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Autor: Tilmann P - Mediaculture online

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Analyse des Bestehenden zu einem anderen Handeln zu gelangen, ließ sich auf dem<br />

Weg der aktiven Medienarbeit zumindest ein Stück weit realisieren. Ausgehend von<br />

Brecht (1967), der in seiner 1932 entworfenen Radiotheorie gefordert hatte, das Radio<br />

aus einem Distributions- in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln, den<br />

Vorstellungen von Walter Benjamin (1977), die Literatur als Artikulationsmittel für<br />

jedermann zu gebrauchen, und der Aufnahme dieser Theorien durch Hans Magnus<br />

Enzensberger (1970), der überzeugt war, man könne aus Medienmanipulierten Medien-<br />

Manipulateure machen, wurde das Konzept einer emanzipatorischen,<br />

handlungsorientierten Medienpädagogik vor allem in der Auseinandersetzung mit drei<br />

theoretischen Begriffen entworfen: dem der Authentischen Erfahrung, dem der<br />

Kommunikativen Kompetenz und dem des Handelnden Lernens.<br />

Authentische Erfahrung (Negt, Kluge 1973) ist jene, die die Menschen ohne die<br />

Vermittlung der veröffentlichten Meinung machen. Sie steht im Gegensatz zu den<br />

medialen Angeboten der bewußtseinsproduzierenden Industrie, deren Funktion die<br />

Legitimation und Fixierung der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse ist.<br />

Authentische Erfahrung überwindet dieses vorgefertigte Bewußtsein. Ziel ist unter den<br />

gegebenen Gesellschaftsverhältnissen die Herstellung einer Gegenöffentlichkeit zu der<br />

von Oligopolen beherrschten Öffentlichkeit.<br />

Auf der Ebene der Fähigkeiten des Individuums ist die Voraussetzung authentischer<br />

Erfahrung die Entwicklung kommunikativer Kompetenz (Habermas 1971, Baacke 1973).<br />

Dieser Begriff umfaßt drei Komponenten: Einmal eine analytische Komponente, die sich<br />

ausdrückt in der Fähigkeit, in einem kollektiven Erkenntnisprozeß die durch<br />

Massenmedien vorgegebene Sichtweise zu durchbrechen, so ihr Wesen zu begreifen und<br />

in einem gemeinsamen Reflexionsprozeß Möglichkeiten zur Überwindung zu finden; zum<br />

zweiten eine kreative Komponente, die sich ausdrückt in einer Fähigkeit, den<br />

herrschenden Kommunikationsstrukturen andere entgegenzusetzen, verbunden mit<br />

Strategien zur Vermittlung und zur Durchsetzung der eigenen kollektiven Interessen; und<br />

schließlich die kommunikative Komponente, die sich ausdrückt in der Fähigkeit der<br />

adäquaten, und d.h. reflektierten Erfahrungsbewältigung und -darstellung.<br />

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