Jahresbericht 2010 - Deutsche Alpenvereinssektion Berchtesgaden
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indem man die Fähre von Sassnitz nach Klaipeda wählt, anstatt nach Vilnius (oder im<br />
Sommer nach Palanga) zu fliegen.<br />
Nur eines kann man auf der Nehrung nicht, nämlich sich ernsthaft verirren, denn die<br />
lange Halbinsel zwischen dem Haff im Osten und der Ostsee im Westen ist höchstens<br />
4 km breit. Wenn man vom Strand aus die Hügelkette überquert, die das „Rückgrat”<br />
der Nehrung bildet, trifft man daher überall schnell auf die Fernstraße, die von Smiltyne<br />
im Norden zur russischen Grenze im Süden und von da weiter nach Kaliningrad<br />
führt. Parallel zur Straße verläuft als zusätzliche Landmarke eine Stromleitung.<br />
Das einzige Orientierungsproblem besteht darin, dass die Querwege vom Strand zur<br />
Straße nicht beschildert sind, so dass man manchmal nicht erkennen kann, ob sie zu<br />
einem Ort führen, zu einer (oft recht isoliert liegenden) Ferienkolonie oder nur zu einem<br />
einzelnen Haus.<br />
Im Mai <strong>2010</strong> habe ich eine witzige Lösung für dieses Problem entdeckt, nämlich heimfliegende<br />
Kormorane als Navi-Ersatz zu benutzen. Ich war von Norden unterwegs nach<br />
Juodkrante (früher Schwarzort) und bemerkte auf einmal, dass immer wieder Kormoranscharen<br />
schräg über das Meer die Küste anflogen und zur Haffseite hin verschwanden.<br />
Ich erinnerte mich, dass sich knapp südlich von meinem Zielort eine riesige Vogelkolonie<br />
befindet, in der neben einigen Hundert Graureihern auch über 1.000 Kormoranpaare<br />
brüten. Kormorane sind sehr gesellig, fischen gern gemeinsam auf dem<br />
offenen Meer und kehren am späten Nachmittag zu ihren Horsten zurück, wobei sie<br />
in langen Ketten fliegen und nicht in V-Formationen wie Gänse. Da ich also wusste,<br />
wohin die vielen Vögel unterwegs waren, bog ich ein wenig nördlicher als sie vom<br />
Strand ab und erreichte wie geplant ziemlich umweglos Juodkrante.<br />
Es gibt viele Untersuchungen darüber, anhand welcher „Wegweiser” verschiedene Tiere<br />
bestimmte Ziele ansteuern. Von Zugvögeln weiß man, dass sie sich auf ihren oft mehrere<br />
tausend Kilometer langen Wanderungen am Magnetfeld der Erde sowie an Sternbildern,<br />
Flüssen und sogar Autobahnen orientieren. Im beschriebenen Beispiel konnte<br />
ich den Orientierungssinn der Kormorane nutzen - herzlichen Dank dem umstrittenen<br />
„Vogel des Jahres <strong>2010</strong>”!<br />
Dagmar Schmauks<br />
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