Versorgung mit Hilfsmitteln zur Schaffung von Kontinenz - ASbH
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<strong>Versorgung</strong> <strong>mit</strong> Hilfs<strong>mit</strong>teln<br />
<strong>zur</strong> <strong>Schaffung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kontinenz</strong><br />
Sabine Ruschpler<br />
Expertin in eigener Sache, <strong>Kontinenz</strong>beraterin,<br />
politische Interessenvertretung <strong>von</strong> Menschen<br />
<strong>mit</strong> Behinderung, Hamburg
Definition <strong>von</strong> Behinderung:<br />
§2 Abs. 1 Sozialgesetzbuch Neuntes Buch, SGB<br />
IX, liefert eine Definition des Begriffs<br />
Behinderung:
Menschen sind behindert, wenn ihre<br />
körperlichen Funktionen,<br />
geistigen Fähigkeiten oder<br />
seelische Gesundheit<br />
<strong>mit</strong> hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs<br />
Monate <strong>von</strong> dem für das Lebensalter typischen<br />
Zustand abweichen<br />
und daher ihre Teilhabe am Leben in der<br />
Gesellschaft beeinträchtigt ist.<br />
Sie sind <strong>von</strong> Behinderung bedroht, wenn die<br />
Beeinträchtigung zu erwarten ist.
§2 SGB IX lehnt sich <strong>mit</strong> dieser Definition<br />
der Behinderung an die internationalen<br />
Standards der WHO,<br />
insbesondere an den <strong>von</strong> der<br />
Weltgesundheitsorganisation verwendeten<br />
Begriff der Gesundheit an.<br />
Da<strong>mit</strong> wird die Möglichkeit der Teilnahme<br />
bzw. Teilhabe an unterschiedlichen<br />
Lebensbereichen in den Mittelpunkt gerückt,<br />
neben der Berücksichtigung <strong>von</strong><br />
körperlichen, seelischen oder geistigen<br />
Defiziten.
Was unterscheidet die<br />
Behinderung <strong>von</strong> der Krankheit:<br />
Eine Krankheit ist ein Zustand des Körpers oder Geistes,<br />
der eine ärztliche Heilbehandlung erfordert.<br />
Unerheblich ist, ob an bestimmten Lebensbereichen<br />
teilgenommen werden kann.<br />
Eine Behinderung hingegen hat Beschränkungen im<br />
sozialen Leben <strong>zur</strong> Folge und bedeutet funktionelle<br />
Einschränkungen.<br />
In der Regel ist eine Behinderung zwar die Folge einer<br />
Krankheit, das ist jedoch nicht zwingend.
Behinderung verlangt also einen regelwidrigen Zustand in<br />
den körperlichen, geistigen oder seelischen Funktionen, wie<br />
sie im Normalfall, dem Alter entsprechend, vorhanden sind.<br />
Es muss also nicht nur ein vom Normalen abweichender<br />
Zustand vorhanden sein, dieser muss auch eine<br />
Funktionsstörung nach sich ziehen.<br />
Diese Funktionsbeeinträchtigung muss chronisch, also länger<br />
als sechs Monate andauern bzw. andauern werden.
Die Funktionsstörungen müssen zudem die Teilhabe am<br />
gesellschaftlichen Leben beeinträchtigen.<br />
Welcher Lebensbereich betroffen ist, ist unerheblich.<br />
Insbesondere ist keine Beeinträchtigung im Berufsleben<br />
erforderlich.<br />
Zwar liegt der Hauptzweck des SGB IX im Schutz der<br />
Schwerbehinderung am Arbeitsplatz, es verfolgt jedoch den Schutz<br />
aller Schwerbehinderten in allen Lebensbereichen.<br />
Schwerbehindert kann also jeder sein.<br />
,
Definition Hilfs<strong>mit</strong>tel:<br />
Hilfs<strong>mit</strong>tel sind sächliche, medizinische Leistungen,<br />
also Sachen, die durch<br />
ersetzende,<br />
unterstützende oder<br />
entlastende<br />
Wirkung den Erfolg der Behandlung sichern oder die Überwindung<br />
<strong>von</strong> körperlichen Behinderungen ermöglichen.<br />
Dazu gehören die Erst- und Ersatzbeschaffung, Änderung,<br />
Instandsetzungen <strong>von</strong> Hilfs<strong>mit</strong>tel sowie die Ausbildung in ihrem<br />
Gebrauch.<br />
Hilfs<strong>mit</strong>tel unterscheiden sich da<strong>mit</strong> klar <strong>von</strong> Heil<strong>mit</strong>teln, die<br />
persönliche, medizinische Leistungen, also Dienstleistungen sind.
Verordnung:<br />
Bei der Verordnung <strong>von</strong> Hilfs<strong>mit</strong>teln sind die<br />
"Hilfs<strong>mit</strong>tel-Richtlinien"<br />
des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen<br />
zu beachten.<br />
Diese Richtlinien regeln im wesentlichen positiv,<br />
welche Hilfs<strong>mit</strong>tel zu Lasten der Krankenkassen<br />
verordnungsfähig sind.<br />
Eine Budgetierung wie sie für Arznei-, Verband- und<br />
Heil<strong>mit</strong>tel aufgrund des SGB Vgilt,<br />
gibt es für die Verordnung <strong>von</strong> Hilfs<strong>mit</strong>teln nicht.
Dennoch ist es erforderlich, entsprechend dem allgemeinen<br />
Wirtschaftlichkeitsgebot notwendige Hilfs<strong>mit</strong>tel<br />
möglichst kostengünstig zu verordnen und die Patienten auf<br />
eine möglichst kostengünstige Bezugsquelle hinzuweisen.<br />
Aus diesem Grund ist beispielsweise die Verordnung <strong>von</strong><br />
Maßanfertigungen nicht zulässig, wenn die <strong>Versorgung</strong> <strong>mit</strong><br />
Fertigartikeln denselben Zweck erfüllt.<br />
Die Angabe bestimmter Firmen oder Markenbezeichnungen<br />
sollten bei der Verordnung <strong>von</strong> z. B.<br />
Krankenunterlagen,Urinauffangbeuteln und Kathetern in der<br />
Regel nicht erfolgen.
Zuzahlung:<br />
Grundsätzlich sind für alle Hilfs<strong>mit</strong>tel Zuzahlungen in<br />
Höhe <strong>von</strong> 10 % desAbgabepreises zu bezahlen;<br />
mindestens 5 €,<br />
höchstens jedoch 10 €,<br />
allerdings nicht mehr als die tatsächlichen Kosten.<br />
Bei zum Verbrauch bestimmten Hilfs<strong>mit</strong>teln (wie z.<br />
B. Infusionsbestecke, Trachealkanülen, Windeln und<br />
Vorlagen, Blasenkatheter, Urinauffangbeutel, Stomaartikel<br />
usw.) ist die Zuzahlung auf höchstens 10 € je Indikation<br />
und Monat begrenzt.
Bedeutung <strong>von</strong> Inkontinenz<br />
gehört zu den Einschränkungen bei Spb als neurologische<br />
Erkrankung<br />
ist ein gesellschaftliches Tabuthema<br />
beeinflusst die Lebensqualität der Betroffenen und<br />
Angehörigen<br />
stellt uns vor medizinische, psychosoziale und<br />
finanzielle Probleme
<strong>Schaffung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kontinenz</strong> durch<br />
Hilfs<strong>mit</strong>tel:<br />
-kann unabhängig kompensiert werden ===> <strong>Schaffung</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Kontinenz</strong> ohne personelle Hilfe<br />
-oder abhängig kompensiert werden ===> <strong>Schaffung</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Kontinenz</strong> durch personelle Hilfe<br />
In beiden Fällen ist die Wahl des richtigen Hilfs<strong>mit</strong>tels<br />
erforderlich.<br />
Welches Hilfs<strong>mit</strong>tel gewählt wird liegt in der Selbstbestimmung<br />
des Selbstbetroffenen!
<strong>Schaffung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kontinenz</strong> durch<br />
Hilfs<strong>mit</strong>tel:<br />
-kann unabhängig kompensiert werden ===> <strong>Schaffung</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Kontinenz</strong> ohne personelle Hilfe<br />
-oder abhängig kompensiert werden ===> <strong>Schaffung</strong> <strong>von</strong><br />
<strong>Kontinenz</strong> durch personelle Hilfe<br />
In beiden Fällen ist die Wahl des richtigen Hilfs<strong>mit</strong>tels<br />
erforderlich.<br />
Welches Hilfs<strong>mit</strong>tel gewählt wird, liegt in der<br />
Selbstbestimmung des Selbstbetroffenen!
Hilfs<strong>mit</strong>telarten<br />
funktionell anatomische:<br />
Katheterstöpsel, Analtampons<br />
Toilettenhilfen:<br />
Urinflasche<br />
Toilettenstuhl<br />
aufsaugende Systeme:<br />
anatomisch geformte Einlagen<br />
Vorlagen<br />
Windeln<br />
Pants, Slips<br />
Penistaschen<br />
ableitende Systeme:<br />
Dauerkathetersysteme<br />
Einmalkatheter (ISK)<br />
Kondomurinale<br />
Stomaartikel
Anforderungen an Hilfs<strong>mit</strong>tel und deren<br />
Nutzung<br />
Toilette sollte wenn notwendig Haltegriffe haben.<br />
Das Waschbecken sollte in der Nähe sein.<br />
Auf das Vorhandensein <strong>von</strong> Mülleimern achten.<br />
Urinflasche: leicht<br />
nicht aus Glas<br />
verschließbar<br />
gut zu reinigen<br />
Halterung
Dauerkatheter: -erfolgt immer nach ärztlicher Anordnung<br />
-kann Suprapubisch oder Transurethal erfolgen<br />
-für steriles Arbeiten gibt es DK-Wechselsets<br />
-Infektgefahr<br />
-Einschränkungen im Alltag<br />
-oft Doppelversorgung notwendig<br />
-grundsätzlich sterile Beutelversorgung <strong>mit</strong>:<br />
längerer Verbleib<br />
-Antireflux<br />
-stabile, reißfest, geruchsdicht<br />
-transparent<br />
-<strong>mit</strong> einer Skala versehen sein<br />
-ein Ablassventil haben<br />
-Halterungen am Bein und fürs Bett
Einmalkatheter: mehrmals täglich <strong>zur</strong> restharnfreien<br />
Entleerung der Blasenkatheter nach:<br />
-Blasendruck<br />
-nach Zeitvorgabe<br />
-jeweils nur einmaliger Gebrauch<br />
-gibt fertige Systeme<br />
-über Ch und Art des Systems entscheidet<br />
der Urologe
Kondomurinale: -speziell für die Urinableitung des Mannes<br />
-<strong>zur</strong> <strong>Schaffung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kontinenz</strong> zwischen dem<br />
ISK<br />
-bestehen aus Latex oder Silikon<br />
-zusätzlich Urinauffangbeutel <strong>mit</strong> unterschiedlicher<br />
Schlauchlänge,<br />
<strong>mit</strong> und ohne Ablauf<br />
-<strong>mit</strong> verschiedenen Füllmengen<br />
-Beutel können unsteril sein<br />
-die Halterung erfolgt <strong>mit</strong> Beinbeutelbändern<br />
-unbedingt die genaue Größe festlegen<br />
(<strong>mit</strong> speziellem Maßband)<br />
-gibt verschiedene Arten <strong>von</strong> Kondomen:
Kondomurinale: -selbstklebende<br />
-<strong>mit</strong> Haftstreifen<br />
-<strong>mit</strong> Hautkleber<br />
-unterschiedlich langen Klebe-und Pufferzonen<br />
Bei zusätzlichem ISK muss frisches Kondom verwendet<br />
werden.<br />
Ansonsten ist eine Tragezeit <strong>von</strong> 24 h angezeigt.
aufsaugendende Systeme:<br />
-Art des System richtet sich nach der Art und dem Schweregrad<br />
der Inkontinenz:<br />
Keine Überversorgung!!!<br />
anatomisch geformte Vorlagen<br />
Windeln<br />
Pants<br />
Penistaschen<br />
Wichtig: schnelle und hohe Saugfähigkeit<br />
Bindung der Flüssigkeit<br />
Auslaufschutz<br />
Keine Rücknässung===> Hautschutz
Notwendiges Zubehör<br />
Wäscheschutz<br />
Einmalwaschlappen<br />
Feuchtpflegetücher<br />
Einmalhandschuhe<br />
Entsorgungsbeutel<br />
Händedesinfektions<strong>mit</strong>tel<br />
Hautdesinfektions<strong>mit</strong>tel<br />
Hautpflegeprodukte==> Hautprobleme sind häufige<br />
Komplikation bei Inkontinenz