Autor: Tilmann P - Mediaculture online
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gesetzliche Maßnahmen verhindern, daß die schlimmsten Auswüchse des<br />
Medienangebotes an die Jugendlichen herankommen, zum anderen wollte sie den<br />
Geschmack der Kinder bilden, indem sie ihnen geeignete und empfehlenswerte Filme<br />
zugänglich machte.<br />
Der bis ins Heute aktive Verfechter eines starken staatlichen Jugendschutzes ist der<br />
Keilhacker-Schüler Wasem. Einem Bildungsideal des Schönen, Wahren, Guten und auch<br />
des Religiösen verpflichtet, sieht er die Kinder und Jugendlichen „in ihrer religiösen und<br />
sozialen Entwicklung gefährdet, wenn ihre Selbstgestaltungsantriebe im religiösen Leben<br />
durch Verkehrung der göttlichen Ordnung oder der Hierarchie und Qualität der Werte<br />
durch den Film gehemmt oder in falsche Bahnen gelenkt werden.“ (Wasem 1957, S. 119).<br />
Er hat Vorstellungen, in welcher Weise Kinder und Jugendliche reagieren, die bis in die<br />
Diktion hinein an die Kinoreformer angelehnt sind: „Das Kind im physiognomischen Alter<br />
ist gewöhnt, Gesichter an den Dingen zu sehen. Seine Verstandeskräfte reichen noch<br />
nicht aus, das Wesen zu entschleiern. Das Manna, das den physiognomisch gesehenen<br />
Gegenständen anhaftet, muß unter Umständen ausgefiirchtet werden. Im Jugendalter<br />
lernt der Pubertierende die beängstigenden Schattenseiten des Lebens auch mit Hilfe der<br />
Schauermär kennen und empfindet eine gewisse Wonneangst im imaginativen Bestehen<br />
der Bedrohungen.“ (Wasem 1963, S. 33)<br />
Auf diesem Boden kann Wasem - auch als langjähriges Mitglied - die Spruchpraxis der<br />
FSK als, hier bezogen auf Gruselfilme, häufig zu lax kritisieren: „Die FSK ist durchaus<br />
bereit, etwa einen Schnitt anzubringen, wenn ein Weltraumfahrer verzweifelt nach Luft<br />
ringt und sich seine Angst auf Jugendliche übertragen könnte. Für Kinder und Jugendliche<br />
sieht sie aber doch etwas zu schnell die Fähigkeit, durch Ironie Abstand zum Geschehen<br />
auf der Leinwand zu finden.“ (a.a.O., S. 42)<br />
Der Weg der positiven Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen wurde gesucht über<br />
die Filmerziehung, deren beiden Säulen die Jugendfilmveranstaltungen und das<br />
Filmgespräch waren. Den Zweck der Jugendfilmveranstaltungen definierte die erste<br />
Satzung des Arbeitskreises Jugend und Film e.V. im Jahr 1949: „Kinder und Jugendliche<br />
durch ihnen gemäße Filme anzusprechen und sie dadurch vom wahllosen Filmbesuch<br />
fernzuhalten; das weitgehend von wirtschaftlichen Gesichtspunkten bestimmte<br />
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