Autor: Tilmann P - Mediaculture online
Autor: Tilmann P - Mediaculture online
Autor: Tilmann P - Mediaculture online
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
<strong>Autor</strong>: Schorb, Bernd.<br />
Titel: Zwischen Reformpädagogik und Technozentrik. Über Kinoreformer und die<br />
'Keilhacker-Schule' zu einer handlungsorientierten Medienpädagogik.<br />
Quelle: Susanne Hiegemann/ Wolfgang H. Swoboda (Hrsg.): Handbuch der<br />
Medienpädagogik. Theorieansätze - Traditionen - Praxisfelder - Forschungsperspektiven.<br />
Opladen 1994. S. 149-166.<br />
Verlag: Leske + Budrich.<br />
Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des <strong>Autor</strong>s.<br />
Bernd Schorb<br />
Zwischen Reformpädagogik und<br />
Technozentrik. Über Kinoreformer<br />
und die ‚Keilhacker-Schule‘ zu einer<br />
handlungsorientierten Medienpädagogik<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Die Kinoreformer............................................................................................................2<br />
1.1 Jugendschutz..........................................................................................................4<br />
1.2 Wirkungsannahmen................................................................................................5<br />
1.3 Unterrichtsfilme.......................................................................................................6<br />
2. Das Wiedererstehen der Bewahrpädagogik.................................................................8<br />
3. Jugendschutz und Jugendfilmarbeit..............................................................................9<br />
4. Die Verbindung von Medienpsychologie und -pädagogik: Martin Keilhacker............11<br />
5. Von der Medienkritik zur Medienarbeit........................................................................16<br />
1
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
6. Adolf Reichwein, der unbekannte Vorgänger einer handlungsorientierten<br />
Medienpädagogik............................................................................................................19<br />
7. Zielsetzungen handlungsorientierter Medienpädagogik.............................................21<br />
Literatur........................................................................................................................23<br />
Die Annahme eines Zusammenhanges von Reform- und Medienpädagogik findet sich<br />
meines Wissens erstmals in der verdienstvollen Kritik der Medienpädagogik von Kommer.<br />
Er kennzeichnet die Medienpädagogik der BRD nach 1945 in einem globalen Überblick<br />
so: „Sie löste sich nicht von einem spätbürgerlichen Irrationalismus und rückte die<br />
Elemente in den Vordergrund, die das Problem der Erziehung auf ein interindividuelles<br />
Verhältnis zwischen ,Erzieher’ und ,Zögling’ verkürzen. Sie klammerte sich an einen<br />
Autonomieanspruch, der aus der Antinomie zwischen Individuum und Gesellschaft<br />
abgeleitet wird und die Kinder und Jugendlichen von der gesellschaftlichen Wirklichkeit<br />
abschneidet. Zugleich versuchte sie vordergründig, bürgerlich-demokratische<br />
Vorstellungen aufzunehmen, von denen sie sich einst losgesagt hatte, die jetzt jedoch<br />
propagiert werden, um dem von den Alliierten oktroyierten Konzept der Re-Edukation und<br />
den Vorstellungen der westlichen Pädagogik, wie sie z.B. von John Dewey, einem<br />
Philosophen und Pädagogen des amerikanischen Erziehungswesens vertreten wurden,<br />
zu entsprechen.“ (Kommer 1979, S. 101)<br />
Leider geht Kommer dieser Spur nicht weiter nach und belegt sie auch nur mit allgemeiner<br />
Literatur zur Kritik der Pädagogik. Hätte er die Spur weiter verfolgt, dann wäre er sicher zu<br />
der Differenzierung gelangt, daß das radikaldemokratische Erbe des Schulreformers<br />
Dewey, der ausgegangen war von Demokratie als einer zu praktizierenden und<br />
pragmatischen Idee und nicht einer politischen Organisationsform zur Absicherung<br />
kapitalistischer Ökonomie, gerade erst mit der Kritik an der Medienpädagogik nach 1945<br />
inhaltlich ernst genommen und sein zentrales Prinzip des ,learning by doing’ in die<br />
medienpädagogischen Konzeptionen integriert wurde.<br />
2
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
1. Die Kinoreformer<br />
Richtig aber ist seine Feststellung, da nach 1945 an bürgerliche und z.T. auch<br />
demokratische Theorien eines pädagogischen Umgangs mit den Medien angeknüpft<br />
wurde. Ja, man kann sogar konstatieren, daß es mit dem Ende des Nationalsozialismus<br />
gelang, Ansätze der bürgerlichen Reformpädagogik und insbesondere die der<br />
„Kinoreformer“ zu realisieren. Die Kinoreformer hatten schon zu Beginn dieses<br />
Jahrhunderts, gleich der Filmerziehung der fünfziger Jahre versucht, dem Massenangebot<br />
negativ bewerteter Filme den guten Film entgegenzusetzen. Die Wurzeln der<br />
bundesdeutschen Medienpädagogik liegen in einer Einschätzung der Medien, die der<br />
Hamburger Lehrerverein 1907 wie folgt formulierte:<br />
Da zur Zeit viele kinematographische Bilder (lebende Photographien) in ihrer Ausführung<br />
mangelhaft sind, das Häßliche, Verbildende und sittlich Gefährdende in ihnen überwiegt und<br />
viele Theaterräume billigen Anforderungen der Hygiene nicht genügen, halten wir den Besuch<br />
der Theater lebender Photographien für Kinder für gefährlich. Dem Besuch von Vorführungen<br />
dieser Art hat die Schule erziehlich entgegenzuwirken. ... Technisch und inhaltlich einwandfreie<br />
kinematographische Darstellungen können dagegen ein ausgezeichnetes Mittel der Belehrung<br />
und Unterhaltung sein. Eine Wendung zur besseren und edleren Ausnutzung des<br />
Kinematographen ist namentlich dadurch anzustreben, daß pädagogisch und künstlerisch<br />
interessierte Kreise sich mit den Großunternehmern dieser Industrie ins Einvernehmen setzen,<br />
um sie zu guten, speziell für Kinder geeigneten Vorführungen in gesonderten<br />
Kindervorstellungen zu ermuntern. (zit. nach Meyer 1978, S. 23)<br />
„Dieser Beginn scheint bis heute fortzuwirken: Der Lehrer ist sicher ganz wesentlich<br />
Erzieher; daher muß er sich um die körperliche und sittliche Gesundheit der Kinder<br />
kümmern und kann nicht tatenlos zusehen, wenn der Film sie gefährdet. Aber er ist<br />
zugleich immer Lehrer“ (Kerstiens 1964, S. 183) und daher hat er zugleich immer schon<br />
Reformvorschläge parat, wie den, den Kinematographen als Mittel der Belehrung und<br />
Unterhaltung (natürlich nur in einem geistig hochstehenden Sinne) zu nutzen.<br />
Wie die gesamte Reformbewegung, so entstand auch die Bewegung der Kinoreformer<br />
aus einer Kritik an der industriellen Entwicklung im 19. und zu Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts und der daraus resultierenden Folgen. Das bewegte Bild, eine Attraktion der<br />
Jahrmärkte, Schaubuden und Varietés übte auf die gesamte Bevölkerung einen starken<br />
Reiz aus und stieß auf die durchgängige Ablehnung der Pädagogen. Abgelehnt wurden<br />
jedoch nicht allein sensationell aufgemachte Inhalte, sondern ebenso - wie aus obigem<br />
Zitat hervorgeht - die Abspielbedingungen in schlecht gelüfteten, verrauchten und<br />
3
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
verdreckten Räumen. Andererseits erkannten die Kinoreformer die idealen Möglichkeiten,<br />
im Film Phänome abzubilden, Abläufe wiederzugeben. Bereits im Jahre 1911<br />
veröffentlichte der Pädagoge Ernst Schultze ein pädagogisches Werk mit dem Titel „Der<br />
Kinematograph als Bildungsmittel“, dem ein Jahr später Adolf Seilmann mit seinem Werk“<br />
Der Kinematograph als Volkserzieher“ folgte. Die Kinoreformbewegung, die später in der<br />
Schulfilmbewegung aufging, weist vor allem drei Schwerpunkte auf:<br />
1. Sie lehnt das vorhandene Angebot kommerzieller Filme ab und fordert<br />
jugendschützerische Maßnahmen von schulischer Prävention bis zu Zensur.<br />
2. Sie entwickelt erste Annahmen über die Funktionsleistung von Filmen wie über deren<br />
psychologische Wirkung beim Rezipienten.<br />
3. Sie fördert und fordert die Herstellung von pädagogisch geeigneten, in erster Linie<br />
dem Bildungsanspruch dienenden Filmen.<br />
1.1 Jugendschutz<br />
Die völlige Ablehnung des populären Films durch die Pädagogen hatte den Ruf nach<br />
staatlicher Zensur zur Folge. Dem kam der preußische Militärstaat schon im eigenen<br />
ideologischen Interesse durch seine Polizeidienststellen nach. Grundlage der Zensur war<br />
das Staatsinteresse, einen speziellen Kinder- und Jugendschutz gab es zu Anfang nicht.<br />
Darüber hinaus gab es bereits 1912 einen Erlaß des preußischen Kultusministers, „in dem<br />
dieser eingehend von den Gefahren des Kinos spricht; für Schüler werden<br />
Beschränkungen festgelegt, die in den Schulordnungen verankert werden; es wird aber<br />
gleichzeitig darauf hingewirkt, daß die Schulen eigene Veranstaltungen in Verbindung mit<br />
Besitzern der Theater veranstalten, die ausschließlich der Belehrung oder der den<br />
Ansichten der Schule nicht widersprechenden Unterhaltung dienen“ (Kerstiens 1964,<br />
S.185). Abgelehnt wird jede Form von fiktionaler Darstellung, Künstlichkeit, die<br />
nachgestellte, verfremdete, unechte Wirklichkeit. Gefordert wird das wahre Bild, die<br />
wirklichkeitsgetreue Abbildung dessen, was ist. So gesehen ist also nicht einmal die<br />
Qualität etwa einer Literaturverfilmung ein Beurteilungskriterium, sondern ausschließlich<br />
die Frage, inwieweit existente Phänomene reproduziert werden. Seilmann schreibt: „Die<br />
Dramenfilme bleiben natürlich Schundfilme, auch wenn die größten Künstler mitwirken<br />
sollten, denn diese sind im Kinodrama nichts anderes als Marionetten und seelenlose<br />
4
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Puppen, nichts anderes als Hanswurste, die Fratzen schneiden“ (zit. nach Kerstiens 1964,<br />
S. 187).<br />
So werden aus dieser Haltung heraus auch bereits die ersten Wirkungshypothesen<br />
formuliert, die darauf gerichtet sind, daß die Heranwachsenden den fiktionalen Film, die<br />
falschen Bilder der Wirklichkeit für die Wirklichkeit selbst halten, daß sie annehmen,<br />
Familiendramen, Raubüberfälle, Zugunglücke u.ä. seien das Wahre und auch das<br />
Erstrebenswerte. Die Darstellung des falschen Weltbildes, so die Annahme, generiert<br />
eben dieses falsche Weltbild als das richtige in den Köpfen der Zuschauer und verwirrt<br />
sie, wenn sie es sich nicht sogar zum Vorbild nehmen. „Dieses falsche Weltbild ist<br />
Gefährdung für die Schwankenden, besonders für die Kinder, die noch Wirklichkeit und<br />
Sittlichkeit verwechseln; es ist zugleich Bestätigung für alle, die die selbstverständliche<br />
Sittenlosigkeit im Film als Rechtfertigung ihres eigenen Tuns und als Anreiz zu neuen<br />
Taten sehen.“ (Kerstiens a.a.O., S. 188)<br />
1.2 Wirkungsannahmen<br />
Eine der ersten Wirkungsannahmen und eine der wenigen, die nicht allein auf<br />
Befürchtungen gerichtet war, war Seilmanns Beobachtung, daß Kinder Bildern ihre volle<br />
Aufmerksamkeit widmen und sie umfassend aufnehmen. Wiewohl dies nach seiner<br />
Ansicht bedeuten kann, der Faulheit Vorschub zu leisten, ist es auch eine Möglichkeit,<br />
Kinder mit schwächerer Begabung und Motivation anzusprechen.<br />
Alle weiteren psychologischen Annahmen jedoch sind negativer Art und finden sich bis<br />
heute in einschlägigen Werken und in vielen Köpfen. Da ist als erstes die Beobachtung zu<br />
nennen, daß insbesondere Kinder Schwierigkeiten haben, die Mittel filmischer<br />
Dramaturgie zu verstehen und einzuordnen, die Möglichkeiten des Schnitts und seinen<br />
Einfluß auf die Darstellung der Zeit und die Möglichkeiten der Kamera und ihre Folgen für<br />
die Sichtweise von Perspektive, Größe, Geschwindigkeit. Hieraus wurde die Gefahr der<br />
geistigen Überforderung der Kinder abgeleitet.<br />
Die zweite Annahme war die der Reizüberflutung mit der Folge der Hypermotorik. Die<br />
Kinder werden zu „Kinokindern“, zu „aufgeregten, zappelnden, hastigen, nervösen,<br />
5
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
genußsüchtigen, von einem Gegenstand zum andern fliegenden jungen Menschenleben,<br />
wie man sie heute in den Klassenzimmern findet. All das Geschaute wirbelt in ihrem<br />
Gehirn, der Geschmack ist verbildet, das Gemüt leer geworden. Gesunde, einfache<br />
Geisteskost mögen sie nicht mehr. Zu ernster Arbeit unlustig, wollen sie von Genuß zu<br />
Genuß taumeln“. (zit. nach Kerstiens a.a.O., S. 193)<br />
Seilmann spricht hier zugleich von der dritten Wirkungsannahme, der<br />
Persönlichkeitsverformung durch den Einfluß des Filmes. Die Gefahr der Deformation wird<br />
darin gesehen, daß<br />
– die fertige Aufbereitung der Wirklichkeit die Phantasietätigkeit und das selbsttätige<br />
Denken zurückdrängen,<br />
– die Unterscheidung zwischen Realität und medialer Pseudorealität verwischt und die<br />
Kinder die Maßstäbe der medialen Realität, das Böse, Unsittliche, Unerlaubte für das<br />
Reale halten und übernehmen und schließlich<br />
direkt Handlungen übernommen werden, es einen unmittelbaren Zusammenhang<br />
zwischen negativen Darstellungen in Filmen und entsprechend negativem Handeln der<br />
Zuschauer gebe (Kerstiens a.a.O.; Kommer a.a.O., S. 76ff.)<br />
1.3 Unterrichtsfilme<br />
Meyer (a.a.O., S. 271) weist ausdrücklich darauf hin, daß es keinen direkten<br />
Zusammenhang zwischen der Schulfilmbewegung der zwanziger Jahre und der<br />
Kinoreformbewegung gab. Er hat sicher auch insofern recht, als die Schulfilmbewegung<br />
von Beginn an dem etablierten Bildungswesen verpflichtet war und über staatlich<br />
geförderte Einrichtungen wie die ,Landesverbände zur Förderung des Lichtbildwesens in<br />
Erziehung und Unterricht’ und die Landesbildstellen 1934 schließlich in die Reichsstelle<br />
für den Unterrichtsfilm mündete, dessen Rechtsnachfolger das heutige Institut für Film<br />
und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU) ist. Zugleich aber stand die<br />
Schulfilmbewegung schon in enger Verbindung mit der Kinoreformbewegung, nahm sie<br />
doch all die Anregungen der Reformer auf, gliederte sie in die Zielsetzungen und<br />
Organisation des staatlichen Schulwesens ein und überführte sie schließlich in eines der<br />
Beeinflussungsinstrumente der nationalsozialistischen Herrschaft (vgl. Amman 1976;<br />
6
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Meyer a.a.O., S. 76). Im Gründungserlaß für die Reichsstelle 1934 formulierte der Minister<br />
Rust:<br />
Der nationalsozialistische Staat stellt die deutsche Schule vor neue große Aufgaben. Sollen sie<br />
erfüllt werden, so müssen alle pädagogischen und technischen Hilfsmittel für diese Arbeit<br />
eingesetzt werden. Zu den bedeutungsvollsten der Hilfsmittel gehört der Unterrichtsfilm . ... Es ist<br />
mein Wille, daß dem Film ohne Verzögerung in der Schule die Stellung geschaffen wird, die ihm<br />
gebührt; er wird dann - worauf ich besonderen Wert lege gerade bei den neuen<br />
Unterrichtsgegenständen der Rassen- und Volkskunde von vornherein mit eingesetzt werden<br />
können. (Zierold 1943, S. 1 f.)<br />
Die Kinoreformbewegung forderte in Ergänzung zu anderen Unterrichtsmedien und dort<br />
wo dieser anschaulicher ist, Produktion und Einsatz von Unterrichtsfilm. Neben den<br />
Protagonisten der Kinoreform wie Sellmann, Schultze und Otto traten vor allen Dingen der<br />
Hamburger Rektor Hermann Lemke in seiner 1911 erschienenen Schrift „Durch die<br />
Technik zur Schulreform“ und eine Gruppe süddeutscher Pädagogen, die sich theoretisch<br />
Ottos Gesamtschulbewegung und Kerschensteiners Theorie der Arbeitsschule und des<br />
operativen Lernens zuordneten - ohne allerdings generell dessen ultramontane politische<br />
Haltung zu übernehmen - für die Herstellung von Unterrichtsfilmen ein.<br />
Hanns Belstler, ein Lehrer an der Ridlerschule in München, jener Stadt, in der<br />
Kerschensteiner Schulrat war, versuchte als einer der ersten, den Unterrichtsfilm nicht nur<br />
theoretisch im Schulgeschehen zu verorten, sondern er brachte selbst Filme „an einem<br />
improvisierten Schneidetisch durch entsprechenden Schnitt in eine pädagogisch<br />
vertretbare Form. ... Dabei entwickelte er recht klare Zielvorstellungen, die stark<br />
ganzheitlich geprägt und gesamtunterrichtlich akzentuiert, zugleich aber am produktiven<br />
Denken orientiert sind: „Damit, daß wir unseren Schülern wertvolle und brauchbare Filme<br />
erläuternd und erklärend vorführen, haben wir das unterrichtliche Problem des Filmes<br />
noch lange nicht gelöst. Solche Filmstunden schätze ich nicht viel höher ein, als das<br />
Durchblättern reichhaltiger, stofflich spannender Bilderbücher, und dies werte ich im<br />
besten Falle als belehrende Unterhaltung. Unterricht hat aber mehr als nur Interesse,<br />
Sinnenfreude und Lustgefühle auszulösen: Unterricht heißt Kräfte entbinden, geistige und<br />
seelische Beziehungen schaffen, inneres Wachstum fördern, heißt im Hinblick des Kindes<br />
wie des Stoffes gestalten.“ (Ruprecht a.a.O., S. 105) In dieser Auffassung von Belstler<br />
zeigt sich ein weiterer Unterschied zur Schulfilmbewegung, die Orientierung am<br />
autonomen Individuum, nicht am Medium. Zur gleichen Zeit wie Belstler fordert Felix<br />
7
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Lampe vom „Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht“ ebenfalls die Produktion von<br />
Schulfilmen und, unter Umkehrung der Prioritäten der Reformpädagogen, „die<br />
Unterordnung des Kinder-Ichs unter die im Film gezeigte Sachgesetzlichkeit“ (Ruprecht<br />
a.a.O., S. 106).<br />
Die Orientierung einer Richtung der Kinoreformer an der autonomen Persönlichkeit des<br />
Kindes wird - von Adolf Reichwein abgesehen - erst in den siebziger Jahren wieder<br />
aufgenommen. Die Nachkriegspädagogik knüpft an den Fäden des Jugendschutzes, der<br />
Untersuchung individualpsychologischer Wirkungen und der unterrichtstechnischen<br />
Verwertung der Medien an.<br />
2. Das Wiedererstehen der Bewahrpädagogik<br />
Die anstoßenden Motive, die nach dem zweiten Weltkrieg eine Reihe von Pädagogen<br />
veranlaßte, initiativ zu werden, um das ,Problem Jugend und Film nicht dem Zufall zu<br />
überlassen’, sind, ...<br />
– die Bedenken gegen die ,unaufhörliche Bilderflut’, denen die Heranwachsenden, da<br />
gesetzliche Einschränkungen des Filmbesuchs fehlten, ausgesetzt waren und<br />
– die Befürchtung, daß vor allem die im moralischen Sinne schlechten Filme einen<br />
zersetzenden ,tiefgreifenden Einfluß auf Geist und Gemüt’ der Heranwachsenden haben.<br />
(Meyer a.a.O. S., 78f.)<br />
Die Vereinigten Staaten hatten als Besatzungsmacht alle Gesetze zur Filmzensur aus der<br />
Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus kassiert und damit ihren eigenen<br />
Produktionen das Tor in die deutschen Kinos geöffnet. An das, was da geboten wurde,<br />
erinnert sich Wasem mit Erstaunen und Entsetzen: „Sentimentale Rührstücke begannen<br />
neben strapaziösen ,Nervensägen’ zu laufen, in denen Verbrecher oder Besessene<br />
niederschlugen, mordeten, gehetzt und selbst umgelegt wurden.- (Wasem 1957, S. 9) Zur<br />
gleichen Zeit zählte Stückrath in 400 Filmen „624 Betrügereien, 310 Morde, 210<br />
Ehebrüche von Männern, 192 von Frauen, 156 Eigentumsvergehen, 104 Raubüberfälle,<br />
74 Erpressungen, 54 Fälle von Entführung Minderjähriger und 34 Brandstiftungen“.<br />
(Stückrath 1953, S. 16)<br />
Aus dieser Erfahrung heraus knüpften Medienpädagogen, die sich damals allerdings,<br />
wenn überhaupt als spezielle, so als Filmerzieher titulierten, an der Tradition der<br />
Kinoreformbewegung an. Eine der ersten Schritte war die Einrichtung einer „Freiwilligen<br />
8
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Selbstkontrolle“ (FSK) der Filmwirtschaft, in der Vertreter der Jugendbehörden und der<br />
Filmindustrie gemeinsam über Altersfreigaben von Filmen entscheiden und das „Gesetz<br />
zum Schutze der Jugend“ (GjS), welches einer zentralen Behörde, der „Bundesprüfstelle<br />
für jugendgefährdende Schriften“, erlaubt, den offenen Verkauf und die Werbung für<br />
Medienprodukte zu untersagen. Beide Einrichtungen sind bis heute tätig und in der<br />
Zwischenzeit um Bestimmungen für das Medium Video und um eigene Einrichtungen für<br />
den Jugendschutz im Fernsehen ergänzt worden.<br />
Die Medienpädagogik nach dem Krieg bis in die siebziger Jahre wurde in ihrer<br />
theoretischen Grundlegung vor allem bestimmt von Martin Keilhacker und dem von ihm<br />
gegründeten „Arbeitskreis Film“, dem späteren Wissenschaftlichen Institut für<br />
Jugendfragen in Film und Fernsehen, das 1976 mit dem Arbeitszentrum Jugend Film<br />
Fernsehen zum heutigen Institut Jugend Film Fernsehen zusammengelegt wurde. Die<br />
Bedeutung, die Keilhacker und seinen Schülern beigemessen wurde, schlug sich bei<br />
seinem Kritiker Kommer in der Prägung des Begriffes „Keilhacker-Galaxis“ nieder. Aus<br />
dem Umkreis Keilhackers, oder doch in explizitem Bezug auf ihn, gingen auch die meisten<br />
Arbeiten hervor, die den Jugendschutz in den Mittelpunkt medienpädagogischer Arbeiten<br />
stellten, wie beispielsweise die Beiträge von Wasem oder Kerstiens. Diese zielten mit<br />
pädagogischen Maßnahmen, durch filmerzieherisch und filmkundlich orientierte<br />
Gespräche mit Kindern und Jugendlichen, darauf ab, „Hilfen zum selbständigen und<br />
kritischen Umgang mit dem Medium Film zu vermitteln“ (Kögel 1980, S. 43). Daneben<br />
wurden von Margarete Keilhacker und von Keilhackers Mitarbeitern Tröger, Vogg,<br />
Zöchbauer, Brudny und Lammers filmpsychologische Untersuchungen durchgeführt.<br />
Keilhackers Einfluß reicht bis hinein in die technisch orientierte Neukonzipierung der<br />
Medienpädagogik als Unterrichtstechnologie mit Exponenten wie H. Heinrichs, A.O.<br />
Schorb, G. Wodraschke, J. Zielinski.<br />
3. Jugendschutz und Jugendfilmarbeit<br />
Heute, in historischer Sicht, wird die Medienpädagogik der fünfziger und sechziger Jahre<br />
meist als Bewahrpädagogik deklariert (vgl. Schorb, Mohn, Theunert 1980), gemeint ist<br />
damit meist ihre zweiseitige Bindung an den Jugendschutz. Zum einen wollte sie durch<br />
9
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
gesetzliche Maßnahmen verhindern, daß die schlimmsten Auswüchse des<br />
Medienangebotes an die Jugendlichen herankommen, zum anderen wollte sie den<br />
Geschmack der Kinder bilden, indem sie ihnen geeignete und empfehlenswerte Filme<br />
zugänglich machte.<br />
Der bis ins Heute aktive Verfechter eines starken staatlichen Jugendschutzes ist der<br />
Keilhacker-Schüler Wasem. Einem Bildungsideal des Schönen, Wahren, Guten und auch<br />
des Religiösen verpflichtet, sieht er die Kinder und Jugendlichen „in ihrer religiösen und<br />
sozialen Entwicklung gefährdet, wenn ihre Selbstgestaltungsantriebe im religiösen Leben<br />
durch Verkehrung der göttlichen Ordnung oder der Hierarchie und Qualität der Werte<br />
durch den Film gehemmt oder in falsche Bahnen gelenkt werden.“ (Wasem 1957, S. 119).<br />
Er hat Vorstellungen, in welcher Weise Kinder und Jugendliche reagieren, die bis in die<br />
Diktion hinein an die Kinoreformer angelehnt sind: „Das Kind im physiognomischen Alter<br />
ist gewöhnt, Gesichter an den Dingen zu sehen. Seine Verstandeskräfte reichen noch<br />
nicht aus, das Wesen zu entschleiern. Das Manna, das den physiognomisch gesehenen<br />
Gegenständen anhaftet, muß unter Umständen ausgefiirchtet werden. Im Jugendalter<br />
lernt der Pubertierende die beängstigenden Schattenseiten des Lebens auch mit Hilfe der<br />
Schauermär kennen und empfindet eine gewisse Wonneangst im imaginativen Bestehen<br />
der Bedrohungen.“ (Wasem 1963, S. 33)<br />
Auf diesem Boden kann Wasem - auch als langjähriges Mitglied - die Spruchpraxis der<br />
FSK als, hier bezogen auf Gruselfilme, häufig zu lax kritisieren: „Die FSK ist durchaus<br />
bereit, etwa einen Schnitt anzubringen, wenn ein Weltraumfahrer verzweifelt nach Luft<br />
ringt und sich seine Angst auf Jugendliche übertragen könnte. Für Kinder und Jugendliche<br />
sieht sie aber doch etwas zu schnell die Fähigkeit, durch Ironie Abstand zum Geschehen<br />
auf der Leinwand zu finden.“ (a.a.O., S. 42)<br />
Der Weg der positiven Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen wurde gesucht über<br />
die Filmerziehung, deren beiden Säulen die Jugendfilmveranstaltungen und das<br />
Filmgespräch waren. Den Zweck der Jugendfilmveranstaltungen definierte die erste<br />
Satzung des Arbeitskreises Jugend und Film e.V. im Jahr 1949: „Kinder und Jugendliche<br />
durch ihnen gemäße Filme anzusprechen und sie dadurch vom wahllosen Filmbesuch<br />
fernzuhalten; das weitgehend von wirtschaftlichen Gesichtspunkten bestimmte<br />
10
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Jugendfilmprogramm der Filmtheaterbesitzer auf diese Weise zu bereinigen; den<br />
erzieherisch wertvollen Film unter Berücksichtigung der Voraussetzungen des Kinder- und<br />
Jugendalters zu fördern.“<br />
Diese Filmarbeit war so erfolgreich, daß sich in Bayern und später im Bundesgebiet<br />
sogenannte Kreisstellen des Arbeitskreises gründeten, die später in die Stellen der<br />
ehrenamtlichen Fachberater für Medienpädagogik mündeten, die noch heute in den<br />
sieben Regierungsbezirken Bayerns aktiv sind. Im Jahre 1974 schrieb Walter Tröger über<br />
die Kreisstellen: „1953 waren es bereits 25, heute sind es über 500 ,Spielstellen’ im<br />
gesamten Bundesgebiet. Ihre Betreuung ist nach wie vor ein Schwerpunkt der Arbeit; sie<br />
besteht vor allem in der Organisations- und Programmberatung, in der Bereitstellung von<br />
Arbeitsmaterialien, in der Filmvermittlung und Kopienversicherung, in der Durchführung<br />
von Aufklärungs- und Schulungsveranstaltungen.“ (Träger 1974, S. 190)<br />
Das Filmgespräch sollte als eigene pädagogische Methode das Filmverstehen fördern<br />
und den Teilnehmern die Möglichkeit geben, sich sowohl mit der Machart als auch mit den<br />
Inhalten eines Filmes reflektierend auseinanderzusetzen. Das Filmgespräch, das in allen<br />
möglichen methodischen Varianten existierte, war bis weit in die siebziger Jahre hinein<br />
die wichtigste Methode außerschulischer Medienarbeit (vgl. hierzu Zöchbauer 1974 und<br />
zur Kritik Schorb, Theunert 1979).<br />
4. Die Verbindung von Medienpsychologie und -pädagogik: Martin<br />
Keilhacker<br />
Die enge Verbindung von Forschung und Praxis, die die von Keilhacker ins Leben<br />
gerufene Einrichtung Jugend Film Fernsehen bis heute kennzeichnet, hatte zwei Wurzeln,<br />
eine ideengeschichtliche und eine persönliche. Ideengeschichtlich knüpfte die Pädagogik<br />
und mit ihr auch Keilhacker an der Kinoreformbewegung an, die bereits, wie oben<br />
dargelegt, individualpsychologische Beobachtungen und Wirkungsannahmen verbunden<br />
hatte und daraus ihr pädagogisches Handeln abgeleitet hatte. Die persönliche<br />
Komponente war der wissenschaftliche Hintergrund Keilhackers, seine Herkunft aus der<br />
Wehrmachtspsychologie. Keilhacker gehörte zu jener Riege von Psychologen, die<br />
11
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Eignungstests für zukünftige Offiziere entwarfen und auch anwandten. Diese projektiven<br />
Tests griffen positivistische Vorbilder des Feindes USA auf, modifizierten sie jedoch in<br />
Diktion und Auswertungsmethoden nach deutscher Tradition der<br />
geisteswissenschaftlichen Psychologie.<br />
Eine der verwendeten Verfahren war der sogenannte Filmaufsatz. Er bezog sich entweder<br />
auf das Abspielen technischer Filme oder - standardisiert - auf die immer gleiche<br />
Wiedergabe der dramatischen Verfolgungsjagd eines Verbrechers. Aus den<br />
unterschiedlichen Aufsätzen zum inhaltlich stets gleichen Film „ergibt sich die Möglichkeit,<br />
die funktionalen Anteile, den Akt des Beeindruckt- und Angemutetwerdens zu erhellen.“<br />
(Happel 1940; zit. nach Fritscher 1985, S. 434). Ein weiteres, ganz ähnliches<br />
Erhebungsverfahren waren die „Bildpostkartenaufsätze“. „Die Auswertung der<br />
verschiedenen Aufsätze nach der von Keilhacker entwickelten Methode zielte auf das<br />
Auffinden der charakterologischen Wesenszüge und Begabungsqualitäten. Besonderes<br />
Symptomgewicht kam dabei dem Verhältnis zwischen Sprache und Inhalt zu. Der<br />
angefertigte Aufsatz wurde nach den Grundgedanken, der logischen Geschlossenheit der<br />
Darstellung, dem Klarheitsgrad und der Niveauhöhe beurteilt.“ (Fritscher a.a.O., S. 434).<br />
In diesem Kontext setzte sich Keilhacker schon damals mit dem Problem der<br />
ausdruckspsychologischen Analyse von Filmwirkungen auseinander (Keilhacker 1944).<br />
Als er nach dem Krieg eine Professur an der Münchner Universität erhalten hatte,<br />
entwickelte er sein Untersuchungsverfahren weiter, bei dem ,Anmutungen’ der Kinder, die<br />
durch den Film hervorgerufen wurden, aus ihrer Mimik, Gestik und spontanen Aussagen<br />
erschlossen wurden. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Untersuchungen, die bis in die<br />
sechziger Jahre hinein unter Einbezug des Fernsehens von seinen Schülern und seiner<br />
Frau weiterverfolgt wurden, faßte er, in einer Abwägung möglicher Wirkungen von<br />
Fernsehen und Kino, so zusammen (Keilhacker 1965):<br />
– Das Verstehen der optischen Eindrücke wächst parallel mit der Altersentwicklung.<br />
– Kleinkinder bis zum Schuleintritt behalten „vom Inhalt eines Films nur Einzelbilder,<br />
bestenfalls kurze Szenenfolgen, aber keine zusammenhängende Geschichte“. (a.a.O.,<br />
S. 3)<br />
– „Erst ungefähr von 8 Jahren an können Kinder in Filmen auch größere<br />
Zusammenhänge von Szenen einigermaßen richtig auffassen und wiedergeben,<br />
12
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
selbstverständlich auch nur, wenn der Inhalt des Films ihrem altersmäßigen Erleben<br />
entspricht, nicht bei Liebesfilmen, Krimis oder sonstigen Filmen, die in erster Linie für<br />
ein Erwachsenenpublikum gedreht wurden.“ (a.a.O., S. 4)<br />
– Kinder lieben Kitsch. Es gehen „fast alle Kinder durch eine solche Phase der<br />
Kitschbewunderung hindurch, um erst später oder nie zu ästhetisch differenzierten<br />
Urteilen zu kommen.“ (a.a.O., S. 8)<br />
– Kinder bis ca. 12 Jahren sehen Filme ichbezogen, erleben sie als eigene Geschichte,<br />
stellen ab auf Personen, eine Partei oder Gegenpartei, haben Schwierigkeit mit<br />
Rückblenden, verstehen Symbole noch nicht, sondern nehmen sie als Phänomene<br />
wahr. Sie bewerten bevorzugt gefühlsmäßig im Schema „gut oder böse“.<br />
– Auch Jugendliche empfinden die filmische Realität noch als wirklich, beginnen sich<br />
jedoch bereits zu distanzieren und leben die Spielhandlung nicht mehr mit. Sie können<br />
die Mehrdimensionalität von Handlungen nachvollziehen und beziehen sich auf Stars<br />
und Genres.<br />
– Kino wird eher als Fernsehen als eine Wirklichkeit erlebt, in die man sich hineinbegibt,<br />
in der man mitlebt und -spielt.<br />
– Im Vergleich mit dem Kino ist die Gefahr der Reizüberflutung durch das Fernsehen im<br />
Kindesalter erheblich größer, weil das Fernsehen „den Kindern viel früher, nicht selten<br />
vom Säuglingsalter an, außerdem pro Tag viel länger zugänglich ist als ein<br />
Kinobesuch.“ (a.a.O., S. 8)<br />
– Fernsehen ist informativer als Kino. In der Informationsvermittlung liegt seine positive<br />
Bedeutung - aber auch ein Problem: Jugendliche überschätzen ihre Fähigkeit, die<br />
schwierigen und komplexen Informationen zu verstehen.<br />
Die Ergebnisse der Forschung wurden von Keilhacker und seinen Schülern sowohl in<br />
direktes, pädagogisches Handeln umgesetzt als auch aus diesem gewonnen. Die bereits<br />
erwähnten Jugendfilmveranstaltungen waren zum einen Mittel und Wege, den Kindern<br />
und Jugendlichen den Weg zum guten Film zu weisen und ihnen Hilfestellungen zu seiner<br />
adäquaten Verarbeitung zu geben, zum anderen konnten sie „zur Durchführung<br />
systematischer Beobachtungen der Kinder in den Vorstellungen, vor und nach den<br />
Vorstellungen genutzt werden.“ (Keilhacker 1979, S. 69)<br />
Die Methoden, die dabei zur Anwendung kamen, waren neben dem bereits erläuterten<br />
Anbieten von Bildmaterialien und direkten Befragungen, die aber selten verwendet<br />
wurden, „die Gesamtbeobachtung der Kinder während der ganzen Filmvorführung unter<br />
möglichst natürlichen Bedingungen im Kino, zusammen mit dem Verhalten vor und nach<br />
der Vorstellung. ... Die ausdruckspsychologischen Beobachtungen wurden durch Foto<br />
13
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
oder Film festgehalten.“ (a.a.O. S. 75). Darüber hinaus zeichnete man die Pulsfrequenzen<br />
auf und gewann dadurch ein Maß für die Belastungen der Kinder durch bestimmte<br />
erregende Szenen. Schließlich verwandte man noch den aus der u.s.amerikanischen<br />
Verhaltenspsychologie übernommenen „Wiggletest“, der „besagt, daß bei seiner<br />
Anwendung das äußere Verhalten der Kinder während der Vorführung von Filmen, das<br />
An- und Abschwellen der Unruhe unter den Kindern, die Art und Heftigkeit ihrer Bewegung<br />
usw. möglichst getreu festgehalten werden soll.“ (a.a.O., S. 76) Am bekanntesten wurden<br />
die ausdruckspsychologischen Studien aus denen auf die emotionale Wirkung filmischer<br />
Szenen geschlossen wurde (Keilhacker, Brudny, Lammers 1957).<br />
Im Gegensatz zu den Kinoreformern zu Beginn des Jahrhunderts und auch einigen seiner<br />
Schüler, die zur Medienabstinenz rieten und in den Medien selbst das Negative sahen,<br />
hatte Keilhacker eine durchweg positive und bejahende Sicht der Medien und setzte sich<br />
in den Jahren der Bildungseuphorie für die Nutzung der Medien zu Lehr- und<br />
Lernzwecken ein. Ja er ging noch darüber hinaus, indem er den audiovisuellen Medien<br />
eine eigenständige Bildungsfunktion zuwies und postulierte, „daß die gegenwärtige und<br />
künftige Industriegesellschaft eine neue, eigene Schul- und Bildungskonzeption aus dem<br />
Wesen und den Bedürfnissen der Industriegesellschaft heraus braucht, eine<br />
Bildungskonzeption, die jeden Menschen, und zwar das ganze Leben hindurch, in die<br />
pädagogischen Überlegungen einbezieht. Wie die schon jetzt vorliegenden Beispiele<br />
zeigen, und erst recht für die weitere Entwicklung erwarten lassen, werden sich bei<br />
diesem künftigen Schul- und Bildungswesen die Grenzen zwischen Schule und freiem<br />
Bildungsraum, vor allem aufgrund der Entwicklung von Hörfunk und Fernsehen<br />
weitgehend verwischen, und Schul- und Bildungsfernsehen werden, im besonderen für die<br />
Bildung, Ausbildung und Weiterbildung im Erwachsenenalter, eine wichtige Rolle spielen,<br />
aber auch Schule und Schulunterricht im Kindes- und Jugendalter tiefgehend verändern.“<br />
(Keilhacker 1967, S. 12)<br />
Diese, aus heutiger Sicht undifferenzierte Haltung gegenüber den Medien wird<br />
verständlich auf der Grundlage des Keilhackerschen Denkens, das in Anlehnung an die<br />
technizistisch-biologistische Philosophie A. Gehlens der Technik allgemein und den<br />
Medien im speziellen eine eigenständige Funktion zuweist, mit eigenen, dem Menschen<br />
gegenüberstehenden Gesetzmäßigkeiten. Er vertritt die Auffassung, der Mensch von<br />
14
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
heute lebe in zwei Welten, deren eine ihm unmittelbar zugänglich und deren andere ihm<br />
technisch via Medien vermittelt ist, auf die er aber angewiesen ist, weil sie sein Leben<br />
bestimmt. Diese zweite Welt umfaßt die gesamte Erde, macht aus ihr eine einzige<br />
Gesamtwelt. Die Verbindungen des einzelnen mit dieser Gesamtwelt sind die<br />
Informationen, die über die Medien transportiert werden. Die Medien gewinnen damit eine<br />
lebenswichtige Funktion für den heutigen Menschen. Parallel zur Zunahme der Bedeutung<br />
der Medien geht wie bei allen lebenswichtigen Techniken die Entwicklung einer<br />
„Eigengesetzlichkeit“ derselben. „Sie machen sich gewissermaßen selbständig,<br />
gehorchen den Menschen nicht mehr unbedingt, sondern entsprechen der eigenen<br />
immanenten Entwicklung, und es ist notwendig, diese Entwicklung und<br />
Gesetzmäßigkeiten, ihre Ursachen und Zusammenhänge genauer zu kennen, um sich der<br />
Institution sinnvoll und zweckentsprechend bedienen zu können. Dies gilt in vollem<br />
Umfang auch von den Kommunikations-, hier speziell den Informationsmitteln, der<br />
Gegenwart und Zukunft. ... Nach den bisherigen Beobachtungen und Erfahrungen muß<br />
wohl angenommen werden, daß die Eigengesetzlichkeit der Informationsmittel nicht<br />
unbedingt und in erster Linie auf Wahrheit abzielt, sondern bevorzugt auf Wirkung. ... Die<br />
praktische Auswirkung läßt sich vielleicht so formulieren: möglichst schnell möglichst viel<br />
Informationen an möglichst viel Menschen“ (Keilhacker 1968, S. 133 f.).<br />
Die Konsequenz aus diesen Annahmen ist, den Menschen an die von ihm forcierte<br />
technische Entwicklung anzupassen. „Der Mensch der Gegenwart und Zukunft braucht<br />
dazu eine durchaus neue seelische Grundhaltung, die in früherer Zeit nicht von ihm<br />
verlangt wurde, zu der nicht erzogen wurde... Einen wesentlichen Zug dieser neuen<br />
seelischen Grundhaltung möchte ich als aktive Rezeptivität bezeichnen. ... Der moderne<br />
Mensch braucht einerseits eine unvoreingenommene Aufgeschlossenheit gegenüber der<br />
Abbild-Welt, andererseits ein hohes Maß von differenzierter Aktivität, um die für ihn<br />
richtige, sinnvolle Auswahl treffen zu können. Am allerwenigsten kann er gegenüber der<br />
Überschüttung mit Informationen, mit richtigen und falschen oder ungenauen, mit<br />
wichtigen und mehr oder weniger belanglosen völlig passiv-rezeptiv bleiben, wenn er nicht<br />
sein eigenes individuelles und persönliches Menschsein verlieren will“ (a.a.O., S. 139).<br />
Ansonsten drohen dem Menschen insbesondere zwei Gefahren, einmal die „der<br />
Einebnung und Überfremdung der vorhandenen gewachsenen Sprachen und der<br />
15
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
dahinterstehenden Kulturen“ (Keilhacker 1979, S. 77) und zum anderen der „Verdrängung<br />
der Primärerlebnisse durch Sekundärerlebnisse, d.h. durch Erlebnisse aus zweiter Hand“<br />
(a.a.O., S. 78).<br />
Die wichtigste medienpädagogische Aufgabe ist damit schon angegeben, die Erziehung<br />
von Kindern und Jugendlichen zur Kritikfähigkeit gegenüber den Medien. Hierzu gehört<br />
sowohl die Fähigkeit im medialen Überangebot gezielt auswählen zu können als auch<br />
Wachheit und Wachsamkeit gegenüber der Übermacht der Massenmedien und dem<br />
Mißbrauch solcher Übermacht“ (Keilhacker 1968, S. 141).<br />
5. Von der Medienkritik zur Medienarbeit<br />
Ausgehend von der gesellschaftlichen Bewegung, die - vereinfachend und<br />
medienwirksam - einer Gruppe, nämlich den Studenten zugesprochen wurde, entwickelte<br />
sich in Adaptation der „Kritischen Theorie“ der Frankfurter Schule und der Rezeption der<br />
Werke von Karl Marx Anfang der 70er Jahre die ideologiekritische Richtung der<br />
Medienpädagogik. Über die sprachliche und semiotische Analyse der massenmedialen<br />
Produkte sollte deren Ideologiegehalt entschlüsselt werden. Den Medien wurde dabei<br />
grundsätzlich Manipulation unterstellt, die Rezipienten sah man als manipulierbare Opfer<br />
(vgl. exemplarisch Dahlmüller u.a. 1973).<br />
In besonderer Weise wurde im Umkreis des Institut Jugend Film Fernsehen und seiner<br />
gleichnamigen Zeitschrift der ideologiekritische Ansatz weiterentwickelt: zum einen mit<br />
dem Versuch einer Medientheorie, in der sich marxistische und elitäre Theoreme zu einer<br />
seltsamen Mischung verbanden (Kazda, Müller, Wember 1971) und zum anderen mit der<br />
Entwicklung eines Ansatzes zur Untersuchung der Bildsprache, ihrer Verschleierungen,<br />
ihrer Interdependenzen mit dem Ton und der (vermuteten) ideologischen Positionen der<br />
Filmemacher. Am Beispiel des Dokumentarstreifens „Bergarbeiter im Hochland von<br />
Bolivien“ wendete Wember (1971) seine Analysemethode erstmals an. Er macht deutlich,<br />
daß insbesondere die Kombination von Wort und Bild die Wahrnehmung des Zuschauers<br />
lenkt und es erlaubt, Aussagen zu pointieren und in eine inhaltlich erwünschte Richtung<br />
zu lenken.<br />
16
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Die ideologiekritischen Positionen waren der Bewahrpädagogik noch eng verbunden,<br />
richteten sie doch ihr Hauptaugenmerk auf die Gefährdung des Menschen durch mediale<br />
Inhalte. Gemein mit den jugendschützerischen Positionen war ihnen auch ihr ,defensiver<br />
Charakter’ (Enzensberger 1970) und die einseitige Sichtweise auf das Individuum, als<br />
passiv erleidendes, nicht als handelndes Subjekt. Die Überwindung dieser Position hin zu<br />
einer handlungsorientierten Medienpädagogik wurde möglich durch die Entwicklung der<br />
Medientechnik und durch den Bezug auf Theorien, die das gesellschaftlich handelnde<br />
Subjekt in ihren Mittelpunkt stellen.<br />
Die medientechnische Entwicklung war in erster Linie die Entwicklung und massenhafte<br />
Verbreitung von Video- und Kassettenrekordern, die es ermöglichten, daß potentiell<br />
jedermann Medienproduzent werden konnte. Die objektiven Schranken, die in Größe,<br />
Preis und Kompliziertheit der Produktionsgeräte gelegen hatten, fielen. Das war die<br />
Voraussetzung dafür, daß die gesellschaftlichen Subjekte nicht mehr nur Medieninhalte<br />
konsumieren, sondern, wenn auch in bescheidenem Umfang, selbst solche herstellen<br />
konnten.<br />
Auch die theoretischen Begründungen beziehen sich auf diesen Umstand. Der Rezipient<br />
wird nunmehr nicht nur als ein durch Massenmedien Beeinflußter gesehen, sondern in<br />
erster Linie als gesellschaftliches Subjekt, das in seiner Lebenswelt reale Erfahrungen<br />
macht und unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen entwickelt. Die Massenmedien<br />
sind in dieser Lebenswelt ein Sozialisationsfaktor unter anderen. Im Mittelpunkt der<br />
medienpädagogischen Bemühungen dieser Position stehen deshalb nicht die Medien,<br />
sondern die Individuen in ihrem gesellschaftlichen Kontext, in dem Medien eine<br />
wesentliche Rolle spielen (vgl. exemplarisch Dröge u.a. 1979; Müller-Doohm 1979; Schorb<br />
u.a. 1989; Hüther u.a. 1979; 1982). Die Subjekte sollen die Medien ,in-Dienst-nehmen’,<br />
d.h. sie als Mittel zur Auseinandersetzung mit ihrer Lebenswelt gebrauchen, sei es als<br />
Mittel zur Exploration der Lebenswelt, sei es als Mittel zur Artikulation und Durchsetzung<br />
eigener Interessen, etc. Die Rezipienten sollen also zu Produzenten werden.<br />
Mit dieser Entwicklung wurde auch an die Tradition angeknüpft, die das Institut Jugend<br />
Film Fernsehen seit seiner Gründung durch Keilhacker auszeichnete, die enge<br />
Verzahnung von Theorie und Praxis. Die theoretisch entwickelte Möglichkeit, aus der<br />
17
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Analyse des Bestehenden zu einem anderen Handeln zu gelangen, ließ sich auf dem<br />
Weg der aktiven Medienarbeit zumindest ein Stück weit realisieren. Ausgehend von<br />
Brecht (1967), der in seiner 1932 entworfenen Radiotheorie gefordert hatte, das Radio<br />
aus einem Distributions- in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln, den<br />
Vorstellungen von Walter Benjamin (1977), die Literatur als Artikulationsmittel für<br />
jedermann zu gebrauchen, und der Aufnahme dieser Theorien durch Hans Magnus<br />
Enzensberger (1970), der überzeugt war, man könne aus Medienmanipulierten Medien-<br />
Manipulateure machen, wurde das Konzept einer emanzipatorischen,<br />
handlungsorientierten Medienpädagogik vor allem in der Auseinandersetzung mit drei<br />
theoretischen Begriffen entworfen: dem der Authentischen Erfahrung, dem der<br />
Kommunikativen Kompetenz und dem des Handelnden Lernens.<br />
Authentische Erfahrung (Negt, Kluge 1973) ist jene, die die Menschen ohne die<br />
Vermittlung der veröffentlichten Meinung machen. Sie steht im Gegensatz zu den<br />
medialen Angeboten der bewußtseinsproduzierenden Industrie, deren Funktion die<br />
Legitimation und Fixierung der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse ist.<br />
Authentische Erfahrung überwindet dieses vorgefertigte Bewußtsein. Ziel ist unter den<br />
gegebenen Gesellschaftsverhältnissen die Herstellung einer Gegenöffentlichkeit zu der<br />
von Oligopolen beherrschten Öffentlichkeit.<br />
Auf der Ebene der Fähigkeiten des Individuums ist die Voraussetzung authentischer<br />
Erfahrung die Entwicklung kommunikativer Kompetenz (Habermas 1971, Baacke 1973).<br />
Dieser Begriff umfaßt drei Komponenten: Einmal eine analytische Komponente, die sich<br />
ausdrückt in der Fähigkeit, in einem kollektiven Erkenntnisprozeß die durch<br />
Massenmedien vorgegebene Sichtweise zu durchbrechen, so ihr Wesen zu begreifen und<br />
in einem gemeinsamen Reflexionsprozeß Möglichkeiten zur Überwindung zu finden; zum<br />
zweiten eine kreative Komponente, die sich ausdrückt in einer Fähigkeit, den<br />
herrschenden Kommunikationsstrukturen andere entgegenzusetzen, verbunden mit<br />
Strategien zur Vermittlung und zur Durchsetzung der eigenen kollektiven Interessen; und<br />
schließlich die kommunikative Komponente, die sich ausdrückt in der Fähigkeit der<br />
adäquaten, und d.h. reflektierten Erfahrungsbewältigung und -darstellung.<br />
18
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Die Methode, kommunikative Kompetenz zu erwerben, als Voraussetzung der<br />
Befähigung, Gegenöffentlichkeit herzustellen, ist die des Handelnden Lernens, der tätigen<br />
Aneignung des Gegenstandsbereiches. Handelndes Lernen geschieht mit und an<br />
Gegenstandsbereichen sozialer Realität. Es beruht auf der Verbindung von Reflexion und<br />
Handeln und ist auf die Aneignung von Realität ebenso gerichtet wie auf deren aktive<br />
Mitgestaltung und Veränderung. Im Bereich des Umganges mit Öffentlichkeit heißt dies,<br />
daß die o.g. Fähigkeiten sich im aktiven Umgang mit Medien entwickeln müssen und<br />
können, also nicht allein als theoretische Lehrsätze erlernt, sondern in der Praxis aktiver<br />
Medienarbeit selbst gestaltet werden (Schorb, Mohn, Theunert 1980).<br />
In der Umsetzung dieser theoretischen Position haben sich für alle inhaltlichen und<br />
technischen Bereiche medialen Handelns, von der Fotografie bis hin zu den digitalen<br />
Medien Modelle des handelnden Forschens herausgebildet. Auf der Grundlage<br />
wissenschaftlicher Analyse werden medienpädagogische Modelle entwickelt, zur<br />
Auseinandersetzung mit der umgebenden Wirklichkeit (JFF 1986; Schell 1989), mit den<br />
Medien selbst (Projektgruppe Mediencurriculum 1984 und 1986), mit Gewaltdarstellungen<br />
in den Medien (Theunert 1987) und mit dem neuen Medium Computer (Schorb, Theunert<br />
1989).<br />
6. Adolf Reichwein, der unbekannte Vorgänger einer<br />
handlungsorientierten Medienpädagogik<br />
Ohne sich auf ihn zu beziehen, ja ohne ihn zu kennen, führt die heutige aktive<br />
Medienpädagogik einen deutschen theoretischen Vordenker weiter, der bereits in den<br />
dreißiger Jahren die Kinoreformbewegung überwunden hatte, nämlich Adolf Reichwein. Er<br />
war einer der ersten, der den Kindern und Jugendlichen nicht Schranken aufstellen, sie an<br />
den guten Film heran-, vom schlechten wegführen wollte, sondern bei ihnen selbst die<br />
Fähigkeiten zum Sehen schulen, in heutiger Diktion die Kompetenz zum kritischen<br />
Umgang mit medialen Kommunikaten anregen.<br />
Reichwein entwickelte seine, von ihm so genannte Seherziehung in der Praxis,<br />
zusammen mit den Kindern einer mecklenburgischen Landschule, in der er als Lehrer<br />
19
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
tätig war, nachdem die Nationalsozialisten ihm seine Professur in Halle entzogen hatten.<br />
Reichwein (1967) erkannte die Potenzen, die in den AV-Medien liegen, nämlich<br />
Phänomene, die der unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmung nicht zugänglich sind,<br />
abzubilden, ,Kinder einer entfernteren Wirklichkeit zu sein’, wie er dies nannte. Diese<br />
Funktion wies er den Bildträgern als Unterrichtsmedien zu, Tonfilme für den Unterricht gab<br />
es zu seiner Zeit nicht. Allerdings sollten die Bildmedien nach seiner Auffassung nicht die<br />
Wirklichkeit ersetzen, sondern nur dort, wo eine unmittelbare Anschauung nicht möglich<br />
war, für die Unterrichtung hinzugezogen werden. Er wies den Medien also keine genuine,<br />
sondern eine supplementäre Funktion zu. In dieser Funktion stellte er den (Stumm-)Film<br />
den Medien Schrift und Bild gleich. Er nahm hier Bezug auf den Reformpädagogen<br />
Berthold Otto, der schon 1916 für den Einsatz des Unterrichtsfilms plädiert hatte. Otto,<br />
Kinoreformer und Vertreter des Gesamtschulgedankens, ein Gegner des bis heute<br />
vorherrschenden Fachunterrichtes, der die Motivation der Kinder, die Welt in ihren<br />
Zusammenhängen zu erfragen und zu erkennen, beeinträchtigt, hatte sich eingesetzt für<br />
den Film, da dieser durch seine Anschaulichkeit und die dramaturgische Gestaltung den<br />
Interessen der Kinder und Jugendlichen entgegenkommt. Er hatte bereits für jede Schule<br />
Filme und Vorführgeräte gefordert: „Denn wenn die Sache etwas nützen soll, dann muß<br />
jeder Dorfschullehrer einen solchen Apparat zur Verfügung haben und muß auch<br />
imstande sein, ihn so zu handhaben, daß die Schüler vollen Gewinn daran haben.“ (zit.<br />
nach Ruprecht 1976, S. 103)<br />
Auch im inhaltlichen Kern seiner Theorie bezog sich Reichwein auf Otto. Mit diesem ging<br />
er von der Autonomie des Individuums aus, das sich sein Wissen selbst erwirbt, mit Hilfe<br />
des lediglich organisierenden Lehrers. Mit Otto forderte er die Ausbildung einer „Nation<br />
von Selbstdenkern“ und sah es „als eine ,vornehme Aufgabe der Erziehung’ an, die<br />
Sprach- und Bildempfänglichkeit zu pflegen, damit Kinder in den Stand versetzt werden,<br />
eigenständig, ,ohne daß der Erzieher vorwegnehmend, erklärend, zerpflückend’<br />
dazwischentreten muß, Sprache und Bild als Ausdruck vermittelter Wirklichkeit ,begrifflich’<br />
zu werten“ (Meyer 1978, S. 69).<br />
Ihre Realisierung findet diese theoretische Grundlegung in der „Seherziehung“. Ziel dieser<br />
Erziehung, die dem Kind nicht als eigener Lehrstoff oktroyiert, sondern in die Nutzung der<br />
Medien organisch eingefügt werden soll, ist es, die Schüler vom Sehen, der<br />
20
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Wahrnehmung der Oberfläche, zum Schauen, der reflektierenden und hinterfragenden<br />
Betrachtung zu führen. Reichwein machte also bereits einen Unterschied zwischen dem<br />
Zeichen und seiner Bedeutung und ging davon aus, daß der Betrachter eines Filmes die<br />
Kompetenz zur Entschlüsselung der filmischen Inhalte, ihrer kritischen Beurteilung und<br />
Reflexion ihrer Bedeutung entwickeln soll. Er entwarf Methoden, Bilder und Bildarten<br />
miteinander zu vergleichen, Bilder auf ihren Gehalt zu untersuchen und „vertieft“ zu sehen<br />
und schließlich in der „besonderen Bildbetrachtung“ die filmischen Gestaltungsmittel wie<br />
Größe, Ausschnitt und Perspektive zu erkennen. Er bediente sich dabei Vorlagen, die er<br />
für seine Seherziehung zusammengestellt hatte (in erster Linie Fotografien) und mit deren<br />
Hilfe die Schüler eigentätig sich die Kenntnisse medialer Gestaltungsmittel aneigneten,<br />
durch Üben, Probieren, Experimentieren. Sein Ziel war es, seinen Schülern eine<br />
kompetente Mediennutzung zu ermöglichen, sie zu befähigen, mediale Kommunikate<br />
nicht nur zu rezipieren, sondern ihren Entstehungs- und Auslagenkontext, ihre<br />
gesellschaftliche Gebundenheit zu erkennen, sie als gestaltete zu erkennen und sie zu<br />
bewerten. Der Untertitel seines Hauptwerkes, das 1967 noch einmal aufgelegt wurde:<br />
„Vom Schauen zum Gestalten“, macht deutlich worum es ihm ging: Kinder über die<br />
kritische Rezeption und Reflexion der Realität zum kompetenten Handeln zu befähigen.<br />
Mit dieser Zielsetzung war Reichwein Vorläufer jener Medienpädagogik, die den kritischen<br />
Rezipienten und zugleich schöpferischen Produzenten anstrebt. Er war darüber hinaus<br />
einer der wenigen mutigen Pädagogen, der in einer Zeit der Barbarei, die von nicht<br />
wenigen der nach 1945 bekannten Medienpädagogen aktiv unterstützt wurde (vgl. Meyer<br />
1978, Kommer 1979), nicht allein in geistiger Opposition zu stehen, sondern zu<br />
versuchen, ein soziales Menschenbild dem elitär-rassistisch-völkischen, das in<br />
Deutschland von den Pädagogen vermittelt wurde, entgegenzustellen. Reichwein selbst<br />
engagierte sich auch persönlich im Umkreis des 20. Juli und wurde dafür mit dem Tode<br />
bestraft. Sein Werk hat die Medienpädagogen der BRD nie maßgebend beeinflußt.<br />
7. Zielsetzungen handlungsorientierter Medienpädagogik<br />
Auf die Zielsetzungen Reichweins kann sich eine heutige Medienpädagogik berufen, auch<br />
wenn sie - durch die technische und gesellschaftliche Entwicklung gezwungen - die enge<br />
21
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Bindung an den Film und die audiovisuellen Medien aufgegeben und sich allen Medien<br />
zugewandt hat, sowohl auf die analytische Erkenntnis medialer Inhalte und<br />
Produktionsformen, als auch auf die Reflexion des je eigenen Medienkonsums, als auch<br />
auf die handelnde Auseinandersetzung mit gesamtgesellschaftlicher Wirklichkeit. So<br />
lassen sich die Ziele einer heutigen pädagogischen Reformbewegung so formulieren (vgl.<br />
auch Baacke 1980; Schorb 1987):<br />
– Erweiterung der Handlungsfähigkeit<br />
Handlungsmöglichkeiten werden für Lernende erfahrbar sowohl in der reflexiven<br />
Auseinandersetzung mit medialen Produkten, z.B. Filmen, als auch bei der<br />
Eigenproduktion, der aktiven Gestaltung einer Ton-Dia-Schau, eines Films etc.<br />
– Erfahren und Erlernen bewußter Kommunikation<br />
Durch gemeinsames Ansehen eines Films und gemeinsames Aufarbeiten seines<br />
Inhalts verbal oder durch aktive Methoden wie Rollenspiel, Collage usw. - lernen die<br />
Adressaten, themenbezogen zu argumentieren und diskutieren, anderen zuzuhören<br />
etc.<br />
– Befähigung, die eigenen Interessen selbstkritisch zu erkennen und kreativ umzusetzen<br />
Bei Eigenproduktionen von Fotoausstellungen, Video- und Super-8-Filmen etc. erfolgt<br />
eine intensive Auseinandersetzung mit den eigenen Interessen, Standpunkten,<br />
Einstellungen usw. und werden kreative Formen der Vermittlung an andere gefunden.<br />
– Erwerb von Verhaltenssicherheit in unterschiedlichen sozialen Situationen<br />
Durch Aufzeichnen von Rollenspielen, in denen sich die Adressaten mit dem Problem<br />
der Konfliktlösung auseinandersetzen, und anschließender Reflexion anhand der<br />
Video Aufzeichnung können Verhaltensweisen erprobt und korrigiert werden.<br />
– Eigenes Erleben und eigene Problemsichten in Bilder und Worte umsetzen<br />
Die aktive Arbeit mit Video, Film, Foto, etc. erweitert die Ausdrucksmöglichkeiten auch<br />
für Adressaten, die verbal nicht so geübt sind.<br />
Diese Zielvorstellungen von Medienpädagogik, ihre Handlungsorientierung<br />
eingeschlossen, gewinnen an Bedeutung mit der fortschreitenden Mediatisierung des<br />
gesamten Alltags. Im Laufe von nur zehn Jahren haben sich eine ganze Reihe neuer<br />
technischer Medien massenhaft verbreitet, von denen hier nur die wichtigsten zur<br />
Illustration aufgezählt werden können: Walkman, CD-Player, Video, Kabel- und<br />
Satellitenfernsehen, Bildschirmtext, Telespiele, Computer. Daneben drohen Technologien<br />
wie die Vernetzung von Verwaltung, Industrie und Haushalten mittels Kabel und<br />
Computermedien die Sozialstrukturen total zu verändern. Will Medienpädagogik künftig<br />
verstärkt einen Beitrag zur Entwicklung einer Kommunikations-Kultur leisten, so kann sie<br />
22
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
auf die zukünftigen Entwicklungen, deren Durchsetzung bereits begonnen hat, nicht nur<br />
reagieren, sondern muß ihre Zielvorstellungen offensiv vertreten. „Das impliziert auch,<br />
daß Medienpädagogen ihre öffentliche Artikulation auf die Basis einer pädagogischen<br />
Position stellen ... ihr Wissen und ihre Qualifikation auch in der veröffentlichten<br />
Diskussion und im politischen Raum zur Geltung bringen müssen.“ (Schorb 1985, 187 f.)<br />
Literatur<br />
Amman, H.: Rückblick. Aus der Geschichte des Schullichtbild- und Filmwesens, in:<br />
Hildebrand, G. K. (Hrsg.): Zur Geschichte des audiovisuellen Medienwesens in<br />
Deutschland. Gesammelte Beiträge. Trier 1976.<br />
Baacke, D.: Kommunikation und Kompetenz. Grundlegung einer Didaktik der<br />
Kommunikation und ihrer Medien, München 1973.<br />
Baacke, D.: Aufgaben und Probleme außerschulischer Medienarbeit, in: ders., Kluth, T.<br />
(Hrsg.): Praxisfeld Medienarbeit. München 1980.<br />
Benjamin, W.: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit.<br />
Frankfurt/Main 1977.<br />
Brecht, B.: Der Rundfunk als Kommunikationsapparat. Gesammelte Werke Band 16.<br />
Frankfurt / Main 1967.<br />
Dahlmüller, G., Hund, W. D., Kommer, H.: Kritik des Fernsehens. Darmstadt-Neuwied<br />
1973.<br />
Droge, R. U.: Der alltägliche Medienkonsum. Grundlagen einer erfahrungsbezogenen<br />
Medienerziehung. Frankfurt/Main 1979.<br />
Enzensberger, H. M.: Baukasten zu einer Theorie der Medien. Kursbuch, 20, 1970, S.<br />
159-186.<br />
Pritscher, W.: Die psychologische Auswahl des Offiziersnachwuchses während des<br />
Zweiten Weltkrieges in der Deutschen Wehrmacht, in: Hofstätten P R., u.a. (Hrsg.):<br />
Deutsche Wehrmachtspsychologie 1914-1945. München 1985.<br />
Habermas, J.: Vorbereitende Bemerkungen zu einer Theorie der kommunikativen<br />
Kompetenz, in: Habermas, J., Luhmann, N. (Hrsg.): Theorie der Gesellschaft oder<br />
Sozialtechnologie. Frankfurt am Main 1971.<br />
Hüthen, J., Breuen, K. D. R., Schorb, B., (Hrsg.): Neue Texte Medienpädagogik. München<br />
1979.<br />
23
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Hüthen, J., Terlinden, R. (Hrsg.): Medienpädagogik als politische Sozialisation. Grafenau<br />
1982.<br />
JFF, Institut Jugend Film Fernsehen (Hrsg.): In eigener Regie: Aktive Medienarbeit mit<br />
Jugendlichen. Schriftenreihe des Institut Jugend Film Fernsehen (JFF). Opladen 1986.<br />
Kazda, J., Mülleu A., Wember B. (Hrsg.): Medien und Gesellschaft. Jugend Film<br />
Fernsehen, 2-3, 1971, S. 63 - 89.<br />
Keilhacker, M.: Wesenszüge von Angst, Zorn und Trauer sowie verwandter Gefühle, aus<br />
ihren mimischen und pantomimischen Ausdruckserscheinungen abgeleitet. Ergebnisse<br />
von Filmuntersuchungen. Zeitschrift für angewandte Psychologie und Charakterkunde, 66,<br />
1944, S. 322-350.<br />
Keilhacker, M.: Pädagogische Probleme bei Film und Fernsehen in ihren<br />
Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Jugend Film Fernsehen 1, 1965 (Nachdruck), 9, 3<br />
-12.<br />
Keilhacker, M.: Studien- und Bildungsfernsehen im Rahmen einer neuen Schul- und<br />
Bildungskonzeption. Jugend Film Fernsehen 1, 1967, 2-12.<br />
Keilhacker, M.: Der Mensch von heute in der Welt der Informationen. Jugend Film<br />
Fernsehen 3, 1968, 12, 131-146.<br />
Keilhacker, M.: Wie Kinder und Jugendliche Film und Fernsehen erleben. merz (medien +<br />
erziehung), 2, 1979, 67-78.<br />
Keilhacker, M., Brudny, W, Lammers, P (Hrsg.): Kinder sehen Filme. München 1957.<br />
Kerstiens, L.: Zur Geschichte der Medienpädagogik in Deutschland. Jugend Film<br />
Fernsehen 3, 1964, 8, 182 -198.<br />
Kögel, W.: Zur Diskussion um die Geschichte der Medienpädagogik, in: merz (Medien und<br />
Erziehung) 1, 1980, S. 42-44.<br />
Kommer, H.: Früher Film und späte Folgen. Zur Geschichte der Film- und<br />
Fernseherziehung. BerlinWest 1979.<br />
Meyer, P.: Medienpädagogik. Entwicklung und Perspektive. Königstein / Taunus 1978.<br />
Negt, O., Kluge, A.: Öffentlichkeit und Erfahrung. Zur Organisationsanalyse von<br />
bürgerlicher und proletarischer Öffentlichkeit. Frankfurt/Main 1973.<br />
Projektgruppe Mediencurriculum: Massenmedium Fernsehen. Mit Medien über Medien<br />
lernen. Block Analyse. Lehrermaterial. Schriftenreihe des Institut Jugend Film Fernsehen<br />
(JFF). Opladen 1984.<br />
24
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Projektgruppe Mediencurriculum: Massenmedium Fernsehen. Mit Medien über Medien<br />
lernen. Block Produktion. Lehrermaterial. Schriftenreihe des Institut Jugend Film<br />
Fernsehen (JFF). Opladen 1986.<br />
Reichwein, A.: Film in der Schule. Vom Schauen zum Gestalten. Braunschweig 1967.<br />
Ruprecht, H.: Schulreform und Mediendidaktik in den Jahren 1907-1934, in: Hildebrand,<br />
G. K. (Hrsg.): Zur Geschichte des audiovisuellen Medienwesens in Deutschland.<br />
Gesammelte Beiträge. Trier 1976.<br />
Schell, F. : Aktive Medienarbeit mit Jugendlichen. Theorie und Praxis. Schriftenreihe des<br />
Institut Jugend Film Fernsehen Bd. 10. Opladen 1989.<br />
Schorb, B.: Neue Medien und Medienpädagogik, in: Rolff, H. G., Zimmermann, P. (Hrsg.):<br />
Neue Medien und Lernen: Herausforderungen, Chancen und Gefahren. Weinheim /Basel<br />
1985.<br />
Schorb, B.: Medienpädagogik in der Jugendarbeit - Zusammenhänge und Überlegungen,<br />
in: Issing, L. J. (Hrsg.): Medienpädagogik im Informationszeitalter. Weinheim 1987.<br />
Schorb, B., Mohn, E., Theunert, H.: Sozialisation durch Massenmedien, in: Hurrelmann,<br />
K., Ulich, D. (Hrsg.): Handbuch der Sozialisationsforschung. Weinheim & Basel 1980.<br />
Schorb, B., Theunert, H.: Seminar: Einführung in die rezeptive Medienarbeit, in: merz<br />
(Medien + Erziehung) 5/ 1979, 23, 210-221 u. 225-299.<br />
Stückrath, R. :Der Film als Erziehungsmacht. Hamburg 1953.<br />
Trögen, W.: 25 Jahre Arbeitszentrum Jugend Film Fernsehen. Jugend Film Fernsehen, 4,<br />
1974, 187 -191.<br />
Wasem, E.: Jugend und Filmerleben. Beiträge zur Psychologie und Pädagogik der<br />
Wirkung des Films auf Kinder und Jugendliche. München & Basel 1957.<br />
Wasem, E.: Der Gruselfilm - Ein Fazit 1963. Jugend Film Fernsehen 1, 1963, 33 -57.<br />
Wember, B.: Filmische Fehlleistungen. Ideologische Implikationen des Dokumentarfilms<br />
„Bergarbeiter im Hochland von Bolivien“. Jugend Film Fernsehen, 2-3, 1971, 90-116.<br />
Zierold, K.: Bestimmungen über Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht. 4. Auflage.<br />
Stuttgart & Berlin 1943.<br />
Zöchbauer, R: Neue Aspekte und Formen des Filmgespräches. AV Praxis, 2, 1974.<br />
25
http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung<br />
außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des<br />
Rechteinhabers unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,<br />
Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in<br />
elektronischen Systemen.<br />
26