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116 Slovenski iezik - Slovene Lin~uistic Studies 1 (1997)<br />

das zur einheitsstiftenden Zusammenarbeit der Südslaven in Österreich-~ngarn aufruft<br />

und im Gegensatz zu den sprachlich-literarischen Bestrebungen Jarniks, Vraz'<br />

und Majars ganz konkrete (und zu dieser Zeit bereits als realisierbar eingestufte) politische<br />

Ziele verfolgte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, im Jahrzehnt vor dem Ersten<br />

Weltkrieg, erreichte der Neoillyrismus seinen Höhepunkt mit den bekannten historischen<br />

Folgen. Den Vorkämpfern dieser Bewegung ging es um die Konstituierung<br />

und Konsolidierung eines neuen jugoslavischen Staates. Aus diesem Grund wollen<br />

wir den Neoillyrismus (Jugoslavismus) trotz der Namensgleichheit mit dem Illyrismus<br />

der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als eine eigene geistesgeschichtliche Epoche<br />

untersuchen.<br />

4.1 Zum größten Vorbild der Neoillyrer wird Stanko Vraz, ohne daß wirklich<br />

dessen Prioritäten übernommen worden wären, basierte doch die von Fran IleSiC<br />

(1871-1942), Literaturgeschichtler, Slavist und von 1907-1914 Vorsitzender der Slovenska<br />

Matica:' geführte Bewegung auf der Idee von der politischen Vereinigung<br />

von Slovenen und Kroaten, die erst sekundär stufenweise auch zu einer gemeinsamen<br />

Schriftsprache führen sollte, wobei die Wissenschaftssprache in Zukunft kroatisch<br />

sein sollte. Die slovenische Nation(a1ität) ist für IleSiC kein Selbstzweck oder<br />

Endziel, sondern ein »kultureller Sauerteig des Südslaventums« (~izvrsten kulturen<br />

kvas juinoslovanstva«). Am Ende dieser Entwicklung sollte dann - wieder auf evolutionärem<br />

Wege - eine neue Hochsprache (~vrhovni knjiini jeziks) ent~tehen.~~ Die<br />

Resolution der aus dem Zusammenschluß der allslovenischen Volkspartei und der<br />

kroatischen Rechtspartei entstandenen neuen kroatisch-slovenischen Partei, die im<br />

November 1909 im Hotel Tivoli verlesen wurde, stellt u.a. fest:<br />

»Zlasti smatra [scil. Jugoslovanska socialna demokracija, E. S.] potrebnim sporazumljenje<br />

o skupnem narodnem jeziku in pravopisu kot prvem predpogoju popolnega<br />

enotnega narodnega iivljenja ~ugoslovanov.~~~<br />

Eine diesem Vorhaben inhärente Schwierigkeit erkennt und benennt Mihajlo<br />

Rostohar in seinem Beitrag Jugoslovanstvo:<br />

»Ilirizem kot stremljenje po edinstvu juinega Slovanstva, se je V konkretnem izvajal<br />

vedno tako, da so si slovenski pisatelji nadeli ime Ilircev in postali Hrvatje, zakaj pisali<br />

so hrvaSko - ne ilirsko, tudi tutili so se defakto kot Hrvatje in kot taki so nasprotovali<br />

narodnemu in kulturnemu razvoju slovenskega naroda. To bolj ali manj<br />

prikrito nasprotovanje opazujemo tudi pri sodobnih ,novoilircih' [...].« (Rostohar<br />

1912, 117)~~<br />

61 IleSit ist u.a. Herausgeber des ersten Trubarjev Zbornik (LjubljanaILaibach 1908).<br />

62 vgl. Veda, 1913. Vergleichbare Überlegungen zugunsten einer teilweisen oder völligen Aufgabe<br />

der slovenischen Sprache stellten im Rahmen der jugoslavischen Idee auch Gruppen in allen<br />

slovenischen Parteien an, schrieben aber ihre wissenschaftlichen Texte inkonsequenterweise weiterhin<br />

in slovenischer Sprache.<br />

63 »Sie [scil. die Jugoslavische Sozialdemokratie, E. S.] hält die Verständigung über eine gemeinsame<br />

Sprache und Rechtschreibung für die ganze Nation als erster Vorbedingung..für ein nationales<br />

Leben der Jugoslaven in vollkommener Einheit für dringend erforderlich.< [Ubersetzung<br />

von mir, E. S.] Resolution der Konferenz jugoslavischer Sozialdemokraten, 21.-22. XI. 1909 im Hotel<br />

»Tivoli< in LjubljanalLaibach, Zgodovinski Arhiv KPJ, 5: Socialistic'no gibanje V Sloveniji<br />

1869-1920, Beograd 1951; hier zitiert nach: Melik 1986, 201.<br />

64 »Der Illyrismus als Streben nach Einheit bei den Südslaven ist konkret so abgelaufen, daß<br />

slovenische Schriftsteller sich den Namen Illyrer gaben und Kroaten wurden und darum kroatisch

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