Jahresbericht 2010 - Deutsche Alpenvereinssektion Berchtesgaden

Aus dem Archiv -
Karl Komposch zum 90. Geburtstag
„Ein paar Tipps geb’ ich Ihnen gern, aber mitarbeiten kann ich nicht, ich hab genug
zu tun!” sprach Karl Komposch, Archivleiter der Gemeinde Ramsau auf meine
Bitte um ideelle Unterstützung, warf einen kritischen Blick auf unser nagelneues
Sektionsarchiv im Bergsteigerhaus Ganz und auf meine Person. Das war 1992, seitdem
arbeiten wir zusammen. Der Karl brachte nicht nur seine Erfahrung beim Aufbau
eines Archivs ein - er kannte vor allem, im Gegensatz zu mir, die in den Akten
erwähnten Personen, lieferte Hintergrundinformationen und gelegentlich erzählte
er auch G’schichtln. Seine spezielle Art des Geschichtsunterrichts und sein Humor
waren für mich als Quereinsteigerin, die sich leichtfertig auf das Sektionsarchiv
eingelassen hatte, eine große Hilfe. Vorteilhaft für unsere Arbeit war außerdem seine
über Jahrzehnte dauernde aktive Zeit bei der Bergwacht Ramsau in unterschiedlichen
Funktionen (vom Bereitschaftsleiter bis zum Abschnittsleiter Bergwacht
Chiemgau und Mitglied im Landesausschuss) und das dabei erworbene Wissen.
Der Karl konzentrierte sich besonders auf die umfangreichen Verwaltungsakten
von Kehlsteinhaus, Purtschellerhaus und Kärlingerhaus, er hat sie gesichtet, reduziert
und geordnet. Zur Ergänzung der Unterlagen beschafften wir weiteres Material,
wie Zeitungsberichte, Fotos oder sonstige Dokumente. Hatten wir genügend
Stoff, entstand daraus ein Artikel für den (längst eingestellten) „Marktboten” des
Berchtesgadener Anzeigers. Unser erstes gemeinsames Werk übrigens war ein Artikel
über die Bezoldhütte am Toten Mann, den Frau Ditta Gertler, die Redakteurin
des „Marktboten”, in zeitungsgerechte Form brachte. Die nachfolgenden Hüttengeschichten
stammten dann aus unserer Feder.
Das Sammeln von Presseberichten über die Sektion und das alpine Geschehen in
Berchtesgaden gehört zu den Archivarbeiten, denen sich der Karl mit viel Geduld
bis heute widmet und er führt die „Alpine Chronik” fort, die in unseren Festschriften
die wichtigen Ereignisse rund um das Bergsteigen festhält. Erinnern möchte ich
auch daran, dass er an der Bergopfer-Gedenkkapelle St. Bernhard auf Kühroint tatkräftig
mitgewirkt hat.
Nachdem der Karl nun nicht mehr der allerjüngste ist - seinen 90. Geburtstag feierte
er im Oktober 2010 - geht er die Archivarbeit ein wenig ruhiger und meist von
zu Hause aus an. Aber er ist immer noch der Alte, am Tagesgeschehen interessiert,
nach wie vor wissbegierig und einem kleinen politischen Disput nicht abgeneigt.
Bärbel Sigl
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