Aus der Kreisgruppe - Bund Naturschutz in Bayern ev
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BN aktuell<br />
Teil 2 des Fachartikels. Teil 1 ist <strong>in</strong> Brennessel 1/2008 erschienen.<br />
Projekt Tagfalter-Monitor<strong>in</strong>g (2)<br />
Wie Beobachtungen zeigen, s<strong>in</strong>d die<br />
Arten <strong>der</strong> ersten drei Lebensraumtypen<br />
tendenziell <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
zurückgegangen, während die Arten<br />
<strong>der</strong> Kulturflächen, <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die<br />
Kohl- und Raps-Weißl<strong>in</strong>ge, zugenommen<br />
haben. Dem wi<strong>der</strong>spricht<br />
nicht die Tatsache, dass manche Arten<br />
aus den Gruppen 1-3 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />
Jahren und auf manchen Flächen<br />
starke Individuenstärken erreichen<br />
(Hauhechelbläul<strong>in</strong>g, Dickkopffalter).<br />
Der Trend lässt sich durch e<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong>tensivierte Landwirtschaft erklären,<br />
im Zuge <strong>der</strong>er magere Flächen<br />
durch Düngung umwandelt werden,<br />
Waldrän<strong>der</strong> umgebrochen und Gehölzstrukturen<br />
vernichtet werden,<br />
um verme<strong>in</strong>tlich ökonomischer wirtschaften<br />
zu können.<br />
Die Erklärung des Artenrückganges<br />
mit dem Verschw<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Raupen-<br />
Fraßpflanzen ist e<strong>in</strong>leuchtend, doch<br />
stellt sich hier e<strong>in</strong> grundlegendes<br />
Problem: Es fehlt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel an<br />
fundiertem Datenmaterial über e<strong>in</strong>e<br />
ausreichende Zeitspanne h<strong>in</strong>weg.<br />
Denn e<strong>in</strong>erseits erschweren Faktoren<br />
wie beispielsweise jahreszeitliche<br />
Temperaturschwankungen, Regenperioden<br />
und Parasitismus die<br />
<strong>Aus</strong>prägung klarer Trends. An<strong>der</strong>erseits<br />
besitzen die wenigsten Tagfalterarten<br />
nur e<strong>in</strong>e Generation im Jahr<br />
wie Perlmutter- und Scheckenfalter.<br />
Die meisten Arten h<strong>in</strong>gegen haben<br />
bis zu drei und mehr Generationen,<br />
wie beispielsweise die Kohlweißl<strong>in</strong>ge<br />
und <strong>der</strong> Hauhechelbläul<strong>in</strong>g.<br />
Belastbare <strong>Aus</strong>sagen lassen sich nur<br />
aus <strong>der</strong> Analyse von langjährig gewonnenem<br />
Datenmaterial treffen.<br />
<strong>Aus</strong> diesem Grund wurde das „Tagfalter-Monitor<strong>in</strong>g<br />
Deutschland“ <strong>in</strong>s<br />
Leben gerufen. Die fachliche Leitung<br />
liegt beim Helmholtz-Zentrum<br />
für Umweltforschung – UFZ <strong>in</strong> Halle<br />
und Leipzig. Das Monitor<strong>in</strong>g wurde<br />
2005 im Rahmen <strong>der</strong> Aktion „Abenteuer<br />
Schmetterl<strong>in</strong>g“ gestartet und<br />
wird R zukünftig unterstützt durch den<br />
NABU (www.nabu.de), den <strong>Bund</strong><br />
(www.bund.de) und die <strong>Bund</strong>esarbeitsgruppe<br />
(BAG) Schmetterl<strong>in</strong>g.<br />
Wie wird bei <strong>der</strong> Datenerhebung<br />
vorgegangen?<br />
Die Methode <strong>der</strong> Transekt-Erfassung<br />
In langsamem Tempo wird e<strong>in</strong><br />
Transekt, also e<strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierter Weg<br />
bestimmter Lage und Länge, vom<br />
Beobachter abgeschritten. Dieser<br />
notiert alle Tagfalter, die l<strong>in</strong>ks und<br />
rechts des Weges, sowie davor und<br />
darüber zu sehen s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> Transekt<br />
kann wenige hun<strong>der</strong>t Meter bis zu<br />
e<strong>in</strong>em Kilometer lang se<strong>in</strong> und wird<br />
<strong>in</strong> 50 Meter-Abschnitte unterteilt.<br />
Daten zu diesem Transekt, wie etwa<br />
die Lage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er topographischen<br />
Karte 1:25 000, Längen- und Breitengrad,<br />
Exposition und Pflegeart,<br />
werden auf separaten Transektbögen<br />
festgehalten.<br />
Die Begehungen werden bei geeigneten<br />
Bed<strong>in</strong>gungen von April bis<br />
Ende September wöchentlich durchgeführt.<br />
Auf Erfassungsbögen notiert<br />
<strong>der</strong> Beobachter jeweils Datum,<br />
Uhrzeit, Temperatur, Bewölkung<br />
und W<strong>in</strong>dstärke. Falter, welche nicht<br />
e<strong>in</strong>fach zu bestimmen s<strong>in</strong>d, können<br />
bei Vorliegen e<strong>in</strong>er naturschutzfachlichen<br />
Genehmigung mit e<strong>in</strong>em Kescher<br />
e<strong>in</strong>gefangen und/o<strong>der</strong> fotografiert<br />
werden (Ober- und Unterseite).<br />
Art (late<strong>in</strong>.Name)<br />
Zitronenfalter (Gonepteryx rhamni)<br />
Tagpfauenauge (Nymphalis io)<br />
Hauhechel-Bläul<strong>in</strong>g (Polyomm. icarus)<br />
Großes Ochsenauge (Maniola jurt<strong>in</strong>a)<br />
Schachbrett (Melanargia galathea)<br />
Kl.Kohlweißl<strong>in</strong>g/ Grüna<strong>der</strong>weißl<strong>in</strong>g<br />
- 8 -<br />
Anzahl April Anzahl Mai<br />
In e<strong>in</strong>em Onl<strong>in</strong>e-Forum (www.lepiforum.de)<br />
helfen Experten bei <strong>der</strong><br />
Bestimmung weiter.<br />
Erste Ergebnisse<br />
Ochsenauge<br />
Mittlerweile, im Januar 2008, liegen<br />
die Ergebnisse aus 3 Beobachtungsjahren<br />
vor. Es g<strong>in</strong>gen bisher mehr<br />
als 300 000 E<strong>in</strong>zelnachweise <strong>in</strong> die<br />
Datenbank am Helmholtz-Zentrum<br />
e<strong>in</strong>. Doch ist es noch verfrüht, sich<br />
daraus bereits Antworten auf die e<strong>in</strong>gangs<br />
gestellten Fragen zu erhoffen.<br />
Zu groß s<strong>in</strong>d die Schwankungen <strong>in</strong><br />
den Bestandszahlen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />
Jahres und zwischen den Jahren.<br />
Dies lässt auf e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss<br />
weiterer Faktoren schließen, von<br />
denen wir nicht unbed<strong>in</strong>gt alle kennen,<br />
Faktoren, wie etwa Temperatur,<br />
W<strong>in</strong>dbewegung, Anwesenheit von<br />
Nektarpflanzen o<strong>der</strong> Parasitierung.<br />
Wie unterschiedliche Beobachtungen<br />
desselben Begehers auf e<strong>in</strong>er<br />
identischen Transektstrecke <strong>in</strong> zwei<br />
aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgenden Jahren aussehen<br />
können, zeigt Tabelle 2.<br />
Anzahl Juni Anzahl Juli Anzahl Aug.<br />
2006 2007 2006 2007 2006 2007 2006 2007 2006 2007<br />
( 3 ) ( 4 ) ( 3 ) ( 5 ) ( 5 ) ( 4 ) ( 4 ) ( 4 ) ( 2 ) ( 3 )<br />
1 1 1 4<br />
3 7 4 2 13 1<br />
4 63 25 7 15 62 10 3<br />
2 62 229 191 149 9 14<br />
88 147 78 39<br />
(Pierisrapae/napi) 35 40 16 22 108 179 41 22 10<br />
Tabelle 2: Vergleich <strong>der</strong> Beobachtungsergebnisse ausgewählter Tagfalterarten. Stadtnahes Transekt<br />
<strong>in</strong> Forchheim Ost, stillgelegte Lehmgrube (In Klammern: Zahl <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zeltransekte, <strong>der</strong>en Ergebnisse<br />
aufsummiert wurden)