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In honore sancti Georgii martyris - Michael-buhlmann.de

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in die Hölle und stürzt die Götzenbil<strong>de</strong>r im Tempel um. 19. Alexandra bekennt sich offen zu<br />

Christus, wird gemartert und hingerichtet. 20. Die versammelten Könige verurteilen Georg<br />

zum Tod durch das Schwert. Georg wird hingerichtet. 21. Wie Passecras (Pasikrates), <strong>de</strong>r<br />

Diener Georgs, berichtet, dauerte das Lei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Heiligen sieben Jahre, <strong>de</strong>r Tod Georgs<br />

geschah an einem 24. April.<br />

Es entstan<strong>de</strong>n bis zum 7. Jahrhun<strong>de</strong>rt die ersten orientalischen Fassungen <strong>de</strong>r Georgslegen<strong>de</strong>,<br />

die etwa – im 5./6. Jahrhun<strong>de</strong>rt – als Zusatz die Kindheits- und Jugendgeschichte<br />

<strong>de</strong>s Heiligen einschoben, u.a. beeinflusst durch die Georgstradition aus Lydda. Danach besaß<br />

Georg aus Kappadokien einen heidnischen Vater Gerontios und eine christliche Mutter<br />

mit Namen Polychronia, die zusammen mit ihrem Sohn das Martyrium erlitten haben soll. <strong>In</strong><br />

einer ägyptisch-alexandrinischen Legen<strong>de</strong> hießen Georgs Eltern in<strong>de</strong>s Anastasius und<br />

Theognosta, arabische und syrische Fassungen nannten Georgs Vater Gordianos. Letzterer<br />

war ein kappadokischer Kaufmann, so dass die muslimische Übernahme <strong>de</strong>r Georgsvita<br />

Georg nicht als Soldat, son<strong>de</strong>rn als reichen und wohltätigen Kaufmann charakterisieren sollte.<br />

Eine frühbyzantinische Legen<strong>de</strong>nversion kennt noch zwei Brü<strong>de</strong>r Georgs mit Namen<br />

Theodor und Demetrios, alle drei wur<strong>de</strong>n zu byzantinischen Soldatenheiligen und zu Heiligen<br />

<strong>de</strong>r europäisch-abendländischen Kreuzfahrer. Schließlich trat mitunter in <strong>de</strong>r Frage<br />

nach <strong>de</strong>r geografischen Herkunft Georgs Palästina neben Kappadokien.<br />

Spätestens seit <strong>de</strong>m 8./9. Jahrhun<strong>de</strong>rt erscheint die Georgslegen<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n volkssprachlichen<br />

Literaturen <strong>de</strong>r christlichen Religionen <strong>de</strong>s Vor<strong>de</strong>ren Orients. So gibt es griechische,<br />

koptische, äthiopische, armenische, syrische und türkische Versionen und Neubearbeitungen,<br />

die die ursprüngliche Georgslegen<strong>de</strong> zusammen mit <strong>de</strong>r Jugen<strong>de</strong>rzählung weiter verän<strong>de</strong>rten.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r griechischen Überlieferung ab <strong>de</strong>m 7. Jahrhun<strong>de</strong>rt ist zu bemerken,<br />

dass <strong>de</strong>r Perserkönig Datian nun durch <strong>de</strong>n römischen Kaiser Diokletian (284-305) ersetzt<br />

wur<strong>de</strong>. Damit wur<strong>de</strong> Georg zum Opfer <strong>de</strong>r diokletianischen Christenverfolgung (303-<br />

311), wiewohl <strong>de</strong>r Ursprungskern <strong>de</strong>r Georgslegen<strong>de</strong> sich wahrscheinlich auf ein Martyrium<br />

im 2. Jahrhun<strong>de</strong>rt bezogen hatte. Auch an<strong>de</strong>res wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r weiteren griechischen Überlieferung<br />

umgeformt o<strong>de</strong>r weggelassen. So fehlten die als anstößig empfun<strong>de</strong>nen Episo<strong>de</strong>n<br />

um Georg und die Witwe o<strong>de</strong>r um Georg im Schlafgemach <strong>de</strong>r Königin Alexandra. Auch<br />

fehlten die Passagen über die dreimalige Auferstehung <strong>de</strong>s Heiligen, die dazu geführt hatten,<br />

dass die Georgslegen<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r römisch-byzantinischen Reichskirche mitunter als häretisch<br />

und nicht kanonisch (apokryph) verurteilt wur<strong>de</strong>. Unwahrscheinlichkeiten und Übertreibungen<br />

waren am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 9. und zu Beginn <strong>de</strong>s 10. Jahrhun<strong>de</strong>rts verschwun<strong>de</strong>n, als<br />

die byzantinischen Hagiografen Niketas David (Paphlagon?, um 900) und Theodoros Daphnopates<br />

(*vor 900-†vor 963) die Georgslegen<strong>de</strong> bearbeiteten – Ausdruck eines starken <strong>In</strong>teresses<br />

<strong>de</strong>s byzantinischen Christentums an „ihrem“ Militärheiligen. Die solcherart verän<strong>de</strong>rten<br />

griechischen Fassungen <strong>de</strong>r Georgslegen<strong>de</strong> haben die Legen<strong>de</strong>nversionen im abendländischen<br />

Europa natürlich stark beeinflusst.<br />

Dass es neben <strong>de</strong>n Variationen <strong>de</strong>r Georgslegen<strong>de</strong> auch an<strong>de</strong>re schriftliche Zeugnisse <strong>de</strong>s<br />

christlichen Orients über <strong>de</strong>n heiligen Georg gegeben hat, sollen zum Schluss noch die Mirakelbücher<br />

über die vom Erzmärtyrer bewirkten Wun<strong>de</strong>r zeigen. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um<br />

ein in einer ägyptisch-koptischen Version <strong>de</strong>s 6. Jahrhun<strong>de</strong>rts überliefertes Mirakelbuch von<br />

Diospolis sowie um ein Mirakelbuch aus <strong>de</strong>m Konstantinopel <strong>de</strong>s 7. Jahrhun<strong>de</strong>rts, das noch<br />

einige Ergänzungen gegenüber <strong>de</strong>r älteren Wun<strong>de</strong>rsammlung enthält. Das byzantinische Mirakelbuch<br />

zählt auch einen Wun<strong>de</strong>rbericht auf, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Palästinapilger Arkulf, <strong>de</strong>r gallische<br />

Bischof, gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 7. Jahrhun<strong>de</strong>rts aus Konstantinopel überlieferte. Schließlich sei<br />

<strong>Michael</strong> Buhlmann, <strong>In</strong> <strong>honore</strong> <strong>sancti</strong> <strong>Georgii</strong> <strong>martyris</strong> 4

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