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Ausg. 3 - apr

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PAPIERERZEUGUNG<br />

den. Das Programm begann 1994 und umfaßt<br />

z. Zt. zehn Projekte am Centre Technique du<br />

Papier in Grenoble. Eines davon beschäftigt<br />

sich mit dem Entwurf bzw. der Konstruktion<br />

von Verpackungen, wobei man jene Leime<br />

und Additiva vermeidet, die später zu<br />

„Stickies“ führen. Naßfeste Papiere neigen<br />

zur Flockenbildung, weshalb man nach solchen<br />

Harzen sucht, die auf Scherkräfte<br />

während des Aufschlagens des AP reagieren.<br />

Bei der „Stickies“-Entfernung durch Grobund<br />

Feinsortierung muß man zwischen<br />

Primär- und Sekundär-Stickies diskriminieren;<br />

letztere bilden sich u. a. aus wasserdispergierbaren<br />

Produkten. Galland riet deshalb<br />

zu Leimen, die bereits eine Grobsortierung<br />

entfernt. Etikettenkleber verdienen besondere<br />

Aufmerksamkeit, unter denen PSA<br />

zunächst harmlose Primärstickies bildet, die<br />

später zu unangenehmen Sekundärpartikeln<br />

aggregieren. - Bei Schmelzklebern kommt es<br />

auf deren Erweichungstemperatur an. Je<br />

höher letztere , um so weniger häufig der Zerfall<br />

der Binderpartikel, die originär durch<br />

Grobsortierung entfernbar sind. In Kanada<br />

hat man deshalb ein Hotmelt auf EVA-Basis<br />

entwickelt, das sich beim Recyclieren zu 95%<br />

durch Grobsortierung entfernen läßt. Bei laminierten<br />

Pappen muß aber diesbezüglich<br />

noch erhebliche Arbeit geleistet werden.<br />

Um Naßfestharze in bezug auf ihre Recyclierfreundlichkeit<br />

zu prüfen, mußte man vorab<br />

eine Analysenmethode entwickeln, wobei<br />

man sich für den Betrag der Flockenbildung<br />

entschied, der an einem 0,08 mm (=80µ)<br />

Schlitzsieb nach Somerville reteniert wurde<br />

- nach standardisiertem Aufschlag. Die Kooperation<br />

mit Harzprozenten ermöglichte die<br />

Prüfung von Harzen im Entwicklungsstadium<br />

und deren Vergleich mit kommerziellen<br />

Ausrüstungen, wobei als Parameter für die<br />

Klassifizierung die Naßfesteigenschaften<br />

und die Entwicklung von Flocken beim Pulpen<br />

dienten. Eine Pilotanlage für die Papierherstellung<br />

und das Recyclieren stand zur<br />

Verfügung. - Die bisherigen, seit 1995 erzielten<br />

Ergebnisse sind ermutigend; in einem<br />

Spezialfall halbierten sich die Flockenrejekte<br />

von 6 auf 3%.Auch Darlington konnte 1996<br />

diesbezüglich Erfolge vermelden (Proceedings<br />

Tappi Recycling Symposium 91 - 95 in<br />

New Orleans).<br />

Für die Probenentnahme in AP-Ballen hatte<br />

man sich in Grenoble etwas Besonderes<br />

6<br />

Offenbar handelt es sich doch um dasselbe Volk! - Die Red.<br />

einfallen lassen. Man versah dazu einen Gabelstapler<br />

an seiner Frontseite mit einer regelbaren<br />

Bohreinrichtung, die eine Bohrstange<br />

mit einem 40 mm-Kopf bis zu 1,5 m<br />

Tiefe in weniger als fünf Minuten in einen<br />

Papier- oder Stoffballen eindringen ließ, je<br />

nach Vortrieb durch den Gabelstapler. Die<br />

stangenförmige Probe wurde dann aufgeschlagen<br />

und grob klassifiziert, um Verunreinigungen<br />

zu entfernen. So gewann man kurzfristig<br />

alle Informationen von Belang: Feuchtegehalt,<br />

Menge der Nichtpapieranteile und<br />

die Fasereigenschaften bei nur 0,7 - 1,0 kg<br />

Probengewicht. - Die Entnahmevorrichtung<br />

wird bereits als Lam-Bale-Sampler von Lamort<br />

tradiert.<br />

Genauer beschrieben wurde auch die Kombination<br />

Pulper plus Sortierer, die man sich<br />

in „Das Papier“, V 175 näher anschauen sollte.<br />

Darin besorgt ein 3mm Lochblech die grobe<br />

und ein 0,3 mm Schlitzsieb die Grob- bzw.<br />

Feinsortierung. Erstere sollte 2 bis 4% nicht<br />

übersteigen, während die Feinrejekte optisch<br />

auf ihre Komponenten zu untersuchen sind.<br />

Auch dieses Aggregat ist jetzt als Lam-RCF-<br />

Tester bei Lamort käuflich.<br />

Abgestufte Prozeßtechniken für die Recyclation<br />

wurden mit dem analytischen Armamentarium<br />

auf ihre Effizienz geprüft. Die<br />

etablierte Deinking-Flotation jedoch aber<br />

enttäuschende Ergebnisse, wenn es um die<br />

Entfernung von Stickies aus ungebleichtem<br />

Kraft-Zellstoff geht. Die Wachsbeseitigung<br />

befriedigt aber!<br />

Für die Durchführung von Tests nach der<br />

„dissolved air flotation” „(DAF“) stand mit<br />

dem Flotatest ebenfalls eine Labor-Pilot-Anlage<br />

zur Verfügung. Es konnte korreliert werden,<br />

daß eine solche Behandlung die Ablagerungen<br />

im PM-Trockenteil und damit auch<br />

die Stillstandszeiten wegen Reinigungsarbeiten<br />

reduziert. Eine Reihe von Koagulantien<br />

und Flocculantien als Zugabe vor einer<br />

DAF-Behandlung wurden bereits bezüglich<br />

ihrer Wirkung auf Ablagerungen untersucht,<br />

wobei man eine Schrumpfung der Ablagerungen<br />

bis zu 70 - 80% registrierte. Diese<br />

Testreihen werden z. Zt. mit viel Enthusiasmus<br />

fortgesetzt.<br />

Der Anwendungsbereich des SIMPATIC-<br />

Sensors für die Online-Erkennung von<br />

Schmutzflecken soll auf die zusätzliche Registrierung<br />

von Splittern, weißen und braunen<br />

Flocken, Styrolschaum etc. in braunem Zellstoff<br />

erweitert werden. Der Betriebsversuch<br />

dazu läuft aber noch.<br />

Nachhaltige Aufmerksamkeit widmet man<br />

in Grenoble der Frage, wie man gewachste<br />

Papiere oder Pappen optimal entwachst. Hier<br />

griff man zur Kennziffer „Mullen-Burst (kPa<br />

m 2 /g), die man für Mischungen aus normalem<br />

AP-Stoff ermittelte, denen man zwischen 2<br />

und 100% gewachsten OCC-Stoff beigemengt<br />

hatte. Letzterer senkte zwar den Burst Index,<br />

behinderte aber bei Zusätzen bis zu 20%<br />

(= 3% Wachs) keineswegs die Druckfarbenentfernung<br />

von Offset oder Tiefdruck in der<br />

Flotation. Galland schlug aber vor, beim<br />

Deinking a priori gleich zwei Stränge einzurichten,<br />

von denen je einer für grafische bzw.<br />

für gewachste Papiere reserviert wird, die<br />

aber beide in dieselbe Flotation einmünden.<br />

Von einer finalen Lösung ist man aber immer<br />

noch weit entfernt. In mechanischer Hinsicht<br />

kann aber Haushaltsabfall den OCC-Stoff<br />

nach Recyclierung zu Papier nicht ganz erreichen!<br />

- (was vermutlich dem Wachs-Zusatz<br />

zu kreditieren ist!).<br />

Ein letztes Wort galt der mikrobiellen Dekontaminierung,<br />

wofür sich die Zugabe von<br />

1,8% Wasserstoffperoxid in der Phase der<br />

Heißdispergierung empfahl, um die Mikrobenzahl<br />

von 10 Millionen auf null zu drücken.<br />

Die vorstehend angeritzten Untersuchungen<br />

verfolgten alle dasselbe Ziel: die Recyclierungs-<br />

und Papiermacheraktivitäten zu optimieren,<br />

um den Wiedereinsatz des AP mit<br />

steigender Qualität des Papiers aus Papier zu<br />

ermöglichen.<br />

Die anschließende 25-Minuten-Aussprache<br />

wurde von Culicchi souverän geleitet. Ein<br />

PAPRIC-Mitarbeiter aus Pont Claire zeigte<br />

sich beeindruckt von den Sammelergebnissen,<br />

denen er eine „phantastische Effizienz“<br />

bescheinigte. Bilitewski bemühte sich um eine<br />

rationale Erklärung, denn die Sammlungsmuster<br />

hätten sich in 15 langen Jahren<br />

schlicht eingespielt. Außerdem seien die<br />

Wege relativ kurz, um AP an den Sammelort<br />

zu bringen. In Beantwortung einer Zusatzfrage<br />

erläuterte Bilitewski, daß der Bildungsgrad<br />

eines Sammlerkollektivs sehr<br />

wohl eine Rolle spiele. Dazu wollte ein<br />

Schweizer Kollege wissen, ob es innerhalb<br />

der BRD Unterschiede in der Sammeleffizienz<br />

zwischen alten und neuen Bundesländern<br />

gebe. Dazu hatte Bilitewski eine Antwort<br />

parat, die man in der Jägersprache<br />

einen Blattschuß nennen würde: Mitnichten!<br />

lautete seine Replik, denn Sachsen wie<br />

Schleswig-Holstein bringen es auf eine Erfassung<br />

jenseits der 90%. 6<br />

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