Hatzendorfer Agricola Ausgabe Nr. 33

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Hatzendorfer Agricola ... Zeitgeist ... HEUTE... Ergänzend zum im Dezember erschienenen Text „Seinerzeit …..“, möchten wir den von Leo ignorierten Teil abdrucken. Diesen (erschreckend ähnlich klingenden) Artikel fanden wir im Kolping-Magazin (Oktober 2004). Er wurde von Christian Krüger verfasst. Allerdings möchten wir keine Altersgruppen vom Lesen dieses Textes ausschließen und laden euch alle ein in den Genuss der restlichen Geschichte zu kommen: Wenn du als Kind in den 80er oder 90er Jahren lebtest, ist es kaum zu glauben, dass wir zu den Menschen werden konnten, die wir sind! Als Kinder saßen wir fest in den Sitz geschnallt und von Angst gepeinigt, dass uns ein Airbag den Kopf von den Schultern reißt in den Hightech-Autos unserer Eltern. Unsere Bettchen waren aus Metallgestellen oder Naturholz ohne Farbe. Unsere Neugier wurden klare Grenzen gesetzt, indem alles, was gefährlich roch, mit kompliziertesten Verschlüssen versehen wurde. Alles wurde weggeschlossen oder hochgestellt. Waschmittel, Medikamente, Kosmetik … Alle Türen und Schubladen waren gepolstert, was uns später oft zu blauen Fingerkuppen verhalf. Wir hatten kaum Gelegenheit, aus eigenen Fehlern zu lernen, denn unsere Eltern belehrten uns im Voraus über alle Risiken. Morgens wurden wir wohlbehütet zur Schule gebracht und bekamen abends klare Zeitvorgaben. Jeder musste zu jedem Zeitpunkt wissen, wo und mit wem wir uns gerade trafen. Und das Handy musste immer dabei sein. Unsere Haut wurde eingecremt, wir bekamen ekelhafte Zusatztabletten für besseres Wachstum und wegen jedem bisschen wurde geklagt. Immer hatte der andere Schuld, nie das eigene Kind. Bei Keilereien sahen wir uns vor, damit unsere Eltern keinen neuen Zündstoff für eine weitere Sightseeing-Tour durch die Gerichtshallen fanden. Damit mussten wir leben. So waren Erwachsene. Unsere Eltern fuhren mit uns zu Pizza Hut und McDonalds, und wir wurden dicker und dicker. Warum nur? Da Speichel Krankheiten überträgt, mussten wir immer aus unserem Glas trinken. Wir hatten Playstation, Nintendo 64, X-Box, mehr als 64 Fernsehkanäle. Computer, Internet-Chat Rooms. Dafür wurde es immer komplizierter, sich mit Freunden zu treffen. Wenn man einfach so ins Haus kam, wurden die Eltern hysterisch, da wir ihre Privatsphäre mit Kinderfüßen traten. Und wenn doch, brachten uns unsere Eltern hin und holten uns zum festgelegten Zeitpunkt wieder ab. Im Garten wurden wir behütet wie dumme Gänse. Unsere Piratenspiele mit Schwertern oder Stöcken waren zu gefährlich. Es gab Kinder, die schon in der Grundschule Probleme hatten und trotzdem verbannten ihre Eltern sie aufs Gymnasium, damit später was aus ihnen werde. Kaum blieb jemand sitzen, wurde ein emotionaler Elternabend organisiert. Unsere Taten hatten unüberschaubare Folgen. Wenn jemand gegen das Gesetz verstieß, war klar, dass das Gesetz nichts taugte. Immer waren andere Schuld. Unsere Eltern waren die ersten, die über die Polizei und den Staat herzogen. Unsere Eltern hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft als Eltern abbekommen. Sie hatten Freiheit, Misserfolg, Erfolg, Verantwortung. Wie sollen wir unsportlichen, verfetteten, einsiedlerischen, verzogenen Menschen damit umgehen? Abschließend möchten wir klarstellen, dass dieser Text keine Rüge an unsere Eltern darstellt, sondern rein der Vervollständigung der Tatsachen dienen soll. Somit bleibt uns nur noch, uns bei unseren Eltern für ihre Erziehung zu bedanken. Wir werden versuchen, die uns beigebrachten Erfahrungen an unsere Kinder weiterzugeben. LJ Hatzendorf Bin ich ein Warmduscher? Hier dürfen alle lesen, egal ob vor oder nach 1980 geboren! Ich selbst bin vor 1980 geboren und bin, wenn ich mich an den Zeitungsartikel „Seinerzeit“ in der letzten „Agricola“ - Ausgabe erinnere, deshalb kein Warmduscher. Alle nach 1980 Geborenen haben weniger Glück und müssen sich jetzt mit diesem Vorurteil herumschlagen. Der Fairness halber muss ich aber anmerken, dass ich das warme Wasser dem kalten schon vorziehe – also doch Warmduscher??? Dieser genannte Artikel im letzten „Agricola“ hat hitzige Debatten unter einigen Jugendlichen ausgelöst. Wie ernst ist dieser Zeitungsartikel zu nehmen? Ist die Jugend von heute wirklich verweichlicht? Unter einen Glassturz gestellt und vor allem Übel geschützt? Ständig im Internet surfend und mit Handy telefonierend? Ich glaube es ist falsch den Jugendlichen in dieser Sache den schwarzen Peter zuzuschieben. Sind es nicht die Erwachsenen, die die Kinder von jeglichem Schmutz und Gefahr abschirmen? Ist es nicht die Industrie, die ständig neue antibakterielle Hygieneartikel auf den Markt wirft, um Keime schon im Keim zu ersticken ehe ein menschlicher (kindlicher) Körper sein Immunsystem aktivieren kann? Sind es nicht die Medien (von Erwachsenen geleitet) die laufend neue Trends publizieren und die Jugendlichen verleiten? Und wer bitte hat denn Dinge wie Gurt- und Helmpflicht eingeführt? Die Kinder selbst? Die nach 1980 Geborenen? Darum Warmduscher hin oder her machen wir uns gegenseitig das Leben nicht unnötig schwer und versuchen wir miteinander auszukommen und die Mitmenschen so zu akzeptieren wie sie sind. R.F. 6
Hatzendorfer Agricola Freilassung des Papstes folgende Forderung stellt: auf der ganzen Erde soll 24 Stunden lang kein Mensch getötet werden! http://members.e-media.at/theater_in_hatzendorf Von 18. bis 27.Februar 2005 brachte Theater in Hatzendorf seine zweite Produktion der Spielzeit 2004/05 auf die Bühne im GH Kraxner. Mit dem gezeigten Stück „Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde“ stellte die Hatzendorfer Theatergruppe einmal mehr ihr vielseitiges Talent unter Beweis. War es im Herbst noch ein ländlich deftiges Wildererstück ( Die weiße Gams ), so präsentierte man diesmal dem Publikum eine verrückte, mit jüdischem Witz und Situationskomik gespickte warmherzige Satire über die Unfähigkeit der Menschen, friedlich miteinander zu leben. Samuel Leibowitz ( Peter Kalita ) , jüdischer Taxifahrer in New York und ein bisschen verrückt, hat Papst Albert IV.* ( Franz Hödl ), (*gemeint ist Papst Johannes der XXIII, dem der Autor das Stück gewidmet hat), während eines Staatsbesuchs in seinem Taxi gekidnappt und in seine Küche verschleppt. Sara ( Anna Posch ), die Frau von Sam, ist verzweifelt, obwohl sie schon an einige Eskapaden ihres Mannes gewöhnt ist. Sara lädt den Papst zum Essen ein und putzt mit ihm Gemüse. Tochter Miriam ( Lisa Kalita ) und Sohn David ( Gottfried Amtmann jun. ) pubertieren und betrachten den Papst als nette Abwechslung. Musik und Fernsehen sind ihnen wichtiger, aber auch dort werden sie mit dem Papst konfrontiert, weil der Nachrichtensprecher ( Luis Haas von der Antenne Steiermark ) ständig neue Meldungen zum Entführungsfall präsentiert. Unruhe bringt Rabbi Julius Meyer ( August Strasser ), Sams Cousin, der mit kriminalistischem Gespür die Situation erkennt und für seine eigenen Zwecke zu nutzen versucht. Der Papst reagiert in seiner Gefangenschaft ganz anders, als man es von dem höchsten Würdenträger der katholischen Kirche erwarteten würde. Er genießt das einfache, normale Leben in der Familie. Außerdem kann er seinem Entführer nicht wirklich böse sein, da Sam als Bedingung für die Die Polizei unter Sheriff Warner ( Roman Wiedner ) umstellt das Haus. Kardinal O’Hara ( Andreas Koller ) will den Papst befreien und so wird die Realisierung von Sams größtem Traum von allen Seiten ernsthaft bedroht. Der Papst bändigt jedoch das Unheil, das sein von unchristlichen Rachegelüsten erfüllter Kardinal stiften will, indem er seinen Entführer zum alten Freund erklärt und der Welt eine Verschnaufpause schenkt, die jedoch nicht eine Sekunde über den Friedenstag hinaus währt: Die Welt ist wieder normal....“ Der Autor des Stückes heißt João Bethencourt, geboren 1933, und ist Brasilianer ungarischer Abstammung. Er gilt als der erfolgreichste Bühnenautor Südamerikas. Am 12.März 2005 wird Theater in Hatzendorf mit diesem Stück auch ein Gastspiel in der Fürstenfelder Stadthalle geben. P.S.: Am Samstag, dem 26.2.2005 konnten Spielleiter Felix Neuherz und Obmann Franz Hödl Frau Swarna Thurner einen Scheck in der Höhe von 1 000 Euro für die Opfer der Flutkatastrophe in Sri Lanka übergeben, der unter Mithilfe der Katholischen Frauenbewegung erzielt wurde. Für Theater in Hatzendorf Peter Kalita 8333 Riegersburg 156 Tel.: 03153/8262-0, Fax: 7337 www.rappold.at, E-Mail: office@rappold.at 7
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