Die schwarze Wut REPORT DEEPWAVE - von Deepwave eV
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Stille am Lucky Strike?<br />
ie liegen wirklich weit weg <strong>von</strong> jeder Zivilisation.<br />
Nur ein paar Menschen haben sie je<br />
gesehen und eine Reise dorthin gleicht einem<br />
Flug ins Weltall. Sie stehen in einem Gebiet mit<br />
extremen Bedingungen, in einer kalten Landschaft<br />
aus Lavakissen 1700 Meter tief im pech<strong>schwarze</strong>n<br />
Dunkel des Nordatlantiks: <strong>Die</strong> 21 größeren Schlote<br />
im «Lucky Strike»-Hydrothermalfeld bei den<br />
Azoren sind die größte bekannte Ansammlung an<br />
untermeerischen Quellen.<br />
Erst im Jahre 1993 wurden diese hot vents entdeckt.<br />
Superkochendes Wasser schießt hier mit 333<br />
Grad Celsius aus dem Boden. Wo das heiße mineralhaltige<br />
Quellwasser austritt, bilden sich schornsteinartigen<br />
Röhren, die als so genannte <strong>schwarze</strong><br />
Raucher im Scheinwerferlicht <strong>von</strong> U-Booten<br />
erstrahlen. In diesem knapp 150 Quadratkilometer<br />
großen Gebiet lebt eine einzigartige Fauna aus<br />
Muscheln und 65 weiteren hochspezialisierten<br />
Tierarten. Auch "Menez Gwen", ein Quellenfeld<br />
entlang eines untermeerischen Vulkans in der Nähe<br />
der Azoren und seine 278 Grad heißen Ozeangeysire<br />
in 850 Meter Tiefe sind eine Rarität. Hier<br />
leben gewaltige Schwärme seltener Krebse und<br />
weitere 33 lokale endemische Arten.<br />
Am 20. Juni 2002 hat die Regierung der Azorenrepublik<br />
die beiden Thermalquellenfelder "Lucky<br />
WEITERE INFORMATIONEN<br />
WWF North-East Atlantic Programm<br />
www.ngo.grida.no/wwfneap/overview/<br />
overfset.htm<br />
University of the Azores<br />
www.horta.uac.pt<br />
Meeresparks (MPA)<br />
Eins der weltgrößten Thermalfelder wurde zu Europas erstem Tiefseeschutzgebiet<br />
erklärt. Auf den Azoren herrscht seitdem Ruhe - oder?<br />
S<br />
Heiße Quellen entstehen an submarinen hot spots. An den<br />
<strong>schwarze</strong>n Rauchern lebt eine einmalige Tierwelt, vielleicht ein<br />
Modell für Leben auf anderen Planeten? Foto: ATOS<br />
Strike" und "Menez Gwen" zu einem nationalen<br />
Meeresschutzgebiet (Marine protected Area) ausgerufen.<br />
Es ist das erste europäische Tiefsee-<br />
Schutzgebiet und soll diese einmalige Unterwasserlandschaft<br />
vor der Zerstörung retten.<br />
<strong>Die</strong> heißen Quellen am Meeresboden in 1000-<br />
2500 Meter Tiefe sind völlig vom Sonnenlicht<br />
unabhängige Ökosysteme. Es war eine Sensation,<br />
als Biologen 1976 diese Strukturen im Nordpazifik<br />
entdeckten. Sollten sich hier Beispiele für Lebensformen<br />
auf fremden Planeten finden lassen? Im<br />
Kontakt mit dem nur zwei bis vier Grad Celsius<br />
kalten Tiefseewasser entlädt sich an den <strong>schwarze</strong>n<br />
oder weißen Rauchern auch der mineralische<br />
Schatz der Erde: Schwefel, Kupfer, Eisen und<br />
Gold fallen dabei in größeren Mengen an.<br />
Kein Wunder also, dass geschäftshungrige<br />
Firmen schon nach den ersten Schürflizenzen zum<br />
Abbau dieses wertvollen ozeanischen Cocktails<br />
schielen. <strong>Die</strong>s ist einer der Gründe für den jetzt<br />
eingerichteten Schutz der heißen Quellen. Der<br />
WWF hat die Unterschutzstellung der Azoren-<br />
Hydrothermalfelder als "gift to the Earth" bezeichnet,<br />
als eine wünschenswerte globale Aktion für<br />
den zukünftigen Naturschutz. <strong>Die</strong> Inselrepublik der<br />
Azoren schiebt dem Begehren der Rohstoffjäger<br />
jetzt erst einmal einen Riegel vor. Andere Gründe<br />
für das Schutzgebiet sind der zunehmende Tourismus,<br />
die Tiefseefischerei und das immer stärkere<br />
Interesse der Wissenschaftler an den heißen<br />
Quellen, die diese biologischen Oasen auch stark<br />
bedrängen. Mit diesem ersten Meeresschutzpark<br />
wird ein wichtiges Zeichen gesetzt. Andere fragile<br />
Ökosysteme (wie Seamounts oder Tiefwasserkorallenriffe)<br />
sollten bald folgen. O. Groß<br />
S.14 <strong>DEEPWAVE</strong> Report Nr.1