In honore sancti Georgii martyris - Michael-buhlmann.de
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men<strong>de</strong> Attraktivität. Für Hezelo könnte <strong>de</strong>r heilige Georg darüber hinaus als Sinnbild <strong>de</strong>s<br />
kämpferischen schwäbischen Reforma<strong>de</strong>ls <strong>de</strong>r Anfangsphase <strong>de</strong>s <strong>In</strong>vestiturstreits erschienen<br />
sein.<br />
Somit steht also unserer Überlegung einer Übernahme <strong>de</strong>s heiligen Georg von <strong>de</strong>r Reichenau<br />
bzw. <strong>de</strong>r dortigen Georgskirche durch die Familie Hezelos nichts entgegen. Die Verpflanzung<br />
<strong>de</strong>s Georgskultes nach Königseggwald, in das Gebetshaus und die Grablege <strong>de</strong>r Familie<br />
Hezelos nahe ihrer Stammburg, war dann die Folge dieser Übernahme. Der heilige<br />
Georg und die A<strong>de</strong>lsfamilie gingen eine Symbiose ein, zum Vorteil bei<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Märtyrer<br />
war das „Aushängeschild“ <strong>de</strong>r Reichenauer Vögte und wur<strong>de</strong> schließlich <strong>de</strong>r Patron <strong>de</strong>s zu<br />
grün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n (Schwarzwald-) Klosters. Wann allerdings <strong>de</strong>r heilige Georg in Königseggwald<br />
Einzug gehalten hat, können wir nicht genau ermitteln. Doch sprechen die St. Georgener<br />
Notitiae von <strong>de</strong>r „Liebe von Hezelos Vorfahren für diesen Märtyrer vor <strong>de</strong>n übrigen Heiligen“,<br />
so dass wir min<strong>de</strong>stens in die Zeit ein bis zwei Generationen vor Hezelo gelangen. Wir wer<strong>de</strong>n<br />
daher nicht fehlgehen, wenn wir die Anfänge <strong>de</strong>r Georgsverehrung in Königseggwald in<br />
die erste Hälfte o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Beginn <strong>de</strong>s 11. Jahrhun<strong>de</strong>rts legen, zu einer Zeit also, als z.B. König<br />
Heinrich II. (1002-1024) <strong>de</strong>n Georgsaltar im Dom <strong>de</strong>s neu gegrün<strong>de</strong>ten Bamberger Bistums<br />
weihen ließ (1012).<br />
Das Gebetshaus Hezelos und seiner Familie war, wie uns die Notitiae anlässlich <strong>de</strong>r Erstausstattung<br />
<strong>de</strong>r Klostergründung noch in Königseggwald (1083) mitteilen, mit Georgsreliquien<br />
versehen, die <strong>de</strong>r Adlige zweifellos von <strong>de</strong>r Reichenau erhalten hatte und die er, nach<strong>de</strong>m<br />
feststand, in St. Georgen das Kloster zu grün<strong>de</strong>n, auf <strong>de</strong>n „Scheitel Alemanniens“ bringen<br />
ließ. Der Märtyrer Georg wur<strong>de</strong> auch zum Patron <strong>de</strong>r neuen geistlichen Gemeinschaft.<br />
Die Notitiae schil<strong>de</strong>rn zwar, wie die Mönche, u.a. Hesso und Konrad, sich für <strong>de</strong>n heiligen<br />
Georg als Schutzpatron <strong>de</strong>s Klosters aussprachen, doch wer<strong>de</strong>n wohl schon vorher Hezelo<br />
und Hesso über <strong>de</strong>n klösterlichen Schutzherren entschie<strong>de</strong>n haben. Und diese wählten einvernehmlich<br />
<strong>de</strong>n Heiligen, <strong>de</strong>r schon über mehrere Generationen die Familie Hezelos so erfolgreich<br />
begleitet hatte, eben Georg. Es galt also die Wahl <strong>de</strong>sjenigen, auf <strong>de</strong>ssen Besitz<br />
eine Kirche o<strong>de</strong>r ein Kloster gestiftet wur<strong>de</strong> – Resultat eigenkirchlicher Rechtsvorstellungen,<br />
die schließlich darin mün<strong>de</strong>ten, dass die Stifterfamilie Hezelos auch die Klostervogtei über<br />
die Mönchsgemeinschaft in St. Georgen ausübte, und die trotz Kirchenreform und <strong>In</strong>vestiturstreit<br />
weiterhin wirksam blieben.<br />
Zur <strong>In</strong>besitznahme und Besiedlung <strong>de</strong>s Klosters in St. Georgen im Jahr 1084 vermerken die<br />
Notitiae: „Im Jahr <strong>de</strong>r Fleischwerdung <strong>de</strong>s Herrn 1084, <strong>In</strong>diktion 7, an <strong>de</strong>n 10. Kalen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
Mai 22. April, Wochentag 2, Mond dreizehn kamen Hesso und Konrad, schon Arme Christi,<br />
mit einigen Brü<strong>de</strong>rn“ zum neuen Kloster(platz). Die Ankunft <strong>de</strong>r Mönche vollzog sich damit<br />
am Vortag (Vigiltag) <strong>de</strong>s Georgfestes. Wir können davon ausgehen, dass (Hezelo,) Hesso<br />
und Konrad bewusst diesen Termin gewählt haben, nämlich aus Ehrfurcht vor <strong>de</strong>m Heiligen,<br />
<strong>de</strong>ssen Fest die Mönche dann sicher am Tag nach ihrem Einzug feierten.<br />
Damit war <strong>de</strong>r Erzmärtyrer Georg nach St. Georgen gelangt, und er sollte in <strong>de</strong>n Anfangsjahren<br />
<strong>de</strong>r Mönchsgemeinschaft eine prominente Rolle u.a. bei Besitzübertragungen und<br />
-bestätigungen spielen. Das benediktinische Reformkloster in St. Georgen besaß mit <strong>de</strong>m<br />
Heiligen einen für das hohe Mittelalter attraktiven, Erfolg versprechen<strong>de</strong>n Schutzpatron, <strong>de</strong>r<br />
alsbald <strong>de</strong>m Schwarzwaldort St. Georgen seinen Namen lieh.<br />
Quellen: Annales Sancti <strong>Georgii</strong> in Nigra Silva, in: MGH SS 17, hg. v. G.H. PERTZ, Hannover 1861, Ndr<br />
Stuttgart-New York 1963, S.295-298; MGH = Monumenta Germaniae Historica: SS = Scriptores in Fo-<br />
<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>In</strong> <strong>honore</strong> <strong>sancti</strong> <strong>Georgii</strong> <strong>martyris</strong> 14