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Autor: Tilmann P - Mediaculture online

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Lampe vom „Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht“ ebenfalls die Produktion von<br />

Schulfilmen und, unter Umkehrung der Prioritäten der Reformpädagogen, „die<br />

Unterordnung des Kinder-Ichs unter die im Film gezeigte Sachgesetzlichkeit“ (Ruprecht<br />

a.a.O., S. 106).<br />

Die Orientierung einer Richtung der Kinoreformer an der autonomen Persönlichkeit des<br />

Kindes wird - von Adolf Reichwein abgesehen - erst in den siebziger Jahren wieder<br />

aufgenommen. Die Nachkriegspädagogik knüpft an den Fäden des Jugendschutzes, der<br />

Untersuchung individualpsychologischer Wirkungen und der unterrichtstechnischen<br />

Verwertung der Medien an.<br />

2. Das Wiedererstehen der Bewahrpädagogik<br />

Die anstoßenden Motive, die nach dem zweiten Weltkrieg eine Reihe von Pädagogen<br />

veranlaßte, initiativ zu werden, um das ,Problem Jugend und Film nicht dem Zufall zu<br />

überlassen’, sind, ...<br />

– die Bedenken gegen die ,unaufhörliche Bilderflut’, denen die Heranwachsenden, da<br />

gesetzliche Einschränkungen des Filmbesuchs fehlten, ausgesetzt waren und<br />

– die Befürchtung, daß vor allem die im moralischen Sinne schlechten Filme einen<br />

zersetzenden ,tiefgreifenden Einfluß auf Geist und Gemüt’ der Heranwachsenden haben.<br />

(Meyer a.a.O. S., 78f.)<br />

Die Vereinigten Staaten hatten als Besatzungsmacht alle Gesetze zur Filmzensur aus der<br />

Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus kassiert und damit ihren eigenen<br />

Produktionen das Tor in die deutschen Kinos geöffnet. An das, was da geboten wurde,<br />

erinnert sich Wasem mit Erstaunen und Entsetzen: „Sentimentale Rührstücke begannen<br />

neben strapaziösen ,Nervensägen’ zu laufen, in denen Verbrecher oder Besessene<br />

niederschlugen, mordeten, gehetzt und selbst umgelegt wurden.- (Wasem 1957, S. 9) Zur<br />

gleichen Zeit zählte Stückrath in 400 Filmen „624 Betrügereien, 310 Morde, 210<br />

Ehebrüche von Männern, 192 von Frauen, 156 Eigentumsvergehen, 104 Raubüberfälle,<br />

74 Erpressungen, 54 Fälle von Entführung Minderjähriger und 34 Brandstiftungen“.<br />

(Stückrath 1953, S. 16)<br />

Aus dieser Erfahrung heraus knüpften Medienpädagogen, die sich damals allerdings,<br />

wenn überhaupt als spezielle, so als Filmerzieher titulierten, an der Tradition der<br />

Kinoreformbewegung an. Eine der ersten Schritte war die Einrichtung einer „Freiwilligen<br />

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