Die schwarze Wut REPORT DEEPWAVE - von Deepwave eV
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EU-Politik<br />
Nationalpark Wattenmeer in Schleswig-Holstein<br />
Sandbänke und Riffe geschützt werden, als Ruhezone<br />
für Meeresvögel, Robben und Schweinswale.<br />
Weitere zehn «Natura 2000»-Gebiete stellte das<br />
Bundesamt für Naturschutz als zukunftsweisende<br />
Lösung vor.<br />
Küstenfernere, in internationalen Gewässern<br />
gelegene Meereshabitate haben es mit der Unterschutzstellung<br />
dagegen weitaus schwerer, wie das<br />
Beispiel der Kaltwasserriffe zeigt. <strong>Die</strong> Korallenriffe<br />
im Tiefenwasser reihen sich entlang der<br />
gesamten westlichen Schelfkante des europäischen<br />
Kontinentes zwischen Gibraltar und dem Nordkap.<br />
Doch die Riffe sind nachweislich bedroht. In<br />
einzelnen Bereichen sind bereits 30-50% der<br />
Substanz an riffbildenden Hartkorallen (Lophelia<br />
pertusa) durch Bodenfischerei unwiderbringlich<br />
zerstört worden, warnt der WWF.<br />
Schon 1998 hatten die Umweltminister die Anlage<br />
V zum OSPAR-Abkommen zum Schutz der<br />
Meeresumwelt des Nordostatlantik verabschiedet<br />
und eine Strategie zum Schutz <strong>von</strong> Arten, Lebensräumen<br />
und Ökosystemen auf See entwickelt. Trotz<br />
dieser Rechtsgrundlage für die Einrichtung <strong>von</strong><br />
Meeresschutzgebieten sind in der Anlage allerdings<br />
«<strong>Die</strong> Kaltwasserkorallenriffe sind die<br />
Kronjuwelen unter den Schätzen der<br />
europäischen Meere.» WWF<br />
eigene Maßnahmen zu Fischerei und Schifffahrt<br />
ausgeschlossen. Somit konnten Norwegen und<br />
England bisher zwar einige Riff-Regionen unter<br />
Schutz stellen (z. B. das Sularev-, Ivarryggen- und<br />
Röst-Riff, Darwin Mounds), aber die Hochseezonen<br />
außerhalb der 200 Seemeilen unterliegen weiterhin<br />
keiner Schutzmöglichkeit. Viel zu langsam geraten<br />
die Lebensgemeinschaften der Offshore- und Tiefseelebensräume<br />
ins Blickfeld der Umweltpolitik,<br />
stellte der WWF auf einer Pressekonferenz dar.<br />
Juwelensuche im Ozean. Mit jeder Tiefsee-Expedition mehrt<br />
sich die Anzahl der Kaltwasserriffe. Karte: A. Freiwald<br />
<strong>Die</strong> Kaltwasserriffe in der Tiefsee im Nordatlantik<br />
erschüttern derzeit konventionelle Vorstellungen über<br />
die Verbreitung <strong>von</strong> Korallenriffen. Aktuelle internationale<br />
Verbundprojekte haben einen Korallengürtel entlang<br />
des nordwest-europäischen Kontinentalrandes in<br />
Wassertiefen <strong>von</strong> 250 bis 1000 Meter Tiefe nachgewiesen.<br />
<strong>Die</strong>ser neu entdeckte Korallengürtel umspannt<br />
4500 km und ist somit 2,5-mal länger als das<br />
australische Great Barrier Reef. Vor Irland sind diese<br />
Korallen seit 2 Millionen Jahren am Aufbau <strong>von</strong> bis<br />
zu 200 m hohen untermeerischen Türmen am<br />
Kontinentalrand beteiligt. Spektakuläre Videokartierungen<br />
mit Unterwasserrobotern zeigten neben der<br />
enormen Artenvielfalt vor allem auch die bereits aufgetretenen<br />
Zerstörungen, hervorgerufen durch<br />
Schleppnetze der Hochseefischerei.<br />
Auch wenn mit den Schutzmaßnahmen jenseits<br />
der Hoheitsgewässer (Außenwirtschaftszone<br />
bis 200 Seemeilen) oder gar auf<br />
Hoher See (> 200 Seemeilen) vielfach Neuland<br />
betreten wird, hätte die Bremer Konferenz dem<br />
stärkeres Gewicht geben müssen. Ein Netzwerk <strong>von</strong><br />
Meeresschutzgebieten bis zum Jahre 2010, das mindestens<br />
60% der bekannten Kaltwasserkorallenriffe<br />
umfasst, bleibt also noch Wunschdenken. Nur ein<br />
sofortiges Verbot <strong>von</strong> Bodenschleppnetz-Fischerei<br />
und die Ausgrenzung der Öl- und Gasgewinnung<br />
und Pipeline-Verlegung bei den bereits bekannten<br />
Kaltwasserkorallenriffen könnten für Schutz sorgen.<br />
«Solange die Fischerei- und Verkehrsminister als<br />
auch die Foren, auf denen politische Entscheidungen<br />
getroffen werden, die kurzfristigen Industrieinteressen<br />
stets vor den Schutz der Meeresumwelt<br />
stellen, wird nichts passieren», so die Einschätzung<br />
der Aktionskonfernz Nordsee Umweltinitiative AKN.<br />
Kritiker befürchteten allerdings schon im Vorfeld,<br />
dass das Treffen nicht wirklich viel bewegen wird.<br />
Das letzte Treffen vor fünf Jahren im portugiesi-<br />
S.12 <strong>DEEPWAVE</strong> Report Nr.1