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Autor: Tilmann P - Mediaculture online

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http://www.mediaculture-<strong>online</strong>.de<br />

<strong>Autor</strong>: Schorb, Bernd.<br />

Titel: Zwischen Reformpädagogik und Technozentrik. Über Kinoreformer und die<br />

'Keilhacker-Schule' zu einer handlungsorientierten Medienpädagogik.<br />

Quelle: Susanne Hiegemann/ Wolfgang H. Swoboda (Hrsg.): Handbuch der<br />

Medienpädagogik. Theorieansätze - Traditionen - Praxisfelder - Forschungsperspektiven.<br />

Opladen 1994. S. 149-166.<br />

Verlag: Leske + Budrich.<br />

Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des <strong>Autor</strong>s.<br />

Bernd Schorb<br />

Zwischen Reformpädagogik und<br />

Technozentrik. Über Kinoreformer<br />

und die ‚Keilhacker-Schule‘ zu einer<br />

handlungsorientierten Medienpädagogik<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Die Kinoreformer............................................................................................................2<br />

1.1 Jugendschutz..........................................................................................................4<br />

1.2 Wirkungsannahmen................................................................................................5<br />

1.3 Unterrichtsfilme.......................................................................................................6<br />

2. Das Wiedererstehen der Bewahrpädagogik.................................................................8<br />

3. Jugendschutz und Jugendfilmarbeit..............................................................................9<br />

4. Die Verbindung von Medienpsychologie und -pädagogik: Martin Keilhacker............11<br />

5. Von der Medienkritik zur Medienarbeit........................................................................16<br />

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6. Adolf Reichwein, der unbekannte Vorgänger einer handlungsorientierten<br />

Medienpädagogik............................................................................................................19<br />

7. Zielsetzungen handlungsorientierter Medienpädagogik.............................................21<br />

Literatur........................................................................................................................23<br />

Die Annahme eines Zusammenhanges von Reform- und Medienpädagogik findet sich<br />

meines Wissens erstmals in der verdienstvollen Kritik der Medienpädagogik von Kommer.<br />

Er kennzeichnet die Medienpädagogik der BRD nach 1945 in einem globalen Überblick<br />

so: „Sie löste sich nicht von einem spätbürgerlichen Irrationalismus und rückte die<br />

Elemente in den Vordergrund, die das Problem der Erziehung auf ein interindividuelles<br />

Verhältnis zwischen ,Erzieher’ und ,Zögling’ verkürzen. Sie klammerte sich an einen<br />

Autonomieanspruch, der aus der Antinomie zwischen Individuum und Gesellschaft<br />

abgeleitet wird und die Kinder und Jugendlichen von der gesellschaftlichen Wirklichkeit<br />

abschneidet. Zugleich versuchte sie vordergründig, bürgerlich-demokratische<br />

Vorstellungen aufzunehmen, von denen sie sich einst losgesagt hatte, die jetzt jedoch<br />

propagiert werden, um dem von den Alliierten oktroyierten Konzept der Re-Edukation und<br />

den Vorstellungen der westlichen Pädagogik, wie sie z.B. von John Dewey, einem<br />

Philosophen und Pädagogen des amerikanischen Erziehungswesens vertreten wurden,<br />

zu entsprechen.“ (Kommer 1979, S. 101)<br />

Leider geht Kommer dieser Spur nicht weiter nach und belegt sie auch nur mit allgemeiner<br />

Literatur zur Kritik der Pädagogik. Hätte er die Spur weiter verfolgt, dann wäre er sicher zu<br />

der Differenzierung gelangt, daß das radikaldemokratische Erbe des Schulreformers<br />

Dewey, der ausgegangen war von Demokratie als einer zu praktizierenden und<br />

pragmatischen Idee und nicht einer politischen Organisationsform zur Absicherung<br />

kapitalistischer Ökonomie, gerade erst mit der Kritik an der Medienpädagogik nach 1945<br />

inhaltlich ernst genommen und sein zentrales Prinzip des ,learning by doing’ in die<br />

medienpädagogischen Konzeptionen integriert wurde.<br />

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1. Die Kinoreformer<br />

Richtig aber ist seine Feststellung, da nach 1945 an bürgerliche und z.T. auch<br />

demokratische Theorien eines pädagogischen Umgangs mit den Medien angeknüpft<br />

wurde. Ja, man kann sogar konstatieren, daß es mit dem Ende des Nationalsozialismus<br />

gelang, Ansätze der bürgerlichen Reformpädagogik und insbesondere die der<br />

„Kinoreformer“ zu realisieren. Die Kinoreformer hatten schon zu Beginn dieses<br />

Jahrhunderts, gleich der Filmerziehung der fünfziger Jahre versucht, dem Massenangebot<br />

negativ bewerteter Filme den guten Film entgegenzusetzen. Die Wurzeln der<br />

bundesdeutschen Medienpädagogik liegen in einer Einschätzung der Medien, die der<br />

Hamburger Lehrerverein 1907 wie folgt formulierte:<br />

Da zur Zeit viele kinematographische Bilder (lebende Photographien) in ihrer Ausführung<br />

mangelhaft sind, das Häßliche, Verbildende und sittlich Gefährdende in ihnen überwiegt und<br />

viele Theaterräume billigen Anforderungen der Hygiene nicht genügen, halten wir den Besuch<br />

der Theater lebender Photographien für Kinder für gefährlich. Dem Besuch von Vorführungen<br />

dieser Art hat die Schule erziehlich entgegenzuwirken. ... Technisch und inhaltlich einwandfreie<br />

kinematographische Darstellungen können dagegen ein ausgezeichnetes Mittel der Belehrung<br />

und Unterhaltung sein. Eine Wendung zur besseren und edleren Ausnutzung des<br />

Kinematographen ist namentlich dadurch anzustreben, daß pädagogisch und künstlerisch<br />

interessierte Kreise sich mit den Großunternehmern dieser Industrie ins Einvernehmen setzen,<br />

um sie zu guten, speziell für Kinder geeigneten Vorführungen in gesonderten<br />

Kindervorstellungen zu ermuntern. (zit. nach Meyer 1978, S. 23)<br />

„Dieser Beginn scheint bis heute fortzuwirken: Der Lehrer ist sicher ganz wesentlich<br />

Erzieher; daher muß er sich um die körperliche und sittliche Gesundheit der Kinder<br />

kümmern und kann nicht tatenlos zusehen, wenn der Film sie gefährdet. Aber er ist<br />

zugleich immer Lehrer“ (Kerstiens 1964, S. 183) und daher hat er zugleich immer schon<br />

Reformvorschläge parat, wie den, den Kinematographen als Mittel der Belehrung und<br />

Unterhaltung (natürlich nur in einem geistig hochstehenden Sinne) zu nutzen.<br />

Wie die gesamte Reformbewegung, so entstand auch die Bewegung der Kinoreformer<br />

aus einer Kritik an der industriellen Entwicklung im 19. und zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts und der daraus resultierenden Folgen. Das bewegte Bild, eine Attraktion der<br />

Jahrmärkte, Schaubuden und Varietés übte auf die gesamte Bevölkerung einen starken<br />

Reiz aus und stieß auf die durchgängige Ablehnung der Pädagogen. Abgelehnt wurden<br />

jedoch nicht allein sensationell aufgemachte Inhalte, sondern ebenso - wie aus obigem<br />

Zitat hervorgeht - die Abspielbedingungen in schlecht gelüfteten, verrauchten und<br />

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verdreckten Räumen. Andererseits erkannten die Kinoreformer die idealen Möglichkeiten,<br />

im Film Phänome abzubilden, Abläufe wiederzugeben. Bereits im Jahre 1911<br />

veröffentlichte der Pädagoge Ernst Schultze ein pädagogisches Werk mit dem Titel „Der<br />

Kinematograph als Bildungsmittel“, dem ein Jahr später Adolf Seilmann mit seinem Werk“<br />

Der Kinematograph als Volkserzieher“ folgte. Die Kinoreformbewegung, die später in der<br />

Schulfilmbewegung aufging, weist vor allem drei Schwerpunkte auf:<br />

1. Sie lehnt das vorhandene Angebot kommerzieller Filme ab und fordert<br />

jugendschützerische Maßnahmen von schulischer Prävention bis zu Zensur.<br />

2. Sie entwickelt erste Annahmen über die Funktionsleistung von Filmen wie über deren<br />

psychologische Wirkung beim Rezipienten.<br />

3. Sie fördert und fordert die Herstellung von pädagogisch geeigneten, in erster Linie<br />

dem Bildungsanspruch dienenden Filmen.<br />

1.1 Jugendschutz<br />

Die völlige Ablehnung des populären Films durch die Pädagogen hatte den Ruf nach<br />

staatlicher Zensur zur Folge. Dem kam der preußische Militärstaat schon im eigenen<br />

ideologischen Interesse durch seine Polizeidienststellen nach. Grundlage der Zensur war<br />

das Staatsinteresse, einen speziellen Kinder- und Jugendschutz gab es zu Anfang nicht.<br />

Darüber hinaus gab es bereits 1912 einen Erlaß des preußischen Kultusministers, „in dem<br />

dieser eingehend von den Gefahren des Kinos spricht; für Schüler werden<br />

Beschränkungen festgelegt, die in den Schulordnungen verankert werden; es wird aber<br />

gleichzeitig darauf hingewirkt, daß die Schulen eigene Veranstaltungen in Verbindung mit<br />

Besitzern der Theater veranstalten, die ausschließlich der Belehrung oder der den<br />

Ansichten der Schule nicht widersprechenden Unterhaltung dienen“ (Kerstiens 1964,<br />

S.185). Abgelehnt wird jede Form von fiktionaler Darstellung, Künstlichkeit, die<br />

nachgestellte, verfremdete, unechte Wirklichkeit. Gefordert wird das wahre Bild, die<br />

wirklichkeitsgetreue Abbildung dessen, was ist. So gesehen ist also nicht einmal die<br />

Qualität etwa einer Literaturverfilmung ein Beurteilungskriterium, sondern ausschließlich<br />

die Frage, inwieweit existente Phänomene reproduziert werden. Seilmann schreibt: „Die<br />

Dramenfilme bleiben natürlich Schundfilme, auch wenn die größten Künstler mitwirken<br />

sollten, denn diese sind im Kinodrama nichts anderes als Marionetten und seelenlose<br />

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Puppen, nichts anderes als Hanswurste, die Fratzen schneiden“ (zit. nach Kerstiens 1964,<br />

S. 187).<br />

So werden aus dieser Haltung heraus auch bereits die ersten Wirkungshypothesen<br />

formuliert, die darauf gerichtet sind, daß die Heranwachsenden den fiktionalen Film, die<br />

falschen Bilder der Wirklichkeit für die Wirklichkeit selbst halten, daß sie annehmen,<br />

Familiendramen, Raubüberfälle, Zugunglücke u.ä. seien das Wahre und auch das<br />

Erstrebenswerte. Die Darstellung des falschen Weltbildes, so die Annahme, generiert<br />

eben dieses falsche Weltbild als das richtige in den Köpfen der Zuschauer und verwirrt<br />

sie, wenn sie es sich nicht sogar zum Vorbild nehmen. „Dieses falsche Weltbild ist<br />

Gefährdung für die Schwankenden, besonders für die Kinder, die noch Wirklichkeit und<br />

Sittlichkeit verwechseln; es ist zugleich Bestätigung für alle, die die selbstverständliche<br />

Sittenlosigkeit im Film als Rechtfertigung ihres eigenen Tuns und als Anreiz zu neuen<br />

Taten sehen.“ (Kerstiens a.a.O., S. 188)<br />

1.2 Wirkungsannahmen<br />

Eine der ersten Wirkungsannahmen und eine der wenigen, die nicht allein auf<br />

Befürchtungen gerichtet war, war Seilmanns Beobachtung, daß Kinder Bildern ihre volle<br />

Aufmerksamkeit widmen und sie umfassend aufnehmen. Wiewohl dies nach seiner<br />

Ansicht bedeuten kann, der Faulheit Vorschub zu leisten, ist es auch eine Möglichkeit,<br />

Kinder mit schwächerer Begabung und Motivation anzusprechen.<br />

Alle weiteren psychologischen Annahmen jedoch sind negativer Art und finden sich bis<br />

heute in einschlägigen Werken und in vielen Köpfen. Da ist als erstes die Beobachtung zu<br />

nennen, daß insbesondere Kinder Schwierigkeiten haben, die Mittel filmischer<br />

Dramaturgie zu verstehen und einzuordnen, die Möglichkeiten des Schnitts und seinen<br />

Einfluß auf die Darstellung der Zeit und die Möglichkeiten der Kamera und ihre Folgen für<br />

die Sichtweise von Perspektive, Größe, Geschwindigkeit. Hieraus wurde die Gefahr der<br />

geistigen Überforderung der Kinder abgeleitet.<br />

Die zweite Annahme war die der Reizüberflutung mit der Folge der Hypermotorik. Die<br />

Kinder werden zu „Kinokindern“, zu „aufgeregten, zappelnden, hastigen, nervösen,<br />

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genußsüchtigen, von einem Gegenstand zum andern fliegenden jungen Menschenleben,<br />

wie man sie heute in den Klassenzimmern findet. All das Geschaute wirbelt in ihrem<br />

Gehirn, der Geschmack ist verbildet, das Gemüt leer geworden. Gesunde, einfache<br />

Geisteskost mögen sie nicht mehr. Zu ernster Arbeit unlustig, wollen sie von Genuß zu<br />

Genuß taumeln“. (zit. nach Kerstiens a.a.O., S. 193)<br />

Seilmann spricht hier zugleich von der dritten Wirkungsannahme, der<br />

Persönlichkeitsverformung durch den Einfluß des Filmes. Die Gefahr der Deformation wird<br />

darin gesehen, daß<br />

– die fertige Aufbereitung der Wirklichkeit die Phantasietätigkeit und das selbsttätige<br />

Denken zurückdrängen,<br />

– die Unterscheidung zwischen Realität und medialer Pseudorealität verwischt und die<br />

Kinder die Maßstäbe der medialen Realität, das Böse, Unsittliche, Unerlaubte für das<br />

Reale halten und übernehmen und schließlich<br />

direkt Handlungen übernommen werden, es einen unmittelbaren Zusammenhang<br />

zwischen negativen Darstellungen in Filmen und entsprechend negativem Handeln der<br />

Zuschauer gebe (Kerstiens a.a.O.; Kommer a.a.O., S. 76ff.)<br />

1.3 Unterrichtsfilme<br />

Meyer (a.a.O., S. 271) weist ausdrücklich darauf hin, daß es keinen direkten<br />

Zusammenhang zwischen der Schulfilmbewegung der zwanziger Jahre und der<br />

Kinoreformbewegung gab. Er hat sicher auch insofern recht, als die Schulfilmbewegung<br />

von Beginn an dem etablierten Bildungswesen verpflichtet war und über staatlich<br />

geförderte Einrichtungen wie die ,Landesverbände zur Förderung des Lichtbildwesens in<br />

Erziehung und Unterricht’ und die Landesbildstellen 1934 schließlich in die Reichsstelle<br />

für den Unterrichtsfilm mündete, dessen Rechtsnachfolger das heutige Institut für Film<br />

und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU) ist. Zugleich aber stand die<br />

Schulfilmbewegung schon in enger Verbindung mit der Kinoreformbewegung, nahm sie<br />

doch all die Anregungen der Reformer auf, gliederte sie in die Zielsetzungen und<br />

Organisation des staatlichen Schulwesens ein und überführte sie schließlich in eines der<br />

Beeinflussungsinstrumente der nationalsozialistischen Herrschaft (vgl. Amman 1976;<br />

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Meyer a.a.O., S. 76). Im Gründungserlaß für die Reichsstelle 1934 formulierte der Minister<br />

Rust:<br />

Der nationalsozialistische Staat stellt die deutsche Schule vor neue große Aufgaben. Sollen sie<br />

erfüllt werden, so müssen alle pädagogischen und technischen Hilfsmittel für diese Arbeit<br />

eingesetzt werden. Zu den bedeutungsvollsten der Hilfsmittel gehört der Unterrichtsfilm . ... Es ist<br />

mein Wille, daß dem Film ohne Verzögerung in der Schule die Stellung geschaffen wird, die ihm<br />

gebührt; er wird dann - worauf ich besonderen Wert lege gerade bei den neuen<br />

Unterrichtsgegenständen der Rassen- und Volkskunde von vornherein mit eingesetzt werden<br />

können. (Zierold 1943, S. 1 f.)<br />

Die Kinoreformbewegung forderte in Ergänzung zu anderen Unterrichtsmedien und dort<br />

wo dieser anschaulicher ist, Produktion und Einsatz von Unterrichtsfilm. Neben den<br />

Protagonisten der Kinoreform wie Sellmann, Schultze und Otto traten vor allen Dingen der<br />

Hamburger Rektor Hermann Lemke in seiner 1911 erschienenen Schrift „Durch die<br />

Technik zur Schulreform“ und eine Gruppe süddeutscher Pädagogen, die sich theoretisch<br />

Ottos Gesamtschulbewegung und Kerschensteiners Theorie der Arbeitsschule und des<br />

operativen Lernens zuordneten - ohne allerdings generell dessen ultramontane politische<br />

Haltung zu übernehmen - für die Herstellung von Unterrichtsfilmen ein.<br />

Hanns Belstler, ein Lehrer an der Ridlerschule in München, jener Stadt, in der<br />

Kerschensteiner Schulrat war, versuchte als einer der ersten, den Unterrichtsfilm nicht nur<br />

theoretisch im Schulgeschehen zu verorten, sondern er brachte selbst Filme „an einem<br />

improvisierten Schneidetisch durch entsprechenden Schnitt in eine pädagogisch<br />

vertretbare Form. ... Dabei entwickelte er recht klare Zielvorstellungen, die stark<br />

ganzheitlich geprägt und gesamtunterrichtlich akzentuiert, zugleich aber am produktiven<br />

Denken orientiert sind: „Damit, daß wir unseren Schülern wertvolle und brauchbare Filme<br />

erläuternd und erklärend vorführen, haben wir das unterrichtliche Problem des Filmes<br />

noch lange nicht gelöst. Solche Filmstunden schätze ich nicht viel höher ein, als das<br />

Durchblättern reichhaltiger, stofflich spannender Bilderbücher, und dies werte ich im<br />

besten Falle als belehrende Unterhaltung. Unterricht hat aber mehr als nur Interesse,<br />

Sinnenfreude und Lustgefühle auszulösen: Unterricht heißt Kräfte entbinden, geistige und<br />

seelische Beziehungen schaffen, inneres Wachstum fördern, heißt im Hinblick des Kindes<br />

wie des Stoffes gestalten.“ (Ruprecht a.a.O., S. 105) In dieser Auffassung von Belstler<br />

zeigt sich ein weiterer Unterschied zur Schulfilmbewegung, die Orientierung am<br />

autonomen Individuum, nicht am Medium. Zur gleichen Zeit wie Belstler fordert Felix<br />

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Lampe vom „Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht“ ebenfalls die Produktion von<br />

Schulfilmen und, unter Umkehrung der Prioritäten der Reformpädagogen, „die<br />

Unterordnung des Kinder-Ichs unter die im Film gezeigte Sachgesetzlichkeit“ (Ruprecht<br />

a.a.O., S. 106).<br />

Die Orientierung einer Richtung der Kinoreformer an der autonomen Persönlichkeit des<br />

Kindes wird - von Adolf Reichwein abgesehen - erst in den siebziger Jahren wieder<br />

aufgenommen. Die Nachkriegspädagogik knüpft an den Fäden des Jugendschutzes, der<br />

Untersuchung individualpsychologischer Wirkungen und der unterrichtstechnischen<br />

Verwertung der Medien an.<br />

2. Das Wiedererstehen der Bewahrpädagogik<br />

Die anstoßenden Motive, die nach dem zweiten Weltkrieg eine Reihe von Pädagogen<br />

veranlaßte, initiativ zu werden, um das ,Problem Jugend und Film nicht dem Zufall zu<br />

überlassen’, sind, ...<br />

– die Bedenken gegen die ,unaufhörliche Bilderflut’, denen die Heranwachsenden, da<br />

gesetzliche Einschränkungen des Filmbesuchs fehlten, ausgesetzt waren und<br />

– die Befürchtung, daß vor allem die im moralischen Sinne schlechten Filme einen<br />

zersetzenden ,tiefgreifenden Einfluß auf Geist und Gemüt’ der Heranwachsenden haben.<br />

(Meyer a.a.O. S., 78f.)<br />

Die Vereinigten Staaten hatten als Besatzungsmacht alle Gesetze zur Filmzensur aus der<br />

Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus kassiert und damit ihren eigenen<br />

Produktionen das Tor in die deutschen Kinos geöffnet. An das, was da geboten wurde,<br />

erinnert sich Wasem mit Erstaunen und Entsetzen: „Sentimentale Rührstücke begannen<br />

neben strapaziösen ,Nervensägen’ zu laufen, in denen Verbrecher oder Besessene<br />

niederschlugen, mordeten, gehetzt und selbst umgelegt wurden.- (Wasem 1957, S. 9) Zur<br />

gleichen Zeit zählte Stückrath in 400 Filmen „624 Betrügereien, 310 Morde, 210<br />

Ehebrüche von Männern, 192 von Frauen, 156 Eigentumsvergehen, 104 Raubüberfälle,<br />

74 Erpressungen, 54 Fälle von Entführung Minderjähriger und 34 Brandstiftungen“.<br />

(Stückrath 1953, S. 16)<br />

Aus dieser Erfahrung heraus knüpften Medienpädagogen, die sich damals allerdings,<br />

wenn überhaupt als spezielle, so als Filmerzieher titulierten, an der Tradition der<br />

Kinoreformbewegung an. Eine der ersten Schritte war die Einrichtung einer „Freiwilligen<br />

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Selbstkontrolle“ (FSK) der Filmwirtschaft, in der Vertreter der Jugendbehörden und der<br />

Filmindustrie gemeinsam über Altersfreigaben von Filmen entscheiden und das „Gesetz<br />

zum Schutze der Jugend“ (GjS), welches einer zentralen Behörde, der „Bundesprüfstelle<br />

für jugendgefährdende Schriften“, erlaubt, den offenen Verkauf und die Werbung für<br />

Medienprodukte zu untersagen. Beide Einrichtungen sind bis heute tätig und in der<br />

Zwischenzeit um Bestimmungen für das Medium Video und um eigene Einrichtungen für<br />

den Jugendschutz im Fernsehen ergänzt worden.<br />

Die Medienpädagogik nach dem Krieg bis in die siebziger Jahre wurde in ihrer<br />

theoretischen Grundlegung vor allem bestimmt von Martin Keilhacker und dem von ihm<br />

gegründeten „Arbeitskreis Film“, dem späteren Wissenschaftlichen Institut für<br />

Jugendfragen in Film und Fernsehen, das 1976 mit dem Arbeitszentrum Jugend Film<br />

Fernsehen zum heutigen Institut Jugend Film Fernsehen zusammengelegt wurde. Die<br />

Bedeutung, die Keilhacker und seinen Schülern beigemessen wurde, schlug sich bei<br />

seinem Kritiker Kommer in der Prägung des Begriffes „Keilhacker-Galaxis“ nieder. Aus<br />

dem Umkreis Keilhackers, oder doch in explizitem Bezug auf ihn, gingen auch die meisten<br />

Arbeiten hervor, die den Jugendschutz in den Mittelpunkt medienpädagogischer Arbeiten<br />

stellten, wie beispielsweise die Beiträge von Wasem oder Kerstiens. Diese zielten mit<br />

pädagogischen Maßnahmen, durch filmerzieherisch und filmkundlich orientierte<br />

Gespräche mit Kindern und Jugendlichen, darauf ab, „Hilfen zum selbständigen und<br />

kritischen Umgang mit dem Medium Film zu vermitteln“ (Kögel 1980, S. 43). Daneben<br />

wurden von Margarete Keilhacker und von Keilhackers Mitarbeitern Tröger, Vogg,<br />

Zöchbauer, Brudny und Lammers filmpsychologische Untersuchungen durchgeführt.<br />

Keilhackers Einfluß reicht bis hinein in die technisch orientierte Neukonzipierung der<br />

Medienpädagogik als Unterrichtstechnologie mit Exponenten wie H. Heinrichs, A.O.<br />

Schorb, G. Wodraschke, J. Zielinski.<br />

3. Jugendschutz und Jugendfilmarbeit<br />

Heute, in historischer Sicht, wird die Medienpädagogik der fünfziger und sechziger Jahre<br />

meist als Bewahrpädagogik deklariert (vgl. Schorb, Mohn, Theunert 1980), gemeint ist<br />

damit meist ihre zweiseitige Bindung an den Jugendschutz. Zum einen wollte sie durch<br />

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gesetzliche Maßnahmen verhindern, daß die schlimmsten Auswüchse des<br />

Medienangebotes an die Jugendlichen herankommen, zum anderen wollte sie den<br />

Geschmack der Kinder bilden, indem sie ihnen geeignete und empfehlenswerte Filme<br />

zugänglich machte.<br />

Der bis ins Heute aktive Verfechter eines starken staatlichen Jugendschutzes ist der<br />

Keilhacker-Schüler Wasem. Einem Bildungsideal des Schönen, Wahren, Guten und auch<br />

des Religiösen verpflichtet, sieht er die Kinder und Jugendlichen „in ihrer religiösen und<br />

sozialen Entwicklung gefährdet, wenn ihre Selbstgestaltungsantriebe im religiösen Leben<br />

durch Verkehrung der göttlichen Ordnung oder der Hierarchie und Qualität der Werte<br />

durch den Film gehemmt oder in falsche Bahnen gelenkt werden.“ (Wasem 1957, S. 119).<br />

Er hat Vorstellungen, in welcher Weise Kinder und Jugendliche reagieren, die bis in die<br />

Diktion hinein an die Kinoreformer angelehnt sind: „Das Kind im physiognomischen Alter<br />

ist gewöhnt, Gesichter an den Dingen zu sehen. Seine Verstandeskräfte reichen noch<br />

nicht aus, das Wesen zu entschleiern. Das Manna, das den physiognomisch gesehenen<br />

Gegenständen anhaftet, muß unter Umständen ausgefiirchtet werden. Im Jugendalter<br />

lernt der Pubertierende die beängstigenden Schattenseiten des Lebens auch mit Hilfe der<br />

Schauermär kennen und empfindet eine gewisse Wonneangst im imaginativen Bestehen<br />

der Bedrohungen.“ (Wasem 1963, S. 33)<br />

Auf diesem Boden kann Wasem - auch als langjähriges Mitglied - die Spruchpraxis der<br />

FSK als, hier bezogen auf Gruselfilme, häufig zu lax kritisieren: „Die FSK ist durchaus<br />

bereit, etwa einen Schnitt anzubringen, wenn ein Weltraumfahrer verzweifelt nach Luft<br />

ringt und sich seine Angst auf Jugendliche übertragen könnte. Für Kinder und Jugendliche<br />

sieht sie aber doch etwas zu schnell die Fähigkeit, durch Ironie Abstand zum Geschehen<br />

auf der Leinwand zu finden.“ (a.a.O., S. 42)<br />

Der Weg der positiven Beeinflussung von Kindern und Jugendlichen wurde gesucht über<br />

die Filmerziehung, deren beiden Säulen die Jugendfilmveranstaltungen und das<br />

Filmgespräch waren. Den Zweck der Jugendfilmveranstaltungen definierte die erste<br />

Satzung des Arbeitskreises Jugend und Film e.V. im Jahr 1949: „Kinder und Jugendliche<br />

durch ihnen gemäße Filme anzusprechen und sie dadurch vom wahllosen Filmbesuch<br />

fernzuhalten; das weitgehend von wirtschaftlichen Gesichtspunkten bestimmte<br />

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Jugendfilmprogramm der Filmtheaterbesitzer auf diese Weise zu bereinigen; den<br />

erzieherisch wertvollen Film unter Berücksichtigung der Voraussetzungen des Kinder- und<br />

Jugendalters zu fördern.“<br />

Diese Filmarbeit war so erfolgreich, daß sich in Bayern und später im Bundesgebiet<br />

sogenannte Kreisstellen des Arbeitskreises gründeten, die später in die Stellen der<br />

ehrenamtlichen Fachberater für Medienpädagogik mündeten, die noch heute in den<br />

sieben Regierungsbezirken Bayerns aktiv sind. Im Jahre 1974 schrieb Walter Tröger über<br />

die Kreisstellen: „1953 waren es bereits 25, heute sind es über 500 ,Spielstellen’ im<br />

gesamten Bundesgebiet. Ihre Betreuung ist nach wie vor ein Schwerpunkt der Arbeit; sie<br />

besteht vor allem in der Organisations- und Programmberatung, in der Bereitstellung von<br />

Arbeitsmaterialien, in der Filmvermittlung und Kopienversicherung, in der Durchführung<br />

von Aufklärungs- und Schulungsveranstaltungen.“ (Träger 1974, S. 190)<br />

Das Filmgespräch sollte als eigene pädagogische Methode das Filmverstehen fördern<br />

und den Teilnehmern die Möglichkeit geben, sich sowohl mit der Machart als auch mit den<br />

Inhalten eines Filmes reflektierend auseinanderzusetzen. Das Filmgespräch, das in allen<br />

möglichen methodischen Varianten existierte, war bis weit in die siebziger Jahre hinein<br />

die wichtigste Methode außerschulischer Medienarbeit (vgl. hierzu Zöchbauer 1974 und<br />

zur Kritik Schorb, Theunert 1979).<br />

4. Die Verbindung von Medienpsychologie und -pädagogik: Martin<br />

Keilhacker<br />

Die enge Verbindung von Forschung und Praxis, die die von Keilhacker ins Leben<br />

gerufene Einrichtung Jugend Film Fernsehen bis heute kennzeichnet, hatte zwei Wurzeln,<br />

eine ideengeschichtliche und eine persönliche. Ideengeschichtlich knüpfte die Pädagogik<br />

und mit ihr auch Keilhacker an der Kinoreformbewegung an, die bereits, wie oben<br />

dargelegt, individualpsychologische Beobachtungen und Wirkungsannahmen verbunden<br />

hatte und daraus ihr pädagogisches Handeln abgeleitet hatte. Die persönliche<br />

Komponente war der wissenschaftliche Hintergrund Keilhackers, seine Herkunft aus der<br />

Wehrmachtspsychologie. Keilhacker gehörte zu jener Riege von Psychologen, die<br />

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Eignungstests für zukünftige Offiziere entwarfen und auch anwandten. Diese projektiven<br />

Tests griffen positivistische Vorbilder des Feindes USA auf, modifizierten sie jedoch in<br />

Diktion und Auswertungsmethoden nach deutscher Tradition der<br />

geisteswissenschaftlichen Psychologie.<br />

Eine der verwendeten Verfahren war der sogenannte Filmaufsatz. Er bezog sich entweder<br />

auf das Abspielen technischer Filme oder - standardisiert - auf die immer gleiche<br />

Wiedergabe der dramatischen Verfolgungsjagd eines Verbrechers. Aus den<br />

unterschiedlichen Aufsätzen zum inhaltlich stets gleichen Film „ergibt sich die Möglichkeit,<br />

die funktionalen Anteile, den Akt des Beeindruckt- und Angemutetwerdens zu erhellen.“<br />

(Happel 1940; zit. nach Fritscher 1985, S. 434). Ein weiteres, ganz ähnliches<br />

Erhebungsverfahren waren die „Bildpostkartenaufsätze“. „Die Auswertung der<br />

verschiedenen Aufsätze nach der von Keilhacker entwickelten Methode zielte auf das<br />

Auffinden der charakterologischen Wesenszüge und Begabungsqualitäten. Besonderes<br />

Symptomgewicht kam dabei dem Verhältnis zwischen Sprache und Inhalt zu. Der<br />

angefertigte Aufsatz wurde nach den Grundgedanken, der logischen Geschlossenheit der<br />

Darstellung, dem Klarheitsgrad und der Niveauhöhe beurteilt.“ (Fritscher a.a.O., S. 434).<br />

In diesem Kontext setzte sich Keilhacker schon damals mit dem Problem der<br />

ausdruckspsychologischen Analyse von Filmwirkungen auseinander (Keilhacker 1944).<br />

Als er nach dem Krieg eine Professur an der Münchner Universität erhalten hatte,<br />

entwickelte er sein Untersuchungsverfahren weiter, bei dem ,Anmutungen’ der Kinder, die<br />

durch den Film hervorgerufen wurden, aus ihrer Mimik, Gestik und spontanen Aussagen<br />

erschlossen wurden. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Untersuchungen, die bis in die<br />

sechziger Jahre hinein unter Einbezug des Fernsehens von seinen Schülern und seiner<br />

Frau weiterverfolgt wurden, faßte er, in einer Abwägung möglicher Wirkungen von<br />

Fernsehen und Kino, so zusammen (Keilhacker 1965):<br />

– Das Verstehen der optischen Eindrücke wächst parallel mit der Altersentwicklung.<br />

– Kleinkinder bis zum Schuleintritt behalten „vom Inhalt eines Films nur Einzelbilder,<br />

bestenfalls kurze Szenenfolgen, aber keine zusammenhängende Geschichte“. (a.a.O.,<br />

S. 3)<br />

– „Erst ungefähr von 8 Jahren an können Kinder in Filmen auch größere<br />

Zusammenhänge von Szenen einigermaßen richtig auffassen und wiedergeben,<br />

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selbstverständlich auch nur, wenn der Inhalt des Films ihrem altersmäßigen Erleben<br />

entspricht, nicht bei Liebesfilmen, Krimis oder sonstigen Filmen, die in erster Linie für<br />

ein Erwachsenenpublikum gedreht wurden.“ (a.a.O., S. 4)<br />

– Kinder lieben Kitsch. Es gehen „fast alle Kinder durch eine solche Phase der<br />

Kitschbewunderung hindurch, um erst später oder nie zu ästhetisch differenzierten<br />

Urteilen zu kommen.“ (a.a.O., S. 8)<br />

– Kinder bis ca. 12 Jahren sehen Filme ichbezogen, erleben sie als eigene Geschichte,<br />

stellen ab auf Personen, eine Partei oder Gegenpartei, haben Schwierigkeit mit<br />

Rückblenden, verstehen Symbole noch nicht, sondern nehmen sie als Phänomene<br />

wahr. Sie bewerten bevorzugt gefühlsmäßig im Schema „gut oder böse“.<br />

– Auch Jugendliche empfinden die filmische Realität noch als wirklich, beginnen sich<br />

jedoch bereits zu distanzieren und leben die Spielhandlung nicht mehr mit. Sie können<br />

die Mehrdimensionalität von Handlungen nachvollziehen und beziehen sich auf Stars<br />

und Genres.<br />

– Kino wird eher als Fernsehen als eine Wirklichkeit erlebt, in die man sich hineinbegibt,<br />

in der man mitlebt und -spielt.<br />

– Im Vergleich mit dem Kino ist die Gefahr der Reizüberflutung durch das Fernsehen im<br />

Kindesalter erheblich größer, weil das Fernsehen „den Kindern viel früher, nicht selten<br />

vom Säuglingsalter an, außerdem pro Tag viel länger zugänglich ist als ein<br />

Kinobesuch.“ (a.a.O., S. 8)<br />

– Fernsehen ist informativer als Kino. In der Informationsvermittlung liegt seine positive<br />

Bedeutung - aber auch ein Problem: Jugendliche überschätzen ihre Fähigkeit, die<br />

schwierigen und komplexen Informationen zu verstehen.<br />

Die Ergebnisse der Forschung wurden von Keilhacker und seinen Schülern sowohl in<br />

direktes, pädagogisches Handeln umgesetzt als auch aus diesem gewonnen. Die bereits<br />

erwähnten Jugendfilmveranstaltungen waren zum einen Mittel und Wege, den Kindern<br />

und Jugendlichen den Weg zum guten Film zu weisen und ihnen Hilfestellungen zu seiner<br />

adäquaten Verarbeitung zu geben, zum anderen konnten sie „zur Durchführung<br />

systematischer Beobachtungen der Kinder in den Vorstellungen, vor und nach den<br />

Vorstellungen genutzt werden.“ (Keilhacker 1979, S. 69)<br />

Die Methoden, die dabei zur Anwendung kamen, waren neben dem bereits erläuterten<br />

Anbieten von Bildmaterialien und direkten Befragungen, die aber selten verwendet<br />

wurden, „die Gesamtbeobachtung der Kinder während der ganzen Filmvorführung unter<br />

möglichst natürlichen Bedingungen im Kino, zusammen mit dem Verhalten vor und nach<br />

der Vorstellung. ... Die ausdruckspsychologischen Beobachtungen wurden durch Foto<br />

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oder Film festgehalten.“ (a.a.O. S. 75). Darüber hinaus zeichnete man die Pulsfrequenzen<br />

auf und gewann dadurch ein Maß für die Belastungen der Kinder durch bestimmte<br />

erregende Szenen. Schließlich verwandte man noch den aus der u.s.amerikanischen<br />

Verhaltenspsychologie übernommenen „Wiggletest“, der „besagt, daß bei seiner<br />

Anwendung das äußere Verhalten der Kinder während der Vorführung von Filmen, das<br />

An- und Abschwellen der Unruhe unter den Kindern, die Art und Heftigkeit ihrer Bewegung<br />

usw. möglichst getreu festgehalten werden soll.“ (a.a.O., S. 76) Am bekanntesten wurden<br />

die ausdruckspsychologischen Studien aus denen auf die emotionale Wirkung filmischer<br />

Szenen geschlossen wurde (Keilhacker, Brudny, Lammers 1957).<br />

Im Gegensatz zu den Kinoreformern zu Beginn des Jahrhunderts und auch einigen seiner<br />

Schüler, die zur Medienabstinenz rieten und in den Medien selbst das Negative sahen,<br />

hatte Keilhacker eine durchweg positive und bejahende Sicht der Medien und setzte sich<br />

in den Jahren der Bildungseuphorie für die Nutzung der Medien zu Lehr- und<br />

Lernzwecken ein. Ja er ging noch darüber hinaus, indem er den audiovisuellen Medien<br />

eine eigenständige Bildungsfunktion zuwies und postulierte, „daß die gegenwärtige und<br />

künftige Industriegesellschaft eine neue, eigene Schul- und Bildungskonzeption aus dem<br />

Wesen und den Bedürfnissen der Industriegesellschaft heraus braucht, eine<br />

Bildungskonzeption, die jeden Menschen, und zwar das ganze Leben hindurch, in die<br />

pädagogischen Überlegungen einbezieht. Wie die schon jetzt vorliegenden Beispiele<br />

zeigen, und erst recht für die weitere Entwicklung erwarten lassen, werden sich bei<br />

diesem künftigen Schul- und Bildungswesen die Grenzen zwischen Schule und freiem<br />

Bildungsraum, vor allem aufgrund der Entwicklung von Hörfunk und Fernsehen<br />

weitgehend verwischen, und Schul- und Bildungsfernsehen werden, im besonderen für die<br />

Bildung, Ausbildung und Weiterbildung im Erwachsenenalter, eine wichtige Rolle spielen,<br />

aber auch Schule und Schulunterricht im Kindes- und Jugendalter tiefgehend verändern.“<br />

(Keilhacker 1967, S. 12)<br />

Diese, aus heutiger Sicht undifferenzierte Haltung gegenüber den Medien wird<br />

verständlich auf der Grundlage des Keilhackerschen Denkens, das in Anlehnung an die<br />

technizistisch-biologistische Philosophie A. Gehlens der Technik allgemein und den<br />

Medien im speziellen eine eigenständige Funktion zuweist, mit eigenen, dem Menschen<br />

gegenüberstehenden Gesetzmäßigkeiten. Er vertritt die Auffassung, der Mensch von<br />

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heute lebe in zwei Welten, deren eine ihm unmittelbar zugänglich und deren andere ihm<br />

technisch via Medien vermittelt ist, auf die er aber angewiesen ist, weil sie sein Leben<br />

bestimmt. Diese zweite Welt umfaßt die gesamte Erde, macht aus ihr eine einzige<br />

Gesamtwelt. Die Verbindungen des einzelnen mit dieser Gesamtwelt sind die<br />

Informationen, die über die Medien transportiert werden. Die Medien gewinnen damit eine<br />

lebenswichtige Funktion für den heutigen Menschen. Parallel zur Zunahme der Bedeutung<br />

der Medien geht wie bei allen lebenswichtigen Techniken die Entwicklung einer<br />

„Eigengesetzlichkeit“ derselben. „Sie machen sich gewissermaßen selbständig,<br />

gehorchen den Menschen nicht mehr unbedingt, sondern entsprechen der eigenen<br />

immanenten Entwicklung, und es ist notwendig, diese Entwicklung und<br />

Gesetzmäßigkeiten, ihre Ursachen und Zusammenhänge genauer zu kennen, um sich der<br />

Institution sinnvoll und zweckentsprechend bedienen zu können. Dies gilt in vollem<br />

Umfang auch von den Kommunikations-, hier speziell den Informationsmitteln, der<br />

Gegenwart und Zukunft. ... Nach den bisherigen Beobachtungen und Erfahrungen muß<br />

wohl angenommen werden, daß die Eigengesetzlichkeit der Informationsmittel nicht<br />

unbedingt und in erster Linie auf Wahrheit abzielt, sondern bevorzugt auf Wirkung. ... Die<br />

praktische Auswirkung läßt sich vielleicht so formulieren: möglichst schnell möglichst viel<br />

Informationen an möglichst viel Menschen“ (Keilhacker 1968, S. 133 f.).<br />

Die Konsequenz aus diesen Annahmen ist, den Menschen an die von ihm forcierte<br />

technische Entwicklung anzupassen. „Der Mensch der Gegenwart und Zukunft braucht<br />

dazu eine durchaus neue seelische Grundhaltung, die in früherer Zeit nicht von ihm<br />

verlangt wurde, zu der nicht erzogen wurde... Einen wesentlichen Zug dieser neuen<br />

seelischen Grundhaltung möchte ich als aktive Rezeptivität bezeichnen. ... Der moderne<br />

Mensch braucht einerseits eine unvoreingenommene Aufgeschlossenheit gegenüber der<br />

Abbild-Welt, andererseits ein hohes Maß von differenzierter Aktivität, um die für ihn<br />

richtige, sinnvolle Auswahl treffen zu können. Am allerwenigsten kann er gegenüber der<br />

Überschüttung mit Informationen, mit richtigen und falschen oder ungenauen, mit<br />

wichtigen und mehr oder weniger belanglosen völlig passiv-rezeptiv bleiben, wenn er nicht<br />

sein eigenes individuelles und persönliches Menschsein verlieren will“ (a.a.O., S. 139).<br />

Ansonsten drohen dem Menschen insbesondere zwei Gefahren, einmal die „der<br />

Einebnung und Überfremdung der vorhandenen gewachsenen Sprachen und der<br />

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dahinterstehenden Kulturen“ (Keilhacker 1979, S. 77) und zum anderen der „Verdrängung<br />

der Primärerlebnisse durch Sekundärerlebnisse, d.h. durch Erlebnisse aus zweiter Hand“<br />

(a.a.O., S. 78).<br />

Die wichtigste medienpädagogische Aufgabe ist damit schon angegeben, die Erziehung<br />

von Kindern und Jugendlichen zur Kritikfähigkeit gegenüber den Medien. Hierzu gehört<br />

sowohl die Fähigkeit im medialen Überangebot gezielt auswählen zu können als auch<br />

Wachheit und Wachsamkeit gegenüber der Übermacht der Massenmedien und dem<br />

Mißbrauch solcher Übermacht“ (Keilhacker 1968, S. 141).<br />

5. Von der Medienkritik zur Medienarbeit<br />

Ausgehend von der gesellschaftlichen Bewegung, die - vereinfachend und<br />

medienwirksam - einer Gruppe, nämlich den Studenten zugesprochen wurde, entwickelte<br />

sich in Adaptation der „Kritischen Theorie“ der Frankfurter Schule und der Rezeption der<br />

Werke von Karl Marx Anfang der 70er Jahre die ideologiekritische Richtung der<br />

Medienpädagogik. Über die sprachliche und semiotische Analyse der massenmedialen<br />

Produkte sollte deren Ideologiegehalt entschlüsselt werden. Den Medien wurde dabei<br />

grundsätzlich Manipulation unterstellt, die Rezipienten sah man als manipulierbare Opfer<br />

(vgl. exemplarisch Dahlmüller u.a. 1973).<br />

In besonderer Weise wurde im Umkreis des Institut Jugend Film Fernsehen und seiner<br />

gleichnamigen Zeitschrift der ideologiekritische Ansatz weiterentwickelt: zum einen mit<br />

dem Versuch einer Medientheorie, in der sich marxistische und elitäre Theoreme zu einer<br />

seltsamen Mischung verbanden (Kazda, Müller, Wember 1971) und zum anderen mit der<br />

Entwicklung eines Ansatzes zur Untersuchung der Bildsprache, ihrer Verschleierungen,<br />

ihrer Interdependenzen mit dem Ton und der (vermuteten) ideologischen Positionen der<br />

Filmemacher. Am Beispiel des Dokumentarstreifens „Bergarbeiter im Hochland von<br />

Bolivien“ wendete Wember (1971) seine Analysemethode erstmals an. Er macht deutlich,<br />

daß insbesondere die Kombination von Wort und Bild die Wahrnehmung des Zuschauers<br />

lenkt und es erlaubt, Aussagen zu pointieren und in eine inhaltlich erwünschte Richtung<br />

zu lenken.<br />

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Die ideologiekritischen Positionen waren der Bewahrpädagogik noch eng verbunden,<br />

richteten sie doch ihr Hauptaugenmerk auf die Gefährdung des Menschen durch mediale<br />

Inhalte. Gemein mit den jugendschützerischen Positionen war ihnen auch ihr ,defensiver<br />

Charakter’ (Enzensberger 1970) und die einseitige Sichtweise auf das Individuum, als<br />

passiv erleidendes, nicht als handelndes Subjekt. Die Überwindung dieser Position hin zu<br />

einer handlungsorientierten Medienpädagogik wurde möglich durch die Entwicklung der<br />

Medientechnik und durch den Bezug auf Theorien, die das gesellschaftlich handelnde<br />

Subjekt in ihren Mittelpunkt stellen.<br />

Die medientechnische Entwicklung war in erster Linie die Entwicklung und massenhafte<br />

Verbreitung von Video- und Kassettenrekordern, die es ermöglichten, daß potentiell<br />

jedermann Medienproduzent werden konnte. Die objektiven Schranken, die in Größe,<br />

Preis und Kompliziertheit der Produktionsgeräte gelegen hatten, fielen. Das war die<br />

Voraussetzung dafür, daß die gesellschaftlichen Subjekte nicht mehr nur Medieninhalte<br />

konsumieren, sondern, wenn auch in bescheidenem Umfang, selbst solche herstellen<br />

konnten.<br />

Auch die theoretischen Begründungen beziehen sich auf diesen Umstand. Der Rezipient<br />

wird nunmehr nicht nur als ein durch Massenmedien Beeinflußter gesehen, sondern in<br />

erster Linie als gesellschaftliches Subjekt, das in seiner Lebenswelt reale Erfahrungen<br />

macht und unterschiedliche Bedürfnisse und Interessen entwickelt. Die Massenmedien<br />

sind in dieser Lebenswelt ein Sozialisationsfaktor unter anderen. Im Mittelpunkt der<br />

medienpädagogischen Bemühungen dieser Position stehen deshalb nicht die Medien,<br />

sondern die Individuen in ihrem gesellschaftlichen Kontext, in dem Medien eine<br />

wesentliche Rolle spielen (vgl. exemplarisch Dröge u.a. 1979; Müller-Doohm 1979; Schorb<br />

u.a. 1989; Hüther u.a. 1979; 1982). Die Subjekte sollen die Medien ,in-Dienst-nehmen’,<br />

d.h. sie als Mittel zur Auseinandersetzung mit ihrer Lebenswelt gebrauchen, sei es als<br />

Mittel zur Exploration der Lebenswelt, sei es als Mittel zur Artikulation und Durchsetzung<br />

eigener Interessen, etc. Die Rezipienten sollen also zu Produzenten werden.<br />

Mit dieser Entwicklung wurde auch an die Tradition angeknüpft, die das Institut Jugend<br />

Film Fernsehen seit seiner Gründung durch Keilhacker auszeichnete, die enge<br />

Verzahnung von Theorie und Praxis. Die theoretisch entwickelte Möglichkeit, aus der<br />

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Analyse des Bestehenden zu einem anderen Handeln zu gelangen, ließ sich auf dem<br />

Weg der aktiven Medienarbeit zumindest ein Stück weit realisieren. Ausgehend von<br />

Brecht (1967), der in seiner 1932 entworfenen Radiotheorie gefordert hatte, das Radio<br />

aus einem Distributions- in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln, den<br />

Vorstellungen von Walter Benjamin (1977), die Literatur als Artikulationsmittel für<br />

jedermann zu gebrauchen, und der Aufnahme dieser Theorien durch Hans Magnus<br />

Enzensberger (1970), der überzeugt war, man könne aus Medienmanipulierten Medien-<br />

Manipulateure machen, wurde das Konzept einer emanzipatorischen,<br />

handlungsorientierten Medienpädagogik vor allem in der Auseinandersetzung mit drei<br />

theoretischen Begriffen entworfen: dem der Authentischen Erfahrung, dem der<br />

Kommunikativen Kompetenz und dem des Handelnden Lernens.<br />

Authentische Erfahrung (Negt, Kluge 1973) ist jene, die die Menschen ohne die<br />

Vermittlung der veröffentlichten Meinung machen. Sie steht im Gegensatz zu den<br />

medialen Angeboten der bewußtseinsproduzierenden Industrie, deren Funktion die<br />

Legitimation und Fixierung der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse ist.<br />

Authentische Erfahrung überwindet dieses vorgefertigte Bewußtsein. Ziel ist unter den<br />

gegebenen Gesellschaftsverhältnissen die Herstellung einer Gegenöffentlichkeit zu der<br />

von Oligopolen beherrschten Öffentlichkeit.<br />

Auf der Ebene der Fähigkeiten des Individuums ist die Voraussetzung authentischer<br />

Erfahrung die Entwicklung kommunikativer Kompetenz (Habermas 1971, Baacke 1973).<br />

Dieser Begriff umfaßt drei Komponenten: Einmal eine analytische Komponente, die sich<br />

ausdrückt in der Fähigkeit, in einem kollektiven Erkenntnisprozeß die durch<br />

Massenmedien vorgegebene Sichtweise zu durchbrechen, so ihr Wesen zu begreifen und<br />

in einem gemeinsamen Reflexionsprozeß Möglichkeiten zur Überwindung zu finden; zum<br />

zweiten eine kreative Komponente, die sich ausdrückt in einer Fähigkeit, den<br />

herrschenden Kommunikationsstrukturen andere entgegenzusetzen, verbunden mit<br />

Strategien zur Vermittlung und zur Durchsetzung der eigenen kollektiven Interessen; und<br />

schließlich die kommunikative Komponente, die sich ausdrückt in der Fähigkeit der<br />

adäquaten, und d.h. reflektierten Erfahrungsbewältigung und -darstellung.<br />

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Die Methode, kommunikative Kompetenz zu erwerben, als Voraussetzung der<br />

Befähigung, Gegenöffentlichkeit herzustellen, ist die des Handelnden Lernens, der tätigen<br />

Aneignung des Gegenstandsbereiches. Handelndes Lernen geschieht mit und an<br />

Gegenstandsbereichen sozialer Realität. Es beruht auf der Verbindung von Reflexion und<br />

Handeln und ist auf die Aneignung von Realität ebenso gerichtet wie auf deren aktive<br />

Mitgestaltung und Veränderung. Im Bereich des Umganges mit Öffentlichkeit heißt dies,<br />

daß die o.g. Fähigkeiten sich im aktiven Umgang mit Medien entwickeln müssen und<br />

können, also nicht allein als theoretische Lehrsätze erlernt, sondern in der Praxis aktiver<br />

Medienarbeit selbst gestaltet werden (Schorb, Mohn, Theunert 1980).<br />

In der Umsetzung dieser theoretischen Position haben sich für alle inhaltlichen und<br />

technischen Bereiche medialen Handelns, von der Fotografie bis hin zu den digitalen<br />

Medien Modelle des handelnden Forschens herausgebildet. Auf der Grundlage<br />

wissenschaftlicher Analyse werden medienpädagogische Modelle entwickelt, zur<br />

Auseinandersetzung mit der umgebenden Wirklichkeit (JFF 1986; Schell 1989), mit den<br />

Medien selbst (Projektgruppe Mediencurriculum 1984 und 1986), mit Gewaltdarstellungen<br />

in den Medien (Theunert 1987) und mit dem neuen Medium Computer (Schorb, Theunert<br />

1989).<br />

6. Adolf Reichwein, der unbekannte Vorgänger einer<br />

handlungsorientierten Medienpädagogik<br />

Ohne sich auf ihn zu beziehen, ja ohne ihn zu kennen, führt die heutige aktive<br />

Medienpädagogik einen deutschen theoretischen Vordenker weiter, der bereits in den<br />

dreißiger Jahren die Kinoreformbewegung überwunden hatte, nämlich Adolf Reichwein. Er<br />

war einer der ersten, der den Kindern und Jugendlichen nicht Schranken aufstellen, sie an<br />

den guten Film heran-, vom schlechten wegführen wollte, sondern bei ihnen selbst die<br />

Fähigkeiten zum Sehen schulen, in heutiger Diktion die Kompetenz zum kritischen<br />

Umgang mit medialen Kommunikaten anregen.<br />

Reichwein entwickelte seine, von ihm so genannte Seherziehung in der Praxis,<br />

zusammen mit den Kindern einer mecklenburgischen Landschule, in der er als Lehrer<br />

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tätig war, nachdem die Nationalsozialisten ihm seine Professur in Halle entzogen hatten.<br />

Reichwein (1967) erkannte die Potenzen, die in den AV-Medien liegen, nämlich<br />

Phänomene, die der unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmung nicht zugänglich sind,<br />

abzubilden, ,Kinder einer entfernteren Wirklichkeit zu sein’, wie er dies nannte. Diese<br />

Funktion wies er den Bildträgern als Unterrichtsmedien zu, Tonfilme für den Unterricht gab<br />

es zu seiner Zeit nicht. Allerdings sollten die Bildmedien nach seiner Auffassung nicht die<br />

Wirklichkeit ersetzen, sondern nur dort, wo eine unmittelbare Anschauung nicht möglich<br />

war, für die Unterrichtung hinzugezogen werden. Er wies den Medien also keine genuine,<br />

sondern eine supplementäre Funktion zu. In dieser Funktion stellte er den (Stumm-)Film<br />

den Medien Schrift und Bild gleich. Er nahm hier Bezug auf den Reformpädagogen<br />

Berthold Otto, der schon 1916 für den Einsatz des Unterrichtsfilms plädiert hatte. Otto,<br />

Kinoreformer und Vertreter des Gesamtschulgedankens, ein Gegner des bis heute<br />

vorherrschenden Fachunterrichtes, der die Motivation der Kinder, die Welt in ihren<br />

Zusammenhängen zu erfragen und zu erkennen, beeinträchtigt, hatte sich eingesetzt für<br />

den Film, da dieser durch seine Anschaulichkeit und die dramaturgische Gestaltung den<br />

Interessen der Kinder und Jugendlichen entgegenkommt. Er hatte bereits für jede Schule<br />

Filme und Vorführgeräte gefordert: „Denn wenn die Sache etwas nützen soll, dann muß<br />

jeder Dorfschullehrer einen solchen Apparat zur Verfügung haben und muß auch<br />

imstande sein, ihn so zu handhaben, daß die Schüler vollen Gewinn daran haben.“ (zit.<br />

nach Ruprecht 1976, S. 103)<br />

Auch im inhaltlichen Kern seiner Theorie bezog sich Reichwein auf Otto. Mit diesem ging<br />

er von der Autonomie des Individuums aus, das sich sein Wissen selbst erwirbt, mit Hilfe<br />

des lediglich organisierenden Lehrers. Mit Otto forderte er die Ausbildung einer „Nation<br />

von Selbstdenkern“ und sah es „als eine ,vornehme Aufgabe der Erziehung’ an, die<br />

Sprach- und Bildempfänglichkeit zu pflegen, damit Kinder in den Stand versetzt werden,<br />

eigenständig, ,ohne daß der Erzieher vorwegnehmend, erklärend, zerpflückend’<br />

dazwischentreten muß, Sprache und Bild als Ausdruck vermittelter Wirklichkeit ,begrifflich’<br />

zu werten“ (Meyer 1978, S. 69).<br />

Ihre Realisierung findet diese theoretische Grundlegung in der „Seherziehung“. Ziel dieser<br />

Erziehung, die dem Kind nicht als eigener Lehrstoff oktroyiert, sondern in die Nutzung der<br />

Medien organisch eingefügt werden soll, ist es, die Schüler vom Sehen, der<br />

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Wahrnehmung der Oberfläche, zum Schauen, der reflektierenden und hinterfragenden<br />

Betrachtung zu führen. Reichwein machte also bereits einen Unterschied zwischen dem<br />

Zeichen und seiner Bedeutung und ging davon aus, daß der Betrachter eines Filmes die<br />

Kompetenz zur Entschlüsselung der filmischen Inhalte, ihrer kritischen Beurteilung und<br />

Reflexion ihrer Bedeutung entwickeln soll. Er entwarf Methoden, Bilder und Bildarten<br />

miteinander zu vergleichen, Bilder auf ihren Gehalt zu untersuchen und „vertieft“ zu sehen<br />

und schließlich in der „besonderen Bildbetrachtung“ die filmischen Gestaltungsmittel wie<br />

Größe, Ausschnitt und Perspektive zu erkennen. Er bediente sich dabei Vorlagen, die er<br />

für seine Seherziehung zusammengestellt hatte (in erster Linie Fotografien) und mit deren<br />

Hilfe die Schüler eigentätig sich die Kenntnisse medialer Gestaltungsmittel aneigneten,<br />

durch Üben, Probieren, Experimentieren. Sein Ziel war es, seinen Schülern eine<br />

kompetente Mediennutzung zu ermöglichen, sie zu befähigen, mediale Kommunikate<br />

nicht nur zu rezipieren, sondern ihren Entstehungs- und Auslagenkontext, ihre<br />

gesellschaftliche Gebundenheit zu erkennen, sie als gestaltete zu erkennen und sie zu<br />

bewerten. Der Untertitel seines Hauptwerkes, das 1967 noch einmal aufgelegt wurde:<br />

„Vom Schauen zum Gestalten“, macht deutlich worum es ihm ging: Kinder über die<br />

kritische Rezeption und Reflexion der Realität zum kompetenten Handeln zu befähigen.<br />

Mit dieser Zielsetzung war Reichwein Vorläufer jener Medienpädagogik, die den kritischen<br />

Rezipienten und zugleich schöpferischen Produzenten anstrebt. Er war darüber hinaus<br />

einer der wenigen mutigen Pädagogen, der in einer Zeit der Barbarei, die von nicht<br />

wenigen der nach 1945 bekannten Medienpädagogen aktiv unterstützt wurde (vgl. Meyer<br />

1978, Kommer 1979), nicht allein in geistiger Opposition zu stehen, sondern zu<br />

versuchen, ein soziales Menschenbild dem elitär-rassistisch-völkischen, das in<br />

Deutschland von den Pädagogen vermittelt wurde, entgegenzustellen. Reichwein selbst<br />

engagierte sich auch persönlich im Umkreis des 20. Juli und wurde dafür mit dem Tode<br />

bestraft. Sein Werk hat die Medienpädagogen der BRD nie maßgebend beeinflußt.<br />

7. Zielsetzungen handlungsorientierter Medienpädagogik<br />

Auf die Zielsetzungen Reichweins kann sich eine heutige Medienpädagogik berufen, auch<br />

wenn sie - durch die technische und gesellschaftliche Entwicklung gezwungen - die enge<br />

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Bindung an den Film und die audiovisuellen Medien aufgegeben und sich allen Medien<br />

zugewandt hat, sowohl auf die analytische Erkenntnis medialer Inhalte und<br />

Produktionsformen, als auch auf die Reflexion des je eigenen Medienkonsums, als auch<br />

auf die handelnde Auseinandersetzung mit gesamtgesellschaftlicher Wirklichkeit. So<br />

lassen sich die Ziele einer heutigen pädagogischen Reformbewegung so formulieren (vgl.<br />

auch Baacke 1980; Schorb 1987):<br />

– Erweiterung der Handlungsfähigkeit<br />

Handlungsmöglichkeiten werden für Lernende erfahrbar sowohl in der reflexiven<br />

Auseinandersetzung mit medialen Produkten, z.B. Filmen, als auch bei der<br />

Eigenproduktion, der aktiven Gestaltung einer Ton-Dia-Schau, eines Films etc.<br />

– Erfahren und Erlernen bewußter Kommunikation<br />

Durch gemeinsames Ansehen eines Films und gemeinsames Aufarbeiten seines<br />

Inhalts verbal oder durch aktive Methoden wie Rollenspiel, Collage usw. - lernen die<br />

Adressaten, themenbezogen zu argumentieren und diskutieren, anderen zuzuhören<br />

etc.<br />

– Befähigung, die eigenen Interessen selbstkritisch zu erkennen und kreativ umzusetzen<br />

Bei Eigenproduktionen von Fotoausstellungen, Video- und Super-8-Filmen etc. erfolgt<br />

eine intensive Auseinandersetzung mit den eigenen Interessen, Standpunkten,<br />

Einstellungen usw. und werden kreative Formen der Vermittlung an andere gefunden.<br />

– Erwerb von Verhaltenssicherheit in unterschiedlichen sozialen Situationen<br />

Durch Aufzeichnen von Rollenspielen, in denen sich die Adressaten mit dem Problem<br />

der Konfliktlösung auseinandersetzen, und anschließender Reflexion anhand der<br />

Video Aufzeichnung können Verhaltensweisen erprobt und korrigiert werden.<br />

– Eigenes Erleben und eigene Problemsichten in Bilder und Worte umsetzen<br />

Die aktive Arbeit mit Video, Film, Foto, etc. erweitert die Ausdrucksmöglichkeiten auch<br />

für Adressaten, die verbal nicht so geübt sind.<br />

Diese Zielvorstellungen von Medienpädagogik, ihre Handlungsorientierung<br />

eingeschlossen, gewinnen an Bedeutung mit der fortschreitenden Mediatisierung des<br />

gesamten Alltags. Im Laufe von nur zehn Jahren haben sich eine ganze Reihe neuer<br />

technischer Medien massenhaft verbreitet, von denen hier nur die wichtigsten zur<br />

Illustration aufgezählt werden können: Walkman, CD-Player, Video, Kabel- und<br />

Satellitenfernsehen, Bildschirmtext, Telespiele, Computer. Daneben drohen Technologien<br />

wie die Vernetzung von Verwaltung, Industrie und Haushalten mittels Kabel und<br />

Computermedien die Sozialstrukturen total zu verändern. Will Medienpädagogik künftig<br />

verstärkt einen Beitrag zur Entwicklung einer Kommunikations-Kultur leisten, so kann sie<br />

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auf die zukünftigen Entwicklungen, deren Durchsetzung bereits begonnen hat, nicht nur<br />

reagieren, sondern muß ihre Zielvorstellungen offensiv vertreten. „Das impliziert auch,<br />

daß Medienpädagogen ihre öffentliche Artikulation auf die Basis einer pädagogischen<br />

Position stellen ... ihr Wissen und ihre Qualifikation auch in der veröffentlichten<br />

Diskussion und im politischen Raum zur Geltung bringen müssen.“ (Schorb 1985, 187 f.)<br />

Literatur<br />

Amman, H.: Rückblick. Aus der Geschichte des Schullichtbild- und Filmwesens, in:<br />

Hildebrand, G. K. (Hrsg.): Zur Geschichte des audiovisuellen Medienwesens in<br />

Deutschland. Gesammelte Beiträge. Trier 1976.<br />

Baacke, D.: Kommunikation und Kompetenz. Grundlegung einer Didaktik der<br />

Kommunikation und ihrer Medien, München 1973.<br />

Baacke, D.: Aufgaben und Probleme außerschulischer Medienarbeit, in: ders., Kluth, T.<br />

(Hrsg.): Praxisfeld Medienarbeit. München 1980.<br />

Benjamin, W.: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit.<br />

Frankfurt/Main 1977.<br />

Brecht, B.: Der Rundfunk als Kommunikationsapparat. Gesammelte Werke Band 16.<br />

Frankfurt / Main 1967.<br />

Dahlmüller, G., Hund, W. D., Kommer, H.: Kritik des Fernsehens. Darmstadt-Neuwied<br />

1973.<br />

Droge, R. U.: Der alltägliche Medienkonsum. Grundlagen einer erfahrungsbezogenen<br />

Medienerziehung. Frankfurt/Main 1979.<br />

Enzensberger, H. M.: Baukasten zu einer Theorie der Medien. Kursbuch, 20, 1970, S.<br />

159-186.<br />

Pritscher, W.: Die psychologische Auswahl des Offiziersnachwuchses während des<br />

Zweiten Weltkrieges in der Deutschen Wehrmacht, in: Hofstätten P R., u.a. (Hrsg.):<br />

Deutsche Wehrmachtspsychologie 1914-1945. München 1985.<br />

Habermas, J.: Vorbereitende Bemerkungen zu einer Theorie der kommunikativen<br />

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Sozialtechnologie. Frankfurt am Main 1971.<br />

Hüthen, J., Breuen, K. D. R., Schorb, B., (Hrsg.): Neue Texte Medienpädagogik. München<br />

1979.<br />

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Hüthen, J., Terlinden, R. (Hrsg.): Medienpädagogik als politische Sozialisation. Grafenau<br />

1982.<br />

JFF, Institut Jugend Film Fernsehen (Hrsg.): In eigener Regie: Aktive Medienarbeit mit<br />

Jugendlichen. Schriftenreihe des Institut Jugend Film Fernsehen (JFF). Opladen 1986.<br />

Kazda, J., Mülleu A., Wember B. (Hrsg.): Medien und Gesellschaft. Jugend Film<br />

Fernsehen, 2-3, 1971, S. 63 - 89.<br />

Keilhacker, M.: Wesenszüge von Angst, Zorn und Trauer sowie verwandter Gefühle, aus<br />

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1944, S. 322-350.<br />

Keilhacker, M.: Pädagogische Probleme bei Film und Fernsehen in ihren<br />

Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Jugend Film Fernsehen 1, 1965 (Nachdruck), 9, 3<br />

-12.<br />

Keilhacker, M.: Studien- und Bildungsfernsehen im Rahmen einer neuen Schul- und<br />

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Keilhacker, M.: Der Mensch von heute in der Welt der Informationen. Jugend Film<br />

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