Pilotstudie - Cor - Institut für Gesundheitsförderung
Pilotstudie - Cor - Institut für Gesundheitsförderung
Pilotstudie - Cor - Institut für Gesundheitsförderung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Seite 16<br />
Eine weitere, schwer abgrenzbare Diagnose sind Reaktionen auf schwere Belastungen<br />
und Anpassungsstörungen. Sie sind im ICD-10 im Kapitel „psychische und Verhaltensstörungen“<br />
unter der gemischten Rubrik „Neurotische, Belastungs- und somatoforme<br />
Störungen“ einkategorisiert. Das Auftreten und die Art der Krankheit kann nicht ausreichend<br />
durch die Lebensereignisse erklärt werden. Dennoch entstehen die Störungen immer als<br />
direkte Folge der akuten schweren Belastung oder des kontinuierlichen Traumas. Die<br />
Störungen können insofern als Anpassungsstörungen bei schwerer oder kontinuierlicher<br />
Belastung angesehen werden, weil sie erfolgreiche Bewältigungsstrategien behindern und<br />
aus diesem Grunde zu Problemen der sozialen Funktionsfähigkeit führen (DIMDI, 2009).<br />
Ferner ähneln die Symptome des Begriffs Überdruss denen von Burnout. Pines et al. (2000)<br />
unterscheiden beide Begriffe lediglich nach ihrem Ursprung: Überdruss resultiert demnach<br />
aus beliebigem chronischen Stress, wohingegen Burnout nur in Zusammenhang mit der<br />
Arbeit mit anderen Menschen auftritt. Die Beschreibung des Begriffs „Burnout“ speziell <strong>für</strong><br />
helfende Berufe und „Überdruss“ <strong>für</strong> alle anderen Berufe hat sich jedoch nicht durchgesetzt.<br />
Fraglich ist ebenfalls, wo die Grenzen zur alltagssprachlichen „Überarbeitung“, Konfliktreaktion,<br />
enttäuschten Erwartung, psychischen Krise oder Midlife-Crisis liegen. Bei<br />
Letzterem passen die Werte- oder Bedürfnismuster nicht mehr zur Umwelt. Die Krise wird<br />
entweder über eine Wiederanpassung der Person (z. B. durch Neuinterpretation der Situation)<br />
und/oder durch eine Veränderung der Umwelt (z. B. durch Berufswechsel) gelöst. Bleibt<br />
die Krise dauerhaft ungelöst, kann es zu einem Burnout-Prozess kommen (Burisch, 2006, S.<br />
102)<br />
2.5 Gruppe der Betroffenen und Zahlen<br />
In den 70iger und 80iger Jahren galten noch Personen als klassische „Ausbrenner“, die an<br />
unrealistisch hohen altruistischen Zielsetzungen scheiterten. Dazu zählten insbesondere<br />
Menschen in sozialen Berufen, wie Krankenschwestern, Therapeuten, Lehrer und Sozialarbeiter.<br />
Inzwischen gibt es jedoch Studien, die das nicht bestätigen. Burnout kann an jedem<br />
Arbeitsplatz, im Privatleben und auch in der Arbeitslosigkeit auftreten (Burisch, 2006, S. X).<br />
Ähnliche Ergebnisse wurden zwischen den Geschlechtern gefunden: Die ursprünglichen<br />
Aussagen, Frauen zeigen mehr „Emotionale Erschöpfung“, Männer mehr „Depersonalisation“,<br />
mussten verworfen werden. Weitere Forschungen erbrachten nämlich keine konsistenten<br />
Resultate. Allerdings könnte es sein, dass Frauen eher auf zwischenmenschliche Probleme,<br />
wie Ehekrisen, mit einem Burnout-Syndrom reagieren, und Männer eher auf Probleme<br />
im Beruf (Burisch, 2008).