Nr. 197• Mai 2004 - Bündnis 90/Die Grünen Kreisverband Köln
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E u r o p a<br />
Nizza-Vertrages - 27 Stimmen, im Vergleich<br />
Deutschland mit 29 Stimmen -<br />
verteidigt, weil sie sie günstiger stellt als<br />
das, was der Konvent vorschlägt: In<br />
Zukunft soll die doppelte Mehrheit<br />
gelten, also die Mehrheit der Mitgliedstaaten<br />
und die Mehrheit von 60 %<br />
der Bevölkerung. Nach dem Wahlsieg<br />
von Zapatero in Spanien und dem<br />
Rücktritt von Ministerpräsident Miller<br />
in Polen scheint es möglich zu sein, einen<br />
Kompromiss in dieser Frage zu finden.<br />
Dann könnte die Verfassung in der Tat<br />
unter irischer Ratspräsidentschaft im<br />
Juni dieses Jahres verabschiedet werden.<br />
Darauf hoffen wir alle.<br />
<strong>Die</strong> Europäische Kommission, die zur<br />
Zeit pro Mitgliedstaat eine/n Kommissar/in<br />
hat, für große Mitgliedstaaten wie<br />
Deutschland zwei (Schreyer und Verheugen),<br />
erweitert sich jetzt um zehn<br />
weitere Kommissare. Damit wird das<br />
Gremium entscheidungsresistent und<br />
zu schwerfällig. Man bedenke alleine die<br />
Zeit, die verstreicht, wenn nur jedes<br />
Mitglied sich zu jedem Tagesordnungspunkt<br />
einmal meldet. Also schlägt der<br />
Konvent eine Begrenzung der Kommission<br />
auf 15 Mitglieder vor, und zwar ab<br />
1. November 2009. <strong>Die</strong>se Regelung ist<br />
klug, denn sie ermöglicht den neuen<br />
Mitgliedstaaten jetzt mit einem "eigenen"<br />
Kommissar Erfahrungen zu machen.<br />
<strong>Die</strong>se Regelung ist aber auch deshalb<br />
klug, weil sie ab 2009 eine arbeitsfähigere<br />
Kommission instaliert.<br />
<strong>Die</strong> Charta der Grundrechte ist als<br />
Teil II voll in die Verfassung aufgenommen<br />
und damit in Zukunft justitiabel,<br />
eine der wichtigsten Forderungen, die<br />
wir erhoben haben.<br />
Kompetenzenregelung<br />
Erwähnen möchte ich noch die aus<br />
deutscher Sicht sehr gewünschte<br />
Kompetenzregelung zwischen der EU<br />
und den Mitgliedstaaten. <strong>Die</strong>se wird<br />
unterstützt durch einen besonderen<br />
Subsidiaritätsmechanismus, der in<br />
Zukunft dazu führen soll, dass Brüsseler<br />
Gesetzesinitiativen auf die Logik der<br />
Subsidiarität überprüft werden sollen.<br />
Das gibt auch den Bundesländern die<br />
Chance, rechtzeitig zu intervenieren,<br />
wenn in ihre spezifischen Rechte eingegriffen<br />
werden würde.<br />
Zur Stärkung der regionalen Strukturen<br />
der EU-Mitgliedstaaten gibt es im<br />
Entwurf ein Klagerecht des Ausschusses<br />
der Regionen sowie ein Klagerecht des<br />
Bundesrates. Auch dies eröffnet den<br />
Bundesländern eine Chance zur Intervention<br />
in eigener Sache.<br />
Ausgehend von den Erfahrungen des<br />
11. September findet sich im Konventsentwurf<br />
eine Solidaritätsklausel, die die<br />
Mitgliedstaaten zu gemeinsamer Unterstützung<br />
auffordert im Falle eines<br />
Terroranschlags oder einer anderen<br />
Katastrophe. <strong>Die</strong>se Klausel hat der<br />
Europäische Rat nach dem Anschlag in<br />
Madrid Atocha bereits angewandt, obwohl<br />
die Verfassung noch gar nicht in<br />
Kraft ist.<br />
Brauchen wir also diese Verfassung?<br />
Ja, denn ohne die neuen Regeln, namentlich<br />
ohne die neue Rationalität der<br />
Institutionen, wird die Handlungsfähigkeit<br />
der erweiterten EU nicht zu<br />
gewährleisten sein. Erweiterung und<br />
Vertiefung, das sollte immer Hand in<br />
Hand gehen. <strong>Die</strong> Erweiterung ist erfolgt,<br />
jetzt muss auch die Zustimmung zur<br />
Verfassung kommen.<br />
Und Referendum ja oder nein? Wir<br />
Grüne haben uns immer für ein EUweites<br />
Referendum eingesetzt.<br />
Edith Müller<br />
Landtagsfest zur EU-Erweiterung<br />
Der EU-Beitrittstermin der 10 neuen<br />
Länder am 1. <strong>Mai</strong> bot Anlass für ein<br />
Kulturfest im Landtag am 28. April. <strong>Die</strong><br />
Initiative ging von den Deutsch-<br />
Polnischen, der Deutsch-Slowakischen<br />
und der Deutsch-Baltischen Parlamentariergruppen<br />
aus - also von den<br />
Abgeordneten, die sich seit längerem<br />
mit den Beitrittsländern befassen.<br />
Besonders erfreulich war, dass zahlreiche<br />
neue EU-Bürger gekommen<br />
waren, um zusammen mit Diplomaten<br />
und Politikern dieses historische Ereignis<br />
würdig zu feiern. In lockerer Atmosphäre<br />
begleitet von Musik führte man<br />
Gespräche und schmiedete den einen<br />
oder anderen neuen Plan.<br />
In der Wandelhalle eröffnete der<br />
Landtagspräsident eine Ausstellung mit<br />
Werken polnischer und slowakischer<br />
Künstler.<br />
Genießen konnte man außerdem<br />
Volksmusik aus Lettland und der<br />
Slowakei sowie Jazzmusik aus Polen.<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>197•</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2004</strong> 15