LENZBURG WEITERBRINGEN - SP Schweiz
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11 porträt links.ag<br />
<strong>LENZBURG</strong> <strong>WEITERBRINGEN</strong><br />
Kandidatin für das Lenzburger Stadtpräsidium<br />
Im Februar wurde die Lenzburger<br />
Stadträtin und Erziehungsrätin<br />
Kathrin Nadler in den Grossen Rat<br />
gewählt. Nun strebt sie im Herbst<br />
das Stadtpräsidium an. Das Porträt<br />
einer soliden Schafferin mit<br />
Visionen.<br />
VON KATHARINA KERR<br />
Die Augen für das «pädagogische<br />
Denken», wie sich Kathrin Nadler<br />
ausdrückt, haben ihr damals Lehrer<br />
an der Höheren Pädagogischen<br />
Lehranstalt in Zofingen geöffnet.<br />
Dies unter anderem mit der Lektüre<br />
von Martin Buber im Fach Philosophie:<br />
Buber steht für eine Erziehung,<br />
die die Kinder darin unterstützt, das<br />
zu werden, was sie sein können, indem<br />
sie ihr ganzes Wesen einbezieht.<br />
Das Sprachstudium in Zürich für<br />
die Bezirkslehrerprüfung hatte Kathrin<br />
Nadler da schon geschmissen;<br />
es war ihr «zu analytisch» gewesen.<br />
Dabei pflegt sie in Politik und Alltag<br />
den pragmatischen Weg: Zuerst<br />
kommt die Analyse, und dann wird<br />
eine Lösung gesucht. «Zu analytisch»<br />
bedeutete hier also: zu wenig ganzheitlich,<br />
zu spezialisiert. Ihr Ansatz<br />
ist konkret und realistisch, sie will<br />
damit alle Aspekte einer Sache und<br />
alle Kreise, die davon betroffen sein<br />
können, einbeziehen. So hat sie sich<br />
im Stadtrat Lenzburg für eine wohl<br />
überlegte Leitbildentwicklung eingesetzt.<br />
Es sei dabei nichts Spektakuläres<br />
herausgekommen, meint Kathrin<br />
Nadler, aber eine klare Grundlage<br />
für das öffentliche Handeln und ein<br />
gutes Instrument für die strategische<br />
Führung.<br />
Diese Politikerin<br />
überschätzt weder<br />
sich noch ihre Werke,<br />
sondern stellt<br />
diese kritisch, auch<br />
selbst kritisch, und<br />
sachlich dar. Sie ist<br />
keine Blenderin,<br />
sondern eine, die in<br />
solider Arbeit und in<br />
der Zusammenarbeit<br />
einen Sinn sieht.<br />
Wahlkämpfe sind eher «schwierig»<br />
für sie, sie kann sich schlecht «verkaufen»,<br />
sieht ihre Leistungen immer<br />
als «ein Werk von vielen». Bisher war<br />
sie stetig erfolgreich in ihrer Arbeit,<br />
zuerst als Lehrerin, dann als Expertin<br />
und Vermitt lerin des damals neuen<br />
Mathematik lehrmittels im Aargau,<br />
als Mentorin in der Schule, als Schulpflegerin,<br />
als Erziehungsrätin und<br />
als Lenzburger Einwohner- und bald<br />
Stadträtin. In dieses Amt wurde sie<br />
«Die Gesellschaft<br />
kann nur funktionieren,<br />
wenn<br />
Solidarität da<br />
ist.»<br />
Am 25. September als Stadtammann von Lenzburg vorgeschlagen:<br />
Kathrin Nadler<br />
BILD: JOHANNES RÜESCH<br />
2001 gewählt, Vizeammann ist sie<br />
seit 2003. Sie betreut das Ressort Bildung,<br />
Kultur und Sport. Im Februar<br />
2005 wurde sie in den Grossen Rat<br />
gewählt.<br />
1962 als älteste von drei Schwestern<br />
in eine mittelständische Familie<br />
in Biberstein geboren, ist Kathrin<br />
Nadler-Debrunner, wie sie meint,<br />
doch nicht besonders konventionell<br />
aufgewachsen: Zusammen mit den<br />
Grosseltern in einem «Mehrgenerationenhaus»<br />
habe man in dieser<br />
Familie früh gelernt, auf die verschiedenen<br />
Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.<br />
Die Mutter, von italienischer<br />
Abstammung, «war<br />
ein Fa milienzentrum,<br />
das Wärme und Halt<br />
ausstrahlte», so die<br />
Tochter. Man habe<br />
viel politisiert zu<br />
Hause, meint Nadler,<br />
der Vater, ehemals<br />
FDP-Mitglied, ist<br />
heute in der <strong>SP</strong>. Ebenso<br />
die Mutter: Nach<br />
der Nicht-Wahl von<br />
Christiane Brunner<br />
in den Bundesrat ist sie 1993 in die <strong>SP</strong><br />
eingetreten. Kathrin Nadler selbst<br />
kam 1990 zur <strong>SP</strong>, als sie in Küttigen<br />
von der Partei als Schulpflegerin portiert<br />
und vom Volk gewählt wurde.<br />
Warum die <strong>SP</strong>? «Die Gesellschaft<br />
kann nur funktionieren, wenn Solidarität<br />
da ist», meint sie, «Fortschritt<br />
ist noch kein Ziel, es ist ein Mittel, um<br />
Gerechtigkeit zu schaffen.»<br />
Seit 1995 lebt sie mit ihrer Familie<br />
in Hausgemeinschaft mit einer<br />
Schwester und deren Familie in Lenzburg.<br />
Aus dieser Lebensform schöpft<br />
sie Kraft – und aus ihrer Arbeit. «Es<br />
gibt für mich nicht ein Leben A und<br />
ein Leben B. Meine Arbeit muss für<br />
mich Sinn machen.» Sinn heisst:<br />
Etwas «für die Leute» erreichen, für<br />
sie da zu sein. Lieber weniger<br />
machen, dieses dafür seriös. Nicht<br />
schwafeln, verlässlich sein. Und auf<br />
die Leute zugehen und ihnen zuhören.<br />
Am Stadtammannamt, in Lenzburg<br />
ein Nebenamt, reizt sie die<br />
vielfältige Arbeit, die Führungsaufgabe.<br />
Selten ist sie zu Hause, das Leben<br />
wird von der beruflichen und politischen<br />
Agenda bestimmt. Für Kathrin<br />
Nadlers Familie ist dies nicht immer<br />
einfach. Der Gatte ist Systementwickler<br />
in einer Bank, Tochter Annina<br />
und Sohn Matthias besuchen<br />
die Kantonsschule. Praktische und<br />
ideelle Unterstützung gibt es von<br />
der ganzen Familie. Auch im Wahlkampf,<br />
der gegen einen freisinnigen<br />
Kandidaten geführt werden muss.<br />
Die Mehrheit im Stadtrat mit vier<br />
bürgerlichen und einem <strong>SP</strong>-Mitglied<br />
bleibt auf jeden Fall bürgerlich. Mit<br />
einem Stadtammann Kathrin Nadler<br />
käme aber, Jahre nach dem legendären<br />
<strong>SP</strong>-Stadtammann Hans Theiler,<br />
Lenzburg wieder zu einer sozialdemokratischen<br />
Führung – durch eine<br />
Frau, der man wie ihrem Vorgänger<br />
Theiler glauben kann, dass sie «für<br />
die Leute da» ist.<br />
Katharina Kerr ist Redaktorin links.ag und<br />
Grossrätin.<br />
JUNI 2005<br />
EDITORIAL<br />
DIE ARBEIT<br />
VERTEILEN<br />
VON SUSANNE ERNST<br />
In Möhlin wurde ich zur Präsidentin<br />
ad interim gewählt. Doch<br />
schon vorher habe ich mir mit<br />
anderen GL-Mitgliedern Gedanken<br />
gemacht,<br />
wie die Arbeit<br />
des Präsidiums<br />
bis Ende Januar<br />
neu aufgeteilt<br />
werden kann.<br />
Der Ausschuss<br />
besteht neu<br />
aus fünf Personen. Da es seit<br />
dem 21. Mai kein Vizepräsidium<br />
mehr gibt, wurde der Ausschuss,<br />
bestehend aus Sekretariat und<br />
Präsidium, mit Marco Hardmeier<br />
und Ursula Nakamura<br />
ergänzt. Ursula Nakamura wird<br />
für den Jahresbericht zuständig<br />
sein und mich entlasten und<br />
unterstützen. Für die politische<br />
Programmgestaltung, Prioritäten-,<br />
Aktions- und Jahresplanung<br />
der <strong>SP</strong> Aargau trägt Marco<br />
Hardmeier die Verantwortung.<br />
Er wird die Mitglieder der Geschäftsleitung,<br />
Fraktion und<br />
Fachausschüsse zur Mitarbeit<br />
einladen und diese koordinieren.<br />
Im Ressort «<strong>SP</strong>-Politik<br />
nach aussen» und Medienarbeit<br />
werde ich vom Fraktionspräsidenten<br />
Markus Leimbacher<br />
unterstützt.<br />
Und was macht die Präsidentin?<br />
Ich werde die <strong>SP</strong> an Delegiertenversammlungen,<br />
in Abstimmungskomitees<br />
vertreten,<br />
mit anderen Parteien oder bei<br />
Kon flikten Gespräche führen.<br />
Zudem wird die Leitung der<br />
Parteitage sowie die Betreuung<br />
der Sektionen und Mitglieder in<br />
mein Ressort fallen.<br />
Dies ist ein erster Schritt, doch<br />
wir planen, der Projektarbeit<br />
in unserer Partei künftig einen<br />
grösseren Stellenwert zu geben.<br />
Dazu brauchen wir Leute, die<br />
bereit sind, für eine gewisse Zeit<br />
an einem Projekt mitzuarbeiten.<br />
Mein Ziel ist es, die Arbeit auf<br />
mehr Köpfe zu verteilen.<br />
Ihr seid alle freundlich dazu eingeladen,<br />
bei der interessanten<br />
Arbeit in der Partei mitzumachen!<br />
Susanne Ernst aus Aarau war Grossrätin<br />
und ist neu Präsidentin ad interim der<br />
<strong>SP</strong> Aargau.
links.ag<br />
INTERVIEW<br />
ÜBER PARTEI-<br />
GRENZEN<br />
INTERVIEW: KATHARINA KERR<br />
links.ag: Welches sind deine<br />
politischen Schwerpunkte?<br />
Rosmarie Groux: Seit dem Unterschriftensammeln<br />
für 12 autofreie<br />
Sonntage<br />
vor drei Jahrzehnten<br />
sind<br />
mir ein sorgsamer<br />
Umgang<br />
mit den Ressourcen, eine nachhaltige<br />
Entwicklung, die Förderung<br />
alter nativer Energie und<br />
der Schutz der Natur und Umwelt<br />
immer wichtiger geworden.<br />
Mit welchen Vorsätzen hast Du<br />
Dein neues Amt angetreten?<br />
Gespräche und Diskussionen<br />
über die Parteigrenzen hinweg<br />
zu führen.<br />
Was tust Du, wenn Du nicht mit<br />
Politik beschäftigt bist?<br />
Welche Arbeit ist nicht politisch?<br />
Wenn über die Verteilung<br />
der Hausarbeit diskutiert werden<br />
muss, ist es sogar diese.<br />
Auch meine Arbeit im Naturschutz<br />
ist nicht mehr unpolitisch;<br />
die Vernetzung ist wichtig,<br />
sie bringt neue Diskussionspartner<br />
auf verschiedenen Ebenen.<br />
Wie sind Deine ersten Eindrücke<br />
im kleinen Grossen Rat?<br />
Ähnlich wie bei meinem Besuch<br />
auf der Tribüne im März 2005<br />
nach meiner Wahl in den Grossen<br />
Rat. Da empfand ich das<br />
Parlament als laut und unaufmerksam.<br />
Auch 140 Personen<br />
können noch einen enormen<br />
Lärm entwickeln, welcher es als<br />
Hintergrundgeräusch erschwert,<br />
die Voten der Sprechenden zu<br />
verstehen. Der optische Eindruck<br />
über die Reihen im Grossratssaal<br />
hinweg: Vieles ist dunkel,<br />
die wenigen Farbtupfer sind<br />
den in Minderzahl anwesenden<br />
Frauen zu verdanken. Der gefühlsmässig<br />
speziellste Eindruck<br />
kommt von den Abstimmungen:<br />
Links steht, rechts bleibt sitzen<br />
oder umgekehrt, mit Tendenzen<br />
zu leichter Vermischung in der<br />
Mitte. Und Minderheitsgefühle,<br />
die es auszuhalten gilt.<br />
Rosmarie Groux aus Berikon ist neu<br />
gewählte Grossrätin und Gemeinderätin<br />
in Berikon.<br />
JUNI 2005<br />
MIGRATION, INTEGRATION<br />
Zusammenleben in kultureller Vielfalt<br />
Zum Thema «Migration» gibt es<br />
in der <strong>SP</strong> immer wieder lebhafte<br />
Diskussionen. Die Geschäftsleitung<br />
der <strong>SP</strong> Aargau will nun einmal<br />
möglichst breit und mit allen<br />
interessierten <strong>SP</strong>-Mitgliedern<br />
darüber diskutieren. Sie führt<br />
deshalb am 23. Juni einen Informations-<br />
und Diskussionsabend<br />
mit einschlägig qualifizierten<br />
Referenten durch.<br />
VON TANJA LÖRTSCHER<br />
Der Grundsatz einer menschenfreundlichen<br />
Migrationspolitik soll<br />
bei dieser Veranstaltung im Zentrum<br />
stehen.<br />
Immer wieder erhält die Geschäftsleitung<br />
Rückmeldungen aus den<br />
Sektionen und aus der Bevölkerung,<br />
dass die Migrationspolitik der <strong>SP</strong> als<br />
nicht immer zufrieden stellend empfunden<br />
wird: Für einige gehen die Bemühungen<br />
und der Einsatz für Menschen<br />
mit Migrationshintergrund zu<br />
wenig weit, andere befürchten, dass<br />
Missstände ausgeblendet werden.<br />
Mit einem Fragebogen<br />
wurden im<br />
vergangenen Jahr alle<br />
Sektionen der <strong>SP</strong><br />
Aargau dazu aufgerufen,<br />
ihre Meinung<br />
zu diesem Thema<br />
kund zu tun. Die Geschäftsleitung<br />
wollte<br />
wissen, wo unsere<br />
Basis im Zusammenleben<br />
mit verschie-<br />
Die Bereitschaft<br />
zur Eingliederung<br />
ist gleich<br />
wichtig wie die<br />
Offenheit der<br />
Bevölkerung,<br />
denen Kulturen<br />
Chancen und Gefahren<br />
sieht und wo<br />
konkreter Handlungsbedarf<br />
besteht.<br />
Es sind 62 Fragebögen,<br />
an denen jeweils mehrere Personen<br />
mitgearbeitet haben, retourniert<br />
worden. Die Arbeitsgruppe «Migration»<br />
hat die Antworten und Lösungsvorschläge<br />
sorgfältig ausgewertet.<br />
Folgende Fragestellungen wurden<br />
nach einer ersten Analyse der Fragebögen<br />
detaillierter betrachtet:<br />
■ Welche Rechte und welche Pflichten<br />
haben die schweizerische und<br />
die ausländische Wohnbevölkerung<br />
in bezug auf Integration und Integrationsbemühungen?<br />
■ Solidarität wird in der <strong>SP</strong> gross<br />
geschrieben. Hat diese in bezug auf<br />
MigrantInnen und Asylsuchende<br />
Grenzen?<br />
■ Sollen EU-Angehörige in bezug<br />
auf Arbeit, soziale Unterstützung, Integration<br />
etc. gleich behandelt werden<br />
wie Nicht-EU-Angehö rige?<br />
finden viele.<br />
migration<br />
Jugend im Park Mulino Nuovo, Lugano.<br />
Die Auswertung hat ergeben, dass<br />
viele Mitglieder finden, dass als Voraussetzung<br />
für die Integration die<br />
Bereitschaft der Migrantinnen und<br />
Migranten zur Eingliederung in die<br />
<strong>Schweiz</strong>er Gesellschaft<br />
gleich wichtig<br />
ist wie die Offenheit<br />
der schweizerischen<br />
Bevölkerung den<br />
Zugewanderten gegenüber.<br />
Integration<br />
wird als gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe<br />
betrachtet, die<br />
mit Rechten und<br />
Pflichten für beide<br />
Seiten verbunden ist.<br />
Anderseits werden<br />
von <strong>Schweiz</strong>erinnen<br />
und <strong>Schweiz</strong>ern ungenügende<br />
Kenntnisse<br />
der jeweiligen<br />
Landessprache, die Unterschiede<br />
der Kulturen und allfällige Straffälligkeit<br />
von Migranten als erschwerend<br />
für die Integrationsbemühungen genannt.<br />
Gewünscht wurden mehrfach<br />
weitere Informationen zu den Themen<br />
Migration, Integration und Asylwesen.<br />
So könnten das eigene Wissen<br />
erweitert und Zusammenhänge besser<br />
verstanden werden.<br />
Am Donnerstag, 23. Juni 2005, um<br />
19.30 Uhr, findet im KuK (Saalbau)<br />
Aarau ein Informations- und Diskussionsabend<br />
zum Thema «Migration»<br />
statt. An diesem Anlass wollen wir<br />
ausschliesslich über die Integration<br />
von Migrantinnen und Migranten<br />
sprechen, von Menschen, die seit<br />
mehreren Jahren in der <strong>Schweiz</strong> leben.<br />
12<br />
BILD: EKA URSULA MARKUS, AUS DER AUSSTELLUNG «LA SUISSE PLURIELLE»<br />
Es ist uns wichtig, zwischen dem<br />
Asyl- und dem Ausländerrecht zu unterscheiden.<br />
Walter Schmid, Vizepräsident der<br />
Eidgenössischen Kommission für<br />
Ausländerfragen EKA, und Martin<br />
Killias, Professor für Strafrecht und<br />
Kriminologie an der Universität Lausanne,<br />
werden an dieser Veranstaltung<br />
referieren.<br />
Anschliessend werden wir in kleineren<br />
Gruppen an einem moderierten<br />
Workshop Zielsetzungen aus der<br />
Wahlplattform der <strong>SP</strong> Aargau zum<br />
Thema «Migration» diskutieren.<br />
Wir wollen uns mit folgenden<br />
Themen auseinandersetzen:<br />
■ Politische und gesellschaftliche<br />
Partizipation von Migrantinnen und<br />
Migranten<br />
■ Wirkungsvolle Integrationsmassnahmen<br />
vonseiten des Kantons, der<br />
Gemeinden, der Schulen, Kirchen,<br />
Hilfswerke, MigrantInnen-Organisationen,<br />
Firmen, privaten Gruppen<br />
und Einzelpersonen<br />
■ Spracherwerb als zentrales Element<br />
von Integration<br />
■ Umgang mit Straftatbeständen.<br />
Anregungen und Lösungsvorschläge<br />
aus den Diskussionen sollen in die<br />
weitere Arbeit der <strong>SP</strong> Aargau fliessen.<br />
Das Thema «Migration» ist mit<br />
vielen Emotionen verbunden. Es geht<br />
dabei um Menschen. Menschen, die<br />
mit uns zusammen arbeiten und zusammen<br />
leben. Integration ist ein Akt<br />
gegenseitigen Respekts. Und deshalb<br />
wollen wir uns damit auseinandersetzen.<br />
Tanja Lörtscher aus Möriken ist Mitglied der<br />
Geschäftsleitung der <strong>SP</strong> Aargau und der<br />
<strong>SP</strong>-Arbeitsgruppe «Migration».
13 migration links.ag<br />
INTEGRATION – WAS IST DAS?<br />
Zur Definition eines nicht definierten Begriffs<br />
Seit mehr als zwanzig Jahren<br />
befasst sich Walter Schmid mit<br />
Migration und Integration. An der<br />
<strong>SP</strong>-Veranstaltung vom 23. Juni<br />
(siehe Seite 12) wird Schmid zum<br />
Thema Integration sprechen. Sein<br />
Text, den wir hier auszugsweise<br />
mit freundlicher Genehmigung<br />
des Autors publizieren, gibt eine<br />
Annäherung an das, was hierzulande<br />
als Integration verstanden<br />
und praktiziert wird.<br />
VON WALTER SCHMID<br />
Ich muss gestehen, dass ich es so<br />
genau nicht weiss, was Integration<br />
wirklich ist. Die Eidgenössische Ausländerkommission,<br />
die sich seit den<br />
70er-Jahren mit Integration befasst,<br />
hat immer wieder darauf verzichtet,<br />
eine verbindliche Definition von Integration<br />
abzugeben. Sie hat noch im<br />
Jahr 2000 in ihrem in langen Jahren<br />
erarbeiteten Bericht zur Integration<br />
explizit gesagt, dass sich der Begriff<br />
nicht genau fassen lasse.<br />
Wenn wir schon nicht genau sagen<br />
können, was Integration ist,<br />
so lässt sie sich doch wenigstens<br />
in ihren Wirkungen beobachten.<br />
Schauen wir uns nur die Schule an.<br />
Vor kurzem hat eine umfassende<br />
Auswertung des Bundesamtes für<br />
Statistik, an der unsere Hochschule<br />
mitarbeiten durfte, gezeigt, dass die<br />
zweite Generation wesentliche Fortschritte<br />
in der Bildung gemacht hat<br />
und mit ihren Leistungen teilweise<br />
die einheimischen Jugendlichen<br />
hinter sich gelassen hat. Dies ist ein<br />
Erfolg für die Integration. Man kann<br />
ihn an den Abschlüssen, am Schulerfolg<br />
messen. Integration lässt sich<br />
auch in der Arbeitswelt beobachten.<br />
Insgesamt darf die Integration der<br />
ausländischen Arbeitskräfte am Arbeitsplatz<br />
in der <strong>Schweiz</strong> als sehr gut<br />
bezeichnet werden. Wir haben selten<br />
Spannungen zwischen verschiedenen<br />
Gruppen am Arbeitsplatz. Die<br />
Verteilung der Arbeit ist indes sehr<br />
ungleich. Das können wir bei den<br />
Löhnen sehen. Die Ausländerinnen<br />
und Ausländer sind bei den niedrigen<br />
Löhnen weit übervertreten. Ein untrügliches<br />
Zeichen für eine schlechte<br />
Integration. Allerdings sind die Ausländer<br />
auch bei den hohen Löhnen<br />
weit übervertreten. Manager, Professorinnen,<br />
Wissenschafter, gut verdienende<br />
Spitzenkräfte sind sehr oft<br />
Ausländer. Bei dieser Ungleichheit<br />
sprechen wir dann allerdings nicht<br />
von einem Integrationsdefizit, sondern<br />
allenfalls von unerwünschter<br />
Konkurrenz und Fremdbestimmung.<br />
Die Stellung in Schule<br />
und Arbeitswelt, die<br />
Bildungs- und Berufschancen<br />
sind ganz<br />
wichtige Indikatoren<br />
für die Integration.<br />
Das Thema der Integration<br />
geht weit<br />
über die Ausländerfrage<br />
hinaus und betrifft<br />
auch die Einheimischen.<br />
Integration ist<br />
eng mit der Frage der<br />
sozialen Schichten<br />
verknüpft. Auch die<br />
einheimische ärmere<br />
Bevölkerung hat mit<br />
sozialer Ausgrenzung<br />
und Desintegration zu<br />
kämpfen. Wer die Arbeit<br />
verliert, steht unabhängig<br />
von der Nationalität<br />
in Gefahr,<br />
den Kollegenkreis, den<br />
Freundeskreis, den<br />
Boden zu verlieren.<br />
Wer keine Lehrstelle<br />
findet oder die Lehre<br />
abbricht, hat unabhängig<br />
von seinem Walter Schmid<br />
Pass schlechte Karten,<br />
um im Berufsleben erfolgreich<br />
Fuss zu fassen. So war die<br />
Frage der Integration von je her eng<br />
verbunden mit jener der sozialen<br />
Schicht. Oft ist kaum auszumachen,<br />
welche Schwierigkeiten auf die<br />
Schichtzugehörigkeit zurück zu führen<br />
sind und welche auf die ausländische<br />
Nationalität. Dieser Zusammenhang<br />
spiegelt sich ja auch in der Einbürgerungsfrage:<br />
Für die Schönen<br />
und Reichen der Welt war es kaum je<br />
ein Problem, ein <strong>Schweiz</strong>er Bürgerrecht<br />
zu erhalten. Ihre Integration<br />
brauchen sie nicht unter Beweis zu<br />
stellen. Die gehobene Schicht, zu der<br />
sie gehören, erübrigt die Beweisführung.<br />
Zugang und Anerkennung<br />
Was macht eigentlich Integration<br />
aus? Wir fühlen uns in einer Gruppe,<br />
einer Gemeinschaft, einem Verein<br />
dann integriert, wenn wir wie alle<br />
andern Zugang haben. Wenn wir mit<br />
gleichem Recht wie die andern dabei<br />
sein können. Wer Zugang und Anerkennung<br />
hat, ist integriert. Das gilt<br />
für die Schule, die Vereine, die Behörden<br />
nicht anders als für die Zugewanderten<br />
in unserem Land. Wer weder<br />
Zugang noch Anerkennung hat, gehört<br />
zu den Ausgeschlossenen. Man<br />
braucht nicht nur an die Sans Papiers<br />
als Paradebeispiel zu denken, die<br />
BILD: ZVG<br />
keine Chance auf Integration haben.<br />
Es gibt auch die Schüler, die von der<br />
Schule ausgeschlossen werden, die<br />
Politikerinnen, die aus Amt und Würden<br />
vertrieben werden, die Arbeitslosen,<br />
die mit der Stelle auch das Ansehen<br />
verloren haben. Sie alle spüren,<br />
wie sehr Dazugehörigkeit mit Zugang<br />
und Anerkennung zu tun hat.<br />
Zugang ohne Anerkennung dient<br />
der Integration nur halb. Das haben<br />
viele Länder mit der Quotenpolitik<br />
erfahren. Quoten für Ausländer, oder<br />
Behinderte und selbst Frauenquoten.<br />
Mit dem verbesserten Zugang<br />
allein war nämlich die Integration<br />
noch nicht geschafft. Den Makel des<br />
Quotenarbeitsplatzes, der Quotenfrau,<br />
konnten die Betroffenen nie<br />
ganz ablegen und machte sie immer<br />
ein stückweit zu Aussenseiterinnen<br />
und Aussenseitern. Auch die Anerkennung<br />
allein ohne Zugang reicht<br />
nicht. Es braucht beides, Zugang und<br />
Anerkennung.<br />
Dr. iur. Walter Schmid ist Rektor der Hochschule<br />
für Soziale Arbeit HSA Luzern und<br />
Vizepräsident der Eidgenössischen Kommission<br />
für Ausländerfragen. Der vollständige<br />
Text des Referats kann ab 24. Juni auf der<br />
Homepage der <strong>SP</strong> Aargau gelesen werden:<br />
www.sp-aargau.ch<br />
JUNI 2005<br />
KOMMENTAR<br />
GRUNDRECHTE<br />
UND MENSCHEN-<br />
WÜRDE<br />
VON CHANTAL GAHLINGER<br />
«Ein Mensch kann überall zustande<br />
kommen, auf die leichtsinnigste<br />
Art<br />
und ohne<br />
gescheiten<br />
Grund, aber<br />
ein Pass niemals.<br />
Dafür<br />
wird er auch<br />
anerkannt,<br />
wenn er gut ist, während ein<br />
Mensch noch so gut sein kann<br />
und doch nicht anerkannt<br />
wird.» Dieses Zitat aus Brechts<br />
«Flüchtlingsgesprächen» ist nur<br />
zu wahr. Obwohl die <strong>Schweiz</strong><br />
ein Einwanderungsland ist und<br />
obwohl unsere Wirtschaft von<br />
der Arbeitskraft von Menschen<br />
ohne <strong>Schweiz</strong>er Pass abhängt,<br />
sind wir oft nur bedingt bereit<br />
dazu, diese Menschen als Menschen<br />
anzuerkennen und ihnen<br />
Grundrechte und Menschenwürde<br />
zuzugestehen. Die Sozialhilfe<br />
für Asylsuchende mit einem<br />
Nichteintretensentscheid<br />
wurde gestrichen und selbst die<br />
minimale, verfassungsrechtlich<br />
garantierte Nothilfe wird in Frage<br />
gestellt. Asylsuchende stehen<br />
unter Generalverdacht und der<br />
Ständerat fordert Nichteintreten<br />
für papierlose Asylsuchende.<br />
Dies ist absurd: Nach Angaben<br />
der UNESCO verfügen mindestens<br />
40 Prozent der Weltbevölkerung<br />
über keine Ausweispapiere.<br />
Nach Erhebungen der<br />
Hilfswerke hat mehr als die<br />
Hälfte der anerkannten Flüchtlinge<br />
bei Einreichung des Gesuchs<br />
keine Identitätspapiere<br />
vorgewiesen. Die meisten haben<br />
nach einem normalen Verfahren<br />
Asyl erhalten. Flüchtlinge kommen<br />
zu uns, weil sie an Leib und<br />
Leben bedroht sind, weil sie in<br />
ihrer Heimat keine Perspektive<br />
haben. Teilweise leben sie jahrelang<br />
hier, arbeiten, zahlen<br />
Steuern, ihre Kinder gehen zur<br />
Schule. Wir sollten diesen Menschen<br />
mit Respekt begegnen<br />
und sie in unsere Gesellschaft<br />
zu integrieren versuchen, zum<br />
Wohle aller.<br />
Chantal Gahlinger aus Rheinfelden ist<br />
politische Fachsekretärin der <strong>SP</strong>-Bundesfraktion<br />
und war bis 2004 Parteisekretärin<br />
der <strong>SP</strong> Aargau.
links.ag<br />
JUNI 2005<br />
service<br />
14<br />
TERMINE<br />
<strong>SP</strong> KANTON AARGAU<br />
23. Juni, 19.30–22 Uhr: Informations-<br />
und Diskussionsabend<br />
zum Thema «Migration»; Aarau,<br />
KuK (Saalbau)<br />
<strong>SP</strong> SCHWEIZ<br />
25. Juni ab 11 Uhr: Delegiertenversammlung;<br />
Fribourg, Forum<br />
Fribourg<br />
<strong>SP</strong> OBERSIGGENTHAL<br />
11. August, 20.15 Uhr: Podiumsdiskussion<br />
zum Ladenschlussgesetz;<br />
Obersiggenthal, Foyer<br />
Gemeindesaal<br />
<strong>SP</strong> FRAUEN AARGAU<br />
11. August, 18.45 Uhr: Sitzung<br />
der Kerngruppe der <strong>SP</strong> Frauen<br />
Aargau; Aarau, Volkshaus,<br />
Bachstrasse 43<br />
Die Termine und weitere Veranstaltungshinweise<br />
und die Berichterstattung<br />
aus dem Grossen<br />
Rat finden sich unter der<br />
Rubrik «Agenda» bzw. «Grosser<br />
Rat» auf der Homepage der <strong>SP</strong><br />
Aargau: www.sp-aargau.ch. Die<br />
dortige Terminliste wird laufend<br />
aktualisiert bzw. ergänzt.<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>SP</strong> Aargau<br />
Bachstrasse 43/Postfach<br />
5001 Aarau<br />
Telefon 062 834 94 74<br />
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KULTURPROZENT VOLL AUSSCHÖPFEN !<br />
In die Aargauer Kultur fliessen<br />
jährlich rund 32 Millionen Franken.<br />
Zusätzlich engagieren sich<br />
private Stiftungen wie Naturama,<br />
Pro Argovia, der Aargauische<br />
Kunstverein oder die Gesellschaft<br />
Pro Vindonissa für die Kultur. Dazu<br />
kommen ein grosses privates<br />
und teilweise auch ein kommerzielles<br />
Kulturangebot. Woher<br />
aber stammen eigentlich die 32<br />
Millionen?<br />
VON THOMAS LEITCH-FREY<br />
Ein Drittel spricht der Regierungsrat<br />
jeweils für gemeinnützige kulturelle<br />
Projekte aus dem Lotteriefonds,<br />
ein Drittel wird dem Staatsbudget<br />
entnommen und für die Kantonsbibliothek,<br />
das Kunsthaus und die<br />
historische sowie die ur- und frühgeschichtliche<br />
Sammlung verwendet.<br />
Und ein Drittel entstammt dem<br />
Kulturprozent. Dieses, immerhin 9<br />
bis 11 Millionen Franken, geht zur<br />
Hälfte an die Denkmalpflege und<br />
die Archäologie, zur andern Hälfte<br />
ans Kuratorium, welches das Geld<br />
zur Förderung des aktuellen Kulturschaffens,<br />
aber auch zur Förderung<br />
der Erwachsenenbildung verwendet.<br />
Kultur braucht mehr Geld, der<br />
Bedarf nach zusätzlichen Mitteln ist<br />
klar ausgewiesen. Eine Studie des<br />
Bundesamtes für Kultur von 1999<br />
geht davon aus, dass etwa 65 Prozent<br />
der Theaterschaffenden, 40 Prozent<br />
der Kunstschaffenden und nur acht<br />
Prozent der Schriftstellerinnen und<br />
Schriftsteller von ihrer Kunst leben<br />
können. Als durchschnittliches Einkommen<br />
werden 2000 bis 3000 Franken<br />
monatlich angenommen.<br />
Die <strong>SP</strong> hat sich stets mit Nachdruck<br />
dafür eingesetzt, dass das<br />
Kulturprozent voll ausgeschöpft<br />
wird, und nicht zuletzt dieser Druck<br />
hat dazu geführt, dass sich der Ausschöpfungsgrad<br />
trotz Spardruck erhöht<br />
hat. In absoluten Zahlen ausgedrückt<br />
muss man aber feststellen,<br />
dass bei voller Ausschöpfung des<br />
Kulturprozents in den letzten zehn<br />
Jahren 9,8 Millionen oder jährlich<br />
rund 1 Million Franken mehr zur<br />
Verfügung gestanden hätten. 3053<br />
Aargauerinnen und Aargauer haben<br />
die Volksinitiative «Der Aargau bleibt<br />
Kulturkanton», die mindestens die<br />
volle Ausschöpfung des Kulturprozents<br />
verlangt, unterschrieben. Bereits<br />
bei der Lancierung der Initiative<br />
gab es allerdings Zweifel darüber, ob<br />
durch diese Initiative nicht eine dringend<br />
nötige breite Kulturdiskussion<br />
in den Hintergrund gedrängt werde,<br />
weil das Initiativbegehren zu einseitig<br />
nur auf eine finanzielle Einzelmassnahme<br />
fokussiere. Schliesslich<br />
haben im Grossen Rat nur 16 Parla-<br />
<strong>SP</strong> FRAUEN AARGAU: PEPERONA<br />
mentarierInnen dem Volksbegehren<br />
zugestimmt. Dies lässt den Schluss<br />
zu, dass die grosse Mehrheit eine umfassende<br />
Kulturgesetzrevision bevorzugen<br />
würde und wohl auch hoffte,<br />
bei diesem Resultat würde die Initiative<br />
zurückgezogen. Diese Rechnung<br />
ging nicht auf, und nun wird sich das<br />
Stimmvolk dazu äussern können.<br />
Ich meine, die Initiative verdient<br />
kein Nein, denn der Bedarf an mehr<br />
Mitteln ist ausgewiesen. Nichtsdestotrotz<br />
muss die Kulturdebatte unbedingt<br />
stattfinden. Es geht nicht so<br />
sehr um die einzelnen Franken, die<br />
mit der Giesskanne ausgeschüttet<br />
werden, es geht vor allem um die<br />
Qualität der Kultur, die sich national<br />
und international durchsetzen kann.<br />
Und wenn einmal ein gewisses Qualitätsniveau<br />
erreicht ist, geht es um<br />
Qualitätssicherung. Dazu braucht es<br />
Strategien. Es wäre ein missverständliches<br />
Signal, wenn das Volk das berechtigte<br />
Begehren nach voller Ausschöpfung<br />
des Kulturprozentes verwerfen<br />
würde. Allzu einfach könnte<br />
ein solches Resultat als Aufforderung<br />
zum Sparen bei der Kunst interpretiert<br />
werden.<br />
Gefordert sind aber andere Massnahmen<br />
– neben genügend Geld.<br />
Thomas Leitch-Frey ist Grossrat aus<br />
Hermetschwil<br />
PREIS FÜR MIGRANTINNEN-TREFFPUNKT<br />
Sitzredaktion:<br />
katkerr@katkerr.ch<br />
An dieser Nummer haben mitgearbeitet:<br />
Jeannette Egli Schläpfer<br />
(je.), Susanne Ernst, Chantal<br />
Gahlinger, Marco Giuliani (mg),<br />
Katharina Kerr, Thomas Leitch,<br />
Tanja Lörtscher, Ursula Markus<br />
(Foto), Johannes Rüesch (Foto),<br />
Walter Schmid.<br />
(je.) Die <strong>SP</strong> Frauen Aargau freuen<br />
sich, dieses Jahr die Kursleiterinnen<br />
des Projektes «Frauentreffpunkt:<br />
Deutsch reden – sich austauschen<br />
– einander besser verstehen» mit<br />
ihrem Frauen-Preis auszeichnen zu<br />
dürfen. Mit ihrem Preis Peperona<br />
honorieren die <strong>SP</strong> Frauen alljährlich<br />
gleichstellungsfördernde Bemühungen<br />
im Kanton Aargau. Das Projekt<br />
für Migrantinnen des Frauenzentrums<br />
Aarau wurde ausgewählt, weil<br />
es zur konkreten Verbesserung der<br />
Berufs- und Lebenssituation von<br />
ausländischen Frauen beiträgt und<br />
ihre gesellschaftliche Gleichstellung<br />
unterstützt.<br />
Das Projekt «Frauentreffpunkt»<br />
besticht durch seinen innovativen<br />
und gleichzeitig niederschwelligen<br />
Ansatz. Durch den Austausch<br />
von fremd- und deutschsprachigen<br />
Frauen in familiärem Rahmen verbessern<br />
Migrantinnen ihre Deutschkenntnisse.<br />
Umgekehrt erhalten<br />
deutschsprachige Frauen Einblicke<br />
in andere Lebensweisen und Kulturen.<br />
Damit wird einerseits Integration<br />
und andererseits interkulturelles<br />
Verständnis gefördert. «Das<br />
Projekt fördert die Teilnehmerinnen<br />
auf eine ganzheitliche Art. Es ermöglicht<br />
ihnen Zugang zu unserer<br />
Sprache und vermittelt Migrantinnen<br />
Informationen über das Gastland<br />
<strong>Schweiz</strong>. Die Teilnehmerinnen<br />
werden in ihrem Selbstvertrauen<br />
gestärkt und erlangen dadurch mehr<br />
Selbständigkeit», so die Kursleiterin<br />
Katharina Rohr.<br />
Deutsch reden – sich austauschen –<br />
einander besser verstehen<br />
Fremdsprachige Frauen haben oft<br />
kein richtiges soziales Netz, wenn sie<br />
nicht berufstätig sind. Mit Kindern<br />
und kleinem Einkommen beschränkt<br />
sich ihr Lebensraum auf Familie und<br />
Haushalt. Sie sind häufig stark abhängig<br />
von den Ehemännern und<br />
haben kaum Kontakte zu Deutschsprachigen.<br />
Kinderlose oder alleinstehende<br />
Frauen wissen wenig mit<br />
ihrer Zeit anzufangen, weil sie keine<br />
Angebote kennen oder weil sie diese<br />
wegen Sprachschwierigkeiten kaum<br />
nutzen können. Der Deutschtreff<br />
bietet diesen Frauen einen vertrauten<br />
Ort, wo sie sich mit Frauen jeder<br />
Nationalität deutsch aus tauschen<br />
und ihre Sprachkenntnisse verbessern<br />
können.Der Treff findet jeden<br />
Mittwochmorgen im Frauenzentrum<br />
Aarau statt. Um auch Müttern mit<br />
kleinen Kindern die Möglichkeit zu<br />
geben, am Kurs teilzunehmen, wird<br />
während des Unterrichts eine Kinderbetreuung<br />
angeboten.<br />
Der Preis wurde am 15. Juni überreicht.