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4 Wertrationalität im Rahmen der Social-Custom-Theorie<br />

Ausprägungen relevant. Das Modell impliziert also, dass aus ökonomischer Sicht nur<br />

solche Normen Bestand haben dürften, die von allen respektiert und praktiziert werden.<br />

Trotz der eindeutigen Ergebnisse des Modells verbleiben Unzulänglichkeiten, welche<br />

die weitere Forschung motivieren. So wurde der Glaube an eine Norm nur als dichotome<br />

und nicht als stetige Variable eingeführt. Heterogenitäten in der Stärke des Glauben,<br />

die Gleichgewichte mit differenzierten Normenausprägungen zuließen, wurden somit à<br />

priori ausgeschlossen. Zwar erscheint eine nur dichotome Beschreibung der individuellen<br />

Überzeugung im hiesigen Modell nicht unplausibel, doch kann <strong>bei</strong> komplexeren<br />

Problemstellungen eine stetige Definition unerlässlich sein. So repräsentieren Organisationen,<br />

deren Zugehörigkeit sich nur wertrational deuten lässt (wie etwa <strong>bei</strong> Kirchen),<br />

vielfältige Wertesysteme, deren Vertreter sich zwischen den Extremen „Gemäßigte“<br />

und „Fanatiker“ einordnen lassen.<br />

Des Weiteren wurde Fairness sehr abstrakt in das Modell implementiert. Eine psychologische<br />

oder sozio-kulturelle Begründung für den fairen Lohn, die sich auch empirisch<br />

verifizieren ließe, fehlt. 74<br />

Darüber hinaus ist zu kritisieren, dass sich die Individuen nur an einer einzigen Norm<br />

orientierten. Reale Gesellschaften sind durch eine Vielzahl sozialer Codes gekennzeichnet.<br />

Ferner ist zu berücksichtigen, dass die Norm exogen ist, während die Zahl der<br />

Normgläubigen endogen bestimmt wird. Eine vollständige Beschreibung des wertrationalen<br />

Einflusses auf ein ökonomisches Gleichgewicht könnte auch Veränderungen der<br />

wertrationalen Präferenz in Betracht ziehen. 75<br />

Überdies liegt keine präzise Kategorisierung stabiler langfristiger Gleichgewichte in<br />

Abhängigkeit der Reputationskonstanten vor. Die vorgestellte Stabilitätsanalyse basierte<br />

74<br />

75<br />

In der weiteren Forschung versuchte Akerlof, theoretische Zusammenhänge empirisch zu fundieren.<br />

Vgl. Akerlof/ Yellen (1988): S. 44-49 und Akerlof/ Yellen (1990): S. 255-283.<br />

Einen Versuch, die Entstehung und Veränderung von Präferenzen zu analysieren, stellt der Indirect<br />

Evolutionary Approach dar. In diesem Forschungsbereich wird die Annahme exogener Präferenzen,<br />

aufgrund derer Individuen von Fall zu Fall neu und unter Abwägung aller Umstände optimal entscheiden,<br />

aufgegeben. Erfahrungen der Vergangenheit werden ebenso entscheidungsrelevant wie das<br />

adaptive Befolgen der von Gruppen praktizierten Regeln. (Vgl. Güth/ Kliemt 1998: S. 377-399.)<br />

Selbstverständlich geht es da<strong>bei</strong> auch um Wertesysteme, etwa in Gestalt von Fairnessregeln (Vgl.<br />

Binmore 1998: S. 275-301 und Kolstad 2007: S. 58-72.). Im Gegensatz zum Indirect Evolutionary<br />

Approach befasst sich die auf Akerlof zurückgehende Social-Custom-Theorie aber nicht mit der Entstehung<br />

von Normen, sondern nimmt sie als gegeben hin, womit sie enger an der neoklassischen Theorie<br />

orientiert bleibt und diese nur um eine zusätzliche Art von Präferenzen ergänzt. Im Vordergrund<br />

stehen die Auswirkungen wertrationaler Motive, nicht deren Herkunft und Entwicklung. Daher soll<br />

der Indirect Evolutionary Approach im Weiteren keine Rolle spielen.<br />

35

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