Nachruf für Schwester Heriberta Schöpf - St. Matthias
Nachruf für Schwester Heriberta Schöpf - St. Matthias
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Liebe Gemeinde,<br />
<strong>Nachruf</strong> für <strong>Schwester</strong> <strong>Heriberta</strong> Schöpf<br />
(gest. am 4.2.2005)<br />
wir gedenken in dieser Messfeier unserer langjährigen Pfarrschwester<br />
<strong>Heriberta</strong> Schöpf. Vielen von Ihnen ist sie sicher noch in guter und lebhafter<br />
Erinnerung so wie mir. Ich spreche hier zwar gerne zu Ihrem Andenken; ich bin<br />
mir aber gar nicht so sicher, ob sie das überhaupt gewollt hätte. Denn sie war<br />
ein Mensch, der von sich nie viel Aufhebens gemacht hat. Doch hat sie es<br />
wahrlich verdient, dass die Pfarrgemeinde <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> ihrer mit einem kleinen<br />
<strong>Nachruf</strong> und auch im Gebet gedenkt.<br />
Erlauben Sie mir, an dieser <strong>St</strong>elle auf biographische Daten und Fakten zu<br />
verzichten; nur so viel: Schw. <strong>Heriberta</strong> hat zusammen mit Pfr. Hachinger –<br />
jeder auf seine Weise – die Pfarrgemeinde ab 1962 aufgebaut und blieb in ihr<br />
eine Institution bis zu ihrem Ruhestand, in den sie Anfang Juli 1988<br />
verabschiedet wurde. "Institution" – diese Bezeichnung hätte ihr vermutlich<br />
nicht gefallen, und doch war sie es. Wer Sorgen hatte oder in irgendeine Not<br />
geraten war, der konnte sich vertrauensvoll an sie wenden und sicher sein,<br />
dass diskret geholfen wurde. Sie hatte viele Verbindungen und Kontakte und<br />
nützte diese auch – nicht für sich selbst, sondern zum Wohl der Mitmenschen.<br />
Dabei gab sie nicht nach, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Das konnte ich des<br />
öfteren erleben, wenn ich mit ihr Besorgungen gemacht habe.<br />
Sie stand mitten im Leben, sie ließ sich nichts vormachen, und mit Ausreden<br />
brauchte man ihr nicht zu kommen. Manche damals Jugendliche werden sich<br />
noch daran erinnern: Wenn man über den Kirchhof ging, musste man immer<br />
damit rechnen, dass vom anderen Ende ein "Hallo Liebling, warte doch mal..."<br />
ertönte. Dann war uns klar, dass es Arbeit gab: etwas austragen, irgendwo<br />
zupacken oder schnell etwas besorgen. Auch wenn wir gar keine Lust hatten –<br />
sie brauchte uns nur fest anzusehen und wir konnten nicht mehr nein sagen.<br />
Damals habe ich gelernt, dass es weiß Gott keine Schande ist, Hilfe zu<br />
brauchen und Hilfe anzunehmen.<br />
Schw. <strong>Heriberta</strong> hatte eine "natürliche Autorität", nicht nur als <strong>Schwester</strong> der<br />
Katholischen Heimatmission, sondern aus ihrer Person heraus: Sie konnte mit<br />
den Fröhlichen lachen und mit den Trauernden weinen; sie konnte auffangen<br />
und auch einen energischen Rat erteilen. Wie viel es für die Menschen und für<br />
die Pfarrgemeinde wert war, dass sie als Pfarrschwester ein geistliches Amt<br />
ausgeübt hat, das konnte man erst nach ihrem Eintritt in den Ruhestand so<br />
richtig ermessen. Es folgten ihr verschiedene Personen nach: eine<br />
Seelsorgshelferin, eine Ordensschwester und andere mehr. Seit etlichen<br />
Jahren nun versuchen Laien, einige der Aufgabenbereiche wahrzunehmen und<br />
geben dabei ihr Bestes. Aber ob im Namen und Auftrag der Pfarrei ein Laie<br />
Nachbarschaftshilfe betreiben oder Neuzugezogene besuchen will, oder ob die<br />
Pfarrschwester vor der Türe steht, das ist eben ein Unterschied! Ihr wurde<br />
manches anvertraut, was man einem Laien ohne geistlichen <strong>St</strong>and nicht ohne<br />
weiteres offenbart. So wusste Schw. <strong>Heriberta</strong> bestens Bescheid über die oft
versteckten Sorgen und Nöte der Menschen in <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong>; sie wusste, wer<br />
welche Art von Hilfe brauchte und konnte daher auch gezielt und diskret<br />
helfen. Bei ihr brauchte sich niemand zu schämen; Vertraulichkeit und<br />
Vertrauen waren selbstverständlich. Ob bei Hausbesuchen, beim Schafkopfen<br />
oder in geselliger Runde – Schw. <strong>Heriberta</strong> war immer "im Dienst". Unter<br />
anderem von ihr habe ich gelernt, was es heißt, für andere da zu sein.<br />
Die Belastungen ihres Dienstes hat sie im Glauben und mit Gottvertrauen auf<br />
sich genommen. Erlauben sie mir, dass ich zum Schluss eine kleine Anekdote<br />
berichte:<br />
Schw. <strong>Heriberta</strong> bat mich einmal, die Osterbirken für die Pfarrei, die sie aus<br />
ihrer Verwandtschaft besorgt hatte, mit meinem Auto aus der Katholischen<br />
Heimatmission in der Unsöldstrasse abzuholen. Als ich die Größe und Länge<br />
der Bäume sah, wusste ich nicht, wie ich sie befördern sollte. Aber ein "geht<br />
nicht" gab es bei Schw. <strong>Heriberta</strong> nicht. Kurzentschlossen wurde das<br />
Schiebedach geöffnet und die Birken von der Heckklappe aus durch die<br />
Öffnung geschoben. Dabei blieb für sie selbst kein Platz mehr, was ihr aber<br />
nichts ausmachte. Als ich ihr meine Bedenken mitteilte, dass dieser Transport<br />
gegen etliche Verkehrsregeln verstieße, bekam ich zu hören: "Liebling, du bist<br />
im Auftrag des Herrn unterwegs, da passiert dir nichts, und jetzt fahr', bevor es<br />
noch regnet!".<br />
Ja, so war sie – ein Mensch mit vielen Facetten: gläubig, mit hintergründigem<br />
Humor, lebenserfahren, energisch, mit augenzwinkerndem Charme. Die<br />
Pfarrei <strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> und die Menschen in ihr haben ihr vieles zu verdanken.<br />
Meine Worte möchten ein bescheidener Ausdruck der Ehrerbietung und<br />
Dankbarkeit sein. Liebe Schw. <strong>Heriberta</strong>, ich rufe Ihnen nach: Vergelt's Gott,<br />
<strong>St</strong>. <strong>Matthias</strong> behält Sie in bester Erinnerung, wir sind im Gebet verbunden und:<br />
Gott befohlen!".<br />
13. Februar 2005 ( Dipl.theol. Michael Hofmann)