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CEE.Kommentar<br />
* Antje Helms<br />
ist Meeresexpertin<br />
bei<br />
<strong>Greenpeace</strong><br />
Die Hüter der Meere<br />
Würden Sie Ihren Fisch nicht auch lieber frisch direkt von<br />
Fischern kaufen, die an die Methoden des nachhaltigen Fischfangs<br />
glauben? Doch was macht einen guten Fischer aus? Von Antje Helms*<br />
Endlich hat sich der Trend umgekehrt:<br />
Die Überfischung der Meere<br />
geht zurück. Fischbestände werden<br />
kaum mehr oberhalb ihrer „sicheren<br />
biologischen Grenzen“ befischt. Die<br />
Wissenschaft diktiert die Fangquoten<br />
– nicht mehr die Politik! Für den<br />
Abbau massiver Überkapazitäten<br />
musste von den weltweit 3,5 Millionen<br />
Fangschiffen nur ein Prozent<br />
verschrottet werden: jene 30.000 Industrieschiffe,<br />
die am meisten die<br />
Meeresumwelt zerstörten. Die globale<br />
Fangflotte ist damit auf dem besten<br />
Weg, auf ein gesundes Maß zu<br />
schrumpfen. Am meisten profitieren<br />
davon die 100 Millionen kleiner Küstenfischer,<br />
denn sie können wieder<br />
profitabel fischen.<br />
Inzwischen werden Sie erkannt haben,<br />
dass ich hier nicht die Gegenwart<br />
beschreibe. Was Sie gerade gelesen<br />
haben, ist die <strong>Greenpeace</strong>-Vision<br />
– unser Rettungsplan für die Meere.<br />
Ein wichtiger Baustein darin ist das<br />
weltweite Netzwerk von Schutzgebieten<br />
– 40 Prozent der Meere sollen<br />
für die Fischerei tabu sein. Das Paradoxe<br />
dieser einschneidenden Maßnahme:<br />
Die Fischerei profitiert davon,<br />
denn die Bestände nehmen außerhalb<br />
der Schutzzonen rasant zu.<br />
Die zentrale Rolle in der Fischerei<br />
der Zukunft spielen für <strong>Greenpeace</strong><br />
die handwerklichen Kleinfischer.<br />
Doch welcher Fischer arbeitet handwerklich,<br />
welcher schon industriell?<br />
Bilden Schiffslänge, Motorleistung<br />
oder die tägliche Rückkehr in den Hafen<br />
eine Grenze? Eine international<br />
gültige Definition für Kleinfischer<br />
existiert nicht, zu divers sind ihre<br />
Arbeitsbedingungen und Fangmethoden.<br />
Auch aufgrund dieser Inhomogenität<br />
sind sie in den letzten<br />
Jahrzehnten so abgedrängt worden,<br />
dass wir fast nur noch industriell gefangenen<br />
Fisch am Markt finden.<br />
Eines haben alle Kleinfischer gemeinsam:<br />
Sie sind auf Fanggründe<br />
„vor ihrer Haustür“ angewiesen. Deshalb<br />
gehen sie schonender mit der<br />
Ressource Fisch um und nutzen selektivere<br />
Fangmethoden. Es stimmt:<br />
Nicht alle Kleinfischer fischen perfekt<br />
nachhaltig, so gibt es kleine<br />
Trawler, die den Meeresboden genauso<br />
umpflügen wie die großen. Ganz<br />
sicher haben sie derzeit jedoch keine<br />
Alternative, um ihren Lebensunterhalt<br />
zu bestreiten.<br />
Keine Lobby, keine Stimme<br />
Denn die Kleinfischer sitzen nicht<br />
mit am Tisch, wenn es um wichtige<br />
Entscheidungen in der Fischereipolitik<br />
geht. Manche sind täglich auf See,<br />
andere haben noch nicht einmal<br />
E-Mail – sich zu vernetzen, Forderungen<br />
aufzustellen, geschweige<br />
denn bei politischen Entscheidungen<br />
mitzureden ist so unmöglich. Im Gegensatz<br />
zur Industrielobby, die in den<br />
Hauptstädten der Welt bestens aufgestellt<br />
ist. Dementsprechend industriefreundlich<br />
werden Fangrechte<br />
und Subventionen von den Fischereiministern<br />
verteilt. Bisher.<br />
Das will <strong>Greenpeace</strong> ändern: Den<br />
Millionen handwerklicher Fischer<br />
wieder eine Stimme zu geben, ihre<br />
Anliegen für Politiker sichtbar zu machen<br />
und eine breite Öffentlichkeit<br />
sowie den Einzelhandel zu ihrer Unterstützung<br />
zu gewinnen, dafür setzt<br />
sich <strong>Greenpeace</strong> ein – in Europa, in<br />
Westafrika, im Pazifik und seit der<br />
jüngsten Expedition der „Rainbow<br />
Würden Sie für so einen<br />
Fisch nicht auch einen<br />
fairen Preis zahlen?<br />
Warrior“ auch im Indischen Ozean.<br />
Ich würde meinen Meeresfisch am<br />
liebsten direkt von einer Fischerei-<br />
Kooperative kaufen: frisch, hochwertig<br />
und gesund. Rückverfolgbar bis zu<br />
jenem Fischer, der an nachhaltigen<br />
Fischfang glaubt und sich täglich auf<br />
seinem Schiff als „Hüter der Meere“<br />
einsetzt. Würden Sie für so einen<br />
Fisch nicht auch einen fairen Preis<br />
zahlen? Derzeit scheint eine solche<br />
Direktvermarktung in einem Binnenland<br />
wie Österreich fast unvorstellbar,<br />
zu sehr haben wir uns schon<br />
an den Tiefkühl-Industriefisch im<br />
Supermarkt gewöhnt. Ich bin allerdings<br />
zuversichtlich, dass eine andere<br />
Fischerei möglich ist – und die<br />
<strong>Greenpeace</strong>-Vision einer nachhaltigen<br />
Fischerei Wirklichkeit wird. n<br />
FotoS: © GP/Kurt Prinz, © Clément Tardif/GP, ???<br />
Foto: © Coriette Schoenaerts<br />
Müll ist eine wertvolle Ressource.<br />
Ob etwas auf der Müllhalde landet<br />
oder wiederverwertet werden kann,<br />
ist zu 80 Prozent abhängig vom Design<br />
eines Produktes. Diese Herausforderung<br />
hat dazu geführt, dass<br />
Produktentwickler, Logistiker, Verpackungsdesigner<br />
und Marketingexperten<br />
sich die Frage gestellt haben:<br />
„Wie kann man Dinge so gestalten,<br />
dass sie nachhaltig, ökologisch<br />
und sozial ausgewogen produziert,<br />
konsumiert und wiederverwertet<br />
werden können?“ Die Antwort ist<br />
Ecodesign.<br />
Bei Ecodesign geht es darum, Produkte<br />
so zu denken, dass sie von<br />
Anfang an wenig Ressourcen verbrauchen,<br />
keine oder geringe Umweltbelastung<br />
verursachen, geringe<br />
Transportwege haben, recycelbar<br />
sind und schließlich wieder als wertvolle<br />
Ressource in den Kreislauf der<br />
Natur geführt werden können.<br />
Wichtig sind auch soziale Aspekte<br />
wie die Arbeitsbedingungen, unter<br />
denen das Produkt hergestellt wird.<br />
Sichere Arbeitsplätze und Lebensqualität<br />
sind ebenso Teil dieses Konzepts<br />
und sorgen für soziale und politische<br />
Stabilität.<br />
Langfristig gedacht<br />
Ecodesign hat im Grunde genommen<br />
viel mit Mathematik zu tun. Die richtige<br />
Wahl des Materials, Energieeffizienz<br />
in der Produktion und im Verbrauch,<br />
Langlebigkeit des Produktes,<br />
Ökologisch und sozial ausgewogen:<br />
Ecodesign wird unsere Welt verändern!<br />
Das Design<br />
der Zukunft<br />
Hören Sie es klingeln? Weihnachten<br />
naht! Und die Frage „Was schenke<br />
ich?“ schwebt wie ein Damoklesschwert<br />
über unseren Nacken. Bald<br />
wird heftig eingekauft, eingepackt,<br />
verschenkt, ausgepackt, eingetauscht,<br />
umgepackt. Das meiste<br />
landet kurz danach auf dem Müll.<br />
Von Marcelline Langer<br />
mögliche Emissionen und Schadstoffe,<br />
Verpackung und Möglichkeiten<br />
des Recyclings sind nur einige Aspekte,<br />
die bereits in der Planung genau<br />
kalkuliert werden. Dabei wird die<br />
gesamte „Lebenszeit“ des Produktes<br />
unter die Lupe genommen und darauf<br />
geschaut, dass das Ergebnis nicht<br />
nur praktisch ist und gut aussieht,<br />
sondern auch der ökologische Fußabdruck<br />
möglichst klein ist.<br />
Aus recycelten Schubläden entsteht<br />
ein neues Möbelstück, aus<br />
mehreren Holzpaletten ein unkonventioneller<br />
Couchtisch auf Rädern,<br />
Bio-Unterwäsche wird aus regionalen<br />
Materialien hergestellt, in eine biologisch<br />
abbaubare Hülle verpackt und<br />
später als Dünger in die Gemüsebeete<br />
gepflanzt. Aber Ecodesign geht<br />
noch viel weiter! Tragbare Radioempfänger,<br />
die mit Solarenergie betrieben<br />
werden: Sie wurden so konzipiert,<br />
dass man sie immer wieder auseinanderbauen<br />
und nach einem kleinen<br />
Service wieder gebrauchen kann.<br />
Oder hochwertige Teppiche, die aus<br />
recycelten und schadstofffreien Materialien<br />
bestehen und immer wieder<br />
neu aufbereitet werden können. Aber<br />
auch moderne und funktionale Büromöbel<br />
können das Ergebnis von Ecodesign<br />
sein. Visuell unterscheiden sie<br />
sich nicht von herkömmlichen Büromöbeln,<br />
mit dem einzigen Unterschied,<br />
dass sie zu 100 Prozent recycelt<br />
werden können.<br />
Doch Ecodesign ist noch mehr als<br />
das! Weil endliche Ressourcen wie<br />
Kupfer oder Lithium, die für die Produktion<br />
von Batterien oder Solarmodulen<br />
notwendig sind, immer<br />
knapper und teurer werden, sind<br />
Hersteller daran interessiert, diese<br />
Ressourcen wiederzugewinnen. Dafür<br />
müssen sie allerdings die Produkte<br />
so gestalten, dass die Rückgewinnung<br />
der Ressourcen aus den gebrauchten<br />
Gegenständen auch möglich<br />
ist. Das heißt, dass die verkaufte<br />
Ware am Ende ihrer Lebenszeit<br />
nicht im Müll landet, sondern wieder<br />
zurück zum Hersteller muss.<br />
Hier entstehen neue Geschäftsmodelle,<br />
in denen es nicht mehr um das<br />
Produkt alleine geht, sondern um<br />
das Service, das rund um dieses Produkt<br />
angeboten wird.<br />
Ecodesign steht nicht nur für das<br />
Produkt an sich. Es ist das Ergebnis<br />
eines Umdenkens und verlangt nach<br />
Kreativität, enger Zusammenarbeit<br />
zwischen den einzelnen Produktionsbereichen<br />
und schafft neue, lukrative<br />
Märkte. Es setzt sich mit der<br />
Frage auseinander, wie wir mit unseren<br />
natürlichen Ressourcen auskommen<br />
können, welchen Stellenwert<br />
Produkte des täglichen Bedarfs für<br />
uns haben und wie wir sorgsam mit<br />
diesen umgehen. Man könnte auch<br />
sagen: Ecodesign ist eine Haltung unserer<br />
Welt gegenüber. Und der Anfang<br />
ist gemacht, wenn wir uns die<br />
Frage stellen, auf welche Weise wir<br />
Dinge konsumieren wollen … und<br />
was wir unseren Liebsten zu Weihnachten<br />
schenken möchten. n<br />
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