Autor: Tilmann P - Mediaculture online
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genußsüchtigen, von einem Gegenstand zum andern fliegenden jungen Menschenleben,<br />
wie man sie heute in den Klassenzimmern findet. All das Geschaute wirbelt in ihrem<br />
Gehirn, der Geschmack ist verbildet, das Gemüt leer geworden. Gesunde, einfache<br />
Geisteskost mögen sie nicht mehr. Zu ernster Arbeit unlustig, wollen sie von Genuß zu<br />
Genuß taumeln“. (zit. nach Kerstiens a.a.O., S. 193)<br />
Seilmann spricht hier zugleich von der dritten Wirkungsannahme, der<br />
Persönlichkeitsverformung durch den Einfluß des Filmes. Die Gefahr der Deformation wird<br />
darin gesehen, daß<br />
– die fertige Aufbereitung der Wirklichkeit die Phantasietätigkeit und das selbsttätige<br />
Denken zurückdrängen,<br />
– die Unterscheidung zwischen Realität und medialer Pseudorealität verwischt und die<br />
Kinder die Maßstäbe der medialen Realität, das Böse, Unsittliche, Unerlaubte für das<br />
Reale halten und übernehmen und schließlich<br />
direkt Handlungen übernommen werden, es einen unmittelbaren Zusammenhang<br />
zwischen negativen Darstellungen in Filmen und entsprechend negativem Handeln der<br />
Zuschauer gebe (Kerstiens a.a.O.; Kommer a.a.O., S. 76ff.)<br />
1.3 Unterrichtsfilme<br />
Meyer (a.a.O., S. 271) weist ausdrücklich darauf hin, daß es keinen direkten<br />
Zusammenhang zwischen der Schulfilmbewegung der zwanziger Jahre und der<br />
Kinoreformbewegung gab. Er hat sicher auch insofern recht, als die Schulfilmbewegung<br />
von Beginn an dem etablierten Bildungswesen verpflichtet war und über staatlich<br />
geförderte Einrichtungen wie die ,Landesverbände zur Förderung des Lichtbildwesens in<br />
Erziehung und Unterricht’ und die Landesbildstellen 1934 schließlich in die Reichsstelle<br />
für den Unterrichtsfilm mündete, dessen Rechtsnachfolger das heutige Institut für Film<br />
und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU) ist. Zugleich aber stand die<br />
Schulfilmbewegung schon in enger Verbindung mit der Kinoreformbewegung, nahm sie<br />
doch all die Anregungen der Reformer auf, gliederte sie in die Zielsetzungen und<br />
Organisation des staatlichen Schulwesens ein und überführte sie schließlich in eines der<br />
Beeinflussungsinstrumente der nationalsozialistischen Herrschaft (vgl. Amman 1976;<br />
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