Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico
Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico
Text anzeigen (PDF) - bei DuEPublico
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3 Werte und Normen in der ökonomischen Literatur<br />
talbesitzern, Unternehmern und höher qualifiziertem technischen und kaufmännischen<br />
Personal in Unternehmen auf. 25<br />
In seiner ‚Protestantischen Ethik’ beleuchtet Weber ethische Besonderheiten verschiedener<br />
Ausprägungen des protestantischen Christentums. Da<strong>bei</strong> geht es im Wesentlichen<br />
um Disziplin und Tüchtigkeit im Beruf, der für protestantische Christen im Kapitalismus<br />
zur ethischen Pflichterfüllung wurde.<br />
„… der Erwerb von Geld und immer mehr Geld, unter strengster Vermeidung alles unbefangenen<br />
Genießens, so gänzlich aller eudämonistischen oder gar hedonistischen Gesichtspunkte<br />
entkleidet, so rein als Selbstzweck gedacht, daß [sic!] es als etwas gegenüber<br />
dem ‚Glück’ und dem ‚Nutzen’ des einzelnen Individuums jedenfalls gänzlich<br />
Transzendentes und schlechthin Irrationales erscheint. Der Mensch ist auf das Erwerben<br />
als Zweck seines Lebens, nicht mehr das Erwerben auf den Menschen als Mittel zum<br />
Zweck der Befriedigung seiner materiellen Lebensbedürfnisse bezogen.“ 26<br />
Die asketische Selbstdisziplin protestantischer Christen war das Resultat einer Veralltäglichung<br />
ihrer religiösen Normen. 27 Der Protestantismus brachte „eine im denkbar<br />
weitgehendsten Maße in alle Sphären des häuslichen und öffentlichen Lebens eindringende,<br />
unendlich lästige und ernstgemeinte Reglementierung der ganzen Lebensführung.“<br />
28<br />
Als Träger des asketischen Protestantismus nennt Weber den Calvinismus und den Puritanismus.<br />
Darüber hinaus sind für ihn der Pietismus, der Methodismus und die aus der<br />
täuferischen Bewegung hervorgegangenen Sekten bedeutende Vertreter protestantischer<br />
Askese. 29<br />
Die Prädestinationslehre des Calvinismus impliziert, dass nur wenige in den Gnadenstand<br />
Gottes erhoben werden und damit einen Zugang zum Himmelreich erhalten.<br />
Eine Erlangung dieses Gnadenstandes ist durch irdische Leistungen ebenso unmöglich<br />
wie eine Unterscheidung von Erwählten und Nichterwählten. Erstere bilden eine „unsichtbare<br />
Kirche“. Für Calvinisten resultierte hieraus eine Pflicht zur Selbstgewissheit,<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
29<br />
Vgl. Kaesler (1998): S. 101.<br />
Weber (2005): S. 41.<br />
Vgl. Weber (2005): S. 66-78.<br />
Weber (1947): S. 20.<br />
Vgl. Weber (2005): S. 79 ff.<br />
9