Tip 4 2013
Geschenktipps Adventtipps Einkaufsnacht
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5 Jahre „Die Brücke“ Hollabrunn<br />
Auf dem Weg<br />
von der Krise<br />
zur Chance<br />
Text: Manfred Breindl<br />
Krisen sind Teil unseres Lebens,<br />
und jeder Krise wohnt auch<br />
eine Chance inne. So weit, so<br />
alltäglich. Doch gilt das auch<br />
für Kinder, die dramatische<br />
Lebenskrisen durchmachen?<br />
Welche Chance bekommen sie?<br />
Die<br />
Hollabrunn<br />
Zentrum für Krisenintervention und Assessment<br />
in der stationären Jugendwohlfahrt<br />
Im NÖ Landesjugendheim Hollabrunn<br />
besteht seit fünf Jahren ein<br />
„Zentrum für Krisenintervention<br />
und Klärung in der stationären Jugendwohlfahrt“,<br />
wie diese Einrichtung in<br />
korrekter Fachsprache heißt. Ihre Kernaufgabe<br />
ist es, Kinder und Jugendliche in<br />
psychosozialen Krisensituationen aufzunehmen,<br />
sozialpädagogisch zu versorgen<br />
und zu betreuen und über Auftrag der<br />
behördlichen Jugendwohlfahrt gemeinsam<br />
mit allen Beteiligten persönliche<br />
und familiäre Lösungen zu suchen.<br />
Der Weg ist also das Ziel, um eine weitere<br />
Phrase zu bemühen: der weitere Lebensweg<br />
von Kindern und Jugendlichen,<br />
die Erarbeitung von Perspektiven für<br />
eine gelingende Zukunft, ein Brückenschlag<br />
vom Heute zum Morgen. Der Name,<br />
den das erste Kriseninterventionszentrum<br />
dieser Art und auch die drei<br />
weiteren in der Folge in Niederösterreich<br />
entstandenen tragen, ist somit Programm:<br />
„Die Brücke“<br />
Annahme statt Ablehnung<br />
Martin ist acht, als er Ende Juni in der<br />
Brücke aufgenommen wird, weil seine<br />
Mutter mit seinem provokanten Verhalten<br />
nicht mehr zurechtkommt und<br />
er auch von der Schule zu fliegen droht.<br />
„Ich weiß nicht mehr, was ich mit ihm<br />
machen soll, ich bin mit meinen Kräften<br />
am Ende.“ Auch im Krisenzentrum<br />
zeigt Martin viele seiner Auffälligkeiten:<br />
Distanzlosigkeit gegenüber den anderen<br />
Kindern, rasches Zuschlagen, Lügengeschichten,<br />
Respektlosigkeit und Widerstand<br />
gegenüber den BetreuerInnen.<br />
Diese gehen aber mit seinem Verhalten<br />
in einer ganz anderen Form um, als er<br />
dies in der Interaktion mit seiner Mutter<br />
gewohnt ist.<br />
30<br />
Das multiprofessionelle Team der Brücke Hollabrunn: v. l. Dr. Christian Gutschi, DSA Gabriele<br />
Haschka, Barbara Birgmann, Johanna Stritar, Regina Riepl, Mag. Brigitte Unger, Roswitha<br />
Steindl, Tina Reithofer, Stefan Kopt, Regina Weber<br />
„Dass es Menschen gibt, die ein solches<br />
Verhalten einfach aushalten und damit<br />
eine Form von Annehmen ausdrücken,<br />
ist für Kinder, die bisher meist Ablehnung<br />
erlebt haben, eine ungemein positive<br />
Erfahrung“, weiß Dr. Christian Gutschi,<br />
Klinischer Psychologe in der Brücke<br />
Hollabrunn. Kerstin hat diese Erfahrung<br />
vor drei Jahren gemacht: „In den<br />
Gesprächen habe ich mich verstanden<br />
gefühlt, und ich habe Mut bekommen,<br />
weiterleben zu wollen.“