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INFO 1/2002 - Institute for Theoretical Physics

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Auseinandersetzung<br />

Von Experten,FunktionärenundhochrangigenUniversitäts-<br />

Repräsentanten, von offener Diskussion auf Platt<strong>for</strong>men<br />

und Enqueten<br />

oder was ist ein Konsens wert?<br />

Reinhard Folk<br />

Platt<strong>for</strong>m<br />

Esist schon eigenartig wie der Prozess der „offenen Planung"<br />

abläuft, aber am besten wird er durch ein Wort der zuständigen<br />

Ministerin Frau Elisabeth Gehrer charakterisiert: "Es ist<br />

besser auf der Lokomotive mitzufahren als sich auf die<br />

Schienen zu legen. " Dem hat- bezogen auf die unverrückbare<br />

Priorität der Ministerin den vorgegebenen Zeitplan des offenen<br />

Planungsprozesses einzuhalten, unabhängig von den<br />

auftretenden Problemen - Wendelin Schmidt-Dengler das<br />

Motto vom gschupften Ferdl mit seiner Maschin entgegengehalten:<br />

" Ich hab zwar keine Ahnung wo ich hin fahr, aber<br />

dafür bin ich schneller dort!"<br />

Leider denke ich, dass sie schon wissen, wo sie hinwollen.<br />

Welch langer Atem weht, wird bei einer Nachlese des Profil<br />

Uni-Spezial des Jahres 1990, das 27 Anstöße zu einer wirklichen<br />

Hochschulre<strong>for</strong>m von Sektionschef Sigurd Höllinger<br />

enthält und auch dessen Aussage auf Seite 61, nach all dem<br />

was bisher geschah deutlich: "Es soll jedem die Drohung im<br />

Nacken sitzen, daß er seine Stelle verliert." (Ein "offenes"<br />

Wort, das mir bisher nicht bekannt war. Aufbrechen der<br />

Verkrustung wird das auf der Enquete dann heißen). Wir<br />

wissen der lange Atem ist auch Ausfluss des Zeitgeistes. Im<br />

Sinne dieses Zeitgeistes weiß die Regierung sehr wohl, wo sie<br />

mit den Universitäten hin will und welche Lokomotive sie<br />

transportiert, aber sie sagt es nicht offen und tut so, als könne<br />

man noch mitreden. Eindrucksvoll wurde dies auf der Platt<strong>for</strong>m<br />

vom 19. Februar, zwei Tage vorderEnquete im Parlament<br />

demonstriert.<br />

Der Rahmen war wie üblich - aber ein bisschen anders - hatte<br />

doch nur eine Rumpfplatt<strong>for</strong>m am 1. Februar stattgefunden,<br />

weil viele der viel zu kurzfristig versandten Einladungen nicht<br />

Folge leisten konnten und wollten. Ein erstes Zeichen von<br />

Aufmüpfigkeit. Diesmal war schon alles vorbereitet: eine<br />

Leinwand, ein Projektor und die vortragenden<br />

MinisterialbeamtInnen. Beginn 16 Uhr mit Open End. Was<br />

wird kommen, vor welche vollendeten Gesetzespläne werden<br />

wir gestellt?<br />

Doch es sollte diesmal etwas anders kommen: nach Verlesung<br />

der geplanten Tagesordnung verlangte ich einen Bericht<br />

über den Konsens aus den Gesprächen mit der Rekto-<br />

renkonferenz (ich hatte ein Protokoll dieser Gespräche,<br />

doch den übrigen Teilnehmern der Platt<strong>for</strong>m war dies unbekannt)<br />

und Kurt Grünewald fügte dem das Thema Medizin-<br />

Fakultäten/Unis hinzu, heiß umkämpft in den letzen Tagen.<br />

Den Anträgen zur Tagesordnung wurde Rechnung getragen.<br />

Da dieses Ansinnen aber unverhofft kam, musste erst<br />

das Protokoll über den Konsens und den verbleibenden<br />

Dissens gefunden werden. Also begann man mit der Medizinthematik.<br />

Da entbrannte nun eine interessante Diskussion<br />

vor den Augen aller über die bereits geführten Gespräche.<br />

Von Ministeriumsseite (Sektionschef Sigurd Höllinger) wurde<br />

über eine gemeinsame Sichtweise berichtet, die offenbar<br />

nur dadurch zustande kommen konnte, dass sie am Ende einer<br />

Veranstaltung von ihm <strong>for</strong>muliert worden war als die Teilnehmer<br />

sich unter Stühlerücken und Gesprächen bereits vom<br />

Veranstaltungsort wegzubegeben begannen. Entrüstung auf<br />

der Platt<strong>for</strong>m. Es mag der eine oder andere den <strong>for</strong>mulierten<br />

Konsens überhört haben, kleinlaut die Entschuldigung. Wer<br />

nicht gleich protestiert, wer zögert, vielleicht überlegt, der ist<br />

schon eingefangen. Es gilt offenbar das Wort: Wer nicht<br />

gegen mich ist, ist für mich. Und wer erst später protestiert,<br />

hat seine Meinung geändert.<br />

Aber eines hatte die Diskussion um die Medizin klargestellt,<br />

dass die nichtministerialen Platt<strong>for</strong>mteilnehmer sich einig<br />

waren, die medizinischen Fakultäten sollen in der Stammuniversität<br />

verbleiben. Wenn es ein Protokoll geben wird, so<br />

wie von der Veranstaltung am 1. Februar (übrigens dem<br />

einzigen mir bekannten offiziellen Platt<strong>for</strong>m-Protokoll) dann<br />

muss dieser Konsens wohl enthalten sein. Aber so ein<br />

Protokoll wird es wohl nie geben.<br />

Es wurde auch davon gesprochen, dass das Ministerium in<br />

dieserFrage ganz offen sei und man beide Varianten- Verbleib<br />

und Nichtverbleib - in Gesetzes<strong>for</strong>m vorbereitet habe. Als<br />

nun verlangt wurde diese, von allen gewünschte, erste Variante<br />

vorzulegen, damit man darüber diskutieren könne, stellte<br />

sich heraus, dass sie schlichtweg nicht existent ist. Daher<br />

kann auch am B. März nur ein Gesetz vorgelegt werden, das<br />

eigene Medizinuniversitäten vorsieht. Einhaltung des Zeitplans<br />

ist alles, nur keine Schwäche zeigen.<br />

4<br />

BUKO <strong>INFO</strong><br />

1/<strong>2002</strong>

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