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Fastenpredigt von Äbtissin M. Petra Articus, OSB - St. Matthias

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Ich habe dich bei deinem Namen gerufen!<br />

Ökumenische <strong>Fastenpredigt</strong> <strong>von</strong> <strong>Äbtissin</strong> M. <strong>Petra</strong> <strong>Articus</strong><br />

am 26.3.2006 in <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong><br />

Meine lieben Zuhörer und Zuhörerinnen,<br />

Mit der Fastenzeit, die Balthasar Fischer „die großen Jahresexerzitien genannt hat“ sind wir wieder<br />

eingetreten in die 40 Tage dauernde Periode der Vorbereitung auf das Osterfest. Nützen wir diese Zeit<br />

„des Frühlings der Kirche“ zur Neuwerdung zur Rückbesinnung auf das Geheimnis <strong>von</strong> Jesu Leiden,<br />

Tod und Auferstehung, seiner Liebe zu uns und auf unsere Intensivierung der Liebe zu ihm.<br />

Die diesjährige Fasten - Predigtreihe steht unter dem großen Thema der Berufung.<br />

Ich verstehe Berufung umfassend, denn das Ziel eines Priesters, oder eines Mönches, einer Nonne,<br />

oder eines Pastoralreferenten und Gemeindereferenten, ist das Ziel jedes bewusst lebenden Christen,<br />

nämlich nach und nach umgestaltet und Christus gleichgestaltet zu werden. „Der Weg des<br />

Ordenschristen steht im Horizont der allgemeinen Berufung zu einem christlichen Leben. Die Frauen<br />

und Männer, die den Orden angehören, sind kein <strong>St</strong>and neben oder über den übrigen Christen, sondern<br />

zunächst einmal Christen, wenn auch mit einem speziellen Charisma“. Heute bahnt sich eine Sicht der<br />

Evangelischen Räte an, die nicht mehr bloß bestimmt ist vom Verzicht auf Besitz, Familie und Freiheit,<br />

sondern das Selbstverständnis der meisten Ordensleute ist bestimmt <strong>von</strong> einer neuen Lebensqualität:<br />

Solidarische Gemeinschaft pflegen, in geschwisterlicher Verbundenheit leben und sich für den Anspruch<br />

anderer frei und verfügbar halten. Es geht heutigen Ordensleuten um die <strong>St</strong>immigkeit des eigenen<br />

Lebensprozesses; sie wollen das Leibliche und Seelische integrieren und aufmerksam werden für den<br />

Zusammenhang der Beziehung zu Gott, zu den Menschen und zu sich selbst. Wir, Zisterzienserinnen<br />

und alle, die nach der Benediktusregel leben werden <strong>von</strong> dieser immer wieder darauf aufmerksam<br />

gemacht, das Leben als Mönches, oder Nonne ist Auftrag zu einem vorbehaltlosen Christsein, und die<br />

evangelischen Räte sind ergänzend zum Sakrament der Ehe und zur Lebensform der Diözesanpriester<br />

– als Verwirklichung der Taufe zu verstehen, nicht als deren Überbietung.<br />

Darf ich jetzt auf einige wenige Gedanken <strong>St</strong>. Benedikts, als Vater des abendländischen Mönchtums<br />

eingehen, dessen Regel das Denken Europas stark mitgeprägt hat eingehen.<br />

In allen großen Religionen gibt es das Leitmotiv der Suche des Menschen nach Gott. Bei uns im<br />

Christentum dagegen, steht die Suche Gottes nach dem Menschen im Vordergrund.<br />

<strong>St</strong>. Benedikt kennt die Hl. Schrift, nimmt die Jesajastellen 43,1 und 45,2ff ernst, in denen es heißt<br />

„Fürchte dich nicht, denn ich habe dich befreit, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist<br />

mein“. Wenn du durch Wasser schreitest, bin ich bei dir, kein <strong>St</strong>rom reißt dich fort.“<br />

Und: „Du sollst erkennen, dass ich der Herr bin / der dich beim Namen ruft, ich Israels Gott. „Ich<br />

habe dich bei deinem Namen gerufen, ich habe dir einen Ehrennamen gegeben, / ohne dass du<br />

mich kanntest. Ich bin der Herr und sonst niemand; / außer mir gibt es keinen Gott.!“<br />

Benedikt will dass wir erkennen wie viel Gott am Volk Israel, an allen Menschen liegt.<br />

Nicht immer ist es uns bewusst, aber vielleicht denken wir in dieser Fastenzeit einmal darüber nach,<br />

dass nicht wir in unserer Gottesbeziehung den Anfang gesetzt haben, sondern, bevor wir nur einen<br />

Gedanken auf Gott gerichtet hatten, hatte er längst schon an uns gedacht.<br />

Die Lesungen des heutigen 4. Fastensonntages, ja die ganze Hl Schrift zeigen uns dies. Auch wenn sich<br />

der Mensch <strong>von</strong> Gott durch Unglaube und Ungehorsam, durch das Anstreben einer vermeintlichen


Freiheit entfernt hatte, ja sich ihm widersetzte, sucht Gott einen Weg uns erneut anzusprechen und nahe<br />

zu kommen. So heißt es im heutigen Evangeliumsabschnitt nach Johannes: Joh 3,16 „Denn Gott hat<br />

die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt,<br />

nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“<br />

Ist Ihnen schon bewusst aufgefallen, welches die ersten Fragen Gottes an die Menschen sind? Ja, sie<br />

haben recht, In Buch Genesis Kapitel 3, 9 heißt es: „Gott, der Herr, rief Adam zu und sprach: „Wo<br />

bist du?“ und im folgenden Kapitel 4, 9 sprach der Herr zu Kain: „Wo ist dein Bruder Abel“<br />

Wissend, dass das Wort Adam nicht ein bestimmter Eigenname ist, sonder abgeleitet wurde <strong>von</strong> Adamo<br />

„Erdling“, sind dies die Fragen Gottes an den Menschen überhaupt. Wo bist du, wo stehst du, wie<br />

stehst du zu mir, wo ist dein Bruder, wie stehst du zu ihm? Hier ergreift Gott die Initiative, nimmt<br />

Kontakt mit den beiden in Schuld gefallenen auf, und lässt nicht in ihrer Schuld und Scham verkümmern.<br />

Gott ergreift die Initiative <strong>von</strong> Anfang an und ruft die Menschen zu der befreienden Erfahrung seiner<br />

übergroßen Liebe.<br />

Die Frage Gottes an Adam respektiert die Freiheit des Menschen. Es geht um die Eröffnung eines<br />

Gesprächs, damit der Mensch in Freiheit antworten kann „ad sum“, hier bin ich.<br />

Die Sehnsucht Gottes nach uns durchzieht die ganze Hl. Schrift, das Alte Testament, genauso wie das<br />

Neue Testament. Unter den vielen <strong>St</strong>ellen im At ist eine der schönsten bei Hosea 2,16 zu finden. Es ist<br />

ein Text in dem Gott zu Israel spricht, dem Volk, das sich <strong>von</strong> ihm abgewandt und dem Baalkult<br />

zugewandt hat. „Dann will ich selbst sie verlocken. Ich will sie in die Wüste hinausführen und sie<br />

umwerben.“<br />

Ist das nicht stark ausgedrückt. Israel hat Jahwe vergessen und müsste nun eigentlich eine Bestrafung<br />

erwarten, aber Gott spricht <strong>von</strong> Verlockung, <strong>von</strong> Umwerbung, <strong>von</strong> in die Wüste hinausführen, wobei die<br />

Wüste ein Bild für die Anfangszeit Israels mit Gott ist.<br />

Der Anfang jeglicher Berufung im NT ist die Anrede Christi an seine Jünger, eine ganz persönlich<br />

geprägte Ansprache. Denken wir an Jüngerberufung bei Mk 1,15 ff „Erfüllt ist die Zeit, und genaht hat<br />

sich das Reich Gottes, bekehrt euch und glaubt an das Evangelium!“ Als er am Ufer des Sees<br />

<strong>von</strong> Galiläa entlang ging, sah er Simon und Andreas, den Bruder Simons, wie sie die Netze<br />

auswarfen im See, sie waren nämlich Fischer. Jesus sprach zu ihnen: „Kommt, folget mir nach<br />

und ich werde euch zu Menschenfischern machen!“ Und sie verließen sogleich ihre Netze und<br />

folgten ihm nach.“<br />

Umkehr und Nachfolge gehören zusammen. Wir könnten statt Umkehr auch sagen, Hinwendung zu dem<br />

der uns ruft, Ausrichtung auf ihn hin, der uns anspricht, seinen Willen erkennen, bejahen und erfüllen<br />

heißt Liebe und Nachfolge. Nachfolge ist nicht unbedingt mit einer besonderen Aufopferung oder<br />

vielen asketischen Übungen verbunden. Das innere Verhältnis zu Gott, den Menschen und<br />

Dingen aus der Liebe Christi heraus ist entscheidend. Aber ich muss Brücken hinter mit abbrechen,<br />

muss oft meine vorherige Richtung ändern, wenn ich mich an Christus binde, wenn ich ihn zum<br />

Mittelpunkt meines Lebens mache, mich <strong>von</strong> ihm anziehen lasse?<br />

Dass Jesus <strong>von</strong> uns nicht irgendetwas verlangt, dass er uns nicht alle über einen Kamm schert, wie wir<br />

im Dialekt sagen, sondern jedem <strong>von</strong> uns ganz persönlich begegnet uns auf individuelle Weise anspricht<br />

und zwar immer wieder neu, je nach Lebenssituation, zeigen uns seine Begegnungen mit den<br />

verschiedenen Menschen nach der Auferstehung.<br />

Den Emmaus Jüngern erläutert Jesus die Schrift und offenbart sich beim Brotbrechen, damit Sie<br />

verstehen auch das Leiden gehört zur Nachfolge Christi und die Passion führt nicht zur Resignation,<br />

sondern zur Auferstehung.


Maria Magdalena, die Jesus in Ihrer Trauer mit dem Namen anspricht: muss lernen, dass man Jesus<br />

nicht festhalten kann, ihn nicht ganz für sich haben darf. Jesus lehrt sie Distanz zu halten, wünscht ihre<br />

Selbständigkeit und Reifung und schickt sie zu den Jüngern um ihre Begegnung zu bekunden, denn er<br />

gehört nicht nur ihr, sondern allen Menschen.<br />

Thomas, ein Skeptiker, wird <strong>von</strong> Jesus eingeladen die Distanz zu überwinden, sich vertrauend und<br />

glaubend auf Jesus einzulassen.<br />

Petrus, der aktive Jünger, der mehr verspricht als er halten kann, der nicht zu seinem Wort steht, der<br />

Jesus verleugnet, wird <strong>von</strong> Jesus nach seiner Liebe befragt und erhält dann, obwohl es einen Jünger<br />

gibt, dessen Liebe zum größeren Glauben führt und der so bleiben darf wie er ist, den Auftrag<br />

Menschenfischer zu werden.<br />

Auch Paulus, der eher zwanghaft und fanatisch gesetzestreu ist, wird durch die Begegnung mit Jesus<br />

frei und <strong>von</strong> der <strong>St</strong>unde der Berufung an lebt er nur noch für Christus und die Verkündigung des<br />

Evangeliums.<br />

Sind wir nicht Petrus oder den anderen oft sehr ähnlich? Müssen wir nicht auch lernen der Liebe Jesu zu<br />

uns Menschen zu vertrauen, Gott bestimmen zu lassen, uns, oder unser Denken loszulassen.<br />

• Die Begegnung mit dem Auferstandenen Herrn ist immer eine Art neue Berufung. Das „Folge<br />

mir nach“ ist ein Schöpfungswort Gottes, das mir persönlich zugesprochen wird und mich in eine völlig<br />

neue Situation hinein nimmt. Das Wort umgreift und durchgreift unser ganzes Leben, um es <strong>von</strong> innen<br />

her zu gestalten.<br />

Das Bekenntnis zu Christus, der Glaube an ihn, kostet uns heute nicht mehr das Leben, wie den<br />

frühkirchlichen Martyrern, aber es kostet uns nach wie vor den Einsatz des eigenen Lebens. Dabei spielt<br />

der Verzicht, der sich als Selbstverleugnung konkretisiert, als Ausdruck der Ernsthaftigkeit eine wichtige<br />

Rolle. Verzicht und Absage haben keinen Wert in sich, sondern sind ausgerichtet auf die Liebe zu<br />

Christi. Sie allein ist der Grund der Absage an ein Handeln wie die Welt handelt, ein Konstitutivum des<br />

Mönchtums seit seinen Anfängen. Noch mal - Verzicht verlangt ein Leben als Christ sicher, aber es<br />

bleibt nicht beim Verzicht stehen.<br />

Denn „das Wesen dieses Verzichts besteht nicht in erster Linie darin, etwas aus uns wegzunehmen. Der<br />

Verzicht muss uns klar werden als das, was er ist, als etwas was wir in uns hineinlegen. Wir wissen,<br />

dieses Etwas ist nicht weniger als ein unerhörter Reichtum, eine unerhörte Liebe, nicht weniger<br />

als das Leben, nicht weniger als Christus selbst,“ wie Albert Peyriguere in seinem Buch „<strong>von</strong> Gott<br />

ergriffen“ S. 60 sagt.<br />

Eine wichtige Konsequenz, die sich aus der Nachfolge ergibt, ist die Nächstenliebe. Neben den<br />

Anforderungen des Dekalogs, also den 10 Geboten und der Bergpredigt, orientiert sich die alte Kirche<br />

hier vor allem an der Gerichtsrede bei Matthäus 25 mit den Perikopen, <strong>von</strong> den klugen und törichten<br />

Jungfrauen, den Talenten und vor allem vom Endgericht mit der Feststellung: Mt 25,40 „Was ihr dem<br />

geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr mir getan.“ Dies ist das in der alten Kirche am<br />

stärksten vertretene Kapitel. Von Anfang an wusste sich die christliche Gemeinde der Sorge für die<br />

Armen und Hilfsbedürftigen verpflichtet, die eine der größten Ursachen für den missionarischen Erfolg<br />

des Christentums gewesen ist. Die heidnische Äußerung: „Seht, wie sich diese Christen<br />

untereinander lieben“ ist wörtlich gemeint.<br />

Sie merken, bis jetzt habe ich nur <strong>von</strong> unser aller Berufung gesprochen, <strong>von</strong> der Berufung zum Christ<br />

sein, die Eheleute genauso wie Priester, Ordensleute, junge oder alte Menschen betrifft. Leben wir<br />

bewusst aus der Begegnung mit Gott, bereiten wir so den Boden mit für die, die sich für ein<br />

priesterliches oder klösterliches Leben entscheiden. Wenn auch mit gleicher Grundausrichtung, doch


irgendwie, radikaler, und ohne Erfahrung der Belehrung, der Wende, der Einkehr in sich selbst, ist diese<br />

Entscheidung nicht möglich.<br />

Das Matthäuswort 10,37: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und<br />

wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, “ fordert die Bereitschaft zur<br />

bedingungslosen Nachfolge mit allen Konsequenzen. Schon früh fordert Cyprian im Umfeld der<br />

Taufunterweisung „Der Liebe unseres Gottes Christus darf man nichts vorziehen.“<br />

Aus der Liebe zu Christus leben, sich dem Geist Gottes zu überlassen, das Leben <strong>von</strong> ihm durchlichten<br />

zu lassen, auf ihn zu hören, ist es was Nachfolge im Ordensleben heißt.<br />

Obwohl <strong>St</strong>. Benedikt den Prolog mit der Aufforderung zum Hören beginnt ist der Ausgangspunkt<br />

für ein Leben in der engeren Nachfolge Christi für ihn das „Gott suchen“.<br />

Die Gottsuche ist Grundvoraussetzung die Benedikt an den Novizen stellt: „Man achte genau darauf,<br />

ob der Novize wirklich Gott sucht“,….Die Gottsuche ist ein Prozess, der nicht dem Anfang des<br />

Ordenslebens vorbehalten ist, sondern dem Mönch, der Nonne, dem Priester, ja allen Menschen immer<br />

aufgegeben ist. Benedikt spricht nie da<strong>von</strong>, dass sie Gott gefunden haben, da er weiß, christliches<br />

Leben bedeutet immer Gott suchen. Wohl dürfen wir voraussetzen, dass die, die sich nach Gott sehnen<br />

<strong>von</strong> Gott gefunden worden sind. Der Bildhauer Barlach sagt: „Ich habe keinen Gott, aber Gott hat<br />

mich“. Das Wort Suchen soll zeigen, dass wir Gott nicht festmachen können. Dieses Suchen heißt nicht<br />

im Unentschiedenen bleiben, es geht nicht um Beliebigkeit oder Unsicherheit. Dieses Suchen ist eine<br />

Fähigkeit des Menschen sich auf etwas ausrichten zu können. Benedikt zeigt mit der Forderung der<br />

Gottsuche auf, dass wir in einen offenen Horizont, in einen Prozess hineingestellt sind, der letztendlich<br />

den Menschen vor das Angesicht Gottes stellen will. Die Aufforderung zur Gottsuche ist der Gegentrend<br />

zu dem, wovor Benedikt in Kapitel 7, 10 in der ersten <strong>St</strong>ufe der Demut warnt: „ Der Mensch achte stets<br />

auf die Gottesfurcht und hüte sich, Gott zu vergessen.“ Das Suchen weist immer wieder zurück auf<br />

die Hl Schrift. Es ist ein Leitwort sowohl im AT wie im NT, es hat immer etwas mit Tasten, eine Ahnung<br />

haben zu tun. Die neutestamentliche Negativfigur zur Thematik der Gottsuche ist der Pharisäer mit<br />

seiner Sicherheit.<br />

Mt 6, 31 - 33 „Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen<br />

wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer<br />

Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine<br />

Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.“<br />

Dieses Wort zeigt, dass das Suchen zielgerichtet ist und sehr viel mit dem Handeln im Alltag zu tun hat.<br />

Das Reich Gottes verwirklicht sich in dem ich seinem Willen entsprechend handle. Das Suchen nach<br />

Gott wird immer wieder in der Hl. Schrift formuliert. So in Joh 1,38 „ Jesus wandte sich um, und als er<br />

sie nachkommen sah, sprach er zu ihnen: Was sucht ihr?“<br />

Im Buch Amos 5,4 heißt es: „Ja, so spricht der Herr zum Hause Israel: Sucht mich, damit ihr am<br />

Leben bleibt!“ Oder in Dtn 4,29 „ Dort (in der Verbannung) werdet ihr den Herrn, deinen Gott,<br />

wieder suchen. Du wirst ihn auch finden, wenn du dich mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele<br />

um ihn bemühst.“<br />

Das <strong>St</strong>ichwort „Gott suchen“ braucht immer wieder eine neue Klärung, was ist meine Priorität, was ist<br />

meine Motivation. Ich muss immer wieder mein Bündel an Motiven durchleuchten. Wichtig ist auch zu<br />

sehen „Gott suchen“ meint nicht die Vollkommenheit suchen, sondern die Liebe, Christus suchen. Die<br />

Gottsuche ist ganz personal zu sehen. Sie steht im christologischen Zusammenhang. Denken wir an den<br />

Hinweis den Jesus Philippus gegeben hatte, als dieser sagte: „Herr, zeige uns den Vater und es<br />

genügt uns“. Die Antwort Jesu: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“, (Joh 14, 2) zeigt,<br />

wer Christus sieht, sieht den Vater. Die Frage, wie kann man Christus so sehen, dass man dabei<br />

zugleich den Vater sieht, beantwortet das Johannesevangelium im Zusammenhang mit dem Gespräch<br />

am Palmsonntag, in dem Philippus Jesus den Wunsch der Griechen kund tut ihn zu sehen. Die Antwort<br />

Jesu führt uns in den Horizont der Passion: „“Die <strong>St</strong>unde ist gekommen, dass der Menschensohn


verherrlicht wird. Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und<br />

stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. Wer an seinem Leben hängt,<br />

verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige<br />

Leben. Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener<br />

sein. Wenn einer mir dient wird der Vater ihn ehren.“ (Joh 12,23 ff)<br />

Die Verherrlichung Jesu geschieht in der Passion. Aus ihr kommt die vielfältige Frucht. Das Sehen<br />

geschieht im Nachfolgen. Das Nachfolgen ist ein Leben mit Christus, in der Weise wie er gelebt hat. Von<br />

daher gewinnt auch das Wort am Ende der Passion seine große Bedeutung: „Sie werden schauen auf<br />

den, den sie durchbohrt haben“. Joh 19,37)<br />

Gregor <strong>von</strong> Nyssa interpretiert die <strong>St</strong>elle im Buch Exodus, in der Mose verlangte Gott zu sehen und<br />

erfährt, dass man Gott nur <strong>von</strong> hinten sehen kann, mit folgenden Gedanken. „ Wir können Gott nur<br />

begegnen, in dem wir hinter Jesus hergehen; wir sehen ihn nur in der Weise der Nachfolge Jesu,<br />

die ein Gehen hinter seinem Rücken und so hinter dem Rücken Gottes ist. Sehen ist Gehen, ist<br />

Unterwegssein unserer ganzen Existenz auf den lebendigen Gott zu, wofür uns Jesus mit seinem<br />

ganzen Weg, vor allem mit dem österlichen Geheimnis <strong>von</strong> Leiden, <strong>St</strong>erben, Auferstehung,<br />

Auffahrt die Richtung schenkt.“ Kardinal Ratzinger („Unterwegs zu Jesus Christus S. 25)<br />

So geht es auch <strong>St</strong>. Benedikt um die Offenheit und Bereitschaft, Christus zum Mittelpunkt des Lebens<br />

werden zu lassen. Die Gottsuche kann das Grundgelübde des benediktinischen Lebens genannt<br />

werden. Daher steht diese Weisung als parallele Wendung zu der zentralen Formulierung bei Benedikt<br />

„der Liebe zu Christus nichts vorziehen“. Gefordert ist die absolute Entscheidung des Menschen für<br />

Christus, der mit seiner Liebe im Leben des einzelnen gegenwärtig ist.<br />

Benedikt meint nicht zuerst die Liebe des Mönchs zu Christus, sondern wie die biblische Botschaft zeigt,<br />

die Liebe, mit der Christus ihn zuerst geliebt hat. In der Situation der Bewährung ist sie das einzig<br />

Wichtige. Jede Liebe zu Christus ist daher Antwort und Ausdruck der Entscheidung für ihn. Erst die<br />

Liebe des Herrn befähigt den Menschen zu einem Leben aus dem Glauben. Der Blick des Mönches ist<br />

auf den gegenwärtigen, österlichen Christus und auf den wiederkommenden Herrn gerichtet.<br />

Das <strong>St</strong>ichwort Gott suchen können wir auch als Lebenswidmung bezeichnen. Die Hinzufügung<br />

Benedikts des Wortes „wahrhaftig suchen“ heißt um Gott selbst willen ihn suchen. Augustinus hat das zu<br />

seinem Lebensmotto am Anfang der „Confessiones“ gemacht. „Unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in<br />

dir.“<br />

Die wahrhafte Ausrichtung auf Gott, das nur Gott im Blick haben enthält immer auch die Forderung die<br />

Welt zu verlassen wie es auch im Evangelium formuliert wird. Zum Beispiel Mk 10, 28 „Du weißt, wir<br />

haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus antwortete: Amen, ich sage euch: Jeder,<br />

der um meinetwillen und um das Evangeliums willen Haus oder Brüder…verlassen hat, wird das<br />

Hundertfache dafür empfangen.“ Die Wichtigkeit dieser <strong>St</strong>elle ersehen wir auch darin, dass sie auch<br />

bei Mt 19,27.29 und Lk 18, 28. 29 zu finden ist.<br />

Die Werkzeuge in Kapitel 4, 20 und 21 der Regel ergänzen sich: 20 „Sich dem Treiben der Welt<br />

entziehen.“ 21 „Der Liebe Christi (oder: zu Christus) nichts vorziehen.“<br />

Die beiden Verse gehören zusammen und sind die geistliche Achse des Kapitels 4 und beides geschieht<br />

in einem Prozess, der ein Leben lang vor sich geht. (Ich muss mich nicht nur dem Treiben der Welt<br />

außen, sondern auch in mir entziehen.) Dies erfordert immer wieder die Umkehr und gehört in die<br />

Taufspiritualität. Die Taufe ist zugleich durch die Abkehr <strong>von</strong> der Welt, Hinwendung zu Christus. Wir<br />

haben also in den beiden Versen die christliche Taufgrundlage. Die zeigte sich auch leiblich sichtbar,<br />

wenn der Täufling nach Westen zugewandt gefragt wurde: „Widersagst du dem Teufel“ und in<br />

Blickrichtung nach Osten, wandte der Täufling sich dann der Liebe Christi zu.


Benedikt ist bewusst, die kirchliche Gemeinschaft als Basis und die Taufe als Wurzel des Ordenslebens<br />

würden leer und haltlos, wären sie nicht Ausdruck und Folge einer personalen Christusbeziehung, die<br />

sich als innerste Quelle eines Lebens in Gelübden erweist. Die Beziehung zu Christus: „das Bei – ihm –<br />

sein, das ihm gleichen wollen, die Schicksalsgemeinschaft mit ihm, das Hören – auf – sein – Wort<br />

begründet das Ordensleben.<br />

Christus ist nicht nur das Ziel des suchenden Menschen, sondern Christus selbst sucht den Menschen,<br />

wie Ambrosius formuliert: „Suche mich, weil ich dich suche, suche mich, finde mich, nimm mich<br />

auf, trage mich. Du kannst den finden, den du suchst.“<br />

In so enger Beziehung mit Christus zu leben ist nicht selbstverständlich Benedikts Begriffe der „enge<br />

Weg des Anfangs“ und das „weite Herz“ machen den Anspruch dieses Prozesses deutlich wie die<br />

Verse 48 und 49 des Prologs zeigen: 48….“dann lass dich nicht sofort <strong>von</strong> Angst verwirren und<br />

fliehe nicht vom Weg des Heils; er kann am Anfang nicht anders sein als eng. 49 Wer aber im<br />

klösterlichen Leben (und wir könnten sagen in der Christusliebe) und Glauben fortschreitet, dem<br />

wird das Herz weit, und er läuft in unsagbarem Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes.“<br />

Die neutestamentliche <strong>St</strong>elle hierzu finden wir bei Mt 7, 13. 14: 13 „Geht hinein durch das enge Tor!<br />

Denn weit ist das Tor, und breit ist der Weg, der ins Verderben führt, und viele sind es, die<br />

hineingehen auf ihm. 14 Doch wie eng ist das Tor und wie schmal der Weg, der zum Leben führt,<br />

und wenige sind es, die ihn finden.“<br />

Origines bringt die Anforderungen der ernst genommenen Nachfolge und Umkehr auf den Punkt: Du<br />

glaubst vielleicht der Weg sei sanft, aber du täuscht dich. Er ist am Aufstieg eng und<br />

beschwerlich. Aber es ist ein Aufstieg auf das Leben hin.“<br />

Den engen Weg zu gehen entspricht der Forderung Jesu, „er nehme sein Kreuz auf sich und folge<br />

mir nach“. Durch den Prozess der Umkehr und des Glaubens gelangt der Mensch, nach Sicht der<br />

Väter, in die Weite des Herzens, wird frei <strong>von</strong> seinen Egoismen.<br />

„Es kostet entschiedene Mühe, sich <strong>von</strong> Gott in Frage stellen zu lassen, sich fordern und formen zu<br />

lassen durch den Tageslauf, die Arbeit, die Begegnung mit den Brüdern oder Schwestern, durch die<br />

spürbare Askese ernsthafter geistiger oder körperlicher Arbeit, durch die Feier der Liturgie, sowie die<br />

normalen Spannungen des gemeinsamen Lebens.“<br />

Die Formulierung in K. 58, 8 „Offen rede man über alles Harte und Schwere auf dem Weg zu Gott.“<br />

zeugt <strong>von</strong> dem Wissen Benedikts und auch der Väter, das Anstrengung zum Leben des Getauften<br />

gehört: Cyprian schreibt: „ Du hast vielleicht geglaubt, der <strong>von</strong> Gott angegebene Weg werde eben<br />

und leicht sein und weder Anstrengung noch Mühe fordern. Doch in Wirklichkeit ist es ein<br />

Anstieg, ein Anstieg voller Windungen, schmal und beschwerlich.“<br />

Von „ire ad deum“ ist der Weg zurückzuschlagen zum Prolog Vers 2 wo das Grundmotto anklingt, zu ihm<br />

zurückkehren: „So kehrst du durch die Mühe des Gehorsams zu dem zurück, den du durch die<br />

Trägheit des Ungehorsams verlassen hast.“ Die Grundbewegung des Mönches und Christen ist – zu<br />

ihm zurückkehren, zu Christus umkehren.<br />

So hat die Regel Benedikts den gesamten Lebensprozess im Blick, beachtet das was der Christ<br />

eigentlich im Leben verwirklichen möchte.<br />

Sie merken hier geht es nicht um etwas, was ich mir heute vornehme und morgen umsetze. Die<br />

Beziehung zu Christus, jede Berufung zu einem christlichem Leben und vor allem zu einem Ordensleben<br />

muss aus der Kontemplation entstehen, aus Augenblicken intensiv empfundener Gemeinschaft mit Gott,<br />

aus einer tiefen Gemeinschaft mit Christus im Gebet, aus der Suche nach seinem Antlitz beim der Lesen<br />

der Hl. Schrift, in der Begegnung mit Christus in der Eucharistie oder auch im anderen Menschen.<br />

Da Benedikt weiß, dass das Leben als Mönch, und ich würde sagen als Christ, in den verschiedenen<br />

Ebenen unseres Alltags immer auf zwei Brennpunkte ausgerichtet sein muss:


• auf die persönliche Entscheidung zur Christusnachfolge, denn „Christsein und christliche<br />

Lebensbindungen leben <strong>von</strong> der inneren Bindung an die Person Jesu Christi“<br />

• und auf die aufmerksame Wahrnehmung der Zeichen der Zeit, also der gesellschaftlichen und<br />

kulturellen Entwicklung und der je eigenen Lebenssituation,<br />

entwickelt er im Prolog eine Spiritualität des Hörens.<br />

BR Obsculta – Höre, mein Sohn….<br />

Prolog<br />

1 – „Höre, mein Sohn, auf die Weisung des Meisters, neige das Ohr deines Herzens, nimm den<br />

Zuspruch des gütigen Vaters willig an und erfülle ihn durch Tat!<br />

2 – So kehrst du durch die Mühe des Gehorsams zu dem zurück, den du durch die Trägheit des<br />

Ungehorsams verlassen hast.<br />

Wenn die Benediktusregel mit diesem Wort beginnt, ist damit die Wichtigkeit des Hörens betont Das<br />

erste, was der Mensch verwirklichen soll, ist das Hören. „Hören als Grundprinzip und<br />

Grundvoraussetzung sinnerfüllten Lebens: „Hören auf das, „was der Geist zu den Gemeinden<br />

redet“; dies ist unsere Berufung.<br />

Hören beinhaltet offen sein, wachsam sein. Der Hörende muss einen Schritt aus sich herausgehen,<br />

aufmerksam sein, auf jemanden hören und damit auch abhängig sein, ein <strong>St</strong>ück sich<br />

zurücknehmen und Empfangender sein.<br />

Dieses Hören ist das Erste, das Grundlegende für die monastischen Väter. Hieronymus beginnt den<br />

Brief an Eustachia auch mit dem Schriftzitat „höre o Tochter und neige dein Ohr“.<br />

Bereits die Entscheidung des Antonius zum monastischen Leben wird unter dem <strong>St</strong>ichwort des Hörens<br />

vorgestellt, und er selbst mahnt seine Schüler: „Hört die Hl. Schrift, die ist gut für euch“.<br />

Programmatisch klingt Benedikts grundlegende <strong>St</strong>elle in Dtn 6,4 „Höre, Israel!“ in Verbindung mit Spr<br />

1,8 „Mein Sohn, o höre auf die Mahnung deines Vaters und lehne nicht die Unterweisung deiner<br />

Mutter ab.“ Oder Ps 45,11 Höre, Tochter, sieh her und neige dein Ohr! Vergiss dein Volk und dein<br />

Vaterhaus, “ oder Ps 119,36 „Mach mein Herz deinen Weisungen geneigt und nicht der<br />

Gewinnsucht.“<br />

Hören ist wie in der Hl Schrift, so auch für Benedikt immer ein Vorgang der Beziehung und<br />

entscheidet letztendlich über Glauben und Unglauben, kennzeichnet die Beziehung zwischen Gott<br />

und Israel. Hören ist dann Gehorchen im Glauben, ist jemandem Angehören. Das Hören ist aber in<br />

der Hl. Schrift nicht einseitig als Einbahnstraße zu sehen, denn sie stellt Gott auch als Hörenden dar.<br />

Die Aufforderung zum Hören ist immer identisch mit der Aufforderung zu glauben, zum umkehren<br />

und nachfolgen. Es geht also um eine ganz weite Dimension wie es auch Ps 81 zeigt: 81,9 – 12 „Höre,<br />

mein Volk, ich klage wieder dich! Israel, möchtest du doch auf mich hören! Keinen anderen Gott<br />

soll es bei dir geben, keinen fremden Gott darfst du verehren! Ich, der Herr, bin dein Gott, der<br />

dich aus dem Lande Ägypten geführt. Öffne deinen Mund so will ich ihn füllen! Doch mein Volk<br />

hörte nicht auf meine <strong>St</strong>imme, Israel gehorchte mir nicht.“<br />

Auch die Heilung des Taubstummen, der <strong>von</strong> Jesus aufgefordert wurde „Ephphatha“, das heißt „öffne<br />

dich“ zeugt <strong>von</strong> dieser Dimension. Das sich Öffnen, das Hören auf den Einen, dem der Mönch gehören<br />

will, bewirkt die Verwandlung, ersetzt eigene und Fremdworte, durch den Anspruch des Herrn, durch das<br />

Wort des Lebens.<br />

Das Hören in der Hl Schrift ist nicht nur ein Beziehungswort, sondern auch ein Begriff der zur<br />

Entscheidung drängt. Also höre und tue, höre und vollende. Hören und nicht weghören, hören und


unterscheiden was wesentlich ist, wird gefordert. Lukas zeigt uns Maria nicht nur in der<br />

Kindheitsgeschichte als die Hörende („Sie bewahrte all diese Worte und erwog sie in ihrem<br />

Herzen“), sondern auch in der Verwandtenperikope als die schlechthin vorbildliche, maßstäbliche<br />

Christin. („Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach<br />

handeln.“) Lk 8, 21<br />

Gerade an Maria sehen wir, der hörende Mensch ist jemand, der nicht der Selbsttäuschung erliegt, er<br />

sei sich selbst genug und das Maß aller Dinge; sondern er ist ein Mensch, der fähig ist zu demütiger<br />

Öffnung und Aufmerksamkeit. Er lebt wesentlich aus einer personalen und dialogischen Beziehung.<br />

Wie lernt man das Hören? Es sind uns zwei Möglichkeiten gegeben: Gnadenhaft angesprochen werden,<br />

wie es zum Beispiel Paul Claudel geschenkt wurde, oder sich vertraut machen, sensibel sein für das<br />

Wort Gottes, still werden vor Gott.<br />

Benedikt verbindet diese beiden Grunderfahrungen gelebter Existenz mit dem Wort obsculta und vertieft<br />

das durch das „Neige das Ohr deines Herzens“. Das heißt im Grunde: zeige Zuneigung. Das Ohr<br />

unseres Herzens neigend wünschen wir den zu lieben und durch ihn zu wachsen, der zu uns spricht:<br />

„ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde, weil ich euch alles gegeben habe, was<br />

ich vom Vater gehört habe.“ Joh 15, 15<br />

Dieses Hören führt in das Wesentliche und Dialogische unserer Existenz; es gibt unserem Leben erst<br />

Sinntiefe und Inhalt.“ „Rede, Herr, Dein Diener hört“ „Mir geschehe, wie du gesagt!“<br />

Durch mehrere Verse drückt Benedikt das Bleibende des Hören Sollens aus. Es geht ihm um eine<br />

Dauersituation, nicht um ein Hören in der Überlegungsphase, sondern es meint hören, überlegen,<br />

entscheiden. Es geht also um eine grundsätzliche Aussage über den Menschen.<br />

33 – „Schließlich sagt der Herr im Evangelium: „Wer diese meine Worte hört und danach handelt,<br />

ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels gebaut hat.“<br />

Die <strong>St</strong>elle ist deshalb so wichtig, da sie innerhalb des Evangeliums eine Basisstelle ist, die Abschluss-<br />

<strong>St</strong>elle nach der Bergpredigt. Das Wort vermittelt die Verpflichtung zu befolgen was die Bergpredigt sagt.<br />

Benedikt entwickelt im Prolog nicht nur eine Spiritualität des Hörens, er zeigt auch wie wichtig die freie<br />

Entscheidung dazu für den Fortgang eines monastischen Lebens ist.<br />

15 – „Wer ist der Mensch, der das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?“<br />

16 – Wenn du das hörst und antwortest: „Ich“, dann sagt Gott zu dir:<br />

17 – „Willst du wahres und unvergängliches Leben, bewahre deine Zunge vor Bösem und deine<br />

Lippen vor falscher Rede! Meide das Böse und tue das Gute; suche Frieden und jage ihm nach!<br />

Es geht hier um einen Berufungsprolog zwischen Christus und dem Menschen, der schon eine<br />

Wirklichkeit der Beziehung zwischen Christus und dem Einzelnen voraus setzt. Es geht um eine<br />

Botschaft, die bleibend ist, die das Wichtigste und Bedeutsamste in unserem Leben sein muss, die sich<br />

weiterentwickelt in dem das Hören zum Gehorchen wird, in dem im Umgang mit der Schöpfung und den<br />

Dingen Achtung und Sorgfalt geübt wird, im Umgang untereinander Ehrfurcht und Liebe und im Umgang<br />

mit sich selbst die Bereitschaft zum Kämpfen und sich beschneiden lassen. Aber alles was im Kloster<br />

geschieht soll im rechten Maß geschehen.

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