Workshop - arthur
Workshop - arthur
Workshop - arthur
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die<br />
Mikrowelt<br />
der Zelle<br />
1 Kennzeichen der Lebewesen<br />
2 Zellen sind mikroskopisch klein<br />
Das Mikroskop macht das Innenleben<br />
der Zellen sichtbar<br />
3 Organellen als „Organe“ der Zelle<br />
Der Zellkern ist die Steuerzentrale der<br />
Zelle<br />
<br />
schichten<br />
Mitochondrien sind die „Kraftwerke“<br />
der Zelle<br />
Ribosomen dienen dem Aufbau<br />
körpereigener Proteine<br />
Endoplasmatisches Reticulum (ER) –<br />
wichtiges „Kanalsystem“<br />
Der Golgi-Apparat – Ausscheidungsund<br />
Transportsystem<br />
Peroxisonen<br />
4 Pflanzenzellen sehen anders aus<br />
Plastiden – eine Besonderheit der<br />
Pflanzenzellen<br />
<br />
Die Zellwand umgibt die Pflanzenzelle<br />
5 Prokaryoten und Eukaryoten<br />
6 Die formenreiche Welt der Einzeller<br />
Sind Augentierchen tier- oder<br />
<br />
<br />
<br />
Peroxisomen<br />
7 Vom Einzeller zum Vielzeller<br />
<br />
Einzeller zum Vielzeller<br />
Einfache Vielzeller im Tierreich
Chemische Evolution<br />
Entwicklung einfachster<br />
organischer Moleküle zu<br />
Makromolekülen aus Komponenten<br />
der Uratmosphäre<br />
und der Urmeere der Erde<br />
Stanley Miller<br />
(1930 – 2007) = amerik.<br />
Biologe und Chemiker, führte<br />
1953 die ersten Experimente<br />
mit "Ursuppen" durch<br />
Schwarze Raucher<br />
heiße vulkanische Quellen<br />
in der Tiefsee mit hohem<br />
Gehalt an Sulfiden und<br />
Schwermetallen<br />
Protobionten<br />
(griech. protos = erster;<br />
griech. bios = Leben) =<br />
die mit der Fähigkeit zur<br />
Selbstvermehrung<br />
Biologische Evolution<br />
Entwicklung der Lebewesen<br />
von den Protobionten über<br />
die Prokaryoten zu den<br />
Eukaryoten<br />
System<br />
Einheit aus mehreren<br />
Elementen, die miteinander<br />
in Beziehung stehen; das<br />
System kann belebt oder<br />
unbelebt sein;<br />
Die ältesten bekannten Lebensspuren auf unserer Erde<br />
sind 3,8 Milliarden Jahre alt. Es ist daher anzunehmen,<br />
dass sich nach der Entstehung der Erdkruste vor etwa<br />
4,5 Milliarden Jahren Vorgänge abgespielt haben, die<br />
zur Bildung einfachster lebender Strukturen aus leblosen<br />
Stoffen führten. Als gängige Hypothese gilt heute,<br />
dass im Zuge einer chemischen Evolution die ersten<br />
organischen Moleküle entstanden sind.<br />
Unter den damals herrschenden Bedingungen (u. a.<br />
extrem hohe UV-Strahlung, Hitze und elektrischen-<br />
Entladungen) sollen sich im Ozean aus anorganischen<br />
Verbindungen wie Kohlenstoffdioxid, Methan<br />
und Ammoniak die ersten organischen Moleküle<br />
(z. B. Aminosäuren) gebildet haben. Im Rahmen der<br />
Miller’schen Versuche, in denen diese Bedingungen<br />
nachgebildet wurden, konnten alle wesentlichen<br />
Bausteine der Lebewesen erzeugt werden.<br />
Als Entstehungsort werden meist flache, warme Meeresbuchten<br />
vermutet. Die Bildung erster Zellbausteine<br />
könnte auch an den so genannten Schwarzen<br />
Rauchern – verbreitete vulkanische Quellen in der<br />
Tiefsee – stattgefunden haben.<br />
1 Kennzeichen der Lebewesen<br />
Abb. 29: Alle Lebewesen verbinden die Kennzeichen des<br />
Lebens<br />
Folgende Kennzeichen charakterisieren das Phänomen<br />
Leben:<br />
Aktive Bewegung: Plasmabewegung, Geißelbewegung<br />
und Flimmerbewegung sind beispielsweise typisch<br />
für Einzeller ( S. XY), Muskelbewegung für Wirbellose<br />
und Wirbeltiere, Turgor- und Wachstumsbewegung<br />
für Pflanzen.<br />
Fortpflanzung: Leben geht immer aus anderem Leben<br />
hervor – dieses Grundphänomen heißt Biogenese. Dabei<br />
werden die Erbanlagen weitergegeben, die bei allen<br />
Lebewesen in der DNA gespeichert sind.<br />
Als erste Vorstufen der Zellen gelten einfache, hohle<br />
„Membrankugeln“ – die Protobionten. Sie bestanden<br />
vermutlich aus einer Nucleotidmembran, abiotisch<br />
gebildeten Proteinen und Nucleinsäuren sowie einem<br />
einfachen Apparat zur Energiegewinnung und<br />
zur Informationsübertragung. Die Voraussetzung für<br />
die Bildung der ersten „echten“ Zellen schufen jedoch<br />
die Proteinbiosynthese ( S. XY) und die Mechanismen<br />
der Vererbung. Deren Entstehung ist derzeit<br />
noch ungeklärt, jedoch waren sie wesentlich für<br />
den Beginn der biologischen Evolution.<br />
Abb. 27: Protobionten<br />
Abb. 28: Schwarze Raucher<br />
Stoffwechsel: Stoffe werden aus der Umgebung aufgenommen<br />
und mit Hilfe von Enzymen um-, auf- und<br />
wieder abgebaut und ausgeschieden. Zellen sind offene<br />
Systeme, weil sie mit ihrer Umgebung Stoffe und<br />
Energie austauschen. Ein Strom von Stoffen fließt durch<br />
den Körper (Fließgleichgewicht). Der Stoffwechsel ist so<br />
geregelt, dass die Zelle innerhalb bestimmter Grenzen<br />
eine konstante Zusammensetzung hat. Diese Aufrechterhaltung<br />
des Gleichgewichts nennt man Homöostase.<br />
Energieumsatz: Energie wird aufgenommen, umgewandelt<br />
und wieder abgegeben. Durch den Abbau energiereicher<br />
Stoffe wird Energie freigesetzt, die für die<br />
Organismen nutzbar ist. Ein Teil dient als chemische Energie<br />
den Stoffwechselreaktionen, ein anderer Teil wird<br />
als Wärme frei.<br />
Wachstum und Entwicklung: Wachstum bedeutet die<br />
Vermehrung der Körpermasse durch den Aufbau körpereigener<br />
Stoffe. Im Zuge der evolutionären Anpassung<br />
werden neue Formen und Eigenschaften ausgebildet.<br />
Diese Prozesse sind nicht umkehrbar!<br />
Reizbarkeit: Organismen reagieren in bestimmter Weise<br />
auf Reize ihrer Umwelt. Sie antworten auf Einflüsse<br />
von außen und können sich dadurch auf veränderte<br />
Umweltbedingungen einstellen (Selbstregulation).<br />
Systemcharakter: Zellen sind belebte Systeme, d. h. die<br />
einzelnen Teile einer Zelle sind isoliert nicht lebensfähig.<br />
Erst ihr Zusammenwirken ermöglicht Eigenschaften,<br />
die wir als Kennzeichen des Lebendigen bezeichnen<br />
können. Alle diese Eigenschaften des Lebens ergeben<br />
sich bei Organismen aus dem hochgradig geordneten<br />
System der Lebewesen.<br />
28
2 Zellen sind mikroskopisch klein<br />
Die Zelle ist die Grundeinheit aller Lebewesen.<br />
Sie vereinigt alle Merkmale in sich, die wir als typisch<br />
für das Lebendige ansehen.<br />
Zellen haben meist eine Größe von 0,001 bis<br />
0,1 mm. Bakterien als kleinste Zellen sind weniger<br />
als 0,001 mm groß. Man misst sie in Mikrometer<br />
(μm).<br />
Ein effektiver Stoffaustausch begrenzt die Größe<br />
einer Zelle entscheidend. Für den Stoffaustausch<br />
durch die Membranen ist eine große<br />
Oberfläche im Verhältnis zum Volumen wichtig.<br />
Wenn eine Zelle zu groß wird, erfolgt der Stoffaustausch<br />
von der Außenmembran ins Zellinnere<br />
zu langsam. Dadurch kann die Zelle nicht<br />
mehr ausreichend versorgt werden.<br />
1 μm = 0,001 mm<br />
ÜBRIGENS<br />
… sind weiße Blutkörperchen 7 bis 20 μm<br />
und rote Blutkörperchen etwa 7,5 μm<br />
klein. Beide sind unter dem Mikroskop<br />
sichtbar.<br />
… messen menschliche Eizellen 200 bis 250<br />
μm, also etwa ¼ mm, und sind daher mit<br />
freiem Auge sichtbar!<br />
… werden pflanzliche Faserzellen bis zu 50<br />
cm lang.<br />
… erreichen Nervenzellen mit ihren Fortsätzen<br />
(Neuriten) eine Länge von bis zu 1 m.<br />
… ist das Straußenei mit einem Längsdurchmesser<br />
von etwa 15 cm und einem Gewicht<br />
von an die 2 kg (= ca. 24 Hühner<br />
eier) die größte tierische Zelle.<br />
Abb. 30: Zellen im Größenvergleich<br />
MINI<br />
<br />
<strong>Workshop</strong><br />
Suche nach Strukturen in deinem Alltag, die man auch als „System“ bezeichnet, und notiere sie.<br />
Lies erneut die Definition für „System“. Finde Argumente, die beweisen, dass die von dir gefundenen<br />
Strukturen tatsächlich offene oder geschlossene „Systeme“ sind.<br />
Diskutiert in der Gruppe und notiert eure Ergebnisse.<br />
29
Auflösungsvermögen<br />
kleinster Abstand zweier<br />
Punkte, bei der diese noch<br />
getrennt wahrgenommen<br />
werden können<br />
sichtbares Licht<br />
Licht, das vom menschlichen<br />
Auge wahrgenommen<br />
werden kann; liegt in einem<br />
Wellenbereich von 380 bis<br />
750 nm<br />
Nanometer (nm)<br />
0,001 μm = 106 mm<br />
Kondensor<br />
(lat. condensare = bündeln)<br />
= Linsensystem, welches<br />
das Mikroskoplicht im<br />
Strahlengang bündelt, um<br />
das Präparat möglichst hell<br />
auszuleuchten<br />
2.1 Das Mikroskop macht das Innenleben der Zellen sichtbar<br />
Mit Hilfe eines Mikroskops können die Strukturen der<br />
Zellbestandteile stark vergrößert werden. Für die Leistungsfähigkeit<br />
eines Mikroskops ist die Vergrößerung,<br />
aber auch das Auflösungsvermögen entscheidend. Ein<br />
gutes Lichtmikroskop kann Zellen und größere Zellbestandteile<br />
sichtbar machen, die Feinstrukturen können<br />
nur im Elektronenmikroskop deutlich aufgelöst werden.<br />
Abb. 31:<br />
Pflanzenzelle (links) und tierische Zelle (rechts) im<br />
Lichtmikroskop schematisch)<br />
Lichtmikroskop (LM)<br />
Das Untersuchungsmaterial wird von sichtbarem<br />
Licht durchstrahlt.<br />
Mehrere Systeme aus Glaslinsen erzeugen durch<br />
Lichtbeugung ein vergrößertes Abbild. Der Kondensor<br />
bündelt das Licht der Strahlungsquelle.<br />
Das Auflösungsvermögen ist durch die Wellenlänge<br />
des sichtbaren Lichtes begrenzt und liegt bei etwa<br />
200 nm.<br />
Moderne LM erreichen eine bis zu 1.000-fache Vergrößerung<br />
mit ausreichender Auflösung.<br />
Die Untersuchung von lebenden, präparierten und<br />
gefärbten Objekten ist möglich.<br />
Elektronenmikroskop (EM)<br />
Das Elektronenmikroskop arbeitet mit Elektronenstrahlen,<br />
deren Wellenlänge erheblich kleiner ist als<br />
die des sichtbaren Lichtes.<br />
Zur Ablenkung und Bündelung der Strahlen werden<br />
elektrische oder magnetische Felder verwendet. Die<br />
Darstellung des Bildes erfolgt auf Leuchtschirmen<br />
oder auf fotografischen Platten.<br />
Mit der Geschwindigkeit der Elektronen verkürzt sich<br />
die Wellenlänge der Strahlen. Das Auflösungsvermögen<br />
eines EM ist mit etwa 0,1 nm begrenzt.<br />
Mit dem Elektronenmikroskop erreicht man eine bis<br />
zu 1.000.000-fache Vergrößerung.<br />
Da im Inneren des EM ein Vakuum herrscht, können<br />
nur speziell präparierte Objekte und keine lebenden<br />
Zellen untersucht werden.<br />
Okular<br />
Elektronenquelle<br />
(Glühkathode)<br />
Objekt<br />
Stativ<br />
Objektivrevolver<br />
Objektiv<br />
Objekttisch<br />
Blendenring<br />
Kondensor<br />
Lichtquelle<br />
Scharfstellrad<br />
elektronische Linse<br />
(Kondensor)<br />
Objektschacht + Objekt<br />
elektronische Linse<br />
(Objektiv)<br />
Vakuum<br />
elektonische Linse<br />
(Projektiv)<br />
Okular<br />
(Glaslinsen)<br />
Leuchtschirm, Sensor<br />
30<br />
Abb. 32: Lichtmikroskop (links) und Elektronenmikroskop (rechts)
1. Schätze die Größen der folgenden Organismen bzw. Zellen und ordne sie von der größten zur kleinsten.<br />
Jede richtige Reihung bringt einen Punkt.<br />
Euglena Amöbe Schmuckalge: Micrasterias die größten Nervenzellen weiße Blutkörperchen <br />
Pantoffeltierchen typische Pflanzenzelle Bakterien menschliche Eizellen Straußenei<br />
2. Ergänze dann mit Hilfe deines Buches die realen Größenwerte in Form einer Tabelle.<br />
QUIZ<br />
<br />
<strong>Workshop</strong><br />
Material:<br />
Küchenzwiebel, Pinzette, Skalpell (alternativ: Rasierklinge), Objektträger, Deckglas, Pipette oder Glasstab,<br />
Methylenblau, Neutralrot, Filterpapier, Mikroskop, Anleitung zum Mikroskopieren unter<br />
.<br />
Aufgaben:<br />
Vergleiche dein Mikroskop mit der Abb. XY und mache dich<br />
mit den einzelnen Teilen vertraut. Studiere die Anleitung zum<br />
Mikroskopieren genau, bevor du in deiner Gruppe die weiteren<br />
Aufgaben bearbeitest.<br />
<br />
An der Innenseite einer Zwiebelschuppe schneidet man mit dem Skalpell ein kleines Fenster aus und löst<br />
das zarte Häutchen mit der Pinzette ab.<br />
Mit einer Pipette oder einem Glasstab gibt man einen Tropfen Wasser auf den Objektträger und legt das<br />
Zwiebelhäutchen hinein.<br />
Nun deckt man das Häutchen vorsichtig mit einem Deckglas ab, sodass keine Luftblase eingeschlossen<br />
wird. Anschließend fixiert man den Objektträger auf dem Objekttisch des Mikroskops.<br />
Stellt ein Präparat nach Anleitung her und beobachtet das Bild im Mikroskop. Wenn ihr ein scharfes<br />
Bild eingestellt habt, erkennt ihr die regelmäßigen Zellen des Zwiebelhäutchens.<br />
Setzt mit einer Pipette auf einer Seite des Deckglases einen kleinen Tropfen Neutralrot ab. Saugt<br />
nun mit dem Filterpapier, das an der anderen Deckglasseite angedrückt wird, die Farbstofflösung<br />
durch das Präparat auf. Notiert eure Beobachtungen.<br />
Zeichne möglichst groß auf ein DIN-A4-Blatt, was du im mikroskopischen Bild sehen kannst.<br />
Beschrifte die Zellbestandteile.<br />
Das Plasma hebt sich deutlich von der starren Zellwand ab. Es beginnt, sich rot zu färben.<br />
Stellt wie oben beschrieben ein neues Präparat her, es in gleicher Weise mit Methylenblau<br />
und beobachtet die Veränderung.<br />
Kleine rundliche Gebilde in der Mitte der Zellen färben sich blau. Die Zellkerne werden sichtbar.<br />
Zeichne möglichst groß auf ein DIN-A4-Blatt, was du im Mikroskop erkennen kannst. Beschrifte<br />
die in deiner Zeichnung dargestellten Zellbestandteile (Beachte folgende Kriterien, die eine<br />
naturwissenschaftliche Zeichnung kennzeichnen: Zeichne alles, was du bei genauer Betrachtung<br />
siehst, mit deutlichen durchgängigen Strichen und so groß wie möglich)<br />
Während Neutralrot vorwiegend das Plasma färbt, wirkt Methylenblau auf den Zellkern.<br />
31
Organellen<br />
„kleine Organe“ = abgegrenzte<br />
Bereiche in der Zelle,<br />
die wie die Organe eines vielzelligen<br />
Körpers bestimmte<br />
Funktionen erfüllen<br />
3 Organellen als "Organe" der Zelle<br />
Betrachten wir eine Zelle im Elektronenmikroskop<br />
( Abb. XY), erkennen wir eine Reihe von Strukturen.<br />
Man nennt sie Organellen, weil sie wie die Organe eines<br />
vielzelligen Körpers bestimmte Aufgaben erfüllen.<br />
Nach außen ist die Zelle von einer Zellmembran umschlossen.<br />
Die meisten Organellen im Plasma sind ebenfalls<br />
von Membranen umgeben, die den gleichen Aufbau<br />
wie die Zellmembran haben. Der organellenfreie Teil des<br />
Cytoplasmas wird als Grundplasma bezeichnet. Es besteht<br />
zu 60 bis 90 % aus Wasser und enthält Eiweiße, Kohlehydrate,<br />
Fette, fettähnliche Stoffe (Lipoide) und Salze.<br />
Kernkörperchen<br />
Kernmembran<br />
Dictyosom<br />
Mitochondrium<br />
Kernpore<br />
Kernplasma<br />
Zellplasma<br />
(=Cytoplasma)<br />
Lipoidtröpchen<br />
Endoplasmatisches<br />
Reticulum<br />
Zellpore<br />
Zellmembran<br />
Ribosomen<br />
Abb. 33: Tierische Zelle im EM (schematisch)<br />
<br />
EXTRA<br />
Zur mikroskopischen Betrachtung biologischer Objekte werden unterschiedliche Präparate hergestellt. Bei<br />
pflanzlichem Material verwendet man häufig dünne Schnitte, die man zum Beispiel mit einer Rasierklinge anfertigen<br />
kann. Werden sie direkt untersucht, erlauben sie das Beobachten der Zellen in lebendigem Zustand.<br />
Diese sogenannten sind aber meist wenig kontrastreich und nicht lange haltbar.<br />
Für eine kontrastreichere Darstellung kommen verschiedene Fixierungs- und Färbemethoden zum Einsatz.<br />
Durch die Fixierung des Präparats (z. B. mit Alkohol oder Formalin (Formol)) werden allerdings die Zellen abgetötet.<br />
Ein großer Vorteil dieser ist deren lange Haltbarkeit. Zusätzlich besteht die Darstellungsmöglichkeit<br />
bestimmter Strukturen durch vielfältige, spezifische Färbungen (z. B. Zellwand durch Gram-<br />
Färbung).<br />
Manche Organellen sieht man auch im Lichtmikroskop<br />
MINI<br />
<strong>Workshop</strong><br />
Vergleiche die Abb. XY mit der Abb. XY. Beschreibe den wesentlichen Unterschied.<br />
Erinnere dich an die Beobachtungen im <strong>Workshop</strong> S. XY. Welche Organellen sind im lichtmikroskopischen<br />
Bild zu erkennen? Notiere.<br />
32
Material:<br />
buntes Papier, Schere, Klebstoff, Watte, Schnüre etc.<br />
Aufgaben:<br />
<strong>Workshop</strong><br />
Betrachte die Abb. XY genau! Sie zeigt den schematischen Aufbau einer tierischen Zelle mit ihren<br />
Organellen.<br />
Stelle nach dem untenstehenden Muster eine Tabelle her und trage Namen und schematische<br />
Zeichnungen der Organellen darin ein. Stelle den Zusammenhang zwischen Aufbau und Funktion<br />
her. Schreibe das Ergebnis in die entsprechende Spalte.<br />
Suche dann in den folgenden Kapiteln nach genaueren Informationen und ergänze die Tabelle!<br />
Hilfe erhältst du auch im Internet unter – „Interaktive Übung zur Zelle“.<br />
Name der<br />
Organelle<br />
Zellkern<br />
Schematische<br />
Zeichnung<br />
Beschreibung<br />
(Zahl, Form, Lage, Größe,<br />
Sonstiges …)<br />
Zahl: 1<br />
Form: rund bis oval<br />
Lage: im Plasma meist bei<br />
Tieren in Zellmitte, bei Pflanzen<br />
am Rand<br />
Sonstiges: relativ groß, von<br />
Doppelmembran mit Kernporen<br />
umgeben; netzartiges<br />
Gerüstwerk im Inneren<br />
Funktion(en) begründen<br />
Weil der Zellkern DNA enthält,<br />
dient er als Informationsspeicher,<br />
der Steuerung des Zellstoffwechsels,<br />
der Weitergabe<br />
der Erbinformation<br />
Sucht euch jeweils eine/n Partner/in, vergleicht eure Tabellen und überprüft die Richtigkeit mit<br />
Hilfe der Texte im Buch.<br />
Jede Gruppe sucht sich ein Organell aus und bastelt das Modell dazu.<br />
Präsentiert euer Modell der Klasse, indem ihr Struktur und Funktionen des Organells anhand eures<br />
Modells erklärt.<br />
Vielleicht schafft ihr es, als gesamte Klasse eine komplette Zelle mit allen wichtigen Organellen<br />
zusammen zu stellen – ein lohnendes Objekt für eine kleine Ausstellung! Sprecht euch innerhalb<br />
der Klasse untereinander ab!<br />
nucleus<br />
lat. = Kern<br />
Nucleinsäuren<br />
Kernsäuren; sind wichtige<br />
Bestandteile des Zellkerns<br />
und für die Speicherung und<br />
die Weitergabe der Erbanlagen<br />
verantwortlich<br />
Chromosom<br />
(griech. chroma =<br />
Farbe, soma = Körper) =<br />
Transportform der DNA<br />
während der Zellteilung; gut<br />
anfärbbar<br />
Desoxyribo-<br />
NucleinSäure<br />
(DNS = DNA: A steht für<br />
engl. acid = Säure) =<br />
Bestandteil der Chromosomen,<br />
findet sich auch<br />
in Chloroplasten und<br />
Mitochondrien ( S. XY).<br />
3.1 Der Zellkern ist die Steuerzentrale der Zelle<br />
Der Zellkern (Nucleus) ist auch im Lichtmikroskop als<br />
rundliches oder ovales Gebilde erkennbar. Er ist durch<br />
eine von Poren durchsetzte doppelte Membran vom<br />
Grundplasma abgegrenzt. Diese Kernmembran steht<br />
mit dem Endoplasmatischen Reticulum ( S. XY) in<br />
Verbindung.<br />
Im Inneren befindet sich das Kernplasma, in dem fadenförmige<br />
Strukturen eingebettet sind. Sie erscheinen<br />
im Lichtmikroskop als netzartige Struktur und<br />
werden als Chromatin bezeichnet.<br />
Das Chromatin stellt die Erbsubstanz dar. Es besteht<br />
aus den so genannten Nucleoproteiden, die sich aus<br />
Desoxyribonucleinsäure (DNS oder engl. DNA) und<br />
verschiedenen Eiweißstoffen zusammensetzen.<br />
Endoplasmatisches<br />
Reticulum<br />
Abb. xxx:<br />
Bau des Zellkerns (schematisch)<br />
Kernkörperchen<br />
Abb. 34: Bau des Zellkerns (schematisch)<br />
Kernmembran<br />
Kernpore<br />
Kernplasma<br />
+ DNA<br />
(Chromatin)<br />
33
Chromosomensatz<br />
Gesamtheit der Chromosomen<br />
im Zellkern<br />
Nucleolus<br />
(lat. = kleiner Kern) =<br />
Kernkörperchen<br />
(Mehrzahl: nucleoli)<br />
ÜBRIGENS<br />
Vor jeder Zellteilung rollen sich die feinen Chromatinfäden<br />
zu kompakten Chromosomen auf. Diese bestehen<br />
jeweils aus einem stark spiralig aufgewundenen Faden<br />
der DNA, der von Eiweißstrukturen gestützt wird.<br />
Jede Organismenart besitzt eine für sie charakteristische<br />
Anzahl von Chromosomen – den Chromosomensatz.<br />
Einzelne Abschnitte auf der DNA werden Gene oder<br />
Erbanlagen genannt. Diese Gene legen die Eigenschaften<br />
eines Organismus fest. Durch die Weitergabe der<br />
DNA werden diese Eigenschaften auf die nächste Generation<br />
weitervererbt.<br />
Im Kernplasma liegen meist zwei Kernkörperchen<br />
(Nucleoli), in denen sich eine weitere Nucleinsäure<br />
befindet, die ribosomale Ribonucleinsäure = r-RNA<br />
(r-RNS). Diese r-RNA ist zur Bildung der Ribosomen<br />
( S. XY) erforderlich.<br />
RiboNuclein-Säure<br />
(RNS = engl. RNA)<br />
Nucleinsäuren; sind im<br />
Zellkern, in den Mitochondrien,<br />
den Ribosomen und<br />
den Chloroplasten enthalten<br />
… besitzen alle Körperzellen des Menschen 46 Chromosomen (Chromosomensatz = 46) – davon stammen 23<br />
vom Vater und 23 von der Mutter.<br />
… haben Geschlechtszellen des Menschen (Ei- und Spermienzelle) jeweils nur 23 Chromosomen. Erst nach ihrer<br />
Verschmelzung bei der Befruchtung entsteht wieder eine Zelle (Zygote) mit 46 Chromosomen, aus der sich der<br />
Embryo entwickelt.<br />
… besitzt der Chromosomensatz des Haushuhns 78, jener der Hausmaus 40 und der einer Stechmücke<br />
6 Chromosomen. Die Chromosomenzahl ist also kein klarer Hinweis auf die Entwicklungshöhe des Organismus.<br />
komplementär<br />
ergänzend (eine Kette der<br />
DNA ist das ergänzende<br />
Gegenstück zur anderen<br />
Kette)<br />
helix<br />
lat. = Schnecke<br />
3.1.1 Der Zellkern erfüllt lebenswichtige<br />
Aufgaben<br />
Als Träger der Erbanlagen (Gene): Die Informationen<br />
für die zahlreichen Eigenschaften eines Lebewesens<br />
sind in der DNA gespeichert. Die DNA<br />
enthält „Baupläne“ für Eiweißstoffe unterschiedlicher<br />
Funktion (z. B. für Enzyme zur Steuerung des<br />
Zellstoffwechsels).<br />
Für die Weitergabe der Erbanlagen an die Tochterzellen<br />
im Zuge der Zellteilung.<br />
3.1.2 Warum die DNA so einzigartig ist<br />
Die Baueinheiten der DNA nennt man Nucleotide.<br />
Jedes Nucleotid ist aus einem Zuckermolekül (Desoxyribose),<br />
einem Molekül Phosphorsäure und einem<br />
Molekül einer stickstoffhaltigen organischen<br />
Base zusammengesetzt. Es gibt vier verschiedene Basen<br />
– Adenin (A), Thymin (T), Cytosin (C) und Guanin<br />
(G) – die vier verschiedene Nucleotide bilden.<br />
Die DNA besteht aus zwei langen Nucleotidketten,<br />
in denen immer ein Thymin mit einem Adenin und<br />
ein Cytosin mit einem Guanin verbunden sind (Wasserstoffbrücken-Bindung).<br />
Dadurch liegen einander<br />
zwei komplementäre Ketten gegenüber, die eine so<br />
genannte Doppelhelix bilden. Die Ketten umwinden<br />
sich in regelmäßigen Schraubengängen, sodass das<br />
ganze Molekül mit einer in Längsrichtung gedrehten<br />
Strickleiter verglichen werden kann. Die Basenpaare<br />
stellen dabei die Sprossen der Leiter dar ( Abb. XY).<br />
Gene sind bestimmte Abschnitte auf der DNA. Sie enthalten<br />
die Bauanleitung für Proteine. Die Information steckt<br />
in der Abfolge der verschiedenen Basen (Basensequenz).<br />
Drei Basen (ein Basentriplett) stehen für eine bestimmte<br />
Aminosäure. So definiert etwa das Basentriplett GCU die<br />
Aminosäure Alanin, während GGU für Glycin steht. Jedes<br />
Triplett ist eindeutig. Eine bestimmte Aminosäure kann<br />
durch verschiedene Basentripletts codiert werden. So<br />
stehen GCU, GCC, GCA und GCG alle für Alanin.<br />
Eiweißgerüst<br />
Spiralisierung der<br />
DNA Doppelhelix<br />
Chromosom mit<br />
2 Chromatiden<br />
{<br />
{<br />
DNA-Doppelhelix<br />
34<br />
Abb. 35: DNA-Doppelhelix – Aufbau eines Chromosoms im<br />
Überblick
Die in der DNA gespeicherte Information wird bei<br />
jeder Zellteilung an die Tochterzellen weitergegeben.<br />
Das ist möglich, weil die DNA die einzigartige<br />
Fähigkeit besitzt, sich vor jeder Kernteilung identisch<br />
zu kopieren (Identische Reduplikation = IR). Dazu<br />
werden die beiden Ketten enzymatisch getrennt, und<br />
jeder Einzelstrang dient als komplementäre Vorlage<br />
für einen neuen Gegenstrang, der sich aus freien Nucleotiden<br />
des Kernplasmas neu zusammensetzt.<br />
Basensequenz<br />
Abfolge der Basen in der<br />
DNA<br />
Komplementäres<br />
Nucleotid lagert<br />
sich an<br />
Identische Reduplikation<br />
die Fähigkeit der DNA,<br />
sich selbst identisch (bis<br />
zu jedem Atom exakt) zu<br />
kopieren<br />
Enzyme trennen<br />
die Doppelhelix<br />
Nucleotide im<br />
Kernplasma<br />
Abb. 36: Chemische Bausteine der DNA<br />
Abb. 37: Identische Reduplikation der DNA<br />
Multiple Choice: DNA<br />
Finde die richtigen Antworten und kreuze sie an.<br />
Achtung, es können auch mehrere Antworten<br />
richtig sein!<br />
Auswertung: Jede richtige Antwort bringt einen<br />
Punkt, jede falsche Antwort einen Punkteabzug.<br />
Du hast drei Minuten Zeit – viel Erfolg!<br />
1. Aus welchen chemischen Bausteinen besteht<br />
ein Nucleotid?<br />
Zuckermolekül<br />
organische Base<br />
Eiweißrest<br />
Phosphorsäure<br />
2. Welche Substanz ist keine der vier organischen<br />
Basen der DNA?<br />
Arginin<br />
Thymin<br />
Guanin<br />
Cytosin<br />
3. Wie kann man den zweifach gewundenen<br />
DNA-Faden bezeichnen?<br />
Wasserstoffbrücke<br />
Basentriplett<br />
Doppelhelix<br />
komplementäre Nucleotidketten<br />
QUIZ<br />
4. Aus wie vielen Chromosomen besteht der vollständige<br />
Chromosomensatz des Menschen?<br />
46<br />
23<br />
13<br />
48<br />
5. Welche Bezeichnung wird durch DNS abgekürzt?<br />
Desoxyribonucleinsäure<br />
Ribonucleinsäure<br />
Desoxyriboflavinsäure<br />
Desoxyribose<br />
35
ÜBRIGENS<br />
… vermögen in der DNA vier frei kombinierbare Zeichen, nämlich die vier Basen, genetische Information zu speichern.<br />
Theoretisch können 64 unterschiedliche Aminosäuren kodiert werden – das sind weit mehr als notwendig!<br />
Benötigt werden in unserem Körper nur 20 Aminosäuren, und einige Tripletts kodieren dieselbe Aminosäure.<br />
… besitzt die DNA des Menschen über 3 Milliarden Basenpaare, die etwa 23.000 Gene bilden.<br />
… enthält die DNA des Darmbakteriums Escherichia coli nur etwa 4.500 Gene.<br />
… ist die DNA einer einzelnen menschlichen Zelle aneinandergereiht etwa 1,80 m lang.<br />
… wurde das menschliche Genom im Jahre 2003, nach 15-jähriger Arbeit, erstmals vollständig entschlüsselt.<br />
<br />
Membranen sind Grenzschichten zwischen Zellen und<br />
grenzen die Organellen gegen das Cytoplasma ab.<br />
Sie regulieren den Stoffaustausch innerhalb der<br />
Zelle sowie zwischen den Zellen und ihrer Umgebung.<br />
Zellmembranen sind selektiv permeabel (auswählend<br />
durchlässig). Sie können entsprechend ihrer<br />
Aktivität die Struktur und die Durchlässigkeit für<br />
bestimmte Stoffe verändern. Auf diese Weise kann<br />
die Auswahl der Stoffe an den jeweiligen Bedarf angepasst<br />
werden.<br />
hydrophil<br />
(griech. hydro = Wasser,<br />
philos = Freund) = wasserliebend<br />
hydrophob<br />
(griech. phobos = Angst) =<br />
wasser-feindlich (z. B. Fette).<br />
Sie lösen sich nicht in Wasser.<br />
amphiphil<br />
(griech. amphí = beides,<br />
philos = liebend) = zeigt<br />
hydrophile und hydrophobe<br />
Eigenschaften<br />
Hydrophil und hydrophob<br />
Der Grund für die Wasserfreundlichkeit liegt in ihrem Molekülbau.<br />
Sie sind polar wie das Wassermolekül, in dem der Sauerstoff<br />
(O) die Elektronen stärker anzieht als die Wasserstoffatome<br />
(H). Die sogenannte Elektronegativität<br />
ist also bei Sauerstoff größer. Dadurch entsteht am O<br />
ein negativer Pol, an den H-Atomen aber jeweils ein<br />
positiver Pol. Das Wassermolekül ist demnach ein Dipol.<br />
Ein anderes polares Molekül entwickelt elektrostatische<br />
Anziehungskräfte zu den Polen des Wassermoleküls.<br />
Es bildet sich eine Wasserstoffbrücken-Bindung<br />
– eine schwache chemische Bindung.<br />
hingegen sind unpolare Moleküle<br />
wie die langen Kohlenwasserstoffketten ( Abb. XY) in<br />
den Fetten, die keine Dipole bilden und daher wasserabweisend<br />
sind.<br />
Phospholipide sind amphiphil, d. h. sie bestehen aus einem<br />
hydrophilen und einem hydrophoben Teil.<br />
Auf Grund dieser molekularen Struktur ordnen sich die<br />
beiden Anteile innerhalb der Membrandoppelschicht so<br />
an, dass die hydrophoben Molekülteile nach innen und<br />
die hydrophilen nach außen zeigen.<br />
Ein Teil ist hydrophil, um vom wasserhaltigen Zellplasma<br />
nicht abgestoßen zu werden.<br />
Ein anderer Teil ist hydrophob und bildet eine Barriere<br />
für wasserlösliche Stoffe.<br />
EXTRA<br />
Abb. 38: Polare Moleküle (z. B. Wasser, oben) und<br />
unpolare Moleküle (z. B. Hexan, unten)<br />
hydrophil<br />
hydrophob<br />
hydrophil<br />
hydrophob<br />
hydrophil<br />
Abb. 39: Hydrophile und hydrophobe Anteile in<br />
einer Membran<br />
36
Für den aktiven Transport muss Energie aufgebracht<br />
werden. Der passive Transport kann ohne zusätzliche<br />
Energiezufuhr erfolgen; er ist aber nur für kleine, molekulare<br />
Teilchen (z. B. Wassermoleküle) möglich.<br />
Der passive Stofftransport erfolgt durch die<br />
physikalischen Vorgänge Diffusion und Osmose<br />
Unter Diffusion versteht man einen physikalischen<br />
Vorgang, der zu einer gleichmäßigen Verteilung<br />
unterschiedlicher Teilchen führt. Grundlage dieses<br />
Prozesses ist die thermische Eigenbewegung der<br />
Teilchen, die so genannte Brown’sche Molekularbewegung.<br />
Je höher die Temperatur ist, desto stärker<br />
bewegen sich die Teilchen.<br />
Schichtet man Flüssigkeiten mit unterschiedlicher<br />
Konzentration vorsichtig übereinander, so bewegen<br />
sich die Moleküle beider Flüssigkeiten so lange vom<br />
Ort höherer Konzentration zum Ort niederer Konzentration,<br />
bis eine gleichmäßige Verteilung der Moleküle<br />
erreicht ist (Konzentrationsausgleich).<br />
Osmose nennt man die Diffusion durch eine selektiv<br />
permeable Membran bis zum Konzentrationsausgleich.<br />
Trennt man zwei verschieden konzentrierte<br />
Lösungen durch eine Membran, die zwar das Lösungsmittel<br />
(z. B. Wasser), nicht aber den gelösten<br />
Stoff (z. B. Zucker) durchtreten lässt, so wandern die<br />
Wassermoleküle zur Seite der höher konzentrierten<br />
Lösung.<br />
Da auf diese Weise das Flüssigkeitsvolumen auf der Seite<br />
der ursprünglich höheren Konzentration zunimmt, entsteht<br />
hier ein Überdruck, der osmotische Druck.<br />
Alle Zellmembranen sind selektiv permeabel. Diffusion<br />
und Osmose ermöglichen den Stoffaustausch<br />
und regeln den Wasserhaushalt der Zellen.<br />
Diffusion<br />
Bewegung ge-löster<br />
Stoffe aus einem Bereich<br />
von hoher Konzentration in<br />
einen Bereich niedrigerer<br />
Konzentration<br />
Konzentration<br />
Anzahl der Teilchen in einer<br />
bestimmten Flüssigkeitsmenge<br />
Wasser<br />
Salz<br />
Raum 2 Zellmembran Raum 1<br />
selektiv permeabel<br />
(lat. selectio = Aus-wahl,<br />
permeare = durchgehen) =<br />
nur für bestimmte Moleküle<br />
durchlässig<br />
Abb. 40: Diffusion von Salz in Wasser<br />
Wasser + Salz<br />
Abb. 41: Osmose durch eine Membran<br />
Wasser<br />
Den <strong>Workshop</strong><br />
„Wie verhält sich Himbeersirup<br />
in Wasser?“ findest du<br />
online auf<br />
www.verlaghpt.at/165051.<br />
<br />
<strong>Workshop</strong><br />
Material:<br />
Leitungswasser, Becherglas, Waage, stark zuckerhaltige Früchte (Kirschen, Zwetschken, Weintrauben)<br />
Aufgaben:<br />
Entwickelt mit den oben genannten Materialien eine Versuchsanordnung, die es ermöglicht, den<br />
Konzentrationsausgleich durch zu beobachten.<br />
Führt den Versuch durch und protokolliert ihn. Bedenkt bei der Durchführung, dass der Vorgang ein<br />
bis zwei Stunden dauert.<br />
Interpretiert eure Beobachtungen und formuliert eine für die Veränderung der Früchte.<br />
Osmose<br />
Diffusion durch eine selektiv<br />
permeable Membran, die<br />
das Lösungsmittel<br />
(z. B. Wasser), nicht aber<br />
die darin gelösten größeren<br />
Moleküle durchlässt.<br />
37
Lipoide<br />
(griech. lipos = Fett) =<br />
Sammelbezeichnung für<br />
fettartige, hydrophobe<br />
Substan-zen; z. B. Butter<br />
und Olivenöl (Triglyceride),<br />
Membranfette (Phospholipide)<br />
sowie Cholesterin und<br />
die Geschlechtshormone<br />
Helix-Protein<br />
Zuckermolekül-Seitenkette<br />
{<br />
Phospholipide<br />
globuläre Proteine<br />
kugelförmige Eiweiße, Bestandteil<br />
der Zellmembranen<br />
Globuläres Protein<br />
Cholesterin<br />
hydrophober<br />
Abschnitt<br />
hydrophober Anteil<br />
hydrophiler Anteil<br />
Helix-Proteine<br />
(lat. helix = Schraube) =<br />
kettenförmige Eiweiße, Bestandteil<br />
der Zellmembranen<br />
Abb. 42:<br />
Modell einer Zellmembran: (schematisch) Zellmembranen bestehen aus einer Doppelschicht von Phospholipiden,<br />
die nach außen hydrophile und nach innen hydrophobe Anteile aufweisen. Eingelagerte Cholesterinmoleküle<br />
verstärken die Schicht. Kugelförmige (globuläre Proteine) und kettenförmige Eiweiße (Helixproteine) sind<br />
in der Lipoidschicht eingebaut. An den aus der Membran herausragenden Anteilen tragen die Proteine Zuckermoleküle<br />
als Seitenketten.<br />
Mikrovilli<br />
(lat. mikros = klein, villus<br />
= Zotte) = fadenförmige<br />
Zellfortsätze zur Oberflächenvergrößerung<br />
Ribosomen<br />
Organellen der Zelle; Orte der<br />
Proteinbiosynthese;<br />
20 – 25 nm groß<br />
Proteinbiosynthese<br />
Aufbau körpereigener<br />
Eiweiße in lebenden Zellen<br />
Polysomen<br />
Aneinanderreihung vieler<br />
Ribosomen im Zuge der<br />
Proteinbiosynthese<br />
Mitochondrium<br />
(griech. mitos = Faden;<br />
griech. chondros = Korn) =<br />
Organell der Zelle; dient der<br />
Zellatmung<br />
(Mz. Mitochon-drien)<br />
38<br />
Durch aktiven Stofftransport werden größere Moleküle sowie Ionen transportiert<br />
Der Transport der größeren Moleküle und Ionen erfolgt<br />
mit Hilfe eigener Transportmoleküle der Zellmembranen.<br />
Als Transportmoleküle fungieren:<br />
Globuläre Proteine ( S. XY), die für den Austausch<br />
von Ionen und von verschiedenen Molekülen wie z. B.<br />
Aminosäuren verantwortlich sind.<br />
ÜBRIGENS<br />
Helix-Proteine, die als Rezeptoren für zellfremde Moleküle<br />
dienen. Diese Transportproteine binden diese<br />
Moleküle vorübergehend und transportieren sie<br />
durch die Membran.<br />
… bilden die Zellmembranen mancher Zellen zusätzlich feine Ausstülpungen, die Mikrovilli genannt werden.<br />
Sie vergrößern die Oberfläche und verbessern dadurch die Fähigkeit zum Stoffaustausch, z. B. die Nährstoffaufnahme<br />
durch die Darmwand.<br />
… sind die Membranen benachbarter Zellen in vielzelligen Organismen durch spezielle Kontaktstellen miteinander<br />
verbunden. Über Plasmafäden innerhalb dieser Verbindungskanäle können Stoffe ausgetauscht<br />
werden.<br />
3.3 Mitochondrien sind die „Kraftwerke“ der Zelle<br />
äußere Membran<br />
innere Membran<br />
Matrix<br />
Ribosomen<br />
DNA<br />
Abb. 43 Mitochondrium<br />
Mitochondrien (Einzahl: Mitochondrium) haben stäbchen-<br />
bis kugelförmige Gestalt. Sie sind von einer Doppelmembran<br />
umgeben. Im Innern befindet sich die zentrale<br />
Grundsubstanz (Matrix), die Ribosomen und eine<br />
eigene DNA (mitochondriale DNA) enthält. Die innere<br />
Membran bildet zahlreiche Falten und Einstülpungen<br />
zur Vergrößerung der Oberfläche. In der Matrix und der<br />
inneren Membran sind die Enzyme ( S. XY) für die Zellatmung<br />
eingebettet, bei der das energiereiche Molekül<br />
Adenosintriphosphat (ATP) gebildet wird.<br />
Für den Aufbau von ATP werden im Zuge der Zellatmung<br />
energiereiche Stoffe (z. B. Glucose C 6<br />
H 12<br />
O 6<br />
) enzymatisch<br />
zu CO 2<br />
und Wasser abgebaut. Dabei wird schrittweise<br />
Energie freigesetzt, die zum Aufbau des Energieüberträgerstoffes<br />
ATP genutzt wird. Ein Teil der Energie wird als<br />
Wärme abgegeben (Zellatmung S. XY).<br />
ATP dient als zentraler Energielieferant für fast alle Stoffwechselvorgänge<br />
in der Zelle. Die vereinfachte Summengleichung<br />
der Zellatmung lautet:<br />
C 6<br />
H 12<br />
O 6<br />
+ 6 O 2<br />
6 CO 2<br />
+ 6 H 2<br />
O + Energie (ATP und<br />
Wärme)
3.4 Ribosomen dienen dem Aufbau körpereigener Proteine<br />
Ribosomen sind winzige, kugelige Partikel, die aus Ribonucleinsäure<br />
( S. XY) und Proteinen bestehen. Mit<br />
ihrer Hilfe erfolgt der Aufbau der körpereigenen Eiweiße,<br />
die so genannte Proteinbiosynthese. Dabei können<br />
3.5 Endoplasmatisches Reticulum (ER) – wichtiges „Kanalsystem“<br />
Bei elektronenmikroskopischer Betrachtung einer Zelle<br />
zeigt sich, dass das Cytoplasma von verzweigten Kanälen<br />
durchzogen ist. Dieses netzartige Kanalsystem bezeichnet<br />
man als Endoplasmatisches Reticulum (ER). Es dient<br />
vor allem dem Transport von Stoffen in und zwischen<br />
den Zellen.<br />
Es steht sowohl mit der Zellmembran als auch mit der<br />
Kernmembran in Verbindung. Die Kernmembran ist eine<br />
besondere Ausbildung des ER.<br />
Das glatte ER trägt keine Ribosomen. Es wirkt bei vielen<br />
Stoffwechselvorgängen mit und ist u. a. an der Lipidbiosynthese<br />
beteiligt. Hier werden Öle, Phospholipide<br />
und Steroide produziert. Dazu gehören auch Geschlechts-<br />
und andere Steroidhormone.<br />
Das raue oder granuläre ER ist an seiner Oberfläche<br />
dicht mit Ribosomen besetzt ( Abb. XY). Hier<br />
finden zahlreiche Stoffumwandlungen statt. Unter<br />
anderem werden die an den Ribosomen gebildeten<br />
Proteine weitertransportiert.<br />
3.6 Der Golgi-Apparat – Ausscheidungs- und Transportsystem<br />
Transportbläschen des ER wandern mit Stoffen zum<br />
Golgi-Apparat. Dieser fungiert als Art „Endfertigungsund<br />
Postzentrale“ für diese Substanzen. Hier werden<br />
die vom ER übernommenen Stoffe modifiziert und in<br />
Bläschen verpackt, die genau an den gewünschten<br />
Zielort in der Zelle transportiert werden.<br />
Dictyosomen sind Stapel aus kleinen Membransäckchen,<br />
die an ihren Enden Bläschen abschnüren. Besonders<br />
häufig kommen sie in Drüsenzellen vor und<br />
erzeugen dort Sekrete, z. B. die ätherischen Öle der<br />
Pfefferminze. Die Sekrete werden in den Bläschen gespeichert<br />
und an die Zelloberfläche transportiert, wo<br />
sie ausgeschieden werden.<br />
Im Golgi-Apparat werden auch die Lysosomen gebildet,<br />
die nur in tierischen Zellen vorkommen. Diese<br />
Bläschen weisen einen sauren pH-Wert auf und enthalten<br />
Verdauungsenzyme. Ihre Aufgabe besteht in<br />
3.7 Peroxisomen<br />
Peroxisomen sind kleine kugelförmige Organellen, die<br />
von einer Membran umgeben sind. Sie ähneln den Lysosomen,<br />
werden aber nicht im Golgi-Apparat gebildet.<br />
In den Peroxisomen finden wichtige Stoffwechselvorgänge<br />
statt, die u.a. der Entgiftung der Zelle dienen:<br />
mehrere Ribosomen hintereinander perlschnurartig<br />
aufgereiht sein. In diesem Fall spricht man von Polysomen.<br />
Dadurch kann die Eiweißproduktion noch effizienter<br />
ablaufen.<br />
Im Zuge des Stoffwechselgeschehens wird das ER<br />
ständig verändert und umgebaut. So werden aus ER-<br />
Membranen Bläschen gebildet, die entweder dem<br />
Stofftransport oder der Speicherung von Stoffen<br />
dienen. Derartige Bläschen heißen Transportvesikel,<br />
die z. B. Proteine zum Golgi-Apparat weitertransportieren<br />
oder Verdauungsenzyme speichern.<br />
Abb. 44: Endoplasmatisches Reticulum mit Ribosomen<br />
Abb. 45: Dictyosomen<br />
Ribosom<br />
Membransäckchen<br />
Sekretbläschen<br />
(z.B. Lysosomen)<br />
der intrazellulären Verdauung. In weißen Blutkörperchen<br />
sind sie für die Verdauung von Krankheitserregern<br />
wichtig.<br />
Der Golgi-Apparat besteht aus der Gesamtheit aller<br />
Dictyosomen einer Zelle. Ihr Aufbau ist nur im Elektronenmikroskop<br />
deutlich erkennbar.<br />
Abbau von Wasserstoffperoxid (H 2<br />
O 2<br />
) durch Enzyme<br />
(Oxidasen und Katalasen). H 2<br />
O 2<br />
wird dabei zu<br />
Wasser und Sauerstoff zerlegt.<br />
Bindung freier Radikale<br />
Endoplasmatisches<br />
Reticulum (ER)<br />
(griech. endo = innen; lat.<br />
reticulum = kleines Netz)<br />
= Netz aus Kanälen im<br />
Zellplasma<br />
Golgi-Apparat<br />
Zellorganell aus Mem<br />
branräumen; dienen dem<br />
Abtransport von Stoffen;<br />
entdeckt von Camillo Golgi<br />
Camillo Golgi<br />
(1844 – 1926); ital. Forscher,<br />
Entdecker des Golgi-<br />
Apparates; erhielt 1906 den<br />
Nobelpreis für Physiologie<br />
oder Medizin<br />
Dictyosomen<br />
(griech. diktyon = Netz;<br />
griech. soma = Körper) =<br />
Stapel aus Membransäckchen<br />
des Golgi-Apparates<br />
Sekret<br />
Drüsenabsonderung<br />
ätherisch<br />
leicht flüchtig; verdunstet<br />
sehr schnell<br />
Lysosomen<br />
vom ER gebildete Bläschen;<br />
dienen der Auflösung oder<br />
Verdauung von zelleigenen<br />
oder zellfremden Stoffen<br />
Adenosintriphosphat<br />
(ATP)<br />
energiereiche Verbindung,<br />
aufgebaut aus einem<br />
Molekül Zucker und drei<br />
Molekülen Phosphorsäure;<br />
Energieüberträgerstoff in den<br />
Zellen aller Organismen<br />
39
4 Pflanzenzellen sehen anders aus<br />
4.1 Plastiden – eine Besonderheit der Pflanzenzellen<br />
Chloroplasten<br />
(griech. chloros = grün, plastos<br />
= geformt) = Organellen<br />
mit grünem Farbstoff; dienen<br />
der Fotosynthese<br />
Chlorophyll<br />
(griech. chloros = grün,<br />
phyllon = Blatt) = grüner<br />
Blattfarbstoff<br />
Leukoplasten<br />
(griech. leukos = weiß) =<br />
farblose Plastiden; dienen<br />
dem Aufbau von Speicherstoffen<br />
Chromoplasten<br />
(griech. chroma = Farbe) =<br />
farbige Plastiden; enthalten<br />
gelbe bis rote Farbstoffe<br />
1 Gesund bleiben –<br />
EXTRA: Functional food, S. XY<br />
Radikale<br />
sehr reaktionsfähige Atome<br />
oder Atomgruppen mit<br />
mindestens einem freien<br />
Elektron<br />
Grana-Stapel<br />
Stärkekörner<br />
Doppelmembran<br />
Grana-Stapel<br />
Abb. 46: EM-Aufnahme (li.) und Schema (re.) des Chloroplasten<br />
<br />
Vakuolen sind mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume der<br />
Zelle. Sie dienen u. a. der Speicherung von Stoffen<br />
oder der intrazellulären Verdauung.<br />
Während sie bei Tierzellen stets klein sind, können<br />
die Vakuolen in ausgewachsenen Pflanzenzellen den<br />
Großteil der Zelle ausfüllen ( S. XY, Abb. XY). Der<br />
darin enthaltene Zellsaft besteht aus einer wässrigen<br />
Lösung von Ionen und organischen Verbindungen.<br />
Hier werden etwa Kalium- und Chlorid-Ionen, Speicherstoffe<br />
wie Proteine oder auch Stoffwechselabfälle<br />
eingelagert.<br />
Auch Farbstoffe sind im Zellsaft gelöst. So verleihen<br />
Anthocyane vielen Blütenblättern, dem Blaukraut<br />
oder den roten Rüben ihre rote, blaue und violette<br />
Farbe.<br />
In der Vakuole lagern ebenso Giftstoffe, wie das Koffein<br />
der Kaffeebohne oder das Nikotin des Tabaks.<br />
Die Plastiden der pflanzlichen Zelle sind auch im Lichtmikroskop<br />
sichtbar.<br />
Man unterscheidet:<br />
Chloroplasten ( Abb. XY) sind meist linsenförmig<br />
und besitzen eine Doppelmembran. Die Einstülpungen<br />
der inneren Membran bilden viele übereinander<br />
gestapelte Säckchen (Thylakoide), in welchen<br />
sich der grüne Farbstoff, das Chlorophyll, befindet.<br />
Hier findet die Fotosynthese ( S. XY) statt. Dabei<br />
wird aus Wasser und Kohlenstoffdioxid unter Einwirkung<br />
von Sonnenlicht und mit Hilfe von Chlorophyll<br />
Zucker und Sauerstoff produziert. Die Reaktionsgleichung<br />
der Fotosynthese lautet:<br />
6 CO 2<br />
+ 6 H 2<br />
O C 6<br />
H 12<br />
O 6<br />
+ 6 O 2<br />
Die farblosen Leukoplasten beteiligen sich am Aufbau<br />
der Reservestoffe (z. B. Stärke) in den farblosen<br />
Teilen der Pflanze (z. B. den Wurzelstöcken).<br />
Die Chromoplasten färben viele Blüten und Früchte.<br />
Sie sind z. B. verantwortlich für das Gelb der Sonnenblume<br />
und das Rot der Tomaten.<br />
Abb. 47: Blütenfarben des Lungenkrauts – durch den Farbstoff<br />
Anthocyan im Zellsaft<br />
Antioxidantien<br />
Radikalfänger; binden<br />
Radikale<br />
<br />
EXTRA<br />
Viele wirken als „Radikalfänger“. Radikale sind Atome oder Atomgruppen mit mindestens<br />
einem freien Elektron. Sie sind sehr und daher oft gefährlich für unseren Organismus,<br />
weil sie zu Zellschäden führen können.<br />
Freie Radikale entstehen im Zuge von Stoffwechselvorgängen in der Zelle (z. B. der Atmung in den Mitochondrien)<br />
oder durch äußere Einflüsse wie UV-, Röntgen- und radioaktive Strahlung sowie durch Einatmen<br />
von Zigarettenrauch. Sie können , wenn sie beispielsweise lebenswichtige Moleküle<br />
oxidieren und damit unwirksam machen.<br />
Radikalfänger, die diese reaktiven Moleküle binden, nennt man daher auch Antioxidantien. Dazu gehören<br />
viele Vitamine wie Vitamin A, C oder E.<br />
40
MINI<br />
<strong>Workshop</strong><br />
Informiere dich, welche Nahrungsmittel Antioxidantien enthalten. Benenne die Stoffe, die als<br />
Radikalfänger wirken.<br />
Stelle schriftlich ein fantasievolles Menü zusammen, in welchem du möglichst viele Radikalfänger<br />
zu dir nehmen kannst.<br />
Vergleicht eure Menüs. einander die wichtigsten Radikalfänger und bereitet zu Hause eines<br />
der Menüs zu.<br />
<br />
QUIZ<br />
Wanted! Um welche Zellorganellen handelt es sich bei den folgenden Steckbriefen? Jeder richtige Begriff bringt<br />
einen Punkt.<br />
1. Wanted!<br />
runder bis ovaler, gut sichtbarer Teil der Zelle<br />
enthält DNA<br />
steuert den Zellstoffwechsel<br />
speichert Erbanlagen und gibt sie an die<br />
nächste Generation weiter<br />
3. Wanted!<br />
mit Zellsaft gefüllt<br />
Hohlräume der Zelle<br />
Ort intrazellulärer Verdauung<br />
oft Speicherung von Farb- und Giftstoffen<br />
bei Tieren klein, bei Pflanzen groß<br />
5. Wanted!<br />
Stapel aus kleinen Membransäckchen<br />
schnüren an ihren Enden Bläschen ab<br />
besonders häufig in Drüsenzellen<br />
bilden z. B. ätherische Öle der Pfefferminze<br />
Lückentext: Osmose<br />
2. Wanted!<br />
stäbchen- oder kugelförmige Gestalt<br />
besitzen eine Doppelmembran<br />
weisen eigene DNA auf<br />
Aufbau von ATP<br />
Ort der Zellatmung<br />
4. Wanted!<br />
Aufbau körpereigener Eiweiße (Proteinbiosynthese)<br />
winzige kugelige Partikel<br />
bestehen aus RNA und Proteinen<br />
oft perlschnurartig hintereinander aufgereiht<br />
QUIZ<br />
Jeder richtige Begriff bringt einen Punkt.<br />
Ergänze: Warum platzen Kirschen am Baum, wenn es lange regnet?<br />
1. Weil die Konzentration des in den Zellen hoch, im Regenwasser dagegen gering ist.<br />
2. Weil die Zuckermoleküle zu groß sind, um durch die Membran nach außen zu dringen.<br />
3. Weil der Konzentrationsausgleich daher nur erfolgen kann, indem die in die Zelle<br />
hineinwandern.<br />
4. Weil diese Wasseraufnahme so lange erfolgen kann, bis die Zelle !<br />
41
Cellulose<br />
Vielfachzucker<br />
(Polysaccharid); aus<br />
hunderten Glucosemolekülen<br />
gebildet; wasserunlöslich<br />
4.3 Die Zellwand umgibt die Pflanzenzelle<br />
Die pflanzliche Zelle ist neben der elastischen Zellmembran<br />
( S. XY) noch von einer festen Zellwand umhüllt.<br />
Sie gibt der Zelle Stabilität und Schutz.<br />
Die pflanzliche Zellwand besteht aus Cellulosefibrillen,<br />
die in eine Grundsubstanz aus Pektin, Hemicellulose,<br />
Protein und teilweise auch Lignin eingebettet sind. Die<br />
einzelnen Zellen sind durch die Zellwände hindurch<br />
mittels Plasmasträngen (Plasmodesmen) verbunden.<br />
Pektin<br />
Polysaccharid; bildet fadenförmige<br />
Moleküle<br />
Hemicellulose<br />
Polysaccharid aus verschiedenen<br />
Zuckermolekülen<br />
ÜBRIGENS<br />
… ist Stärke ein typischer Reservestoff in Pflanzenzellen.<br />
… ist Cellulose sehr widerstandsfähig und ein wichtiger Rohstoff in der Papierherstellung und Bekleidungsindustrie<br />
(z. B. in Baumwolle und Leinen).<br />
… ist Lignin ein wichtiger Bestandteil des Holzes (z. B. Stützfunktion bei Bäumen). Lignin bewirkt die Verholzung<br />
(Festigung) der Zelle.<br />
… bilden tierische Zellen das Glycogen als Reservestoff.<br />
… kommt Chitin nicht nur im Panzer von Insekten vor, sondern auch in den Zellwänden der Pilze. Vielleicht<br />
ein Hinweis für eine tierische Eigenschaft der Pilze, die ja weder zu den Pflanzen noch zu den Tieren gezählt<br />
werden.<br />
Lignin<br />
Holzstoff; langkettiger<br />
Kohlenwasserstoff aus aromatischen<br />
Makromolekülen<br />
Tierzelle und Pflanzenzelle sind unterschiedlich<br />
<strong>Workshop</strong><br />
aromatisch<br />
ringförmiger Kohlenwasserstoff<br />
Untersuchungen im Elektronenmikroskop zeigen, dass die Zellen der Pflanzen, Tiere und Menschen im<br />
Wesentlichen den gleichen Aufbau haben. Es gibt aber einige wichtige Unterschiede, die mit der grundlegend<br />
unterschiedlichen Lebensweise zusammenhängen.<br />
Aufgaben:<br />
Vergleiche Pflanzen- und Tierzelle. Dokumentiere die Unterschiede im Aufbau, indem du alle Bestandteile<br />
der Zellen nach dem untenstehenden Muster in eine Tabelle einträgst:<br />
Pflanzliche Zelle<br />
Tierische Zelle<br />
Bestandteile Funktionen Bestandteile<br />
Zellkern<br />
Speicherung und Weitergabe der Erbanlagen,<br />
Steuerung des Zellstoffwechsels<br />
Zellkern<br />
Stelle den Zusammenhang zwischen dem Zellaufbau und dem grundlegenden Unterschied der<br />
Lebensweise grüner Pflanzen zur Lebensweise tierischer Organismen her.<br />
die Lebensweise grüner Pflanzen und nenne den Fachbegriff (Hilfe bekommst du aus dem Text<br />
des letzten Kapitels, aus deiner Liste aus <strong>Workshop</strong> S. XY und im Internet).<br />
42
5 Prokaryoten und Eukaryoten<br />
Pflanzen, Tiere, Pilze und Protisten werden als Eukaryoten<br />
bezeichnet.<br />
Bakterien und Archaeen (früher Archaebakterien) gehören<br />
zu den Prokaryoten. Vermutlich waren sie Vorstufen<br />
in der Entwicklung der Einzeller. Bei Prokaryoten ist die<br />
DNA im Gegensatz zu den Eukaryoten nicht in einem<br />
abgegrenzten Zellkern geschützt, sondern liegt frei im<br />
Cytoplasma.<br />
Prokaryoten<br />
einfache Zellen ohne<br />
geformten Zellkern<br />
(z. B. Bakterien)<br />
Abb. 48: Stammbaum der Lebewesen (stark vereinfacht)<br />
Eukaryoten<br />
Organismen mit einem<br />
Zellkern und membranumgrenzte<br />
Organellen<br />
Prokaryotenzelle<br />
(Bakterien und Archaeen)<br />
Eukaryotenzelle<br />
(tierische und pflanzliche Einzeller,<br />
mehrzellige Pflanzen, Pilze und Tiere)<br />
Aufbau einfach sehr komplex<br />
Größe meist < 10 μm meist 10 – 100 μm<br />
Zellkern Kernäquivalent ohne Membran echter Zellkern von Kernmembran umgeben<br />
Erbgut<br />
ein ringförmiges Chromosom und mehrere kleine<br />
ringförmige DNA-Stücke (Plasmide); liegen<br />
frei im Cytoplasma<br />
Organellen fehlen meist; organellenähnliche Strukturen;<br />
meist nicht von Membran umgrenzt (Ausnahme<br />
z. B. Cyanobakterien)<br />
Zellmembran<br />
meist einschichtig<br />
Zellwand verschiedene Strukturen und Zusammensetzungen;<br />
z. B. aus vielschichtigen Peptidoglycanen<br />
oder Lipopolysacchariden<br />
Schematischer<br />
Aufbau:<br />
Plasmid (DNA-Ring)<br />
mehrere Chromosomen mit komplexer Struktur;<br />
im Zellkern eingeschlossen<br />
verschiedene Organellen vorhanden; meist von<br />
Membran umgeben<br />
zweischichtig; komplex gebaut, veränderlich<br />
Algen-, Pflanzen- (aus Cellulose, s. o.) und Pilzzellen<br />
(aus Chitin) besitzen eine Zellwand, tierischen<br />
Zellen fehlt eine Zellwand<br />
Zellsaftraum<br />
Peptidoglycane<br />
Murein = Makromoleküle<br />
aus Zuckern und Aminosäuren;<br />
bilden eine Schicht der<br />
Bakterienzellwand<br />
Lipopolysaccharide<br />
Makromoleküle aus Lipoiden<br />
und Polysacchariden<br />
Zellwand (mehrschichtig)<br />
Plasmamembran<br />
Ribosom im Plasma<br />
Membrankörper (Mesosom)<br />
Reservestoff: Phosphat<br />
Lipidtropfen<br />
Geißel<br />
Zellwand<br />
Tüpfel<br />
Zellplasma<br />
Kernkörperchen<br />
Zellkern<br />
Mitochondrium<br />
Zellmembran<br />
Chloroplast<br />
Abb. 49: Bakterienzelle (schematisch)<br />
Abb. 50: Eukaryotenzelle (halbschematisch)<br />
43
Steckbrief: Virus<br />
EXTRA<br />
sehr klein (20-200nm)<br />
bestehen nur aus einer Eiweißhülle und der Erbsubstanz<br />
<br />
Vermehrung nur in lebenden Zellen (Wirtszellen):<br />
- Bildung von bis zu 300 neuen Viren in einer Wirtszelle<br />
- Freisetzung und Befall weiterer Zellen<br />
- Wirtszelle stirbt<br />
keine echten Lebewesen<br />
extrem hohe Vermehrungs- und Mutationsrate und daher Abb. 51: Viren (EM-Aufnahme, gefärbt)<br />
schwer zu bekämpfen (oft neue Impfsubstanz nötig)<br />
können sein (z. B. Tollwut Hepatitis, AIDS)<br />
Multiple Choice: Zellorganellen<br />
Finde die richtigen Antworten und kreuze sie an. Achtung, es können auch mehrere Antworten richtig sein!<br />
Auswertung: Jede richtige Antwort bringt einen Punkt, jede falsche Antwort einen Punkteabzug. Du hast drei<br />
Minuten Zeit. Viel Erfolg!<br />
1. Membranen regulieren den Stoffaustausch.<br />
Ihre Doppelschicht ist aufgebaut aus:<br />
Kochsalz und Proteinen<br />
Cholesterin und Phospholipiden<br />
Kohlenhydraten und Magnesium<br />
3. An welchen Stellen der Zellen kommt DNA vor?<br />
Zellkern und Mitochondrien<br />
Zellkern und Ribosomen<br />
Mitochondrien und ER<br />
Eukaryoten – Prokaryoten<br />
2. Welche Zellorganellen sind für den Transport<br />
von Stoffen zuständig?<br />
Mitochondrien und Ribosomen<br />
Zellkern und ER<br />
ER und Dictyosomen<br />
QUIZ<br />
Ordne die folgenden Eigenschaften der Prokaryoten- bzw. Eukaryotenzelle zu, indem du P (für Prokaryotenzelle)<br />
bzw. E (für Eukaryotenzelle) in das Kästchen neben der Eigenschaft einträgst! Wer hat die richtige Lösung am<br />
schnellsten?<br />
Würmer<br />
Kernäquivalent<br />
Zellwand aus Cellulose<br />
Chromosomen<br />
einfacher Aufbau<br />
Bakterien<br />
einschichtige Zellmembran<br />
Chloroplasten<br />
meist 10 – 100 μm<br />
Zellwand aus Murein (Peptidoglycanen)<br />
komplexer Aufbau<br />
Plasmide<br />
Kernmembran<br />
meist < 10 μm<br />
2-schichtige Zellmembran<br />
Membrankörperchen<br />
QUIZ<br />
44
6 Die formenreiche Welt der Einzeller<br />
<br />
Das Augentierchen (Euglena) ist ein einzelliger, mikroskopisch<br />
kleiner Organismus, der in Gewässern lebt. Im lichtmikroskopischen<br />
Bild findet man neben dem Zellkern<br />
noch zahlreiche Chloroplasten ( S. XY). Ist genügend<br />
Licht vorhanden, kann das Augentierchen Fotosynthese<br />
betreiben. Wenn es dunkel ist, kann es auch organische<br />
Stoffe aufnehmen und verdauen.<br />
Euglena lebt daher im Licht autotroph ( S. XY), ohne<br />
ausreichend Licht aber heterotroph ( S. XY). Daher<br />
handelt es sich beim Augentierchen um einen Organismus,<br />
der sowohl pflanzen- als auch tierähnliche Eigenschaften<br />
besitzt.<br />
Am Vorderende der Zelle befindet sich ein langer Plasmafortsatz,<br />
welcher der Fortbewegung dient: die lange<br />
Augenfleck<br />
Basalkorn<br />
Zellkern<br />
Geißel<br />
Fotorezeptor<br />
kurze Geißel<br />
Ausscheidungsbläschen<br />
Geißel. Die Bewegung wird bei Euglena durch Lichtreize<br />
gesteuert, die durch einen Fotorezeptor an der<br />
Geißelbasis unterhalb des Augenflecks aufgenommen<br />
werden. Diese Fähigkeit, die Lichtrichtung erkennen zu<br />
können, erklärt den Namen „Augentierchen“. Sie ermöglicht<br />
Euglena immer, die hellsten Bereiche des Gewässers<br />
(z. B. Tümpels) anzusteuern und für die Fotosynthese zu<br />
nützen.<br />
Zur Speicherung der aufgenommenen Energie dient ein<br />
stärkeähnlicher Reservestoff – das Paramylon –, der in<br />
zahlreichen Körnern im Cytoplasma untergebracht ist.<br />
Der Ausscheidung dienen kontraktile Bläschen (Vakuolen),<br />
die sich in regelmäßigen Abständen füllen und<br />
durch die Zellmembran entleeren.<br />
autotroph<br />
(griech. autos = selbst und<br />
trophos = Ernährer) = sich<br />
selbstständig ernährend;<br />
Herstellung von organischen<br />
Substanzen ausschließlich<br />
aus anorganischen Substanzen,<br />
z. B. durch Fotosynthese<br />
heterotroph<br />
(griech. heteros = fremd)<br />
= in der Ernährung ganz<br />
oder teilweise auf die<br />
Körpersubstanz oder die<br />
Stoffwechselprodukte<br />
anderer Organismen<br />
angewiesen<br />
Paramylonkörnchen<br />
(Stärke ähnlicher<br />
Reservestoff )<br />
Chloroplast<br />
Fotorezeptor<br />
Sinneszellen bzw. Sinnesorganellen,<br />
die auf Lichtreize<br />
reagieren<br />
Abb. 52: Euglena schematisch<br />
<br />
Abb. 53: Euglena (Lichtmikroskop-Aufnahme)<br />
EXTRA<br />
Einzeller bilden keine geschlossene Verwandtschaftsgruppe. Ihre Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie alle aus<br />
nur einer einzelnen Zelle bestehen. Dazu zählen:<br />
alle Archaeen (z. B. Methan-, Halobakterien): sehr ursprünglich gebaute Einzeller, die sich häufig durch<br />
einen anaeroben Stoffwechsel auszeichnen<br />
die meisten Bakterien (z. B. Cyanobakterien, Purpurbakterien, viele Krankheitserreger): besitzen wie die<br />
Archaeen keinen Zellkern, entsprechen aber in vielen Zellstrukturen den Eukaryoten ( S. XY)<br />
einige Pilze (z. B. Hefe): eukaryotische, heterotrophe Organismen mit Besonderheiten wie z. B. einem chitinhaltigen<br />
Zellskelett ( S. XY)<br />
Protisten (z. B. Protozoen und einzellige Algen): eukaryotische Einzeller mit tierischer und pflanzlicher<br />
Lebensweise<br />
Paramylon<br />
(griech. para = neben;<br />
lat. amylum = Stärke) =<br />
stärkeähnlicher Reservestoff<br />
von euglenaartigen Algen<br />
und von Kalkalgen<br />
45
Protozoen<br />
tierische Einzeller = Einzeller<br />
mit heterotropher Ernährung<br />
<br />
Protozoen sind zumeist nur im Mikroskop sichtbar<br />
und leben heterotroph im Wasser oder in vielfältigen<br />
anderen feuchten Umgebungen. Sie besiedeln sogar<br />
Extremstandorte wie Schnee oder Salzseen. Trocknet<br />
ihr Lebensraum, wie etwa ein kleiner Tümpel oder eine<br />
feuchte Wiese vorübergehend aus, so bilden manche<br />
Protozoen (z. B. Glockentierchen) Dauerformen. Sie umgeben<br />
sich mit einer festen Schale und überstehen so<br />
als Cysten die Trockenperiode.<br />
Protozoen ernähren sich heterotroph: Die Nahrung<br />
wird von einer Membran umhüllt, die ein Verdauungsbläschen<br />
bildet (Nahrungsvakuole). Durch Verdauungsenzyme<br />
wird die Nahrung in ihre Grundbausteine<br />
zerlegt, die durch die Membran der Nahrungsvakuole<br />
in das Plasma transportiert werden. Dort werden sie zu<br />
körpereigenen Stoffen aufgebaut oder dienen als Energielieferanten.<br />
Im Zuge der Stoffumsetzungen in der Zelle entstehen<br />
unbrauchbare oder sogar schädliche Stoffe. Sie werden<br />
mit Hilfe der kontraktilen Vakuole, die sich regelmäßig<br />
füllt und entleert, nach außen durch die Zellmembran<br />
entfernt.<br />
Zu den wichtigsten Vertretern der Protozoen gehören<br />
Geißel-, Wimper- und Sporentierchen sowie Kammerlinge<br />
und Wurzelfüßer.<br />
Geißel (Flagellum)<br />
beweglicher Zellfortsatz;<br />
dient der Fortbewegung und<br />
Nahrungsaufnahme<br />
Wimpern (Cilien)<br />
bewegliche Zellfortsätze;<br />
dienen der Fortbewegung<br />
und Nahrungsaufnahme;<br />
unterscheiden sich von<br />
den Flagellen durch die<br />
schnellere und koordinierte<br />
Bewegungsweise<br />
6.2.1 Geißeltierchen (Flagellaten)<br />
Sie bewegen sich mit Hilfe feiner Plasmafortsätze<br />
(Geißeln) und besiedeln nahezu alle Lebensräume.<br />
Beispiele sind das Augentierchen ( S. XY), das in mineralstoffreichen<br />
Gewässern vorkommt, und Trypanosomen,<br />
die als Parasiten in verschiedenen Wirbeltieren<br />
(z. B. auch dem Menschen) leben. Trypanosomen<br />
sind die Erreger der Schlafkrankheit, die in den<br />
tropischen Gebieten Afrikas vorkommt.<br />
Bestimmte Geißeltierchen leben in Symbiose mit Termiten.<br />
In so genannten Gärkammern des Termitendarmes<br />
helfen sie, das gefressene Holz in verwertbare<br />
Stoffe abzubauen.<br />
6.2.2 Wimpertierchen (Ciliaten)<br />
Wimpertierchen, wie das Pantoffeltierchen ( S. XY)<br />
und das Glockentierchen, besitzen auf ihrer Oberfläche<br />
viele feine Fortsätze (Wimpern = Cilien), die der Bewegung<br />
und der Nahrungsaufnahme dienen. Sie kommen<br />
häufig im Süßwasser und in feuchtem Boden, aber auch<br />
im Meer vor. Da sie Bakterien und große Mengen Detritus<br />
(organische Abfallstoffe) aufnehmen und verdauen<br />
können, spielen sie eine wichtige Rolle bei der Selbstreinigung<br />
der Gewässer.<br />
Abb. 54: Euglena, ca. 0,05 mm lang<br />
Abb. 55:<br />
Pantoffeltierchen, ca. 0,3 mm lang<br />
Abb. 56: Pantoffeltierchen<br />
Abb. 57: Glockentierchen<br />
46
6.2.3 Sporentierchen (Sporozoen)<br />
Sie leben ausschließlich als Parasiten. Ein Beispiel<br />
sind die Plasmodien – die Erreger der Malaria, die in<br />
tropischen Gebieten verbreitet ist. Die Übertragung<br />
der Parasiten erfolgt durch den Stich infizierter Fiebermücken<br />
(Anophelesmücken). Die Malariaerreger<br />
zeigen im Zuge ihrer Entwicklung einen deutlichen<br />
Generationswechsel – die verschiedenen Entwicklungsstadien<br />
sehen nicht nur anders aus, sondern<br />
zeigen auch eine andere Lebensweise in den unterschiedlichen<br />
Wirtstieren ( Abb. unten). Die Krankheit<br />
ist gekennzeichnet durch regelmäßige Fieberanfälle<br />
(Wechselfieber), die durch eine periodische Vermehrung<br />
der Parasiten in den roten Blutkörperchen<br />
ausgelöst werden.<br />
Ein weiterer Parasit unter den Sporentierchen sorgt<br />
für die Infektion der Toxoplasmose. Zumeist durch<br />
Katzenkot übertragen, verläuft die Erkrankung beim<br />
Menschen meist ohne Symptome. Nur eine Infektion<br />
während der Schwangerschaft kann zu schweren<br />
Schädigungen des Embryos führen.<br />
6.2.4 Wurzelfüßer (Rhizopoden)<br />
Amöben (Wechseltierchen, S. XY) ernähren sich<br />
von Algen, Bakterien und Detritus, leben vereinzelt<br />
aber auch räuberisch von anderen Einzellern. Sie<br />
kommen u. a. im Schlamm, in stehenden Gewässern<br />
und auf Wasserpflanzen vor. Sie können als Parasiten<br />
auch Krankheiten auslösen (z. B. Amöbenruhr beim<br />
Menschen).<br />
Die Fortbewegung erfolgt durch Plasmabewegungen<br />
und die Bildung von Scheinfüßchen (Pseudopodien).<br />
Dabei heften sich diese Plasmafortsätze am<br />
Untergrund fest, verkürzen sich und ziehen den übrigen<br />
Zellkörper nach. Diese Art der Fortbewegung<br />
ist mit einem dauernden Gestaltwechsel verbunden<br />
(daher Wechseltierchen) und wird auch als amöboide<br />
Bewegung bezeichnet.<br />
Stößt die Amöbe auf ein Nahrungsteilchen, wie etwa<br />
eine kleine Alge, umfließt sie diese mit den Scheinfüßchen.<br />
Die Alge wird von einer Membran umschlossen,<br />
die eine Nahrungsvakuole bildet, in welcher die<br />
Verdauung erfolgt.<br />
Die Grundbausteine der Nahrung gelangen schließlich<br />
durch die Membran der Nahrungsvakuole in das<br />
Plasma und werden dort zu körpereigenen Stoffen<br />
aufgebaut.<br />
Im Zuge der Stoffumsetzungen in der Zelle entstehen<br />
unbrauchbare bzw. sogar schädliche Stoffe. Sie<br />
werden mit Hilfe der kontraktilen Vakuole, die sich<br />
regelmäßig füllt, nach außen durch die Zellmembran<br />
entleert.<br />
Abb. 58: Lebenszyklus des Malariaerregers Plasmodium<br />
(ca. 0,01 – 0,05 mm lang) mit Wirtswechsel. Die infektiösen<br />
Stadien der Speicheldrüsen der Mücke treten beim Stich in<br />
das Blut des Menschen über. In der Leber vermehren sie sich<br />
ungeschlechtlich weiter und befallen rote Blutkörperchen,<br />
wo Geschlechtszellen gebildet werden. Wenn bei einem<br />
weiteren Mückenstich das infizierte Blut aufgenommen<br />
wird, gelangen diese Zellen in den Mitteldarm. Dort verschmelzen<br />
sie und bilden wieder infektiöse Stadien, die in<br />
die Speicheldrüsen wandern.<br />
Abb. 59: Amöbe (Wechseltierchen) im LM (~ 200-fach<br />
vergrößert)<br />
pulsierendes Bläschen<br />
Zellkern<br />
Nahrungsbläschen<br />
Scheinfüßchen<br />
Nahrung<br />
Scheinfüßchen<br />
Abb. 60: Amöbe (schematisch)<br />
47
6.2.5 Kammerlinge (Foraminiferen)<br />
Mit über 10.000 heute lebenden Arten zählen sie zu<br />
der formenreichsten Protistengruppe. Der überwiegende<br />
Teil der Foraminiferen (auch Kammerlinge<br />
genannt) lebt auf dem Meeresboden, wenige bilden<br />
Meeresplankton und selten findet man auch Vertreter<br />
im Süßwasser. Zumeist<br />
liegt ihre Größe<br />
zwischen 0,2 und 0,5<br />
mm. Sie besitzen ein<br />
vielkammeriges Gehäuse<br />
mit kleinen Poren,<br />
durch die zarte Scheinfüßchen<br />
austreten.<br />
ÜBRIGENS<br />
Abb. 61: Poren im Detail<br />
Abb. 62: Unterschiedliche Gehäuseformen von<br />
Foraminiferen<br />
… können einige Amöbenarten bis zu 0,5 mm groß werden, sind also mit dem freien Auge bereits sichtbar!<br />
… bewegen sich einige der weißen Blutkörperchen des Menschen ähnlich wie Amöben mit Scheinfüßchen. Diese<br />
Blutkörperchen erreichen eine Geschwindigkeit von etwa 5 mm/h.<br />
… bewegen sich die Spermienzellen des Menschen (ca. 0,06 mm Länge) mit Geißeln und erreichen dabei eine Geschwindigkeit<br />
von etwa 3 bis 4 mm/min! Umgerechnet auf Menschengröße wären das etwa 7 km/h (langsames<br />
Joggen).<br />
… waren die Foraminiferen in manchen erdgeschichtlichen Perioden sogar gesteinsbildend. Zum Beispiel bestehen<br />
die Klippen von Dover und das Baumaterial der ägyptischen Pyramiden aus Foraminiferenkalken.<br />
… haben die zahlreichen fossilen Foraminiferen große Bedeutung als Leitfossilien für die Altersbestimmung geologischer<br />
Schichten und als Hinweise für Erdölvorkommen.<br />
… zählen bestimmte Foraminiferenarten mit über 10 cm Durchmesser zu den größten Einzellern der Erde!<br />
<strong>Workshop</strong><br />
<br />
Material:<br />
Mikroskop, Objektträger, Deckgläser, Teich oder Regenwasser, Heu, Becherglas<br />
Vorgangsweise:<br />
1. Herstellung eines Heuaufgusses:<br />
Man gibt eine Handvoll Heu in ein Becherglas und bedeckt es mit Regen- oder Teichwasser (kein<br />
Leitungswasser!). Den Heuaufguss einige Tage stehen lassen.<br />
2. Herstellung eines :<br />
Mit einer Pipette entnimmt man einen Tropfen von der feinen Haut an der Wasseroberfläche (Kahmhaut)<br />
und gibt ihn auf einen Objektträger.<br />
Man bedeckt den Wassertropfen mit einem Deckglas und fixiert den Objektträger auf dem Objekttisch.<br />
Man stellt ein scharfes Bild ein.<br />
Aufgaben:<br />
Untersuche einen Tropfen deines Präparates unter dem Mikroskop nach Einzellern und beobachte sie.<br />
Beschreibe deine Beobachtungen und interpretiere sie.<br />
Welche Einzeller hast du gesehen?<br />
Woran hast du sie erkannt?<br />
Anmerkung: Man kann u. a. Wimpertierchen, Geißeltierchen, Amöben und Kieselalgen sehen. Wimpertierchen und<br />
Geißeltierchen erkennt man an ihren typischen flinken, oft kreisenden Bewegungen mit Hilfe von Fortsätzen an der<br />
Zelloberfläche. Geißeltierchen besitzen einen bis wenige lange Fortsätze – die Geißeln. Wimpertierchen haben viele kleine<br />
Wimpern, die sich koordiniert bewegen. (Auch Schleimhautzellen in den Bronchien und in den Eileitern des Menschen<br />
haben derartige Wimpern!)<br />
48
Einzeller-Quiz<br />
QUIZ<br />
Wanted! Um welche Einzeller handelt es sich bei den folgenden Steckbriefen:<br />
1. Wanted!<br />
roter Pigmentfleck<br />
Chloroplasten<br />
eine lange Geißel<br />
3. Wanted!<br />
Parasit, verursacht eine Tropenkrankheit<br />
von der Anophelesmücke verbreitet<br />
Vermehrung in roten Blutkörperchen<br />
2. Wanted!<br />
oft kreisende Bewegungen<br />
Fortbewegung durch Wimpern<br />
heterotroph<br />
4. Wanted!<br />
Vertreter der Flagellaten<br />
Parasit<br />
durch Tsetsefliege übertragen<br />
5. Wanted!<br />
Fortbewegung durch Plasmabewegung<br />
heterotroph<br />
wohnt im Schlamm und Tümpeln<br />
<br />
Algen gedeihen im Süßwasser, im Meer und an feuchten<br />
Orten. Ihre Zellen zeigen den typischen Aufbau<br />
einer Pflanzenzelle ( S. XY) und besitzen stets Chlorophyll.<br />
Sie können daher organische Stoffe selbst<br />
aufbauen – sie sind autotroph ( S. XY). Man zählt<br />
sie zu den pflanzenähnlichen Protisten. Bei guten<br />
Bedingungen (genügend Mineralstoffe, Wärme und<br />
Licht) können sie sich rasch vermehren. Damit bilden<br />
sie eine wichtige Basis der Nahrungskette in einem<br />
Ökosystem!<br />
Die Massenentwicklung von Algen ist aber auch oft<br />
ein Zeichen von Wasserverschmutzung, z. B. durch<br />
Überdüngung (Eutrophierung) des Gewässers<br />
( S. XY), das beispielsweise auf das Einleiten von ungereinigten<br />
Abwässern zurückgeführt werden kann.<br />
Einzeller sind ökologisch bedeutend<br />
Sie bilden als Primärproduzenten ( S. XY) eine wesentliche<br />
Basis für die Nahrungskette im Meer und damit<br />
die Nahrungsgrundlage für die meisten heterotrophen<br />
Organismen bis hinauf zu den Fischen und Walen. Frei<br />
schwebende Algen (Phytoplankton) produzieren etwa<br />
die Hälfte des Sauerstoffs in der Atmosphäre.<br />
Protozoen sind als Bodenorganismen und als Plankton<br />
unersetzliche Bestandteile der Nahrungskette. Sie ernähren<br />
sich von Bakterien, Pilzen, Algen, pflanzlichem Material<br />
und organischen Teilchen (= Detritus) und stellen<br />
selbst Nahrung für viele größere Organismen dar.<br />
Einzeller spielen in nahezu allen Ökosystemen unserer<br />
Erde zur Erhaltung des biologischen Gleichgewichts eine<br />
zentrale Rolle!<br />
Algen<br />
pflanzenartige Einzeller und<br />
Vielzeller, die Fotosynthese<br />
betreiben und im Wasser<br />
leben<br />
Eutrophierung<br />
(griech. eu = gut; griech.<br />
trophe = Nahrung) =<br />
Anreicherung von Mineralstoffen<br />
in einem Ökosystem<br />
(Überdüngung); führt u. a.<br />
durch die übermäßige Zunahme<br />
an Mikroorganismen<br />
zu einem Sauerstoffmangel<br />
im Gewässer<br />
Phytoplankton<br />
(griech. phyton = Pflanze;<br />
griech. plankton = das<br />
Schwebende) = im Wasser<br />
schwebende Algen<br />
Plankton<br />
im Wasser frei schwebende<br />
Kleinstlebewesen (Einzeller,<br />
Algen, Larven, Kleinkrebse,…).<br />
Nahrungsgrundlage<br />
für viele<br />
Wassertiere<br />
Abb. 63: Einzellige Algen: (v. l. n. r.) Jochalge, Schmuckalge, Kieselalge<br />
49
Kelp<br />
(engl.) Braunalgen der<br />
Ordnung Laminariales<br />
(z. B. Riesentang); bewohnen<br />
mineralstoffreiche Meere der<br />
gemäßigten Breiten, z. B. an<br />
der Westküste Amerikas<br />
Alginsäure<br />
Polysaccharid, wird von Algen<br />
und Bakterien gebildet<br />
Alginate<br />
Salze der Alginsäuren<br />
Agar-Agar<br />
Polysaccharid,<br />
v. a. aus Zellwänden von<br />
Rotalgen gewonnen; dient<br />
u. a. als Bestandteil von<br />
Nährböden zum Züchten von<br />
Mikroorganismen<br />
ÜBRIGENS<br />
… können sich Algen bei hohem Mineralstoffgehalt und hohen Temperaturen derart stark vermehren, dass sich<br />
das Wasser durch die hohe Algendichte grün färbt und eintrübt. Diesen vorübergehenden Zustand nennt<br />
man Algenblüte.<br />
… sind aktuell über 80.000 Algenarten bekannt, nur ca. 160 werden industriell genutzt.<br />
… liefern Algenprodukte Nahrungsmittel mit hohem Eiweißgehalt, die neben Kohlenhydraten auch wertvolle<br />
Fette enthalten – vielleicht ein wichtiger Bestandteil der zukünftigen Welternährung?<br />
… werden in Südostasien bereits jährlich etwa 9 Millionen Tonnen Algen (Seetang) als Salat oder Gemüse konsumiert.<br />
… entwickeln einige Braunalgen vielzellige Riesenformen von bis zu 50 m Länge (z. B. Riesentang der Kelpwälder).<br />
Der Riesentang wächst bis zu 40 cm täglich.<br />
… binden die Algen jährlich bis zu 50 Milliarden Tonnen CO 2<br />
und bremsen dadurch die fortschreitende<br />
Klimaerwärmung.<br />
… wird aus verschiedenen Braunalgenarten Alginsäure gewonnen. Deren Salze (Alginate) besitzen ein hohes<br />
Quellvermögen und sind zum Eindicken von u. a. Fruchtsäften oder Marmeladen geeignet.<br />
… finden Alginate auch bei der Herstellung von Gummiwaren, Tabletten, Zahnpasten usw. Verwendung.<br />
… liefern bestimmte Rotalgen das Agar-Agar. Es wird wegen seines hohen Wasserbindungsvermögens als Geliermittel,<br />
zum Klären von Weinen und Obstsäften und als Nährboden zum Anlegen von Bakterienkulturen in<br />
der Medizin verwendet.<br />
QUIZ<br />
<br />
Ordne die folgenden Eigenschaften der Amöbe bzw. dem Augentierchen zu, indem du Am (für Amöbe) bzw. Au<br />
(für Augentierchen) in das Kästchen neben der Eigenschaft einträgst! Wer hat die richtige Lösung am schnellsten?<br />
bildet Scheinfüßchen aus<br />
lebt ausschließlich heterotroph<br />
besitzt Chlorophyll<br />
hat einen Fotorezeptor<br />
umfließt Nahrungsteilchen<br />
hat einen roten Pigmentfleck<br />
lebt auch im Schlamm<br />
hat keine feste Körperform<br />
besitzt Chloroplasten<br />
lebt autotroph und heterotroph<br />
zeigt deutliche Plasmabewegungen<br />
Fortbewegung durch Geißel<br />
frisst Algen und Bakterien<br />
lebt im freien Wasser<br />
50
7 Vom Einzeller zum Vielzeller<br />
Am Anfang der Entwicklung des Lebens standen einzellige<br />
Organismen, aus denen sich allmählich über den<br />
mehr oder weniger lockeren Zellverband der Kolonie<br />
die Gewebe und Organe der Vielzeller entwickelten.<br />
Betrachtet man z. B. einen Laubwald etwas genauer,<br />
so erkennt man, dass er in mehreren Organisationsstufen<br />
(hierarchisch) aufgebaut ist. Als unterste Stufe<br />
bilden zahlreiche Organellen (z. B. Chloroplasten) Teile<br />
einer Zelle (z. B. Zelle eines Blattes). Viele gleichartige<br />
Zellen bilden ein Gewebe mit bestimmter Funktion<br />
(z. B. Gewebe für Fotosynthese in einem Blatt;<br />
auch S. XY). Diese sind Bestandteile von Organen<br />
(z. B. einem Laubblatt). Aus zahlreichen Organen setzt<br />
sich ein Organismus z. B. ein Laubbaum) zusammen.<br />
Unterschiedliche Organismen bilden in der obersten<br />
Stufe dieser Hierarchie die Organismengemeinschaft<br />
eines Ökosystems (z. B. eines Laubwaldes).<br />
Die Vielzelligkeit dürfte sich im Laufe der Evolution<br />
mehrmals unabhängig voneinander entwickelt haben.<br />
Auch heute gibt es sowohl bei Blaualgen und<br />
Protozoen (z. B. das Strauchglockentierchen) als auch<br />
bei Pilzen und Algen Formen, die sowohl einzeln als<br />
auch in Kolonien bzw. kolonieartigen Verbänden leben<br />
können.<br />
Die Entwicklung von echter Vielzelligkeit erfordert<br />
die Differenzierung von Zellen und war die Voraussetzung<br />
für die Entstehung aller viel komplexer gebauten<br />
Pflanzen, Pilze und Tiere. Sehr eindrucksvoll ist diese<br />
Entwicklung bei bestimmten Algenarten nachvollziehbar.<br />
Organelle Zelle Gewebe Organ Organismus Ökosystem<br />
Kolonie<br />
Zellverband, dessen Zellen in<br />
der Regel auch alleine leben<br />
können<br />
Gewebe<br />
Zellverband, dessen<br />
Einzelzellen alleine nicht<br />
lebensfähig sind<br />
Organ<br />
Funktionseinheit vielzelliger<br />
Organismen, die aus Geweben<br />
aufgebaut sind<br />
Abb. 64: Hierarchische Organisationsstufen des Ökosystems Laubwald<br />
<br />
An den Grünalgen kann man die ersten Schritte der<br />
Entwicklung zur Vielzelligkeit beobachten.<br />
Die kleine Grünalge Chlamydomonas tritt gewöhnlich<br />
als Einzelzelle auf. Sehr ähnliche Formen dieser<br />
Geißelalge bilden auch einfache Kolonien wie etwa<br />
Pandorina oder Gonium ( Abb. XY). Gonium besteht<br />
aus 16 selbstständig lebensfähigen Einzellern,<br />
die lediglich durch eine Gallerthülle zusammengehalten<br />
werden. Durch koordinierten Geißelschlag<br />
kann sich Gonium sehr gezielt fortbewegen. Vermutlich<br />
liegt der Vorteil gegenüber einzeln lebenden Algen<br />
darin, dass sie auf Grund des Größenzuwachses<br />
weniger leicht von Fressfeinden verschluckt werden<br />
können.<br />
Die hochentwickelte Kolonie der Kugelalge (Volvox)<br />
stellt einen weiteren wichtigen Entwicklungsschritt vom<br />
Einzeller zum Vielzeller dar.<br />
Die Einzelzellen haben sich hier in ihren Funktionen<br />
bereits spezialisiert und stehen miteinander in Verbindung.<br />
Außerhalb der Volvoxkugel sind sie alleine nicht<br />
mehr lebensfähig. In der Kolonie herrscht strenge Arbeitsteilung.<br />
Es gibt Körperzellen, die für die Ernährung,<br />
für die Bewegung oder für die Orientierung zuständig<br />
sind. Plasmabrücken stellen eine enge Verbindung<br />
zwischen den bis zu 20.000 Einzelzellen her, die die<br />
Hohlkugel aufbauen. Diese Verbindungen ermöglichen<br />
Stoffaustausch, Erregungsleitung und ein koordiniertes<br />
Schlagen der Geißeln zur gezielten Fortbewegung. Am<br />
vorderen Pol sorgen lichtempfindliche Zellen für die<br />
Orientierung.<br />
Geißel<br />
Pigmentfleck<br />
Zellkern<br />
Stärkekörner<br />
pulsierendes Bläschen<br />
becherförmiger<br />
Chloroplast<br />
Gallerthülle<br />
Abb. 65: Chlamydomonas<br />
Abb. 66: Gonium<br />
51
{<br />
Oberfläche der Volvox-Kolonie<br />
Gallerthülle<br />
Plasmastrang<br />
Thallus (Mz. Thalli)<br />
vielzelliger Vegetationskörper<br />
niederer Pflanzen ohne echte<br />
Gewebe und Organe<br />
Thallophyten<br />
Pflanzen, die einen Thallus<br />
ausbilden<br />
Abb. 67: Volvox-Oberfläche im Detail<br />
Im hinteren Teil der Kugel befinden sich einige große<br />
Fortpflanzungszellen. Wenn sich diese teilen, wandern<br />
sie in das Innere der Kugel. Dort wachsen sie zu eigenen<br />
kugelförmigen Tochterkolonien heran, die dann<br />
durch Platzen der Mutterkugel freigesetzt werden. Dieses<br />
Platzen hat den Tod der Körperzellen der Mutterkolonie<br />
zur Folge. Zum ersten Mal in der Entwicklung des<br />
Pflanzenreiches kann hier ein „natürlicher“ Alterstod<br />
beobachtet werden – dies ist ein wesentlicher Nachteil<br />
der Zelldifferenzierung im Rahmen der Vielzelligkeit.<br />
Neben der ungeschlechtlichen Vermehrung durch Zellteilung<br />
ist auch eine geschlechtliche Fortpflanzung<br />
Viele Algen bestehen aus mehreren<br />
Zellen<br />
Wir finden unter den Algen mikroskopisch<br />
kleine Formen, die gemeinsam<br />
mit anderen Lebewesen (z. B. Bakterien,<br />
Protozoen, Pilzen) im Wasser schweben<br />
und das Plankton bilden.<br />
Algenzellen schließen sich jedoch auch<br />
häufig zu Kolonien oder Thalli (Lager)<br />
zusammen und bilden dann deutlich<br />
größere, scheinbar vielzellige Organismen.<br />
So gehören etwa der Blasentang<br />
oder Meersalat zu den Thallophyten.<br />
Manche Algen enthalten neben dem<br />
grünen Chlorophyll auch andere Farbstoffe,<br />
die das Grün überdecken: Man<br />
unterscheidet Grünalgen, Rotalgen<br />
und Braunalgen (Tange).<br />
Abb. 68: Kugelalge (Volvox) mit Tochterkugeln (LM- Aufnahme)<br />
möglich. Dabei werden Ei- und Spermienzellen gebildet,<br />
die miteinander verschmelzen und für eine Neukombination<br />
der Gene sorgen. Das ermöglicht eine bessere<br />
Anpassung an mögliche Umweltänderungen.<br />
Im Unterschied zu „echten“ Vielzellern bildet Volvox keine<br />
echten Gewebe aus und verfügt über keinen gemeinsamen<br />
Stoffwechsel.<br />
Durch Kernteilungen ohne anschließende Zellteilung<br />
können auch vielkernige Organismen entstehen. Es<br />
handelt sich dabei jedoch nicht um einen vielzelligen<br />
Organismus, sondern um eine einzige, große, vielkernige<br />
Zelle, z. B. die Grünalge Bryopsis.<br />
EXTRA<br />
Abb. 69: Häufige Meeresalgen; (v. ob. l. n.<br />
unt. r.) Braunalgen: Blasenseil, Blasentang;<br />
Grünalgen: Meersalat, Schirmchenalge,<br />
Kriechsprossalge; Rotalge Gracilaria<br />
52
7.2 Einfache Vielzeller im Tierreich<br />
Auch bei den Tieren lässt sich eine Entwicklung vom Einzeller<br />
zum Vielzeller beobachten. Als Übergangs-formen<br />
können z. B. Trichoplax und die Schwämme angesehen<br />
werden, weil sie trotz Vielzelligkeit und Zellspezialisierung<br />
noch keine richtigen Gewebe besitzen.<br />
eine deutliche Aufgabenteilung der spezialisierten<br />
Zellen ihn als echten Vielzeller aus.<br />
7.2.1 Trichoplax – einfachster tierischer<br />
<br />
Ein eindrucksvolles Beispiel für die Entwicklung zur<br />
tierischen Vielzelligkeit stellt der einfachste Vielzeller<br />
Trichoplax dar. Er besitzt einen abgeflachten, scheibenförmigen<br />
Körper ohne bestimmte Form. Er besteht<br />
aus 2 Zellschichten und erreicht nur etwa eine<br />
Größe von 2 bis 3 mm. Trichoplax kriecht auf dem<br />
Meeresboden entlang und nimmt durch Endocytose<br />
Nahrungsteile in seinen Körper auf. Er besteht nur aus<br />
wenigen spezialisierten Zelltypen und besitzt noch<br />
kein echtes Gewebe. Die unregelmäßige Fortbewegung<br />
gleicht der einer Amöbe. Die Fortpflanzung<br />
erfolgt ungeschlechtlich durch Zweiteilung und<br />
fallweise durch Ausbildung von Geschlechtszellen.<br />
Jedoch weisen der gemeinsame Stoffwechsel und<br />
Abb. 70: Trichoplax<br />
<br />
Vielzeller<br />
Schwämme sind im Wasser lebende, tierische Organismen.<br />
Sie besitzen weder Muskulatur noch Nervensystem<br />
oder Sinnesorgane. Die Körper der erwachsenen<br />
Tiere sind festgewachsen und gleichen einem<br />
zweischichtigen Becher, der an seinem oberen Ende<br />
eine Ausstromöffnung besitzt.<br />
Die Wand wird innen von der Darmschicht (Choanoderm)<br />
und außen von der Hautschicht (Pinacoderm)<br />
gebildet. Zwischen Haut- und Darmschicht liegt eine<br />
gallertige Stützschicht (Mesohyl), in welcher sich verschiedene<br />
Zellformen befinden (z. B. Bindegewebszellen,<br />
Ei- und Samenzellen und Skelettbildungszellen).<br />
Von den Skelettbildungszellenwerden Skelettnadeln<br />
aus Kalk (z. B Kalkschwämme) oder Kieselsäure<br />
(Glasschwämme) ausgeschieden, die dem Schwamm<br />
eine stabile Form geben. Bei Hornschwämmen sind<br />
zusätzlich Sponginfasern vorhanden, welche die Skelettelemente<br />
auch vollständig ersetzen können (z. B.<br />
Badeschwamm).<br />
Die Zellschichten von Schwämmen sind keine echten<br />
Gewebe, sondern locker organisierte Zellzusammenschlüsse,<br />
da die Zellen noch relativ unspezialisiert<br />
und darüber hinaus im Mesohyl amöboid beweglich<br />
sind.<br />
Das Choanoderm kleidet den inneren Zentralraum<br />
(Atrium) aus und besteht aus Kragengeißelzellen<br />
(Choanocyten), die mit ihren Geißeln einen Wasserstrom<br />
erzeugen und dem Wasser Nahrungsteilchen<br />
entnehmen. Verbrauchtes Wasser wird durch die Ausfuhröffnung<br />
hinausgespült, frisches Wasser gelangt<br />
durch zahlreiche Öffnungen (Poren) in der Wand<br />
Pinacoderm<br />
Choanoderm<br />
mit Choanozyten<br />
Mesohyl<br />
Zentralraum<br />
(Darmhöhle)<br />
Pore<br />
Ausstromöffnung<br />
Abb. 71: Bau des Schwamms (schematisch)<br />
des Bechers herein. Schwämme zählen daher zu den<br />
Strudlern und haben eine wichtige ökologische Bedeutung<br />
bei der Reinhaltung der Gewässer.<br />
Die Fortpflanzung erfolgt geschlechtlich oder ungeschlechtlich.<br />
Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung<br />
bildet das meist zwittrige Muttertier aus manchen<br />
Kragengeißelzellen Spermien und aus einzelnen Zellen<br />
des Mesohyls die Eizellen. Aus dem befruchteten<br />
Ei entsteht durch Zellteilungen eine Zellkugel. Die-<br />
Endocytose<br />
Aufnahme von festen<br />
Teilchen durch die Bildung<br />
von Nahrungsbläschen,<br />
z. B. Nahrungsaufnahme<br />
beim Pantoffeltierchen<br />
Spongin<br />
Strukturprotein, bildet<br />
Strukturfasern; kommt nur<br />
bei Schwämmen vor<br />
53
sessil<br />
(lat. sessilis) = festsitzend,<br />
nicht frei beweglich<br />
vegetative Fortpflanzung<br />
ungeschlechtliche Fortpflanzung<br />
Knospung<br />
Form der vegeta-tiven<br />
Vermehrung; Abschnü¬rung<br />
von Tochtertieren<br />
Tierstock<br />
dauerhafter Verband von<br />
Tieren, die sich nach vegetativer<br />
Fortpflanzung durch<br />
Knospung nicht voneinander<br />
gelöst haben<br />
Zellgewebe<br />
Ansammlung gleichartig<br />
oder unterschiedlich differenzierter<br />
Zellen, die ähnliche<br />
oder gleiche Funktionen<br />
erfüllen und durch eine<br />
Zwischenzellsubstanz<br />
(Interzellularsubstanz)<br />
verbunden sind.<br />
se wird aus dem Muttertier ausgeschieden und lebt<br />
zunächst freischwimmend als Flimmerlarve. Nach<br />
wenigen Tagen stülpt sich die Larve um, sodass die<br />
Geißelzellen innen zu liegen kommen. Dadurch wird<br />
die Larve unbeweglich, setzt sich fest und bildet einen<br />
neuen sessilen Schwamm.<br />
Die ungeschlechtliche Fortpflanzung erfolgt durch<br />
Knospung. Dabei bildet das Muttertier seitliche Auswüchse,<br />
die zu neuen Schwämmen heranwachsen,<br />
welche sich loslösen und selbstständig weiterleben<br />
können. Meist bleiben sie aber mit dem Muttertier verbunden<br />
und bilden ihrerseits wieder Tochtertiere, bis<br />
eine ganze Schwammkolonie (Tierstock) entsteht.<br />
Besonders ausgeprägt ist bei solch einfach gebauten<br />
Organismen die Regenerationsfähigkeit. Aus wenigen<br />
Zellen kann ein vollständig neuer Organismus gebildet<br />
werden. Man spricht sogar von einer extremen<br />
Form der ungeschlechtlichen Fortpflanzung.<br />
Echte Vielzeller unterscheiden sich von Kolonien<br />
durch die Ausbildung von echten Zellgeweben, einen<br />
gemeinsamen Stoffwechsel des Zellverbandes und<br />
eine deutliche Aufgabenteilung der spezialisierten<br />
Zellen. Alle Organismen, die höher als die Schwämme<br />
organisiert sind, z. B. die Nesseltiere, zählen bereits zu<br />
den echten Vielzellern.<br />
Bio-Jeopardy<br />
Abb. 72: Hornskelett eines Badeschwamms<br />
QUIZ<br />
Finde den richtigen Fachbegriff zu den folgenden Umschreibungen bzw. Erklärungen. Jeder richtige Begriff<br />
bringt einen Punkt.<br />
1. Linsensystem, welches das Licht auf das Objekt bündelt:<br />
2. sich selbstständig ernährend:<br />
3. Sinneszellen bzw. Sinnesorganellen, die auf Lichtreize reagieren:<br />
4. einfache Zellen ohne abgegrenzten Zellkern (z. B. Bakterien):<br />
5. Gleichgewichtszustand, der für das Funktionieren eines Organismus notwendig ist:<br />
6. Entwicklung, die zur Bildung immer neuer Arten und Organisationstypen führt:<br />
7. für die Leistungsfähigkeit eines Mikroskops entscheidende Eigenschaft:<br />
8. Erbauer des ersten Elektronenmikroskops:<br />
9. Bewegungsform, mit einem dauernden Gestaltwechsel verbunden:<br />
54
Finde zu den Begriffen aus Topf A je einen unmittelbar zusammengehörenden Begriff aus Topf B, notiere die<br />
Begriffspaare und erkläre, warum sie zusammengehören. (Wenn unpassende Begriffe übrig bleiben, hast<br />
du falsch gepaart!)<br />
Jedes richtige Begriffspaar bringt einen Punkt, die richtige Erklärung dazu einen Zusatzpunkt.<br />
Topf A<br />
Hook‘sche Entdeckung<br />
Lichtmikroskop<br />
Ausscheidung schädlicher Stoffe<br />
Plasmabewegung<br />
Euglena<br />
Elektronenmikroskop<br />
Energiebereitstellung<br />
Verdauung<br />
Nervenzellen<br />
schwerste tierische Zelle<br />
Trichoplax<br />
Topf B<br />
2.000-fache Vergrößerung<br />
Zellatmung<br />
2 kg<br />
Scheinfüßchen<br />
Zelle<br />
Chloroplasten<br />
bis zu 1 m Länge<br />
2 – 3 mm<br />
Details bis 0,1 nm<br />
Enzyme<br />
pulsierende Vakuole<br />
QUIZ<br />
<br />
Du bist Mitarbeiter/in in einem Biolabor für Wasseruntersuchungen und hast einige Proben zu analysieren.<br />
Wegen der starken Vergrößerung des Mikroskops siehst du die Details der Organismen sehr gut!<br />
1. Welche Arten erkennst du?<br />
2. Handelt es sich um tierähnliche oder pflanzenähnliche Organismen?<br />
3. Kreuze jeweils den möglichen Lebensraum an, in dem der Organismus vorkommt (Achtung: manche<br />
Organismen können in mehreren Lebensräumen vorkommen!)<br />
1 2 3<br />
4 5 6<br />
1. Probe 2. Probe 3. Probe 4. Probe 5. Probe 6. Probe<br />
Meeresboden Meeresboden Meeresboden Meeresboden Meeresboden Meeresboden<br />
Wasserpflanzen Wasserpflanzen Wasserpflanzen Wasserpflanzen Wasserpflanzen Wasserpflanzen<br />
Süßwasser Süßwasser Süßwasser Süßwasser Süßwasser Süßwasser<br />
Heuaufguss Heuaufguss Heuaufguss Heuaufguss Heuaufguss Heuaufguss<br />
Gebirgsbach Gebirgsbach Gebirgsbach Gebirgsbach Gebirgsbach Gebirgsbach<br />
55