100 TAGE ROT-GRÜN - SP Schweiz
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11 regional links.bs/bl<br />
<strong>100</strong> <strong>TAGE</strong> <strong>ROT</strong>-<strong>GRÜN</strong><br />
Schritte zur Machtausübung<br />
Wie bewegt sich Rot-Grün in die<br />
neue Verantwortung? Welche<br />
Schritte müssen wir auf dem Weg<br />
zur Machtausübung tun? Wie<br />
füllen wir den Wahlsieg aus? Eine<br />
Spurensuche.<br />
VON SIBYLLE SCHÜRCH<br />
Basel ist rot-grün, heisst es überall.<br />
Das würde heissen, Rot-Grün hätte in<br />
Parlament und Regierung eine Mehrheit<br />
und damit die Macht im Kanton<br />
übernommen. Das ist so nicht richtig.<br />
Die Ausgangslage seit dem historischen<br />
Wahlsieg vom Spätherbst<br />
2004 ist differenzierter zu betrachten.<br />
Die Parlamentsfraktionen von <strong>SP</strong><br />
und Grünem Bündnis zählen 62 Personen.<br />
Alle andern Parteien zusammen<br />
stellen 68 Mitglieder. Das heisst,<br />
Links-Grün kann sich alleine nicht<br />
durchsetzen, auch wenn die Regierung<br />
mit 4:3 eine linke Mehrheit hat.<br />
Sitzen gelassen<br />
Die erste Grossratssitzung zeigte:<br />
Die Bürgerlichen nutzten ihre erste<br />
Chance, uns durch geschlossene Reihen<br />
ihre Macht zu demonstrieren.<br />
Klar wurde, dass viele unserer Bündnispartner<br />
ihre Sicht der Dinge wichtiger<br />
nahmen als die Chance diesen<br />
Machtkampf zu gewinnen. Anita Fetz<br />
wurde nicht von allen Linken unterstützt,<br />
die Bürgerlichen setzten ihre<br />
Strategie durch.<br />
Wenig Bewegung in der Regierung<br />
sichtbar<br />
Wie geht die neue Regierung mit<br />
dem Geld um? Die Abstimmung<br />
über die Subventionen an Kinderund<br />
Jugendinstitutionen machte die<br />
Grundhaltung der Regierung transparent.<br />
A&L II, das zweite Basler<br />
Abbaupaket, wird umgesetzt, eine<br />
dritte Runde soll dafür nicht mehr<br />
nötig sein. Während unter Federführung<br />
der CVP die Vorlage «Abbau bei<br />
den Subventionen im Kinder- und<br />
Jugendbereich» vom Parlament zu<br />
Fall gebracht wurde, schwitzte die <strong>SP</strong><br />
zwischen Loyalität zur Regierungsmehrheit<br />
und politischer Selbstverständlichkeit.<br />
Einige Regierungsentscheide in<br />
den ersten Monaten gaben den Hinweis,<br />
dass die neue Regierung in finanzieller<br />
Hinsicht den bisherigen<br />
Kurs weiterverfolgt. Eva Herzog folgt<br />
der Strategie eines Ueli Vischer – so<br />
interpretiert es die Presse. Das hat<br />
vor allem damit zu tun, dass Eva Herzog<br />
bisher keinen Geldesel einstellen<br />
konnte, sprich eine schwierige finanzielle<br />
Lage zu meistern hat.<br />
<strong>100</strong> Tage nach dem Wahljubel. BILD: ZVG<br />
Der Wechsel in der Regierung<br />
braucht Zeit. Barbara Schneider und<br />
Ralph Lewin haben acht Jahre Erfahrung<br />
in «alter Konstellation». Für<br />
sie ist die «neue Regierung» vielleicht<br />
nur personell neu, nicht aber bei der<br />
Arbeit. Die Frage, welche Parteizugehörigkeit<br />
Regierungsmitglieder<br />
haben, wird angesichts der drängenden<br />
Finanzfrage in den Hintergrund<br />
rücken. Wenn weitere zweistellige<br />
Millionenbeträge für den Sozialbereich<br />
gefunden werden müssen,<br />
dann wird eher die Verteidigung der<br />
Interessen des eigenen Departementes<br />
im Vordergrund stehen und weniger<br />
das Parteibuch oder gar Ideologien.<br />
So wird die Regierung gegen<br />
den bekannten Mechanismus zu<br />
kämpfen haben, vor lauter Alltag und<br />
Geldsorgen keine Zeit für Grundsätzliches<br />
zu finden.<br />
Strukturarbeit in der Fraktion<br />
Anders sieht es in der Grossratsfraktion<br />
aus. Als erstes wurde das Mengenproblem<br />
offenkundig. Die Fraktion<br />
zählt fast 50 Personen, mehr als ein<br />
Drittel ist neu im parlamentarischen<br />
Geschäft. Die erste Sitzung zeigte,<br />
dass starke Strukturen nötig sind. Im<br />
Mai konnten Abläufen und Strukturen<br />
verabschiedet werden.<br />
Die Arbeit hat lange gedauert und<br />
war mühsam. Gleichzeitig sind viele<br />
Fraktionsmitglieder mit ambitiösen<br />
Erwartungen in den Parlamentsbetrieb<br />
eingetreten. Strukturarbeit und<br />
eine seit Monaten magere Traktandenliste<br />
sind nicht motivierend.<br />
Politische Erfolge im Parlament<br />
Verblüffend ist, dass Rot-Grün im<br />
Parlament seit der ersten Schlappe<br />
gewinnt. Ob das an guten Drähten<br />
ins Bürgerlager oder an unserer guten<br />
Präsenz liegt, ist noch offen. Die<br />
Gewinnererfahrung machte unsere<br />
Rolle im Parlament deutlich: Die <strong>SP</strong>-<br />
Fraktion kann die Führungspostition<br />
übernehmen und die Politik gestalten.<br />
Umso schwieriger ist es, diese<br />
Rolle tatsächlich einzunehmen. Eine<br />
Fraktion ist niemals homogen. Im<br />
JUNI 2005<br />
Moment sind zwei Kulturen erkennbar.<br />
Die eine kennt die Rolle der<br />
Oppositionspartei seit Jahren oder<br />
Jahrzehnten. Die andere Kultur ist<br />
zur Wahl angetreten, um die Macht<br />
im Kanton zu übernehmen. Die Realität<br />
fordert eine Kultur der Gewinner,<br />
welche ihre Macht verantwortungsvoll<br />
einsetzen.<br />
Inhalte? Inhalte!<br />
Je mehr Macht, desto wichtiger der<br />
Inhalt. Wir haben die Inhalte für die<br />
Gewinnerzeit en détail noch nicht<br />
parat. Vor allem gelingt die Schwerpunktsetzung<br />
dann nicht, wenn sie<br />
über die Themen Finanzen (PK und<br />
Staatshaushalt), Soziales und Verkehr<br />
hinausgeht. Alle Diskussionen enden<br />
darin, dass eine Schwerpunktsetzung<br />
darin endet, dass wir fast das<br />
ganze Parteiprogramm als prioritär<br />
oder auch als sehr wichtig gesammelt<br />
haben. Hier drohen wir uns selber zu<br />
lähmen.<br />
Politische und innerkulturelle Veränderungen<br />
nach 54 Jahren brauchen<br />
sehr viel Zeit. Es reicht nicht nur, gute<br />
Ideen zu haben. Die parlamentarischen<br />
Instrumente zur Verteilung der<br />
Finanzen genügen längst nicht mehr<br />
und erlauben keine parlamentarische<br />
Steuerung über Schwerpunkte.<br />
Die jährliche Budgetdebatte kann<br />
nur noch von der Finanzkommission<br />
beeinflusst werden – abgesehen von<br />
Achtungserfolgen bei Budgetpostulaten.<br />
Wie auch immer wir die inhaltlichen<br />
Schwerpunkte definieren,<br />
wir werden entscheiden müssen,<br />
wo dafür abgebaut werden soll. Mit<br />
diesem Mechanismus sind wir nicht<br />
glücklich. Auch wenn wir es schaffen,<br />
die <strong>100</strong>-Milionen-Defizitgrenze<br />
pro Jahr durch andere «Sichtweisen»<br />
zu erhöhen, werden die gewonnenen<br />
Gelder nicht einfach für spannende,<br />
innovative, soziale oder ökologische<br />
Projekte zur Verfügung stehen. Statt<br />
dessen wird alles Abgebaute oder<br />
Eingesparte beispielsweise direkt<br />
von den jährlich wachsenden Ausgaben<br />
im Sozialbereich aufgebraucht.<br />
Ziel muss sein, in vier Jahren mindestens<br />
drei sichtbare und spürbare<br />
Erfolge vorzuweisen. Nicht nur wegen<br />
der Wahlen, sondern auch wegen<br />
uns. Wir glauben daran, dass wir<br />
dem Kanton besser tun als andere<br />
Parteien. Wir müssen uns dies selber<br />
beweisen.<br />
Sibylle Schürch ist Redaktorin.
links.bs/bl<br />
IMPRESSUM<br />
NEWS<br />
GROBES FOUL DER<br />
LANDRATSMEHRHEIT<br />
Der Landrat hat heute mit<br />
beispielsloser Arroganz und<br />
staatsrechtlich fragwürdigen<br />
Methoden über das Familienzulagengesetz<br />
und die Initiative<br />
«Höhere Kinderzulagen für alle»<br />
entschieden.<br />
Nach erfolgreichem Antrag<br />
der FDP und der SVP-Fraktion<br />
soll das Familienzulagengesetz<br />
nicht mehr als Gegenvorschlag<br />
der <strong>SP</strong>-Initiative «Höhere<br />
Kinderzulagen für alle» gegenübergestellt<br />
werden. Neu sollen<br />
dafür dem Stimmvolk zwei Varianten<br />
der Kinderzulagenhöhe<br />
unterbreitet werden, neben der<br />
in der ersten Lesung obsiegenden<br />
200/220Franken wieder die heute<br />
gültige von 170/190 Franken.<br />
Mit diesem Entscheid hat die<br />
bürgerliche Landratsmehrheit<br />
in grober Art und Weise gegen<br />
Treu und Glauben verstossen.<br />
Mehreren Gesuchen um Verlängerung<br />
der Behandlungsfrist der<br />
Initiative hat die <strong>SP</strong> nur unter der<br />
Bedingung zugestimmt, dass ein<br />
Gegenvorschlag in Form eines<br />
Familienzulagengesetzes ausgearbeitet<br />
wurde. Die bürgerlichen<br />
Parteien haben dieses Vorgehen<br />
mitgetragen. Nun soll das plötzlich<br />
nicht mehr gelten. Für die <strong>SP</strong><br />
ist ein solcher Umgang mit den<br />
Volksrechten inakzeptabel. Sie<br />
überlegt sich rechtliche Schritte<br />
gegen diese massive Verletzung<br />
von Treu und Glauben.<br />
Ermöglicht wurde ein Gelingen<br />
des arroganten Ränkespiels<br />
vor allem durch die gewohnt<br />
wankelmütige CVP. Bei der<br />
selbsternannten «Familienpartei»<br />
beschränkt sich der Einsatz für<br />
die Familienpolitik auf leere Lippenbekenntnisse<br />
im Wahlkampf.<br />
Aus dem Communiqué <strong>SP</strong> Basel-Land.<br />
<strong>SP</strong> Basel-Stadt<br />
Rebgasse 1, Postfach<br />
4005 Basel<br />
T/F 061 685 90 20/29,<br />
sekretariat@sp-bs.ch<br />
<strong>SP</strong> Baselland<br />
Zeughausplatz 22, Postfach<br />
4410 Liestal, T 061 921 91 71,<br />
F 061 921 68 70<br />
spbl@magnet.ch<br />
Interner Redaktionsschluss:<br />
27. Juli 2005<br />
JUNI 2005<br />
HÖHERE KINDERZULAGEN<br />
Die <strong>SP</strong> Baselland setzt Zeichen<br />
Voraussichtlich am 25. September<br />
kommt die Initiative der <strong>SP</strong> Baselland<br />
«Höhere Kinderzulagen für<br />
alle» vor das Volk. Der Initiative<br />
wird ein Gegenvorschlag in Form<br />
eines Familienzulagengesetzes<br />
gegenübergestellt. Die <strong>SP</strong> wird<br />
sich für ein doppeltes Ja in der<br />
Abstimmung engagieren.<br />
VON THOMAS ZELLMEYER<br />
Wer sich für eine fortschrittliche Familienpolitik<br />
einsetzt, braucht bisweilen<br />
einen langen Atem. So biegt<br />
nun nach etlichen Verzögerungen die<br />
<strong>SP</strong>-Initiative «Höhere Kinderzulagen<br />
für alle» auf die Zielgerade ein.<br />
Ein weiter Weg bis zur Abstimmung<br />
Blenden wir zurück: Am 19. März<br />
2002 wurde die Initiative «Höhere<br />
Kinderzulagen für alle» lanciert. Bereits<br />
im November 2002 konnte sie<br />
eingereicht werden. Danach aber begann<br />
das lange Warten. Die Initiative<br />
hätte innert zweier Jahre den Stimmbürgerinnen<br />
und Stimmbürgern vorgelegt<br />
werden müssen. Einer Verlängerung<br />
der Behandlungsfrist stimmte<br />
die <strong>SP</strong> allerdings zu, weil ein Gegenvorschlag<br />
in Form eines Familienzulagengesetzes<br />
erarbeitet wurde. Die<br />
erste Lesung dieses Gesetzes fand im<br />
Landrat am 26. Mai 2005 statt.<br />
SAMSTAG, 18. JUNI<br />
Wir sind die <strong>Schweiz</strong>! <strong>Schweiz</strong>erische<br />
Grossdemo zum Flüchtlingstag 14.00<br />
Uhr, Waisenhausplatz, Bern<br />
Fraktionsausflug der <strong>SP</strong>-Landratsfraktion<br />
und Feier zur Wahl von Eric Nussbaumer<br />
zum Landratspräsidenten,<br />
Frenkendorf, gemäss Einladung<br />
DONNERSTAG, 23. JUNI<br />
Delegiertenversammlung der <strong>SP</strong> Basel-Stadt,<br />
Kultur- und Begegnungszentrum<br />
Union, Basel, 20 Uhr<br />
MITTWOCH, 6. JULI<br />
<strong>SP</strong> Bar. Jeder 1. Mittwoch im Monat:<br />
Barbetrieb am Heuberg 40, 18–21<br />
Uhr<br />
regional<br />
Gutes Gesetz dank Druck<br />
der Initiative<br />
Die <strong>SP</strong> Baselland begrüsste bereits<br />
in der Vernehmlassung das Familienzulagengesetz.<br />
Wichtige Anliegen<br />
der Initiative wie die Übernahme des<br />
Grundsatzes «Ein Kind = eine volle<br />
Zulage» und die Einführung eines<br />
Lastenausgleichs zwischen den Familienausgleichskassen<br />
wurden im<br />
Gesetz erfüllt. Der Druck der Initiative<br />
hatte somit bereits<br />
bei der Ausarbeitung<br />
dieses Gesetzes Wirkung<br />
erzielt. Nicht<br />
zufrieden ist die <strong>SP</strong><br />
Baselland allerdings<br />
mit der Höhe der<br />
Kinderzulagen. Der<br />
Entwurf der Regierung<br />
sah sogar noch<br />
vor, die Zulagen auf<br />
der geltenden Höhe<br />
zu belassen (170<br />
Franken Kinderzulage, 190 Franken<br />
Ausbildungszulage). Im Landrat ist<br />
inzwischen eine Erhöhung auf 200<br />
bzw. 220 Franken erreicht worden,<br />
dies dank den vereinten Kräften von<br />
<strong>SP</strong>, CVP und Grünen. Die SVP und<br />
die FDP stemmten sich als einzige<br />
Parteien dagegen. Von ihnen wird es<br />
abhängen, ob das Gesetz im Herbst<br />
AGENDA<br />
«Dank der <strong>SP</strong>-<br />
MONTAG, 15. AUGUST<br />
Parteivorstand <strong>SP</strong> Basel-Stadt, Gewerkschaftshaus,<br />
Sitzungszimmer<br />
vpod, 3. Stock, 20 Uhr<br />
DONNERSTAG, 18. AUGUST<br />
Delegiertenversammlung der <strong>SP</strong> Baselland<br />
mit Parolenfassung für die<br />
Abstimmungen vom 25. September<br />
2005, Lausen, Gemeindesaal, 20 Uhr<br />
DONNERSTAG, 25. AUGUST<br />
Delegiertenversammlung der <strong>SP</strong> Basel-Stadt,<br />
Kultur- und Begegnungszentrum<br />
Union, Basel, 20 Uhr<br />
Initiative ist ein<br />
gutes Gesetz<br />
verabschiedet<br />
worden.»<br />
12<br />
überhaupt zur Abstimmung kommt<br />
oder vielleicht doch noch die nötige<br />
4<br />
/5-Mehrheit im Landrat schafft. Die<br />
<strong>SP</strong> Baselland kann mit der Verhandlung<br />
im Landrat zufrieden sein. Dank<br />
ihrer Initiative ist ein gutes Gesetz<br />
verabschiedet worden, das auch eine<br />
moderate Erhöhung der Kinderzulagen<br />
mit sich bringt.<br />
Zweimal Ja für höhere Kinderzulagen<br />
Kommen die Initiative «Höhere Kinderzulagen<br />
für alle» und das Familienausgleichsgesetz<br />
im September zur<br />
Abstimmung, wird die <strong>SP</strong> Baselland<br />
eine Kampagne für ein doppeltes Ja<br />
führen. Das Familienzulagengesetz<br />
bringt entscheidende Verbesserungen.<br />
Noch immer aber bleibt der<br />
Kanton Basel-Landschaft im gesamtschweizerischen<br />
Vergleich bezüglich<br />
der Kinderzulagen<br />
knauserig. Substanziell<br />
höhere Kinderzulagen<br />
sind nur mit<br />
der <strong>SP</strong>-Initiative «Höhere<br />
Kinderzulagen<br />
für alle» zu haben.<br />
In jedem Fall aber<br />
wird deutlich: Die<br />
Initiative ist bereits<br />
jetzt zu einem Erfolg<br />
geworden. Ihr ist zu<br />
verdanken, dass der<br />
Kanton Basel-Landschaft ein brauchbares<br />
Fami lienzulagengesetz erhalten<br />
hat. Die <strong>SP</strong> Baselland hat damit<br />
ihre Pionierrolle in der Baselbieter<br />
Familienpolitik eindrücklich unter<br />
Beweis gestellt.<br />
Thomas Zellmeyer ist Parteisekretär der <strong>SP</strong><br />
Baselland.<br />
SAMSTAG, 3. SEPTEMBER<br />
Europatag der <strong>SP</strong> Baselland, Bildungsveranstaltung<br />
zur aktuellen Europapolitik<br />
am Morgen, am Nachmittag<br />
Politcafé mit Bundesrätin Micheline<br />
Calmy-Rey, 13.30–15.30 Uhr<br />
HINWEIS<br />
Vom Montag 8. August bis und mit<br />
Freitag 12. August 05 ist das Sekretariat<br />
der <strong>SP</strong> Basel-Stadt wegen Ferien<br />
geschlossen.
13 regional links.bs/bl<br />
JUNI 2005<br />
BERGÜNER IMPRESSIONEN<br />
Bericht vom 2. Bergüner Forum<br />
Das 2. Bergüner Forum war ein<br />
Erfolg. Spannend im politischen<br />
Teil, entspannend auf der persönlichen<br />
Ebene.<br />
VON T. ZELLMEYER UND P. HOWALD<br />
Auch die Zweitauflage des Bergüner<br />
Forums brachte diese Mischung,<br />
die wir bereits bei der Premiere vor<br />
einem Jahr so geschätzt haben: eine<br />
ungezwungene und doch fundierte<br />
Auseinandersetzung mit einem politisch<br />
wichtigen Thema, entspanntes<br />
Diskutieren und Zusammensein in<br />
stimmungsvoller Umgebung, genügend<br />
zeitliche Freiräume für Begegnungen<br />
und Erholung. Nicht zuletzt<br />
schätzen wir am Bergüner Forum<br />
auch diesen Blick über den tagespolitischen<br />
Tellerrand hinaus, diese Gelegenheit,<br />
sich unabhängig von Schengen,<br />
Kinderzulagen oder Bürgergemeindewahldebatten<br />
auf das Grundsätzliche<br />
unserer Politik zu besinnen.<br />
Die Gelegenheit, sich die Frage zu<br />
stellen, die banal scheint und doch<br />
wichtig ist: Warum sind wir alle SozialdemokratInnen,<br />
was verbindet uns,<br />
warum und wozu stehen wir auf die<br />
Strassen und verteilen unsere Flyer.<br />
Geschichte und: wie machen es<br />
die anderen?<br />
Spannend dabei war der Blick zurück<br />
in die Geschichte der <strong>SP</strong>-Programmdiskussionen,<br />
den Tobias Kästli<br />
machte. Kästli erzählte über die<br />
Programmdiskussionen in den 30erund<br />
40er-Jahren rund um Nationalrat<br />
Bringolf, ehemaliger Kommunist. In<br />
dieser Phase zielte die <strong>SP</strong> auf das Erobern<br />
der Mehrheit im Land. Dieses<br />
Ziel wurde mit dem Entstehen der<br />
Zauberformel und der Konkordanzdemokratie<br />
aufgegeben. Eindrücklich<br />
war ein aktuelles Beispiel der<br />
<strong>SP</strong> Münchenbuchsee. Dabei wurde<br />
untersucht: Wie wird die <strong>SP</strong> wahrgenommen?<br />
Das Ergebnis war überraschend:<br />
Die <strong>SP</strong> wird nicht als Regierungspartei<br />
wahrgenommen, weil sie<br />
immer noch als wirtschaftsfeindliche<br />
Partei angesehen wird.<br />
Horizonterweiternd war der Blick<br />
über den <strong>Schweiz</strong>er Gartenhag hinaus<br />
zu unseren sozialdemokratischen<br />
Schwesterparteien im Referat von<br />
Kaspar Sutter. Er warf den Blick über<br />
die Grenzen und zeigte auf, welchen<br />
Ruf beispielsweise die Regierung von<br />
Tony Blair in der <strong>SP</strong> <strong>Schweiz</strong> hat. Blair<br />
schaffte in seiner Regierungstätigkeit<br />
eine Umverteilung der Mittel von<br />
oben nach unten. Grossbritannien<br />
Referent Tobias Kästli. Entspannender Spaziergang zwischen den Modulen.<br />
habe die tiefste Arbeitslosenquote<br />
seit 27 Jahren. Trotz Irakkrieg stehe<br />
Blair vor der dritten Amtszeit. Anders<br />
sehe es in Deutschland aus, wo<br />
eine Abwahl von Rot-Grün drohe.<br />
Die Vergleiche zeigten, dass die <strong>SP</strong><br />
<strong>Schweiz</strong> in Europa eine kleine Rolle<br />
spiele. Sein Referat beinhaltete auch<br />
einen Teil zum Wählerpotenzial, das<br />
für die <strong>SP</strong> bei etwa bei 35 Prozent liegen<br />
könnte. Dieses werde nicht ausgeschöpft,<br />
im Gegensatz zur SVP, die<br />
von möglichen 28 Prozent fast alles<br />
abhole.<br />
Inhalte statt Homestory<br />
Belebend schliesslich der Blick von<br />
aussen, den Regula Stämpfli auf unsere<br />
Partei warf. Stämpfli nahm die<br />
Ausführungen von Kästli auf und<br />
kommentierte, dass die <strong>SP</strong> eigentlich<br />
immer die gleich hohen Wähleranteile<br />
habe, Programmdiskussionen hin<br />
oder her. Damit machte sie klar, dass<br />
sich die <strong>SP</strong> mit sich selber beschäftigt,<br />
ohne dass diese Auseinandersetzung<br />
für die Wahlergebnisse relevant<br />
wären. Spannend waren auch ihre<br />
Ausführungen zur Mediendemokratie.<br />
Die Macht der Medien würde<br />
vielfach unterschätzt. Einerseits<br />
brauche es Köpfe, die Themen transportierten,<br />
andererseits passiere es,<br />
dass die Medien Persönlichkeiten in<br />
den Vordergrund stellten und nicht<br />
deren Kompetenzen. Die <strong>Schweiz</strong>er<br />
Illustrierte und andere Medien arbeiten<br />
auf der Ebene von Homestories<br />
und mutieren PolitikerInnen zu<br />
Servelatprominenz. Sie ermutigte die<br />
GenossInnen, sich nicht als Privatpersonen<br />
zu verkaufen, sondern statt<br />
dessen zu versuchen, Medien mit<br />
Themen zu konfrontieren. PolitikerInnen<br />
könnten ihren Auftritt selber<br />
steuern. Der Suche der Medien nach<br />
verständlichen, einfachen Botschaften<br />
könne mit verständlicher, klarer<br />
oder auch konfrontativer Sprache<br />
begegnet werden.<br />
Speziell im System <strong>Schweiz</strong> der direkten<br />
Demokratie sei, dass niemand<br />
wirklich die Verantwortung übernehme.<br />
Das System erlaube es nicht, dass<br />
ein politischer Faktor die Gestaltung<br />
des Landes übernehme.<br />
BILDER: GABY TANNER<br />
Mit Bezug zur SVP-Politik, die<br />
darauf abstütze, dass das Volk immer<br />
Recht habe, zeigte Regula Stämpfli<br />
auf, dass es übergeordnete Werte<br />
gibt, wie Gerechtigkeit. Sie appellierte<br />
an die Verantwortung der <strong>SP</strong>, diese<br />
Werte zu verteidigen.<br />
Ob die Konkordanzdemokratie<br />
oder die Systeme von Grossbritannien<br />
und Deutschland besser sind,<br />
blieb offen. Bei allen drei ReferentInnen<br />
schimmerten unterschiedliche<br />
Präferenzen aber durch.<br />
Tiefgang und Abendbuffet<br />
Schön aber auch: die vielen Gespräche<br />
am Rande, das feine Abendbuffet,<br />
die ausgedehnten Spaziergänge.<br />
Das Bergüner Forum 05 zeigte einmal<br />
mehr auf, dass politischer Tiefgang<br />
und Genuss kein Widerspruch<br />
sein müssen. Auf jeden Fall nicht bei<br />
der <strong>SP</strong>.<br />
Thomas Zellmeyer und Peter Howald sind<br />
die Sekretäre der <strong>SP</strong> Basel-Landschaft und<br />
Basel-Stadt.
links.bs/bl<br />
JUNI 2005<br />
regional<br />
14<br />
HINTERBANK<br />
WIR SIND<br />
EUROPAFÄHIG!<br />
VON SUSI TWELVEPOINTS<br />
Die <strong>Schweiz</strong> ist europafähig!<br />
Unsere grossen Nachbarländer –<br />
Motoren der europäischen Einigung<br />
– weit abgeschlagen hinter<br />
uns! Klare Voten für die <strong>Schweiz</strong><br />
von den neuen EU-Ländern im<br />
Osten. Und die <strong>Schweiz</strong> verschenkt<br />
ihre Punkte mit nobler<br />
Geste an die Staaten des Balkans<br />
– bis anhin kaum Zielgebiet nationaler<br />
Integrationsbemühungen.<br />
Wem haben wir dies zu verdanken?<br />
Der bereits vorgezogenen<br />
Personenfreizügigkeit mit<br />
den neuen EU-Mitgliedstaaten<br />
im Baltikum. Sämtliche Bemühungen<br />
der SVP, dieses Geschäft<br />
im September zu torpedieren,<br />
sind bereits gescheitert. Vier<br />
estnische Gastarbeiterinnen<br />
pflücken nicht als unterbezahlte<br />
Saisonarbeiterinnen im Hochsommer<br />
Kirschen im Baselbiet,<br />
sondern bringen uns zurück auf<br />
die Landkarte des guten europäischen<br />
Musikgeschmackes. Zuvor<br />
essen sie im Mai für die Fotografen<br />
Raclette und erbringen den<br />
speditiven und totalen Integrationsbeweis.<br />
Da spielt es keine<br />
Rolle, dass wir dieses Machwerk<br />
einem nicht ganz lupenreinen<br />
Produzenten deutscher Provenienz<br />
verdanken. Das einheimische<br />
Schaffen, in den vergangenen<br />
Jahren mit grossen Anstrengungen,<br />
aber letztlich erfolglos<br />
vorgetragen von einheimischen<br />
Megastars wie Piero, Gunvor<br />
oder Francine Jordi, ist im Rückzug<br />
begriffen. Europa hat ein Bekenntnis<br />
abgelegt für die weltoffene<br />
<strong>Schweiz</strong>!<br />
Schengen/Dublin? Makulatur<br />
der Geschichte! Europa ist über<br />
Satelliten medial längst vernetzt.<br />
Selbst AUNS und SVP sind nicht<br />
in der Lage, mit noch so strengen<br />
Grenzkontrollen die europäische<br />
Musikproduzentenmafia, welche<br />
uns gemäss Auffassung der<br />
letzten verbliebenen Alt-Linken<br />
musikalisch bis zur Erschöpfung<br />
zu zermürben versucht, aufzuhalten.<br />
Suzie Twelvepoints.<br />
DAS THEMA<br />
MIGRATIONS-LINKSRUTSCH<br />
Zu den Resultaten der Wahlen in die Basler Bürgergemeinde<br />
Die Linke in Feststimmung<br />
Die <strong>SP</strong> hat gewonnen. Bei den<br />
Wahlen in die Basler Bürgergemeinde<br />
konnten 3 Sitze dazugewonnen<br />
werden. Stark abgeschnitten<br />
haben die MigrantInnen<br />
türkischer Herkunft. Jetzt fordert<br />
die <strong>SP</strong> drei Sitze im Bürgerrat.<br />
VON NICOLE AMACHER<br />
46 623 Stimmberechtigte, davon<br />
26 880 Frauen, 19 743 Männer haben<br />
entschieden. Bei einer Stimmbeteiligung<br />
von 46 Prozent, für Bürgergemeinderatswahlen<br />
eine hohe<br />
Stimmbeteiligung, wurden zwölf <strong>SP</strong>-<br />
BürgergemeinderätInnen gewählt.<br />
Davon sind sieben Frauen und fünf<br />
Männer.<br />
Bernadette Herzog (bisher), Mehmet<br />
Kabakci, Eda Ilkhan, Mehtap<br />
Tosun, Ali Göktas, Christine Bürgin<br />
(bisher), Mehmet Turan (bisher),<br />
Patrick Loeb (bisher), Raffaella Kristmann<br />
(bisher), Leonhard Burckhardt,<br />
Lilli Strassmann (bisher), Christa<br />
Zweiacker (bisher) – das sind unsere<br />
alten und neuen BürgergemeinderätInnen.<br />
4 neue links-grüne Sitze<br />
Die Sitzverteilung: <strong>SP</strong> bisher 9,<br />
neu 12; FDP bisher 6, neu 5; LDP 6<br />
(gehalten), VEW bisher<br />
2, neu 1 Sitz; CVP<br />
5 (gehalten), Grünes<br />
Bündnis bisher 3, neu<br />
4; <strong>Schweiz</strong>er Demokraten,<br />
bisher 1, neu<br />
nicht mehr vertreten;<br />
D<strong>SP</strong> bisher 4, neu 3;<br />
SVP bisher 3, neu 4,<br />
Linke Liste bisher 1, neu nicht mehr<br />
vertreten. Die Gewinne der Linken<br />
gehen auf Kosten der Mitte.<br />
Neu stehen 16 links-grüne 24<br />
mitte-bürgerlichen Parlamentsmitgliedern<br />
gegenüber.<br />
Drei von sieben<br />
Sitzen ist der<br />
Anspruch.<br />
BILD: ROLF KELLER<br />
MigrantInnen stark<br />
Fazit dieser Wahl: Das Potenzial der<br />
türkischen MigrantInnen ist gross.<br />
Die Zusammenarbeit mit Basler<br />
MigrantInnen wurde vor einigen Jahren<br />
von Sekretariat und Präsidium<br />
lanciert und erfolgreich umgesetzt.<br />
Schon bei den Grossratswahlen<br />
wurde klar, dass die Migrationsgruppierung<br />
stark vernetzt und politisch<br />
aktiv ist. Die Wahl von fünf MigrantInnen<br />
in die Bürgergemeinde ist als<br />
bahnbrechend zu bezeichnen.<br />
Damit konnte eine uralte Forderung<br />
der <strong>SP</strong> eingelöst werden. Das<br />
Wahl- und Stimmrecht für MigrantInnen<br />
ohne <strong>Schweiz</strong>er<br />
Pass wurde von<br />
der bürgerlichen<br />
Verfassungs fraktion<br />
aus der Verfassung<br />
gekippt. Wenn die<br />
eingebürgerten MigrantInnen<br />
sich parteipolitisch<br />
einbinden,<br />
werden sie zum Machtfaktor im<br />
Kanton. Es wird Zeit, dass die 29,2<br />
Prozent der BewohnerInnen des Kantons<br />
ihre Heimat mitgestalten.<br />
Forderung nach drei <strong>SP</strong>-Bürgerratssitzen<br />
Seit Jahren wird der <strong>SP</strong> ein zweiter<br />
Sitz im Bürgerrat verwehrt. Die <strong>SP</strong><br />
war bisher mit Bernadette Herzog<br />
vertreten. Jetzt ist offensichtlich, dass<br />
die <strong>SP</strong> Anspruch auf weitere Sitze im<br />
Bürgerrat hat. Drei von sieben ist<br />
der Anspruch. Es stehen viele qualifizierte<br />
KandidatInnen bereit.<br />
Nicole Amacher ist Parteisekretärin der <strong>SP</strong><br />
Basel-Stadt.