24.11.2013 Aufrufe

PDF-Version herunterladen - Greenpeace

PDF-Version herunterladen - Greenpeace

PDF-Version herunterladen - Greenpeace

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wald in Gefahr<br />

Rumänien verfügt über Waldschätze,<br />

die am Rest des europäischen<br />

Kontinents zum allergrößten<br />

Teil bereits verloren gegangen sind.<br />

Draculas Heimat ist mit 6,5 Millionen<br />

Hektar zu rund einem Drittel bewaldet,<br />

darunter befinden sich auch<br />

die letzten unberührten Buchen-<br />

Urwälder des alten Kontinents. Sie<br />

geben noch heute seltenen Tieren<br />

wie Braunbären, Wölfen und Wildkatzen<br />

eine Heimat und konnten<br />

sich jahrhundertelang ungestört von<br />

menschlichen Eingriffen entwickeln.<br />

Ihr ökologischer Wert ist daher besonders<br />

groß. Natürlich gewachsene<br />

Wälder weisen eine eindrucksvoll<br />

hohe Artenvielfalt auf und sind auch<br />

in Bezug auf ihre Kohlenstoff-Speicherfähigkeit<br />

klassischen Forstwäldern<br />

weit überlegen.<br />

Doch wer hofft, dass Rumänien<br />

mit diesem wertvollen Erbe sorgsam<br />

umgeht, wird enttäuscht. Im Land<br />

der Ostkarpaten wird viel zu viel geschlägert<br />

– verbotenerweise auch in<br />

National- und Naturparks und in<br />

Natura-2000-Gebieten. Doch wie<br />

viele Bäume tatsächlich der Kettensäge<br />

zum Opfer fielen und in welchen<br />

Regionen am meisten gefällt<br />

wurde, darüber fehlte lange Zeit<br />

eine genaue Dokumentation.<br />

Angesichts der dramatischen Lage<br />

startete <strong>Greenpeace</strong> in Rumänien<br />

2011 eine Waldkampagne. Eines der<br />

ersten Projekte war die Erstellung<br />

einer genauen Kahlschlag-Karte, um<br />

die Öffentlichkeit zu informieren<br />

und auf die verantwortlichen Behörden<br />

gezielt Druck ausüben zu können.<br />

Nach monatelanger akribischer<br />

Satellitenrecherche kombiniert mit<br />

zahllosen Vor-Ort-Checks war es vergangenen<br />

Frühling so weit: Die Datenlage<br />

zum rumänischen Waldbestand<br />

wurde veröffentlicht – und löste<br />

ein gewaltiges Medienecho aus.<br />

Nicht nur, weil der Waldschutz generell<br />

ein sensibles Thema ist, sondern<br />

vor allem, weil das Ergebnis dramatischer<br />

war als befürchtet: Jede Stunde<br />

verschwinden in Rumänien drei Hektar<br />

Wald von der Bildfläche! „Die Resultate<br />

waren überraschend, obwohl<br />

wir natürlich mit Verschlechterungen<br />

gerechnet hatten“, sagt Doina<br />

Danciu, Leiterin der Waldkampagne<br />

in Bukarest. „Zudem liegen 48,9 Prozent<br />

der abgeholzten und zerstörten<br />

Wälder in Schutzgebieten“, fasst sie<br />

die alarmierenden Ergebnisse zusammen.<br />

In dem untersuchten Zeitraum<br />

von 2000 bis 2011 ist insgesamt<br />

eine Fläche von 280.108 Hektar<br />

Wald verschwunden.<br />

<strong>Greenpeace</strong> Rumänien suchte sich<br />

einen sehr guten Zeitpunkt aus, um<br />

mit diesen bestürzenden Nachrich-<br />

Abholzung in<br />

Rumänien<br />

2000–2011<br />

Abgeholzte<br />

Gebiete<br />

Urwald<br />

Wald<br />

Natura<br />

2000<br />

National-/<br />

Naturpark<br />

Rumänien verfügt über eines der letzten intakten Urwaldgebiete Europas. Doch die zunehmende<br />

Nachfrage nach Holz übt immer mehr Druck auf die wertvollen und schützenswerten<br />

Buchenwälder aus. Von Birgit Bermann<br />

ten an die Öffentlichkeit zu gehen.<br />

Kurz nach dem Ende einer Regierungskrise<br />

im Frühling setzte<br />

<strong>Greenpeace</strong> die neue Regierung mit<br />

der Veröffentlichung erfolgreich<br />

unter Zugzwang. Der Chef der rumänischen<br />

Forstbehörde Romsilva<br />

wurde bald nach Veröffentlichung<br />

der Kahlschlag-Daten ausgetauscht.<br />

Welche weiteren Schritte<br />

<strong>Greenpeace</strong> Rumänien in seiner<br />

Kampagne setzen wird, entscheiden<br />

die nächsten Wochen, wenn<br />

sich die neue Regierung nach den<br />

Wahlen Ende November konsolidiert<br />

– und sich in die Karten<br />

schauen lässt, wie sie es mit dem<br />

Waldschutz hält. Denn eines ist sicher:<br />

Rumäniens Wälder brauchen<br />

dringenden, umfassenden und vor<br />

allem schnellen Schutz. Sonst sind<br />

die letzten Urwälder des Kontinents<br />

bald Geschichte. n<br />

Fotos: © Markus Mauthe/GP, © Weitzer, © GP/Birgit Berman<br />

„Wir möchten etwas zurückgeben“<br />

Nicola Weitzer und Michael Wesonig unterstützen privat als Großspender die rumänische<br />

Waldkampagne von <strong>Greenpeace</strong>. Gemeinsam mit Kathrin Wesonig führen sie den<br />

Parketthersteller Weitzer Parkett. act sprach mit den beiden Chefinnen über mutige<br />

Schritte im Umweltschutz und die Emotionen beim Spenden.<br />

Interview: Birgit Bermann und Agnes Peterseil<br />

Rumäniens wertvolle Buchenwälder<br />

brauchen Schutz! <strong>Greenpeace</strong><br />

hat im Rahmen seiner<br />

Kampagne einen Antrag auf Aufnahme<br />

ins UNESCO-Weltkulturerbe<br />

gestellt. Nicola Weitzer<br />

(kl. Bild r.) ermöglicht als Großspenderin<br />

entscheidende Fortschritte für<br />

die Waldkampagne von <strong>Greenpeace</strong><br />

in Rumänien. Gemeinsam mit<br />

Kathrin Wesonig (kl. Bild ganz r.)<br />

ist sie Teil der Führungsebene des<br />

Parketther stellers Weitzer Parkett.<br />

Sie haben eine ökologische Vorreiterrolle<br />

eingenommen und sind als einer der ersten<br />

großen Parketthersteller 2009 aus<br />

Tropenholz ausgestiegen. Hat sich dieser<br />

Schritt bezahlt gemacht?<br />

Nicola Weitzer: Der Ausstieg aus dem<br />

Tropenholz hat sich ganz sicher für uns bezahlt<br />

gemacht. Heute haben die Kunden<br />

einen sehr ökologischen Blickpunkt.<br />

Kathrin Wesonig: In manchen Märkten,<br />

gerade in Österreich, Deutschland und der<br />

Schweiz, hat man uns zu dem Ausstieg sogar<br />

gratuliert. Dem bewussten Kunden ist<br />

es ja sehr wichtig, ein ökologisch nachhaltiges<br />

Produkt zu haben, das nicht Teil der<br />

Vernichtung des Regenwaldes ist.<br />

Wie schätzen Sie das Spannungsfeld<br />

zwischen Wirtschaft und Umweltschutz<br />

ein? Oft herrscht ja die Meinung vor: Umweltschutz<br />

kostet. Sehen Sie das auch so?<br />

K.W.: Kurzfristig könnte man das schon<br />

sagen, dass Umweltschutz kostet. Langfristig<br />

ist es aber eine Investition, und je<br />

nachdem, welche Haltung man als Unternehmen<br />

einnimmt, ist es eigentlich ein<br />

Muss. Wenn die Konsumenten bewusst<br />

sind und darauf schauen, woher das Produkt<br />

kommt, das sie erwerben, dann wird<br />

es auch zu einem wirtschaftlichen Nutzen<br />

– wenn man sich wirklich zum Umweltschutz<br />

bekennt.<br />

N.W.: Es ist schon richtig, es kostet am<br />

Anfang. In manchen Ländern, wo der Tropenholzanteil<br />

bei rund 30 Prozent gelegen<br />

hat, haben wir den Ausstieg natürlich gespürt.<br />

Wir haben dann über unsere Fachhändler<br />

Aufklärung betrieben, erklärt, was<br />

Tropenholz für die Umwelt bedeutet, und<br />

sehr rasch nach Alternativen gesucht.<br />

Hat die Branche nachgezogen?<br />

N.W.: Also gang und gäbe ist der Tropenholzausstieg<br />

sicher noch nicht. Aber mittlerweile<br />

haben wir ein bisschen einen<br />

Boom ausgelöst, und es sind andere nachgefolgt.<br />

Am Anfang sind wir schon kritisch<br />

beäugt worden.<br />

Weshalb?<br />

K.W.: Wegen dem Mut, auf Ertrag oder<br />

Umsatz zu verzichten. Und bis jetzt kann<br />

man noch nicht sagen, dass jeder auf diesem<br />

Kurs ist.<br />

Sie spenden seit Jahren großzügig für<br />

unsere Waldkampagne? Warum haben<br />

Sie sich für <strong>Greenpeace</strong> entschieden?<br />

K.W.: Es war uns wichtig, dass wir die gleiche<br />

Sprache sprechen und die gleiche Zukunftsvision<br />

haben. Wenn man diesen<br />

Weg geht, ist <strong>Greenpeace</strong> definitiv der richtige<br />

Partner. Und natürlich hat <strong>Greenpeace</strong><br />

einen hohen Bekanntheitsgrad. Da weiß<br />

jeder, dass es eine vertrauenswürdige Organisation<br />

ist.<br />

Warum spenden Sie? Was bedeutet es<br />

Ihnen, Spenderin zu sein?<br />

N.W.: Weil man die Tätigkeit von <strong>Greenpeace</strong><br />

unterstützen möchte. Wir sind nur<br />

ein kleines Mosaiksteinchen, aber ich glaube,<br />

im Gesamten wird irrsinnig viel bewegt.<br />

Von der Natur wird viel gegeben, und<br />

wir möchten auch etwas zurückgeben. Und<br />

wir wollen nachhaltig sein, den richtigen<br />

Weg gehen und einen Beitrag leisten.<br />

Welche Gefühle verbinden Sie mit dem<br />

Spenden?<br />

N.W.: Es ist ein gewisses Zeichen der<br />

Dankbarkeit. Es ist ein gutes Gefühl, vor<br />

allem auch mit einem Partner, der dafür<br />

sorgt, dass die Spende auch für das eingesetzt<br />

wird, was man möchte: den Regenwald<br />

zu erhalten und die Menschen, die<br />

dort leben, zu unterstützen, damit sie ihr<br />

tägliches Leben leichter oder besser erledigen<br />

können. Es ist ein sehr angenehmes<br />

Gefühl, dass wir überhaupt die Möglichkeit<br />

haben, das zu tun.<br />

Welche Umweltschutzthemen sind Ihnen<br />

noch besonders wichtig?<br />

K.W.: Der Klimaschutz ist ein großes Thema.<br />

Mit unserem Biomasse-Heizkraftwerk<br />

erzeugen wir nicht nur umweltfreundliche<br />

Wärme für mehr als 1.700 Haushalte, sondern<br />

auch Ökostrom. Photovoltaik auf unseren<br />

Dächern und ein kleines Wasserkraftwerk<br />

produzieren seit kurzem auch<br />

Energie. Das ist unser Beitrag zum Klimaschutz.<br />

Wir werden nicht mehr auf dieser<br />

Welt in dem Sinne leben können, wenn<br />

das Klima nicht stabilisiert ist. Aber am<br />

wichtigsten ist vielleicht die Frage: Was<br />

kann ich tun, als einzelne Person in meinem<br />

täglichen Dasein? Vom bewussten<br />

Einkaufen bis zur Frage „Wo kommen die<br />

Produkte her?“, „Wie reise ich?“ oder „Wie<br />

bewege ich mich fort?“. Wir können jetzt<br />

über große, globale Themen reden, aber im<br />

Kleinen – Schritt für Schritt – soll jeder<br />

versuchen, einen so großen Beitrag wie<br />

möglich zu leisten. n<br />

Interview<br />

Agnes PeterseiL<br />

agnes.peterseil@<br />

greenpeace.at<br />

www.greenpeace.at/<br />

projektspende<br />

01/545 45 80-15 oder<br />

0650/927 19 83<br />

Die Basis der<br />

Unabhängigkeit von<br />

<strong>Greenpeace</strong> sind<br />

private Spenden sowie<br />

Stiftungsbeiträge, die<br />

wir dort einsetzen, wo<br />

sie am dringendsten<br />

gebraucht werden und<br />

am meisten nutzen.<br />

Wenn auch Sie mit<br />

einer größeren Spende<br />

eine Kampagne oder<br />

ein Projekt unterstützen<br />

möchten, schreiben<br />

Sie mir bitte oder<br />

rufen Sie mich an. Ich<br />

bespreche gerne die<br />

geeigneten Möglichkeiten<br />

mit Ihnen!<br />

16 act act 17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!