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Empörung in den Städten? - repOSitorium - Universität Osnabrück

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<strong>Empörung</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Städten</strong>? – Welche Signale geben die Zusammenstöße <strong>in</strong> Frankreich?<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund hat, soll dies nicht verleugnen, sondern sich selbstbewusst<br />

zu se<strong>in</strong>er Herkunft bekennen.<br />

Es gibt viele Möglichkeiten, etwas für die Integration zu tun. Dazu zählen<br />

auch persönliche Freundschaften. Wir sollten Wert darauf legen, dass<br />

unsere K<strong>in</strong>der zu ihren Geburtstagen auch Klassenkamera<strong>den</strong> aus Migrantenfamilien<br />

e<strong>in</strong>la<strong>den</strong>. Bei <strong>den</strong> K<strong>in</strong>dern, im Beruf und <strong>in</strong> der politischen<br />

Arbeit müssen wir immer auch Kontakt zu Menschen suchen, die aus<br />

e<strong>in</strong>em anderen Kulturbereich kommen. Wenn man E<strong>in</strong>fluss hat, etwa e<strong>in</strong>er<br />

Stadtverwaltung mit mehreren tausend Beschäftigten vorsteht, so kann<br />

man bei <strong>den</strong> E<strong>in</strong>stellungen, bei <strong>den</strong> Ausbildungsplätzen etwas machen. In<br />

Hannover stellen wir <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>en höheren Anteil an Migranten als<br />

Auszubil<strong>den</strong>de e<strong>in</strong>, als ihr Bevölkerungsanteil ausmacht. Fast 25% unserer<br />

Auszubil<strong>den</strong><strong>den</strong> haben e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Das Schaffen von ›Mietergärten‹ bei <strong>den</strong> Wohnbauten im Eigentum der<br />

Kommune kann e<strong>in</strong>en Kristallisationskern der I<strong>den</strong>tifikation mit dem<br />

unmittelbaren Wohnbereich bieten, an dessen Pflege man so mitwirken<br />

kann. Wir haben über 20.000 Kle<strong>in</strong>gärten <strong>in</strong> der Stadt Hannover. Wir<br />

haben Projekte mit Kle<strong>in</strong>gartenvere<strong>in</strong>en gemacht und überlegt, wie wir<br />

Menschen – angefangen bei Spätaussiedlern bis zu Menschen, die aus<br />

anderen Grün<strong>den</strong> e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben – Kle<strong>in</strong>gärten verpachten<br />

und sie <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>sarbeit e<strong>in</strong>beziehen können.<br />

Wenn es um Kultur geht, <strong>den</strong>ke ich auch an unsere über 80 Plätze <strong>in</strong><br />

Hannover, die zum Teil noch <strong>den</strong> ›Charme‹ der 1950er und 1960er Jahre<br />

haben und jetzt im Rahmen des Programms »Hannover schafft Platz«<br />

umgebaut wer<strong>den</strong>. Sie so herzurichten, dass man sich dort so wohl fühlen<br />

kann wie auf <strong>den</strong> rund um die Uhr lebendigen plazas <strong>in</strong> Italien oder Spanien,<br />

wäre sehr wünschenswert.<br />

Weitere Schritte müssen sich mit <strong>den</strong> Stichworten Bildung und Ausbildung<br />

verb<strong>in</strong><strong>den</strong>, <strong>den</strong>n davon hängt die gesamte Frage der Weiterentwicklung<br />

der Integration ab. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die<br />

Mehrzahl der Menschen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Geme<strong>in</strong>wesen leben, e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

hat. Dann fragt sich: Wer <strong>in</strong>tegriert wen?<br />

Hartmut Häußermann: Lösungen wur<strong>den</strong> angemahnt. Dazu gibt es viele<br />

Konzepte, aber e<strong>in</strong>es ist sicher: Die Integration f<strong>in</strong>det nicht nur im Stadtteil<br />

statt. Wenn wir über Stadtpolitik sprechen, über banlieue und Konzentrationen,<br />

befassen wir uns nur mit e<strong>in</strong>em Teilaspekt. Mit dem Programm<br />

»Soziale Stadt« haben wir zwar <strong>in</strong> Westdeutschland viele, überwiegend<br />

<strong>in</strong>nerstädtische Quartiere mit hohem Migrantenanteil erreicht, <strong>in</strong> der<br />

Armut und Arbeitslosigkeit groß s<strong>in</strong>d. Dieses Programm kümmert sich um<br />

diese Stadtteile, kann dort aber ke<strong>in</strong>e Arbeit schaffen oder gar die Armut<br />

beseitigen. Es kann helfen, die Lage erträglicher zu machen, Leute zur<br />

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