Konzentration im Energiesektor - Bund
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Am 8.1.2008 gab das <strong>Bund</strong>eskartellamt bekannt,<br />
dass zum 1.Oktober 2008 Marktgebiete zusammengelegt<br />
werden, so dass es nur noch zwei Marktgebiete<br />
bei L-Gas und sechs Marktgebiete bei H-Gas geben<br />
werde. 73<br />
Speicherkapazitäten<br />
Anders als Strom kann Gas gespeichert werden. „Der<br />
deutsche Speichermarkt zählt mit einem Anteil von<br />
über 28 % an den gesamten Speicherkapazitäten<br />
aller EU-Mitgliedstaaten aufgrund seiner Vielzahl an<br />
(dezentralen) Speicheranlagen und des hohen Arbeitsgasvolumens<br />
zu den attraktivsten in Europa. So<br />
befinden sich über ein Drittel aller europäischen Speicher<br />
in Deutschland.“ 74 Die Europäische Richtlinie hat<br />
es den Mitgliedstaaten freigestellt, einen regulierten<br />
Speicherzugang oder einen Zugang auf Vertragsbasis<br />
zu wählen, das deutsche Energiewirtschaftsgesetz<br />
lässt nur einen Speicherzugang auf Vertragsbasis zu.<br />
„Nach Angaben der <strong>Bund</strong>esnetzagentur beträgt der<br />
Marktanteil der etablierten (überregionalen) Ferngasunternehmen<br />
am Arbeitsgasvolumen der Speicher<br />
über 70 %. Zugleich verfügen diese Unternehmen<br />
über den Zugang zur Importebene, auf der langfristige<br />
Gaslieferverträge mit ausländischen Lieferanten<br />
vorherrschen. Die Folge ist, dass die Kapazitäten<br />
inländischer Speicheranlagen für lange Zeit <strong>im</strong> Voraus<br />
ausgebucht sind. (...) Die Sektoruntersuchung der<br />
Europäischen Kommission hat sogar ergeben, dass<br />
bis zu 80 % der technischen Kapazitäten für mehr als<br />
fünf Jahre, zum für bis zu 15 Jahren ausgebucht sind.<br />
Zudem beschränkt sich die Nutzung der vorhandenen<br />
Speicheranlagen auf wenige Unternehmen. Die<br />
Mehrzahl der Speicheranlagen wird von weniger als<br />
drei Unternehmen genutzt.“ 75 Der Monitoringbericht<br />
2006 der <strong>Bund</strong>esnetzagentur zeigt bei der kurzfristigen<br />
Verfügbarkeit von Speicherkapazitäten nur 1-2 %<br />
freie Speicherkapazität bestehen. Die Buchung von<br />
Speicherkapazitäten wird nicht diskr<strong>im</strong>inierungsfrei<br />
gehandhabt. „Bei der Buchung von Speicherkapazitäten<br />
durch verbundene Unternehmen hat – bis auf<br />
eine Benennung – kein Unternehmen technische,<br />
wirtschaftliche oder tatsächliche Probleme bei der<br />
Speichernutzung mitgeteilt bekommen, während derartige<br />
Probleme bei nicht verbundenen Unternehmen<br />
in zwölf Fällen genannt werden.“ 76<br />
Langfristige Lieferverträge<br />
Der Gasmarkt zeichnet sich durch langfristige Lieferverträge<br />
aus. „70 % der von E.ON Ruhrgas belieferten<br />
Weiterverteiler decken ihren Gesamtbedarf zu<br />
100 % über Lieferungen der E.ON Ruhgas ab. Insgesamt<br />
wiesen mehr als 75 % der Lieferverträge eine<br />
Bedarfsdeckungsmenge von über 80 % mit einer<br />
73<br />
Erdgasqualität L (Low) und H (High), Diese Erdgasqualitäten sind nur<br />
begrenzt substituierbar, deshalb werden sie in getrennten Marktgebieten<br />
gehandelt.<br />
74<br />
Sondergutachten der Monopolkommission, a.a.O., S.129.<br />
75<br />
ebenda, S.129f.<br />
76<br />
<strong>Bund</strong>esnetzagentur: Monitoringbericht2006, Bonn August 2006, S. 97<br />
Laufzeit von über vier Jahren auf.“ 77 Das <strong>Bund</strong>eskartellamt<br />
hat daraufhin gegen 15 Gasversorgungsunternehmen<br />
ein Verfahren wegen Missbrauchs ihrer<br />
marktbeherrschenden Stellung eingeleitet. Am 13.<br />
Januar 2006 erließ es eine Untersagungsverfügung,<br />
die vom Oberlandesgericht Düsseldorf bestätigt wurde.<br />
Unter anderem wurde „ab sofort der Abschluss<br />
von Vereinbarungen in Gaslieferverträgen mit den an<br />
ihre in Deutschland gelegenen Versorgungsleitungen<br />
angeschlossenen Regional- und Ortsgasunternehmen<br />
mit einem Gesamtvertriebsbedarf von mehr als 200<br />
GWh pro Jahr insoweit untersagt, als a) die Laufzeit<br />
von Verträgen mit einer Deckung des tatsächlichen<br />
Vertriebsbedarfs des Abnehmers von über 50 % bis<br />
einschließlich 80 % vier Jahre überschreitet oder die<br />
Laufzeit von Verträgen mit einer Deckung des tatsächlichen<br />
Vertriebsbedarfs des Abnehmers von über 80 %<br />
zwei Jahre überschreitet.“ 78<br />
Börsenhandel mit Gas<br />
Das derzeitige Handelsvolumen auf dem Spotmarkt<br />
der Leipziger Börse EEX ist gering. Erst seit Juli 2007<br />
wird an der Leipziger Börse EEX, die seit 2002 Strom<br />
handelt, auch Gas gehandelt. “Am Spotmarkt betrug<br />
das Handelsvolumen (Markgebiete BEB und E.ON GT)<br />
404.670 MWh. Am Terminmarkt (Marktgebiete BUB<br />
und E.ON GT) wurden bis Jahresende 3.697.920 MWh<br />
Erdgas gehandelt.“ 79 Wobei dies umgerechnet auf den<br />
Jahresverbrauch von 2006 am Spotmarkt nur 0,044 %<br />
und am Terminmarkt 0,41 % des gesamten Jahresverbrauches<br />
gewesen sind. 80<br />
4.2. Politische Macht durch<br />
wirtschaftliche Macht<br />
Die Verflechtungen zwischen der Energiewirtschaft<br />
und der Politik sind langjährig, vielfältig und wirkungsvoll.<br />
Die Landesenergieaufsicht wurde regelmäßig<br />
zugunsten der großen Energieversorger missbraucht.<br />
So untersagte in den 80er Jahren die damalige niedersächsische<br />
Wirtschaftsministerin und Aufsichtratsmitglied<br />
bei der VEBA-Tochter PREAG, Frau Breuel, den<br />
Stadtwerken Hannover den Neubau eines Heizkraftwerkes,<br />
„da die PREAG an die Stadt ein Strompreisangebot<br />
abgegeben hat, das <strong>im</strong>mer fünf Prozent unter<br />
den Kosten des Heizkraftwerkes liegt.“ 81 Schließlich<br />
musste die PREAG ihre Atomstrom-Überkapazitäten<br />
loswerden. Die Stadtwerke München wollten ihre<br />
25 % Anteile am AKW Isar-II veräußern und ihre<br />
eigenen KWK-Anlagen erneuern und ausbauen. Der<br />
bayerische Wirtschaftsminister Jaumann, gleichzeitig<br />
77<br />
Sondergutachten der Monopolkommission, a.a.O., S. 144.<br />
78<br />
<strong>Bund</strong>eskartellamt, 8. Beschlussabteilung, B 8 – 113/03 – 1 vom<br />
13.01.2006, S.3.<br />
79<br />
EEX: Deutliche Steigerung der Handelsvolumina 2007, Pressemitteilung<br />
der EEX vom 9. Januar 2007<br />
80<br />
Das <strong>Bund</strong>eswirtschaftsministerium gibt in seiner Energiestatistik<br />
(http://www.bmwi.de/BMWi/ Navigation/Energie/energiestatistiken,<br />
did=176654.html ) den Jahresverbrauch für 2006 (für 2007 liegen die<br />
Zahlen z.Zt. noch nicht vor) mit 3285 Petajoule (PJ) an. 3,6 Petajoule<br />
entsprechen 1 Mio. MWh.<br />
81<br />
Stephan Kohler: Vom lokalen Netz zum Großverbund – Eine Energiewende<br />
ist möglich (II) in Kommune 12/1985, S. 27.<br />
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