong> Definition <strong>der</strong> multikulturellen Lebensweisen<br />

herumschlägt, ist das im Multikulturalismusbegriff inhärente unverbundene Nebeneinan<strong>der</strong> in <strong>der</strong> jüngeren soziologischen<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung längst <strong>durch</strong> Begriffe wie Inter- o<strong>der</strong> Transkulturalität abgelöst worden. Letztere betonen die<br />

Variabilität und Dynamik von kulturellen Mischformen, <strong>durch</strong> <strong>der</strong>en Aufeinan<strong>der</strong>treffen neue (und alte) Formen entstehen,<br />

Grenzen (de)konstruiert und gleichzeitig verwischt werden können.<br />

Der Beitrag widmet sich exemplarisch <strong>der</strong> Frage nach dem Potential inter- bzw. transkultureller <strong>Freundschaft</strong>en in<br />

Neuseeland, einer Gesellschaft, die in vielerlei Hinsicht als vorbildlich in puncto gelebtes Miteinan<strong>der</strong> gilt. Doch gilt dies<br />

auch für die Ebene <strong>der</strong> <strong>Freundschaft</strong>? Basierend auf einer ethnographischen Langzeitdatenerhebung erörtert <strong>der</strong> Beitrag,<br />

wie das Neben- und Übereinan<strong>der</strong> unterschiedlicher <strong>Freundschaft</strong>skonzepte sowohl trennt als auch verbindet; und wie sich<br />

die Akteuren in höchst flexibler Art und Weise verschiedener Semantiken bedienen, um in <strong>der</strong> Praxis zwischen<br />

unterschiedlichen sozialen Räumen und Gruppen zu manövrieren. Ausgehend von den neuseeländischen Daten werden die<br />

Potentiale von <strong>Freundschaft</strong> in <strong>der</strong> zunehmend transkulturellen Gesellschaft diskutiert.<br />

1


Knecht, Andrea / Seebaß, Katharina<br />

Soziale Unterstützung und <strong>Freundschaft</strong><br />

Knecht, Andrea, Universität Erlangen-Nürnberg, andrea.knecht@wiso.uni-erlangen.de / Seebaß, Katharina, Universität Erlangen-Nürnberg,<br />

katharina.seebass@wiso.uni-erlangen.de<br />

Ad-hoc-Gruppe: <strong>Zusammenhalt</strong> <strong>durch</strong> <strong>Freundschaft</strong>? Zur Aktualität einer Lebensform.<br />

Obwohl das Verständnis von ‚<strong>Freundschaft</strong>‘ sehr verschieden sein kann, sind sich die meisten Personen darüber einig, dass<br />

es sich dabei um eine lebensbedeutsame Sache handelt, die man nur ungern missen möchte. Gesellschaftlich betrachtet<br />

spielt das Konzept <strong>Freundschaft</strong> eine wichtige Rolle, wenn es um soziale Integration geht. Auf welcher Art und Weise<br />

<strong>Freundschaft</strong> zum <strong>Zusammenhalt</strong> beiträgt ist theoretisch und empirisch größtenteils noch offen. In unserem<br />

vorgeschlagenen Beitrag beschäftigen wir uns mit sozialer Unterstützung und <strong>Freundschaft</strong>, wobei wir davon ausgehen,<br />

dass Unterstützungsressourcen eine wichtige Dimension von <strong>Zusammenhalt</strong> darstellen. Konkret versuchen wir Antworten<br />

auf folgende Forschungsfragen zu geben: (1) Welche relative Bedeutung haben Unterstützungsressourcen <strong>durch</strong> Freunde?<br />

(2) Mit welcher Unterstützung <strong>durch</strong> Freunden kann man rechnen? (3) Wer profitiert von <strong>der</strong> Unterstützung <strong>durch</strong><br />

Freunde?<br />

Frage (1) zielt auf einen Vergleich <strong>der</strong> potentiellen Unterstützung <strong>durch</strong> Freunden mit an<strong>der</strong>en Quellen <strong>der</strong> Unterstützung<br />

ab. Als relevant werden Familie, Arbeitskollegen und die Nachbarschaft erachtet. Frage (2) nimmt die unterschiedlichen<br />

Arten von Unterstützung ins Visier. Hier reicht die Palette auszugsweise von Hilfe bei medizinischen Notfällen, das Erhalten<br />

von Ratschlägen bis zur finanziellen Unterstützung. Frage (3) schließlich geht auf die Adressaten von sozialer Unterstützung<br />

<strong>durch</strong> Freunde ein. Denkbar ist, dass die Freunde eine unterschiedliche Bedeutung in Abhängigkeit vom Familienstand<br />

(wobei hier das Vorhandensein von Kin<strong>der</strong>n berücksichtigt wird) o<strong>der</strong> vom Alter haben.<br />

Das Verhältnis von <strong>Freundschaft</strong> und Unterstützung wird mittels eines aktuellen, repräsentativen Datensatzes aus Nürnberg<br />

überprüft (N=1.180). Die Daten entstammen aus einer Befragung unter den Einwohnerinnen und Einwohnern von Nürnberg<br />

und enthalten unter an<strong>der</strong>em Informationen über soziale Unterstützungspotentiale, die mittels Ressourcengeneratoren<br />

erhoben wurden. Empirische Ergebnisse <strong>der</strong> teils multivariaten Analysen werden vorgestellt und in Hinblick auf ihre<br />

theoretische Bedeutung diskutiert.


Nennstiel, Ulrike<br />

„Internatsfreundschaften“ im interkulturellen Vergleich. Eine empirische Studie in Deutschland und Japan<br />

Nennstiel, Ulrike, Hokusei-Gakuen-University, Japan, z00150@hokusei.ac.jp<br />

Ad-hoc-Gruppe: <strong>Zusammenhalt</strong> <strong>durch</strong> <strong>Freundschaft</strong>? Zur Aktualität einer Lebensform.<br />

Auf die <strong>Freundschaft</strong>en Jugendlicher richtete sich wissenschaftliches Interesse bislang überwiegend aus zweierlei<br />

Perspektiven: 1. Als Teil <strong>der</strong> Ablösung vom Elternhaus im Sinne <strong>der</strong> Theorie <strong>der</strong> Entwicklungsschritte, die ein<br />

gesun<strong>der</strong> Mensch auf dem Weg zum Erwachsenwerden zu <strong>durch</strong>laufen habe, und 2. Im Kontext <strong>der</strong> Deviations-,<br />

Gewaltbereitschafts- und Kriminalitätsforschung. Internatsfreundschaften erscheinen überwiegend aus <strong>der</strong><br />

erstgenannten Perspektive von Interesse, beispielsweise unter <strong>der</strong> Fragestellung: Gelingt es Jugendlichen im<br />

Internat früher, sich von ihrer Herkunftsfamilie abzulösen als an<strong>der</strong>en? Übernimmt das Internat in sozialer<br />

Hinsicht Funktionen, die sonst <strong>der</strong> Familie zugeschrieben werden? Unterscheiden sich Internatsfreundschaften<br />

qualitativ von an<strong>der</strong>en <strong>Freundschaft</strong>en o<strong>der</strong> nur in den Dimensionen Zeit und Distanz?<br />

Unter ähnlicher Fragestellung habe ich in einem Internat in Deutschland eine qualitativ und quantitativ angelegte<br />

Studie <strong>durch</strong>geführt, die sich gegenwärtig im Stadium <strong>der</strong> Auswertung befindet. Der bisherigen Teilauswertung<br />

zufolge (Nennstiel/ Nakata 2012) lassen sich nach ihrer überwiegenden Grundlage drei <strong>Freundschaft</strong>stypen<br />

unterscheiden: vertrauensbasiert, gemeinsamkeitsorientiert und alltagsorientiert. In <strong>der</strong> weiteren Auswertung<br />

richtet sich das Augenmerk auf die Relation dieser Typen zu an<strong>der</strong>en sozialen Beziehungsgefügen wie Clique,<br />

Schule und Elternhaus. Gleichzeitig sollen kulturspezifische Faktoren herausgearbeitet werden <strong>durch</strong> den<br />

Vergleich mit einer entsprechenden Studie in Japan. Als Wichtigstes fällt dabei auf, dass in <strong>der</strong> japanischen<br />

Teilstudie altersgemischte <strong>Freundschaft</strong>sgruppen eine viel wichtigere Rolle spielen, sowohl organisatorisch<br />

institutionalisiert als auch in <strong>der</strong> konkreten Alltagsrealität <strong>der</strong> Jugendlichen. Weitere Details, Ähnlichkeiten und<br />

Unterschiede werden gegenwärtig noch untersucht. Eine Art roten Fragen bildet dabei auch die Frage: Lassen<br />

sich Charakterisitka <strong>der</strong> „<strong>Freundschaft</strong>shölle“, wie sie <strong>der</strong> japanische Soziologe Takayoshi Doi (2008) beschreibt,<br />

auch im Internat finden, und handelt es sich dabei eher um ein „Japan-spezifisches“ Phänomen o<strong>der</strong> gibt es Ent-<br />

sprechendes auch in Deutschland?<br />

In dem Beitrag sollen Ergebnisse dieser Studie in den Kontext des aktuellen Forschungsstandes eingereiht und<br />

vorgestellt werden.


Schnettler, Sebastian/Wöhler, Thomas<br />

Über die kompensierende Rolle von <strong>Freundschaft</strong>sbeziehungen bei Eltern und Kin<strong>der</strong>losen in <strong>der</strong> zweiten Lebenshälfte<br />

Schnettler, Sebastian, Universität Konstanz, sebastian.schnettler@uni-konstanz.de/<br />

Wöhler, Thomas, Universität Konstanz, thomas.woehler@uni-konstanz.de<br />

Ad-hoc-Gruppe: <strong>Zusammenhalt</strong> <strong>durch</strong> <strong>Freundschaft</strong>? Zur Aktualität einer Lebensform.<br />

Frühere Untersuchungen zeigen, dass Kin<strong>der</strong> und Partner die wichtigsten Unterstützungspersonen im Alter sind. Steigende<br />

Anteile von kin<strong>der</strong>losen Personen und die zunehmende Lebenserwartung lassen einen immer größeren Anteil <strong>der</strong> Menschen<br />

ohne diese potentiellen Unterstützungspersonen. Dies wirft die wichtige Frage auf, wie die kin<strong>der</strong>losen älteren Menschen ihre<br />

Unterstützungsnetzwerke wahrnehmen und wie diese eigentlich strukturiert sind: erfahren sie weniger Unterstützung als<br />

potentielle Eltern in <strong>der</strong> gleichen Altersgruppe? O<strong>der</strong> übernehmen an<strong>der</strong>e Menschen in den sozialen Netzwerken <strong>der</strong><br />

kin<strong>der</strong>losen älteren Menschen die sozialen Unterstützungsfunktionen, welche in <strong>der</strong> Regel von Partnern und Kin<strong>der</strong>n<br />

wahrgenommen werden? Früheren Studien über die individuellen Konsequenzen von Kin<strong>der</strong>losigkeit im Alter ist es nicht<br />

gelungen, diese Fragen differenziert genug zu beantworten, oft aufgrund des Problems kleiner Fallzahlen. Der vorliegende<br />

Beitrag besteht aus einer detaillierten Beschreibung <strong>der</strong> sozialen Netzwerke älterer Kin<strong>der</strong>loser im Vergleich zu denen von<br />

Eltern, in beiden Fällen mit einem speziellen Fokus auf <strong>Freundschaft</strong>sbeziehungen im Alter. Zusätzlich werden mögliche Faktoren,<br />

die die Existenz dieser <strong>Freundschaft</strong>sbeziehungen im Alter beeinflussen mit Hilfe von Regressionsanalysen untersucht.<br />

Durch das Poolen von drei Wellen des deutschen Alterssurveys (DEAS) erhält man eine Gesamtzahl von weit über 1000<br />

kin<strong>der</strong>losen Personen im Alter von 40-85 Jahren. Dies ermöglicht eine differenzierte Analyse <strong>der</strong> Situation von Kin<strong>der</strong>losen in <strong>der</strong><br />

zweiten Lebenshälfte mit einer national repräsentativen Stichprobe. Vorläufige Analysen <strong>der</strong> Daten <strong>der</strong> ersten beiden Wellen des<br />

DEAS liefern zwei wichtige Ergebnisse: Erstens sind die Kin<strong>der</strong>losen keine homogene, sozial isolierte Gruppe - stattdessen können<br />

wir wichtige Risiko- und Wi<strong>der</strong>standsfaktoren identifizieren, die den Einfluss zwischen Kin<strong>der</strong>losigkeit und wahrgenommener<br />

sozialer Unterstützung mo<strong>der</strong>ieren Zweitens wird die fehlende Bindung an Kin<strong>der</strong> nur teilweise <strong>durch</strong> <strong>Freundschaft</strong>sbindungen<br />

kompensiert. Stattdessen sind die Bindungen zu Geschwistern und <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n in Bezug auf Unterstützung am wichtigsten.<br />

Aufbauend auf diese vorläufigen Ergebnisse bieten wir auf Basis <strong>der</strong> Daten aller drei Wellen des DEAS einen differenzierteren<br />

Blick auf die spezifischen Haushalts- und Netzwerk-Konstellationen <strong>der</strong> Befragten und <strong>der</strong>en Zusammenhang mit<br />

wahrgenommener Unterstützung. Darüber hinaus ist es uns möglich, potenzielle Kohorteneffekte in Bezug auf neue Formen des<br />

Wohnens bei Kin<strong>der</strong>losen im Alter zu erkennen.


Wetzel, Dietmar J.<br />

<strong>Freundschaft</strong> als Resonanzbeziehung – Elemente einer Soziologie gelingen<strong>der</strong> Lebensführung<br />

Wetzel, Dietmar J., Institut für Soziologie, Universität Bern, wetzel@soz.unibe.ch<br />

Ad-hoc-Gruppe: <strong>Zusammenhalt</strong> <strong>durch</strong> <strong>Freundschaft</strong>? Zur Aktualität einer Lebensform<br />

In <strong>der</strong> gegenwärtigen Soziologie fehlt nicht nur eine Soziologie <strong>der</strong> <strong>Freundschaft</strong>, ebenso mangelt es an einer Soziologie des<br />

gelingenden („guten“) Lebens. Am Ausgangspunkt steht hier die Überzeugung, dass eine als Resonanzbeziehung zu<br />

verstehende <strong>Freundschaft</strong> ein wichtiges Element einer gelingenden Lebensführung ist. Allerdings droht die Kategorie <strong>der</strong><br />

<strong>Freundschaft</strong> im Zeitalter des Internets und einer beschleunigten Mobilität (Rosa 2005) unscharf zu werden. Bedingt <strong>durch</strong><br />

flexibilisierte Arbeitsmärkte eignet Sozialbeziehungen häufig eine hohe Flüchtigkeit. Die Möglichkeit zur Partizipation an<br />

sozialen Netzwerken führt zu neuen (Un-)Verbindlichkeiten in Sachen <strong>Freundschaft</strong>. Folgen wir <strong>der</strong> Diagnose einer<br />

zunehmenden „Verwettbewerblichung gesellschaftlicher Teilbereiche“ (Wetzel 2011), konkurrieren wir prinzipiell um alles,<br />

also auch um attraktive, ‚wertvolle‘ Freunde. <strong>Freundschaft</strong>en stehen zudem in einem Wettbewerb mit <strong>der</strong> Familie und<br />

Partnerschaften. Durch die medial bedingte Zunahme potenzieller <strong>Freundschaft</strong>en wird <strong>Freundschaft</strong> ein zunehmend<br />

wichtiges Gut in unserer Gesellschaft, zugleich wird diese aber <strong>durch</strong> die Individualisierung schwieriger. Ausgehend von<br />

diesen zeitdiagnostischen Beobachtungen argumentiert <strong>der</strong> Beitrag, dass <strong>Freundschaft</strong> eine bedeutsame<br />

Resonanzbeziehung in dreifacher Dimension verkörpern kann: 1. Kognitive Resonanz: <strong>Freundschaft</strong>en basieren auf den von<br />

Honneth u. a. beschriebenen Prozessen wechselseitiger Anerkennung. Gegenseitige Wertschätzung wird essentiell, was sich<br />

konkret in Gesprächen, gemeinsamen Unternehmungen etc. materialisiert. 2. Affektiv-interaktive Resonanz: In einer<br />

<strong>Freundschaft</strong> lassen wir uns vom gegenüber affizieren, d. h. es entstehen Gefühle, Stimmungen und Atmosphären, die über<br />

ein rein rationales (kognitiv gesteuertes) Miteinan<strong>der</strong> hinausgehen. 3. Leibliche (Eigen-)Resonanz: Körperliche Ko-Präsenz<br />

führt zu einer Resonanz im Sinne eines „Wohl-Seins“. In <strong>der</strong> Gegenwart mit einem bedeutsamen An<strong>der</strong>en gewinnt das<br />

Leben eine Wertigkeit, die Eigenresonanz im Sinne des Spürens (Schmitz 2011) ermöglicht. Fazit: Erleben Individuen<br />

<strong>Freundschaft</strong>en im Sinne dieser beschriebenen Resonanzbeziehung, dann werden diese <strong>Freundschaft</strong>en zu einem<br />

elementaren Teil einer gelingenden Lebensführung. Eine empirisch zu klärende Frage bleibt, inwiefern alle<br />

Resonanzdimensionen zwingend gelten müssen.

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