Albvereinsblatt_2004-5.pdf
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Fotos: W. Rößler<br />
Arma-Christi-Kreuze stellen neben der Kreuzigung<br />
die Marterwerkzeuge dar: Hammer, Nägel, Geisel,<br />
Keule, Lanze, Leiter u.a. Die Werkzeuge können wie<br />
auf dem Kreuz in Bietingen auf der Rückwand<br />
gemalt sein oder figürlich dargestellt sein (oben).<br />
Holzkreuz in Bingen mit kleeblattförmigen<br />
Balkenenden (links).<br />
Steinkreuz in Herdwangen (Mitte).<br />
Wer im Kreis Sigmaringen – einer weitgehend noch ländlich<br />
geprägten Landschaft mit katholischer Konfession – wandert,<br />
wird auf Schritt und Tritt Feldkreuzen, Bildstöcken,<br />
Kapellen und Mariengrotten begegnen. 1081 Feldkreuze,<br />
170 Bildstöcke, 50 offene Kapellen und 24 Mariengrotten<br />
wurden registriert. Die Dichte der Feldkreuze liegt im Schnitt<br />
bei 0,8 je km 2 (0,5-1,3). Die Feldkreuze stammen vorwiegend<br />
aus dem 19. und 20. Jahrhundert, wobei Holzkreuze oft ersetzt<br />
werden mussten. Steinkreuze wurden bis 1870 aus<br />
örtlichem Material errichtet, nämlich Molassestein. Mit dem<br />
Bau der Eisenbahn waren sie aus härterem Buntsandstein<br />
aus dem Schwarzwald und ab 1930 aus Granit, Marmor und<br />
Kunststein. In der Zeit des Dritten Reiches wurden Kreuze<br />
aufgestellt, aber auch beseitigt und geschändet.<br />
Interessant ist die regionale Verteilung der Feldkreuze.<br />
Während im nördlichen Teil des Kreises, der Schwäbischen<br />
Alb, vorwiegend Holzkreuze stehen, findet man im südlichen<br />
Teil fast ausschließlich Steinkreuze; im östlichen Teil treten<br />
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gegossene und geschmiedete Kreuze stärker in Erscheinung.<br />
Unter 481 Holzkreuzen finden sich 115 Kreuze ohne Korpus,<br />
einfache Wegkreuze, meistens mit kleeblattförmigen Balkenenden.<br />
Sie stellen die Dreifaltigkeit dar. Die Farbe soll<br />
keine symbolische Bedeutung haben. Holzkreuze mit Korpus<br />
stellen selten Christus als König dar, in der Regel Christus<br />
als Schmerzensmann. Christkönigskreuze zeigen Christus<br />
mit erhobenem Haupt, einem Lorbeerkranz, stehend auf<br />
einem Podest. Der Schmerzensmann zeigt Christus mit gesenktem<br />
Haupt, der Dornenkrone, hängend, die Füße übereinander<br />
mit einem Nagel genagelt. Es handelt sich um<br />
künstlerisch wertvolle Schnitzarbeiten. Neben den geschnitzten<br />
Korpus treten auch Holzkreuze mit gegossenen<br />
Korpussen auf. Sie wurden in den früheren Hüttenwerken<br />
im Laucherttal und Schussenried in Katalogen angeboten.<br />
Die Steinkreuze aus Molasse bzw. Buntsandstein zeigen<br />
sehr schöne Steinmetzarbeiten, die meisten mit neugo-