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Evangelisch-methodistischer Gottesdienst Heilbronn-Leingarten aus ...

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<strong>Evangelisch</strong>-<strong>methodistischer</strong> <strong>Gottesdienst</strong> <strong>Heilbronn</strong>-<strong>Leingarten</strong> <strong>aus</strong> dem<br />

Ev.-meth. Gemeindezentrum<br />

vom 28.03.2004 im ZDF um 9.30 Uhr<br />

Mit Pastor Friedhelm Gutbrod, Pastor Hartmut Hilke<br />

weiteren Gästen<br />

Frieden – zueinander finden<br />

<strong>Evangelisch</strong>er <strong>Gottesdienst</strong> im Zweiten Deutschen Fernsehen<br />

Sendetitel:<br />

Frieden – zueinander finden<br />

Übertragungsort: <strong>Evangelisch</strong>-methodistische Kirche<br />

<strong>Leingarten</strong><br />

Sendedatum: 28. März 2004<br />

Sendezeit: 9:30 – 10:15 Uhr<br />

Mitwirkende:<br />

Musikalische Gestaltung:<br />

Konzeption:<br />

Redaktion:<br />

Produktionsleitung:<br />

Aufnahmeleitung:<br />

Pastor Friedhelm Gutbrod,<br />

Pastor Hartmut Hilke,<br />

Ina Maurieschat,<br />

Gudrun Siegele,<br />

Rainer und Eva-Maria Schmolz,<br />

Paul und Marliese Gräsle,<br />

Ute Schütz,<br />

Charlotte Gräsle,<br />

Simeon Siegele<br />

Susanne Hilke-Gräsle,<br />

Flöte: Kl<strong>aus</strong> Krockenberger<br />

Oboe: Angela Ulrich<br />

Klavier und Orgel: Volkmar Drauz<br />

Frank-Michael Theuer<br />

Hanne Huntemann<br />

Friedhelm Schierle<br />

Regie:<br />

Rolf L<strong>aus</strong>chke<br />

1. Kamera: Kl<strong>aus</strong>-Uwe Flade<br />

Kontaktadresse zur Gemeinde:<br />

Evang. Methodistisches<br />

Gemeindezentrum<br />

Brühlstr. 33<br />

74211 <strong>Leingarten</strong><br />

Musik zum Eingang


Begrüßung<br />

Pastor Gutbrod: Ich träume von einem „H<strong>aus</strong> des Friedens“, wo unser Zusammenleben gelingt.<br />

Pastor Hilke: Aber unser Zusammenleben gelingt nicht immer. Wir reden aneinander vorbei, wir<br />

hören einander nicht richtig zu, wir drohen sogar, wenn nicht das geschieht, was wir wollen. Dein<br />

Traum scheint <strong>aus</strong>geträumt.<br />

Pastor Gutbrod:Friedlich zusammenleben ist schön und schwierig zugleich. Das sind unsere<br />

Erfahrungen und diese Erfahrungen wollen wir mit Ihnen heute teilen.<br />

Wir begrüßen Sie ganz herzlich hier im Gemeindezentrum der <strong>Evangelisch</strong>-methodistischen Kirche in<br />

<strong>Leingarten</strong> und überall dort, wo Sie durch das Fernsehen jetzt mit uns verbunden sind.<br />

Pastor Hilke: In der Gegenwart des dreieinigen Gottes sind wir zusammen gekommen. Der Vater<br />

nimmt uns so an, wie wir sind. Der Sohn gibt uns Orientierung für unser Leben. Der Geist verbindet<br />

uns. Amen.<br />

Gemeindelied: „Gott, gib Frieden“, (EmK Gesangbuch 588, 1-3)<br />

Gott, gib Frieden! Gott, gib Frieden! Hilf uns tun nach Jesu Wort, der die Menschen selig preist<br />

und sie seine Kinder heißt, die den Frieden bewahren immer fort.<br />

Gott, gib Frieden! Gott, gib Frieden! Frieden in der Christenheit. Ohne dich ist unsre Zeit so<br />

voll Vorurteil und Streit, und die Kluft, die dein Volk zerreißt, ist breit.<br />

Gott, gib Frieden! Gott, gib Frieden! Frieden zwischen Jung und Alt. Ohne dich ist unsre Zeit<br />

so voll Vorurteil und Streit, gib du uns, Herr, gib du uns festen Halt.<br />

Text: Friedrich Walz 1968; Melodie: African Spiritual 19. Jh. (O freedom); Begleitsatz: Johannes Nitsch 1986<br />

Erfahrungen<br />

Pastor Gutbrod: Ich kann es gerne zugeben: Ich träume zwar vom Frieden auf der Welt, aber ich<br />

schaffe es nicht einmal in meiner eigenen Familie, immer friedlich zu sein.<br />

Wo Menschen zusammen leben, gibt es Auseinandersetzungen. Wir erleben das in der Gemeinde bei<br />

Entscheidungsfindungen. Das betrifft den Bau dieser Kirche vor einem Jahr. Das betrifft sogar die<br />

Vorbereitung des heutigen <strong>Gottesdienst</strong>es.<br />

Jeder hat seine Meinungen. Jede pocht auf ihre Vorstellung. Es „knackt“ im Gebälk des H<strong>aus</strong> des<br />

Friedens.<br />

1. Statement<br />

Rainer Schmolz: Er redet nicht mehr mit mir und er spricht auch nicht und grüßt mich nicht, mein<br />

Kollege. Was hat sich da nur zwischen uns geschoben? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich unsere<br />

Beziehung zerstört hätte. Auf ihn zu gehen nach all den langen Jahren? Aber warum will ich eigentlich<br />

die Beziehung zu ihm verbessern? Ich rede mit allen Kollegen und Nachbarn rede ich und grüße sie<br />

und alle reden mit mir und grüßen mich, nur er nicht. Und ich weiß nicht warum. Ich versuche mit ihm<br />

zu reden, und ich grüße ihn, aber mehr als ein gemurmelter Gruß oder ein kurzes „Ja“ ist ihm nicht zu<br />

entlocken. Auf ihn zugehen, aber wie?<br />

Vielleicht, denke ich, gibt es Beziehungen, die lassen sich nicht verbessern, vielleicht gibt es Gräben,<br />

über die kann keine Brücke gebaut werden; vielleicht ist dies so eine Beziehung. Und soll man das so<br />

auf sich beruhen lassen? Es geht halt nicht, oder?<br />

2. Statement<br />

Ina Maurieschat: Meine Freundin, die hab ich in der 5. Klasse kennen gelernt. Und seitdem waren wir<br />

zwei eigentlich unzertrennlich. Wir haben alles zu zweit zusammen gemacht und sind durch „dick und<br />

dünn“ gegangen. Wir H<strong>aus</strong>aufgaben zusammen gemacht oder etwas unternommen. Und natürlich<br />

gab es auch bei uns einige Streitereien und Auseinandersetzungen wie in jeder Freundschaft. Aber<br />

einmal haben wir uns so heftig gestritten, dass sie mich nicht mehr sehen wollte. Sie hat mir einen<br />

Brief daraufhin geschrieben. Und es war kein Brief, in dem sie sich mit mir <strong>aus</strong>söhnen wollte. Sondern<br />

es war einer, in dem sie alles, was sie nicht an mir mochte und alle meine Schwächen aufzählte. Noch<br />

nie hatte mir zuvor jemand, den ich geliebt hab und der mir wichtig war, so sehr weh getan. Und ich


habe mich wirklich gefragt, ob denn plötzlich alles, was wir gemeinsam erlebt hatten, nichts mehr wert<br />

sein sollte?<br />

In dieser Situation war aber für mich das Schlimmste, dass ich mich ganz alleine gefühlt habe.<br />

3. Statement<br />

Gudrun Siegele: Du bist doch ein friedliebender, <strong>aus</strong>geglichener Mensch, so höre ich andere über<br />

mich sagen. Stimmt eigentlich. Doch - wie war das neulich, als ein Mitarbeiter öffentlich meine<br />

Sonntagschulgruppe kritisierte? Anstatt sofort Stellung zu beziehen, habe ich geschluckt.<br />

Erst zu H<strong>aus</strong>e spielte ich in Gedanken und Selbstgesprächen alles nochmals durch. Ich war<br />

enttäuscht und sehr verletzt. Aber plötzlich machte sich Zorn und Wut in mir breit. Was glaubt der<br />

eigentlich? Schon immer hatte ich bei dem das Gefühl, der hat was gegen mich. Und gegen Kinder<br />

sowieso. Mein Herz war voll mit negativen Gedanken. Ob ich vielleicht gleich mal eine Freundin<br />

anrufen soll, um ihr das alles zu erzählen, so überlegte ich.<br />

Doch bevor die Lawine ins Rollen kam, legte ich meinen Groll in ein Stoßgebet. Dabei wurde mir klar,<br />

ich werde nochmals mit ihm reden.<br />

Psalmgebet: Psalm 88<br />

Eva-Maria Schmolz: Wir beten mit Worten nach Psalm 88<br />

Dir, Gott, will ich klagen, was mich belastet und mir Sorgen macht. Dir, Gott, will ich sagen, was mich<br />

freut und mir Hoffnung macht. Du Grund und Ziel allen Lebens, du gibst Raum allem, was ist.<br />

Keiner, der in diese Welt kam, wurde gefragt, ob er das wollte – alles, was lebt, sucht nach Sinn und<br />

Ziel. Wir sehnen uns nach Frieden und träumen davon, dass das Sinnlose und Zerstörerische der<br />

Welt und unseres Lebens heil wird durch dich. Herr, Gott, lass mein Gebet vor dich kommen, neige<br />

deine Ohren zu mir.<br />

Aus Hartmut Handt: Lass mich fallen in dein Wort<br />

Gebet<br />

Gott, wir kommen zu dir mit all unseren Ängsten und Sorgen. Wir stehen vor dir mit unserem<br />

Versagen und Unvermögen, friedlich zusammenzuleben, vorbehaltlos aufeinander zuzugehen. Du<br />

siehst, wie wir miteinander umgehen, welche Missverständnisse es oft gibt. Du hörst die Worte, die<br />

manchmal lieblos gesprochen werden. Du kennst unsere Gedanken und Gefühle, die sich häufig<br />

gegen andere richten. Gott, wir danken dir, dass wir alles, was uns belastet und bedrückt, vor dich<br />

bringen können. Du hörst uns und begleitest uns auf dem Weg, den wir gehen. Amen.<br />

Gemeindelied: „Sonne der Gerechtigkeit“, EG 263, 1.3.6, EmK 401, 1.3.6<br />

Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit; brich in deiner Kirche an, dass die Welt es<br />

sehen kann. Erbarm dich Herr.<br />

Schaue die Zertrennung an, der sonst niemand wehren kann; sammle, großer Menschenhirt,<br />

alles, was sich hat verirrt. Erbarm dich Herr.<br />

Lass uns deine Herrlichkeit sehen auch in dieser Zeit und mit unserer kleinen Kraft suchen,<br />

was den Frieden schafft. Erbarm dich, Herr.<br />

Text Christian David, Johann Christian Nehring/Otto Riethmüller. Melodie Böhmen/Nürnberg/Böhmische Brüder.<br />

Erzählung: „Geschichte vom Brückenbauen“<br />

Eva-Maria Schmolz: An einem Fluss wohnten zwei Bauern, der eine am rechten, der andere am<br />

linken Ufer. Die beiden Bauern aber waren neidisch aufeinander. Der eine hätte lieber am rechten, der


andere lieber am linken Ufer gewohnt. Wenn sie morgens pflügten, schimpfte der eine, weil das Feld<br />

des Nachbarn in der Sonne und sein eigenes im Schatten lag. Und wenn sie abends Holz hackten,<br />

schimpfte der andere, weil das H<strong>aus</strong> seines Nachbarn in der Sonne und seines im Schatten lag.<br />

Auch die Frauen der Bauern waren unzufrieden, denn sie sahen bei der anderen immer gerade das,<br />

was sie selbst gerne gehabt hätten Sie schrieen böse Worte auf die andere Seite und beschimpften<br />

sich gegenseitig.<br />

Das ließen sich die Männer nicht gefallen und sammelten große Steine und versuchten, einander<br />

damit zu treffen. Doch der Fluss war so breit, dass die Steine ihr Ziel verfehlten und ins Wasser<br />

plumpsten.<br />

Die Kinder der Bauern aber schauten sehnsüchtig zum gegenüberliegenden Ufer hinüber.<br />

Eines schönen Tages hüpften sie einfach auf die Steine, die <strong>aus</strong> dem Fluss her<strong>aus</strong>ragten. Sie trafen<br />

in der Mitte zusammen. Sie betrachteten sich lange und freuten sich, dass sie beide Kinder waren,<br />

das eine ein Junge und das andere ein Mädchen. Sie redeten und spielten zusammen und verstanden<br />

sich so gut, dass sie sich nun jeden Mittag auf dem Fluss trafen.<br />

Die Eltern wunderten sich, woher ihre Kinder plötzlich Dinge wussten, von denen sie selber noch nie<br />

gehört hatten. Als die Eltern endlich vom Mittagsgeheimnis ihrer Kinder erfuhren, fingen sie an<br />

nachzudenken.<br />

Sie beschlossen, zusammen mit den Kindern eine Brücke zu bauen. Eine Brücke, so groß und breit,<br />

dass sie von der einen Seite des Ufers zur anderen hinüberreichte.<br />

Aus Max Bolliger: Die Kinderbrücke<br />

Chorlied: „Aufeinander zugehn“<br />

Aufeinander zugehn, zueinander finden. Frieden schaffen, der in Jesus schon da ist.<br />

Aufeinander zugehn, zueinander finden. Frieden schaffen, der in Jesus schon da ist.<br />

Wie viele Menschen decken täglich unsern Tisch. Einer braucht den andern, keiner lebt für<br />

sich.<br />

Dass Gemeinschaft sein muss, wissen wir genau, doch oft trennt uns weit mehr als ein<br />

Drahtverhau.<br />

Aufeinander zugehn, zueinander finden. Frieden schaffen, der in Jesus schon da ist.<br />

Aufeinander zugehn, zueinander finden. Frieden schaffen,<br />

der in Jesus schon da ist.<br />

Zueinander finden, fällt unheimlich schwer. Und der Weg der Liebe ist oft menschenleer.<br />

Selbstgespräche werden uns sehr schnell zuviel, wer sich nur um sich selbst dreht, der<br />

verfehlt das Ziel.<br />

Aufeinander zugehn, zueinander finden. Frieden schaffen, der in Jesus schon da ist.<br />

Aufeinander zugehn, zueinander finden. Frieden schaffen, der in Jesus schon da ist.<br />

Wer sich selbst für groß hält, macht den andren klein. Doch auf seinem Sockel steht der<br />

Mensch allein.<br />

Einsamkeit ist tödlich, weil sie isoliert und uns in die Verzweiflung, statt zur Freude führt.<br />

Aufeinander zugehn, zueinander finden. Frieden schaffen, der in Jesus schon da ist.<br />

Aufeinander zugehn, zueinander finden. Frieden schaffen, der in Jesus schon da ist.<br />

Text Johannes Jourdan. Melodie Dieter Falk, Andreas Malessa. Satz Dieter Falk. C Blessing Hand Music<br />

Dialogpredigt zu Eph. 4,3<br />

Pastor Hilke: Wir haben es vorhin gehört: Freundschaften zerbrechen, Kollegen reden nicht mehr<br />

miteinander. Immer wieder kommt es zu Konflikten. Dann bestehen Beziehungen letztlich nur noch<br />

darin, sich anzubrüllen oder sich <strong>aus</strong> dem Weg zu gehen. Menschen tun sich weh. Ihr<br />

Zusammenleben gelingt nicht.<br />

Pastor Gutbrod: Ich kann das nicht so negativ sehen. Ich finde, es gibt Zusammenleben, das auch<br />

gelingt. Und ich will alles dafür tun, dass es gelingt. Ich lade dazu ein, diesen Traum vom gelingenden<br />

Zusammenleben gemeinsam zu träumen.


Pastor Hilke: Ich würde deinen Traum gerne mitträumen, Friedhelm. Aber ich will realistisch bleiben:<br />

Es kriselt und menschelt. Freundschaften lösen sich beim ersten Streit auf, Ehen landen bei der<br />

ersten Meinungsverschiedenheit vorm Scheidungsanwalt. Und wenn es ums Verteilen des Erbteils<br />

geht, streitet man sich selbst in den besten Familien. Auch sonst reagiert man ehrenkäsig,<br />

eifersüchtig, eingeschnappt. Man spinnt hinter dem Rücken anderer Intrigen. Und von der Politik will<br />

ich gar nicht erst gar nicht reden.<br />

Pastor Gutbrod: Du hast recht, so ist es. Und selbst in der Kirche streiten wir. Denk nur an dich und<br />

mich: Als wir unseren Dienst hier als Pastoren begannen, haben wir ganz schön unter den<br />

Eigenheiten des anderen gelitten. Unsere Zu Zusammenarbeit war nicht immer reibungslos.<br />

Oder als wir in der Gruppe den heutigen <strong>Gottesdienst</strong> vorbereitet haben, da fiel manches harte Wort.<br />

Wir mussten damit rechnen, dass Beziehungen zu Bruch gehen könnten.<br />

Pastor Hilke: Siehst du: Es fällt halt schwer, über seinen eigenen Schatten zu springen. Wir müssen<br />

es akzeptieren, dass unser Zusammenleben nicht von allein gelingt. Unfriede, Streit und Leiden<br />

aneinander gehören zum Menschsein dazu. Und zum Christsein offensichtlich auch. Schon eine<br />

ganze Weile denke ich schon über diese Mahnung der Bibel nach. Sie richtet sich bereits an die<br />

ersten Christen<br />

Eph. 4, 2-3: „Ertragt einer den andern in Liebe. Ertragt und seid darauf bedacht, zu wahren die<br />

Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens.“<br />

Können wir davon wirklich noch träumen?<br />

Pastor Gutbrod: Ich bin begeistert. Das ist es doch, wovon ich träume. Offenbar hat der Apostel das<br />

gleiche Empfinden wie ich.<br />

Eine Beziehung braucht ein etwas Tragfähiges und das ist die Liebe!<br />

Liebe ist mehr als Verliebtsein. Liebe ist nicht nur rosarot. Liebe braucht unseren Einsatz, will gestaltet<br />

sein. Das Leben Jesu ist für mich als Christen eine <strong>aus</strong>gestreckte Hand der Liebe Gottes. Und sein<br />

Weg bis zum Tod am Kreuz ist Zeichen dafür, dass Gott seine <strong>aus</strong>gestreckte Hand nicht zurück zieht.<br />

Pastor Hilke: Einverstanden. Ertragen ist gut. Aber wenn wir als Christen und Menschen das nur <strong>aus</strong><br />

uns selbst her<strong>aus</strong> leisten müssten, müsste wir da nicht verzweifeln? Was trägt uns denn als Christen?<br />

Was verbindet uns denn als Gemeinde? Etwa das Singen und Beten allein? Oder das schöne neue<br />

Gemeindezentrum hier? Oder das gestärkte Gemeinschaftsgefühl während der Bauphase?<br />

Pastor Gutbrod: Nein, das ist es eben nicht. Ein neues Gemeindezentrum ist eine wunderschöne<br />

Sache, und gemeinsam singen und beten tut unserer Seele gut. Aber was uns wirklich<br />

zusammenbringt, was uns zueinander finden lässt, ist eine Person „Jesus Christus, der Gekreuzigte“.<br />

Pastor Hilke: Deshalb also befindet sich hier im Kirchturm eines Kirchenraumes meistens ein Kreuz.<br />

Es ist unübersehbar. So wie hier. Aber leicht zu ertragen ist es nicht. Manchen ist die gesamte<br />

christliche Deutung des Kreuzes suspekt. Sie können es sich nicht vorstellen, dass Gott so gr<strong>aus</strong>am<br />

ist und seinen Sohn am Kreuz sterben lässt. Sie können es sich nicht vorstellen, dass die Versöhnung<br />

zwischen Gott und Mensch nur durch das Sterben des Gottessohnes möglich wird.<br />

Pastor Gutbrod: Ehrlich gesagt, ich tu mich auch schwer mit dem Kreuz!<br />

Aber das Stichwort Versöhnung finde ich hilfreich. Was geschieht denn, wenn zwei Menschen sich<br />

versöhnen? Sie müssen aufeinander zugehen, sie müssen sich die Hand reichen. Nur so können sie<br />

die Brücke bilden zueinander. Und Gott ist in Jesus Christus auf uns zu gekommen. Das ist das<br />

Entscheidende, dass er uns entgegen gekommen ist.<br />

Wenn ich dieses Kreuz hier vor mir sehe, dann denke ich daran, dass das eine Kreuzung ist, auf der<br />

Begegnung stattfinden kann zwischen Gott und zwischen den Menschen und zwischen Mensch und<br />

Mitmensch. Und ich denke an die <strong>aus</strong>gebreiteten Arme Jesu. Sie laden uns ein, mit all unseren<br />

Konflikten zu ihm zu kommen.<br />

Pastor Hilke: Das gefällt mir am aufgebrochenen Kreuze in unserem Kirchenraum. Aufgebrochen<br />

kann ich ja ganz verschieden interpretieren, ich meine auf keinen Fall jene aufgebrochene Wohnung,<br />

die auf eine kriminelle Handlung hindeutet.<br />

Ich will das Bild des Aufgebrochenen vielmehr positiv verstehen. Es ist zum Beispiel wunderbar, wenn<br />

Verkrustungen und Verhärtungen zwischen Menschen aufbrechen. Manchmal sind menschliche<br />

Beziehungen über Jahre hinweg tot. Verletzungen bei einem Menschen können sich in Verkrustungen<br />

wandeln, dann ist man nicht mehr bereit auf die eine, auf die andere zu zugehen. Man lässt sich nur<br />

noch in Ruhe, man härtet ab. Legt sich einen Panzer zu und lässt den anderen nicht mehr an sich<br />

heran. Und so, wie zwischen uns Menschen, könnte es auch zu Verhärtungen zwischen Gott und uns<br />

kommen. Die Bibel nennt das Sünde, getrennt sein von Gott. Doch Gott will keine verkrustete und<br />

verhärtete Beziehung zu uns. Deshalb erinnert uns das aufgebrochene Kreuz jeden Sonntag beim<br />

<strong>Gottesdienst</strong> daran, dass das nicht so bleiben muss. Gott selbst hat die verhärteten Beziehungen<br />

zwischen ihm und uns durchbrochen. Er hat die Brücke zu uns Menschen hin geschlagen.<br />

Pastor Gutbrod: Mich erinnert das an diese Geschichte von der Kinderbrücke.


Die Erwachsenen bewarfen sich gegenseitig mit Steinen, um sich zu treffen und gar zu verletzen.<br />

Aber die Steine fielen in den Fluss. Die Kinder entdeckten, dass sie eine begehbare Brücke bildeten.<br />

Und die Erwachsenen konnten an dem anknüpfen, was ihre Kinder <strong>aus</strong>probiert hatten.<br />

So fanden Menschen, die sich nichts Gutes gönnten, wieder zu einander und versöhnten sich. Sie<br />

konnten die Brücke, die im Fluss gebildet wurde, nutzen.<br />

Pastor Hilke: Das ruft mir erneut den Predigttext ins Bewusstsein. Wie lautete da noch die zweite<br />

Satzhälfte?<br />

„... zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens“.<br />

Das ist klasse. Menschen können ein Band des Friedens miteinander knüpfen, wenn sie über die<br />

tragfähige Brücke des Kreuzes gehen, wenn sie sich dem Geist Gottes <strong>aus</strong>setzen. Den Kindern in der<br />

Erzählung schenkte der Geist Gottes Wachheit und Phantasie, in den Steinen, die im Fluss lagen,<br />

eine begehbare Brücke zu erkennen.<br />

Ebenso schenkt uns der Geist Gottes Wachheit und Phantasie, im Kreuz Jesu die tragfähige Brücke<br />

Gottes zu uns wahrzunehmen.<br />

Pastor Gutbrod: Wenn wir uns auf diese Brücke wagen, dann können wir wieder zu einander finden.<br />

Wir müssen uns dann nicht im Groll und im Ärger zurückziehen. Weil diese Brücke tragfähig ist,<br />

können wir Auseinandersetzungen zwischen Schulfreundinnen oder Kollegen <strong>aus</strong>halten. Streit muss<br />

nicht das Ende von Beziehungen sein. Es ist mühsam, aber es lohnt sich, streiten zu lernen. Sich<br />

anderen Meinungen <strong>aus</strong> zu setzen. Gerade darin bleiben wir in Beziehung, bleiben wir verbunden wie<br />

durch ein Band.<br />

Das „Band des Friedens“, von dem der Apostel spricht, das ist Bild für unseren Zusammenhalt, der all<br />

unsere Unterschiedlichkeit <strong>aus</strong>hält.<br />

Auch wenn wir in verschiedene Richtungen ziehen, wir bleiben dadurch verbunden.<br />

Und weil uns dieses Band des Friedens uns mit dem Gekreuzigten im Glauben verbindet, hilft es uns<br />

in der Kirche in der Familie, in der Welt der Politik immer wieder neu „zueinander zu finden“ und uns<br />

nicht vorschnell gegenseitig loszulassen. Diese Band des Friedens öffnet uns innerlich für den<br />

Frieden.<br />

Pastor Hilke: Das geht aber nur, wenn sich möglichst viele daran beteiligen. Ich will’s für meinen Teil<br />

probieren. Ich will mal meine Bedenken etwas auf die Seite legen. Ich will schauen, was passiert,<br />

wenn ich mich am Wort Gottes festbinde...<br />

Pastor Gutbrod: Gott lädt uns alle ein, uns an seinem Wort und am Kreuz Jesu festzumachen.<br />

Die Kinder kommen jetzt mit Körbchen, in denen Bänder liegen, zu Ihnen. Und Sie sind eingeladen,<br />

diese Bänder zu verknüpfen und ein langes Band des Friedens dadurch zu bilden.<br />

Instrumentalstück: Erik Satie, <strong>aus</strong> ‚3 Gnossiennes’ für Oboe und Klavier Nr. 1’<br />

Voten: Schritte zum Frieden<br />

Paul Gräsle: Frieden ist für mich, wenn ich mich und meine Ansichten nicht zum Maßstab aller Dinge<br />

mache.<br />

Marliese Gräsle: Frieden ist für mich, wenn ich Menschen, mit denen ich Schwierigkeiten habe,<br />

vorurteilsfrei begegnen kann, weil ich weiß, dass auch sie von Gott geliebt sind.<br />

Charlotte Gräsle: Frieden ist für mich, wenn ich bedingungslos vergeben, und meine Probleme<br />

loslassen und in Gottes Hände legen kann.<br />

Gudrun Siegele: Frieden ist für mich, wenn ich Konflikte offen und in gegenseitiger Achtung angehen<br />

kann.<br />

Simeon Siegele: Frieden ist für mich, wenn kein Streit ist.<br />

Ina Maurieschat: Frieden ist für mich, wenn ich jemandem verzeihen kann.<br />

Ute Schütz: Frieden ist für mich, mich mit Anderen <strong>aus</strong>zut<strong>aus</strong>chen, zu diskutieren, im Wissen, dass<br />

es um die Sache geht und nicht darum, sich gegenseitig zu verletzen.<br />

Rainer Schmolz: Frieden ist für mich, andern zu helfen, Brücken über trennende Gräben zu bauen.<br />

Eva-Maria Schmolz: Ein Band des Friedens haben wir geknüpft. Es verbindet uns miteinander, aber<br />

es ist noch zu kurz.<br />

Es reicht nicht für alle. Wir müssen weiterknüpfen an diesem Band des Friedens, wir dürfen nie<br />

aufhören, uns für Frieden einzusetzen.


Gemeindelied: „Wo Menschen sich vergessen“, EmK 568, 1-3<br />

Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen und neu beginnen, ganz neu, da berühren<br />

sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns, da berühren sich Himmel und Erde,<br />

dass Frieden werde unter uns.<br />

Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen, ganz neu, da<br />

berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns, da berühren sich Himmel und<br />

Erde, dass Frieden werde unter uns.<br />

Wo Menschen sich verbünden, den Hass überwinden, und neu beginnen, ganz neu, da<br />

berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns, da berühren sich Himmel und<br />

Erde, dass Frieden werde unter uns.<br />

Text Thomas Laubach, Melodie Christoph Lehmann, Begleitsatz Matthias F. Kiemle. Gesangbuch der <strong>Evangelisch</strong>methodistischen<br />

Kirche<br />

Schlussgebet<br />

Pastor Gutbrod: Wir beten gemeinsam.<br />

Gott, wir sind dankbar, dass du in Jesus Christus, deinem Sohn begonnen hast, das Band des<br />

Friedens unter uns zu knüpfen. Er ist die Hoffnung auf Frieden im Persönlichen wie im Blick auf die<br />

Welt. Er ist die Brücke des Friedens, die uns Menschen miteinander verbindet.<br />

Diese Hoffnung wollen wir auch festhalten angesichts der Nachrichten der letzten Tage: Terror in<br />

Madrid, Bombenanschläge im Irak, sogenannte „Liquidierungen“ und Selbstmordattentate in Nahost,<br />

die abgebrochene Afrikareise unseres Bundespräsidenten – all das zeigt uns, wie wichtig es ist, dass<br />

die Welt sich von deiner Art Frieden zu stiften anstecken lässt. Erbarm dich unser!<br />

Lass uns in deinem Frieden weitergehen und hilf uns Schritte zueinander zu tun über die Brücke, die<br />

du selbst bist. Alles, was uns bewegt, an Bitten für Menschen, um die wir uns sorgen, an Angst vor<br />

den morgigen Tag, an Sehnsucht nach gelingenden Zusammenleben im H<strong>aus</strong> des Friedens. Das<br />

nenne wir dir mit den Worten, die Jesus uns gelehrt hat.<br />

Vaterunser<br />

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im<br />

Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir<br />

vergeben unsern Schuldigen. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.<br />

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.<br />

Amen.<br />

Sendung und Segen<br />

Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir<br />

gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.<br />

Amen.<br />

Amen, Amen, Amen.<br />

Gemeindelied: „Frieden lasse ich euch“<br />

Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.<br />

Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.<br />

Euer Herz erschrecke und fürchte sich nicht. Nehmt meinen Frieden, meinen Frieden.<br />

Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.


Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.<br />

Euer Herz erschrecke und fürchte sich nicht.<br />

Nehmt meinen Frieden.<br />

Amen, Amen, Amen.<br />

Kommt herbei, singt dem Herrn. Chorbuch 2004/2005. CS 99102. Verlag Singende Gemeinde. Wuppertal 2003. Text<br />

Johannes 14, 27; Unterlegung Horst Krüger 2002. Melodie und Satz Felix Mendelssohn Bartholdy. Arrangement Hal.<br />

H. Hopson. The Sacred Music Press, Dayton, OH, USA

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