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108 Slovenski jezik - Slovene Linguistic Studies 1 (1997)<br />
den jungen slovenischen Literaten gingen vor allem über Fragen des Alphabet~~~<br />
und die Grundlage der slovenischen Schriftsprache (PreSeren vertrat die Ansicht, sie<br />
entstehe in ihrer höchsten Form nur über die Dichtung und könne nicht aus<br />
Bauerndialekten gewonnen werden). In dem uns hier interessierenden Punkt könnte<br />
man die Kontrahenten aber fast einig nennen, denn Kopitars Ansichten über eine<br />
gemeinsame (süd-)slavische Schriftsprache sind von denen PreSerens nicht allzu weit<br />
entfernt, selbst die Metaphorik ihrer Aussagen gleicht sich:<br />
.Man sieht, wir überlassen die Einführung einer einzigen Schriftsprache für alle<br />
Slavischen Stämme lieber dem allmähligen aber sichern Gange der Natur, als einem<br />
Nation-Concilio von Gelehrten aller Dialekte, womit sich Kumerdej und Japel trugen,<br />
und dergleichen Voltiggi [...I. Nur ein gleichförmiges Alphabet! Alles übrige überlasset<br />
getrost der Natur.« (Kopitar 1808, 205)<br />
PreSeren argumentiert mit der mindestens ebenso großen Ähnlichkeit der romanischen<br />
wie der slavischen Sprachen untereinander, die es nicht verhindere, daß<br />
es dennoch eine eigene französische, italienische, spanische und portugiesische<br />
Schriftsprache gibt (in einem Brief an Vraz vom 26. Oktober 1840; Petre 1939, 190).<br />
An anderer Stelle schreibt er:<br />
.Es hat den Anschein, als ob es dem Dr. Gai und anderen slawischen Literatoren mit<br />
der Idee Ernst wäre, dass die slowenische und illyrisch serwische Sprache in eine<br />
verschmolzen werden sollten, oder vielmehr dass der slowenische Dialekt als Schriftsprache<br />
aufhören und hinfüro nur mehr der serwische geschrieben werden sollte. Ich<br />
bin von der Unausführbarkeit dieser Idee subjektiv überzeugt, habe jedoch bis nun<br />
dieselbe auf keine Art bekämpft.« (PreSeren, Brief vom 19. Juli 1838; PreSeren<br />
1965166 11, 203)<br />
.Ich wünsche übrigens nicht nur dem Panslawismus, sondern auch dem Panillyrismus<br />
das beste Gedeihen; glaube jedoch, dass man bis zum Erntetag alles Aufgesprossene<br />
stehen lassen soll, damit der Herr (70 nav) am jüngsten Tage das Gute<br />
werde von dem Schlechten ausscheiden können.« (PreSeren, Postskript zu Smoles<br />
Brief an Vraz vom 26. Oktober 1840; PreSeren 1965166 11, 203)<br />
3.2 Erklärtes Ziel der slavischen wzajemnost war es im Sinne Kollirs zunächst,<br />
als »literarische Wechselseitigkeit« den slavischen Literaturen Austausch und vor allem<br />
auch ein größeres Publikum zu verschaffen, als dies zumindest den kleineren<br />
unter ihnen bisher zur beschieden war; noch war dabei nicht an eine ~Verschmelzung«<br />
der »Dialekte« (= Sprachen) und »Stämme« (= Völker) gedacht, wenn eine solche<br />
Möglichkeit auch für die Zukunft nicht ausgeschlossen wird:<br />
>,Bei der Wechselseitigkeit bleiben alle Stämme und Mundarten unverrückt auf ihrem<br />
alten Platz stehen, befördern aber mit gegenseitig vereintem Wirken und Wetteifern<br />
die Blüthe der gemeinschaftlichen National-Literatur: die Wechselseitigkeit selbst ist<br />
darin nicht eine Blume, sondern die Blumengöttin, welche die verschiedenen Blumen<br />
42 In den Jahren 1831-33 gab es in slovenischen Intellektuellenkreisen eine heftige öffentliche<br />
Auseinandersetzung um die Einführung eines neuen slovenischen Alphabets, der sog. MetelEica,<br />
bekannt als Crkarska pravda oder slovenischer ABC-Krieg (letzteres nach dem Titel einer im Zllyrischen<br />
Blatt veröffentlichten polemischen Schrift Matija Cops aus dem Jahre 1833). Kopitar befürwortete<br />
die Einführung der MetelEica, PreSeren und Cop waren dagegen.