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94 Slovenski jezik - Slovene Linguistic Studies 1 (1997)<br />
besonders bei den GlagoljaSi in Istrien und Dalmatien dankbare Abnehmer. Die<br />
sprachlichen Implikationen der reformatorischen wie der gegenreformatorischen Aktivitäten<br />
waren, und das sollte nicht in Vergessenheit geraten, Folge, nicht Ziel: die<br />
Volkssprache wurde zu Zwecken der Katechisierung eingesetzt. Warum dieser Gegensatz<br />
im untersuchten Kontext durchaus eine Rolle spielt, soll im folgenden herausgearbeitet<br />
werden.<br />
2 Der Bedarf an einer slavischen Schriftsprache wird erstmals anläßlich der<br />
sog. Slavenmission8 der Brüder Konstantin und Method aus Saloniki aufgeworfen:<br />
als für die Übersetzung liturgischer und biblischer Texte eine slavische Schrift und<br />
-sprache benötigt wurden (vgl. Lehr-Splawifiski 1959, 65; Vita Constantini, Kap.<br />
XIV)?' Anders, als im 19. Jahrhundert Bartholomäus Kopitar das Ideal des Überset-<br />
Zens in »das« Slavische definiert, besteht das ~ntscheidende an ihrer Leistung dabei<br />
nicht darin, beim Übersetzen der »Stimme des Slavischen Genius« zu folgen, sondern<br />
umgekehrt in der »fast vollständigen Gräzisierung dessen, was sie als Slavisch<br />
vorfanden, d.h. in der so weitgehenden Angleichung und Anpassung desselben an<br />
das von ihnen ganz selbstverständlich als Vorbild angesehene Griechisch« (Raecke<br />
1995, 404), um die Übersetzung komplexer Inhalte ins Slavische überhaupt erst möglich<br />
zu machen. Ob die Sprache der altkirchenslavischen Texte Altbulgarisch, Altmakedonisch<br />
oder, wie Kopitar und nach ihm Miklosich meinen, Altslovenisch genannt<br />
werden soll, also die Frage nach der dialektalen Grundlage der zu kirchlichen<br />
Zwecken geschaffenen Schriftsprache, kann hier nicht erörtert werden. Wichtig ist<br />
im Zusammenhang mit den uns hier interessierenden Projekten gesamtsüdslavischer<br />
Schriftsprachen allerdings, daß es sich beim Altkirchenslavischen um eine von historischen<br />
Individuen geschaffene und von einem großen Rezipientenkreis angenommene<br />
slavische Schriftsprache handelte, ein Vorgang, den zu wiederholen und nachzuahmen<br />
später noch mehrfach versucht werden sollte. Was im 19. Jahrhundert zu<br />
weitläufigen Polemiken führt, brauchte im 9. Jahrhundert noch nicht problematisiert<br />
Das Wort »Mission« ist in diesem Zusammenhang eigentlich falsch, denn die Mährer waren<br />
- wie neben dem bekannten Streit mit den fränkischen Geistlichen vor Ort auch der nachfolgend<br />
zitierte Auszug aus der Konstantinsvita belegt - ja bereits Christen.<br />
Kyrill und Method werden durch die anläßlich des tausendjährigen Jubiläums der Slavenmission<br />
erschienenen Encyklika Papst Leos XIII. Grande rnunus (1880), die ihre Aufnahme in den<br />
katholischen liturgischen Kalender und die Anordnung ihres Festes bekanntgibt, auch bei den katholischen<br />
Slaven wieder aufgewertet (vgl. Leonis XIII. P.M. Acta, vol. 11, S. 125-137). Majar-Ziljski,<br />
Verfasser der Uzajemna Slovnica slavjanska und katholischer Geistlicher, fordert u.a. dazu auf,<br />
das Fest Kyrills und Methods mit einer feierlichen gesungenen Messe zu begehen und ihnen Altäre<br />
zu weihen, um ihre Bedeutung für die Slaven zu würdigen und sie anderen Nationalitäten gegenüber<br />
zu unterstreichen (Majar-Ziljski 1885, 59-61).<br />
'O »Rsstislav~ bo, Moravbskyi k~nedzb, Bogomb ustim.6, sovet.6 s~tvori s.6 k~nedzi svoimi i<br />
s.6 Moravljany, i pos~la k.6 cesarju Mixailu, glagolje . ljudbm.6 naSim.6 poganbstva se ot.6vrbg.6-<br />
Sem5 i po xristbjanbskyi se zakon~ drbieStem.6 uEitelja ne imam.6 takogo, iie ny bi v.6 svoi jezyk.6<br />
ist~j~ v6r~ xristbjanbsk~ s~kazal.6, da se biSe i iny strany togo zbreSte, podobily nam.6. To pos~li<br />
ny, vladyko, jepiskupa i uEitelja takogo, ot.6 vas.6 bo na vbse strany vbsegda dobryi zakon~ isx0dito.c<br />
- »Denn Rastislav, der mährische Fürst, hielt, von Gott ermahnt, mit seinen Fürsten und<br />
den Mährern Rat und sandte zu Kaiser Mihail die Botschaft: Unsere Leute haben das Heidentum<br />
abgeworfen und halten sich an das christliche Gesetz, doch wir haben keinen Lehrer, uns in unserer<br />
Sprache im wahren christlichen Glauben zu unterweisen, damit auch andere Länder, wenn sie<br />
dies sehen, uns darin nachfolgten. Deshalb sende uns also, Herr, einen solchen Bischof und Lehrer,<br />
denn von Euch geht immer in alle Länder gutes Gesetz aus.« [Übersetzung von mir, E. S.1