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Ausg. 3 - apr

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PAPIERERZEUGUNG<br />

ausgewählten Produktionen oder nach Eindickung<br />

und Entwässerung durch Verbrennung<br />

bzw. als Additivum in der Landwirtschaft.<br />

Da sich auf diesem Gebiet sehr viel bewegt,<br />

wäre es begrüßenswert, wenn man sich zu<br />

der Schaffung eines „Umwelt-Management-<br />

Informations-Systems“ durchringen könnte,<br />

das auch die Forderungen bzw. Angebote des<br />

Marktes berücksichtigt. Davon würde vor allem<br />

die mittelständische Industrie profitieren.<br />

Letztlich werden so die Widersprüche<br />

zwischen Ökologie und Ökonomie ausgehebelt,<br />

war Culicchi überzeugt. Im Nebenergebnis<br />

zeigt uns die Abfallwirtschaft, daß wir<br />

lernen, auch ohne Deponien auszukommen.<br />

Am Horizont sah der Referent die Vision, daß<br />

die Papierindustrie zur ersten großen Industrie<br />

ausgewählt sei, die Anforderungen an<br />

eine nachhaltige Entwicklung zu erfüllen.<br />

Diese Einschätzung teilten nach seinen 16<br />

Minuten auch seine Zuhörer. Es wird deshalb<br />

die Aufgabe einer wohlwollenden und aufklärungsbewußten<br />

Presse sein, jene Bewußtseinslücken<br />

zu fokussieren, deren zugehörige<br />

Tätigkeitsfelder noch zusätzlich beackert<br />

werden müssen, um dem vollen Anspruch einer<br />

Nachhaltigkeit zu genügen. Dabei könnten<br />

schon schärfere Definitionen hilfreich<br />

sein. So könnte man den Begriff „fossile<br />

Brennstoffe“ auch durch die Umbenennung<br />

in „geologischer Wald“ ersetzen - im Gegensatz<br />

zum Wirtschaftswald, aus dem das Papier<br />

gemacht wird. Es bedarf dann keiner Erklärung<br />

mehr, daß es CO 2-neutrale Emissionen<br />

nicht geben kann! Denn erst der in die<br />

Erdkruste inkorporierte „geologische Wald“<br />

hat die Entwicklung sauerstoffzehrender<br />

Säugetiere überhaupt ermöglicht - unter simultaner<br />

Absenkung der globalen Temperatur!<br />

Ohne Diskussion folgte Culicchi auf dem<br />

Rednerpult B. Bilitewski, der auch für seinen<br />

Co-Autor A.Wagner, beide TU Dresden, über<br />

Möglichkeiten der sortenreinen<br />

Altpapiererfassung in Haushalten<br />

4<br />

<strong>Ausg</strong>enommen natürlich die Wendehälse; freilich kann daraus bei einer<br />

Wahl, die 2-3% der Stimmen entscheiden, nicht geschlossen werden,<br />

daß ein einmal gewählter Bundeskanzler Mausoleumsreife erlangt.<br />

5<br />

Nicht verwandt mit dem berühmten Jagdflieger A. Galland, der noch als<br />

General 14 fliegende Festungen vom Himmel holte. - Die Red.<br />

referierte. Er tat es als freier und deutlicher<br />

Sprecher, unterstützt von einwandfreien Folien,<br />

und als ein guter Beherrscher der deutschen<br />

Sprache; kurzum – er hatte für einen<br />

eindrucksvollen Vortrag alles Wesentliche bei<br />

sich, wie weiland der im benachbarten Radebeul<br />

kreierte Old Shatterhand auch, dem<br />

Karl May bestätigen konnte, daß er in jeder<br />

Situation alles Notwendige stets bei sich hatte.<br />

Was er im einzelnen zu sagen hatte, ließ<br />

einige ausländische Ohren förmlich in Verzückung<br />

geraten! Gleich im ersten Satz erklang<br />

eine Understatement-Fanfare, für die<br />

auch Richard Geyer keine adäquate kompositorische<br />

Umsetzung gefunden hätte:<br />

Die Verwertungsquote von grafischen Altpapieren<br />

ist hierzulande von 54,6% in 1992<br />

auf 72,9% in 1995 gestiegen (quantitativ von<br />

2,5 auf 3,8 Mio. t). Dann werden 50% bei der<br />

Herstellung neuer grafischer Papiere eingesetzt;<br />

den „Rest“ setzt man bei anderen Sorten<br />

ein.<br />

Ursache dafür sind zunächst einmal das je<br />

nach Region eingesetzte Erfassungssystem<br />

(Depotcontainer, Bringsystem, Bündelsammlung,<br />

Holsystem etc.) und die Besiedlungsart<br />

(Großstadt, Landkreis oder dgl.). Die besten<br />

Sammelergebnisse erzielt man in Landkreisen<br />

(mit 90%, nur 70% in Großstädten) sowie<br />

in Ein- oder Zweifamilienhausbebauungen<br />

(mit 97% gegen 55% in Großwohnanlagen).<br />

Nicht grafisches AP fällt deutlich weniger an<br />

(mit 11,3 kg/Einwohner und Jahr), wobei die<br />

relativen Erfassungsquoten mit denen von<br />

grafischem AP symbat verlaufen, jedoch auf<br />

niedrigerem Niveau (37% in der Großstadt,<br />

61% im Landkreis bzw. 25% in Großwohnanlagen<br />

und 71% bei Zweifamilienhausbebauung).<br />

Die Sammlung von grafischem AP genießt<br />

offenbar die höhere Akzeptanz. Das Publikum<br />

fühlt wohl, daß Pappen bereits aus AP<br />

bestehen!<br />

Wer sich um die Trennung dieser beiden<br />

Sorten bereits bei der Erfassung bemüht,<br />

wird als Hauptproblem den Fehlwürfen<br />

(nichtgrafische Papiere, Fremdsubstanzen)<br />

begegnen. Dabei überraschte zunächst, daß<br />

die Summe der Fehlwürfe im Bring- wie im<br />

Holsystem mit 2,5 bzw. 2,3% praktisch identisch<br />

war; ein neu eingeführtes System brachte<br />

es dagegen in einem Testgebiet auf 4,5%<br />

Fehlwürfe; offenbar ziehen die Menschen<br />

doch vertraute Systeme vor. 4 Nicht überraschen<br />

konnte aber die Erfahrung, daß in<br />

Großwohnanlagen die Fehlwürfe mit 5,5%<br />

deutlicher ausfielen als in Mehr- und Zweifamilienhausbebauungen<br />

(je 4,1%). Der Verunreinigungsgrad<br />

durch papierfremde Bestandteile<br />

(Kunststoffe, Glas, Restabfall etc.)<br />

war mit unter 1% in allen Bebauungsarten<br />

sehr gering!<br />

Die Erfahrung hat gelehrt, daß nach einer<br />

Gewöhnungsperiode eine sehr gute Qualität<br />

der Sammelware erreicht wird. Die Fehlwürfe<br />

gingen auf 1,3% zurück (nur 0,1% papierfremde<br />

Bestandteile); Zeitschriften und Zeitungen<br />

erreichten einen Pegel von 88% der<br />

verkauften Quantitäten. Fazit: die Bürger<br />

sind offenbar bereit, ein Sammelsystem zur<br />

separaten Erfassung grafischer Altpapiere<br />

anzunehmen - nach entsprechender Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Ergo kann die davon profitierende<br />

Papierindustrie mit einem Rohstoff<br />

guter Qualität versorgt werden.<br />

Als Bilitewski abtrat, konnte man noch<br />

nicht wissen, soeben den eindrucksvollsten<br />

Beitrag der Morgensitzung erlebt zu haben. -<br />

in Nachfolger G. Galland 5 vom Centre Technique<br />

du Papier, Grenoble, beherrschte sein<br />

Englisch frei, als er über<br />

Recycling von Verpackungsmaterial<br />

aus Papier und Karton<br />

aus Haushalten<br />

über das von Eco-Emballages geförderte Forschungsprogramm<br />

berichtete. Ein leichter<br />

Akzent brach zwar gelegentlich durch, erweckte<br />

aber bei den angegreisten Jahrgängen<br />

zum Teil angenehme Erinnerungen an<br />

verlorene Jugendjahre.<br />

Gallands Einleitung konnte man entnehmen,<br />

daß man auch in Frankreich eine dem<br />

„Grünen Punkt“ äquivalente Organisation<br />

ins Leben gerufen hat, die sich um die Entsorgung<br />

von Verpackungsmaterial kümmert,<br />

um die Einzelhändler oder dgl. von ihrer diesbezüglichen<br />

Verantwortung zu befreien. Für<br />

das der Verpackung aufgedruckte Logo wird<br />

bezahlt, und zwar an die „Eco-Emballages“,<br />

die sich in fünf Abteilungen für die diversen<br />

Verpackungsmaterialien aufgliedert (Glas,<br />

Kunststoffe, Aluminium, Eisen sowie Papier<br />

etc.). Für die Papier- und Kartonverpackungen<br />

ist die REVIPAC zuständig einschließlich<br />

die der Packmittelhersteller, der Abpacker<br />

und der Papiermacher.<br />

Die Eco-(Emballages)-Verpackungen zahlen<br />

an die Gemeinden für jede Tonne gesammelten<br />

und sortierten Materials. Außerdem<br />

unterstützt man ein ansehnliches Forschungs-<br />

und Entwicklungsprogramm, das<br />

sich vorrangig den ökonomischen Recyclierungsmethoden<br />

widmet und zugleich anstrebt,<br />

für die Recyclate einen Markt zu fin-<br />

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