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Antonie de Kemp und Geske Dijkstra<br />
sind Senior-Evaluatoren der Evaluierungsabteilung<br />
IOB im Außenministerium der<br />
Niederlande. Geske Dijkstra ist auch<br />
Professorin für „Governance und Globale<br />
Entwicklung“ an der Erasmus Universität<br />
in Rotterdam.<br />
lution, die Allgemeine Budgethilfe als<br />
Förderinstrument ausschließt. Die Europäische<br />
Kommission führte – ebenfalls<br />
im Jahr 2012 – striktere Kriterien ein, die<br />
eine Anwendung des Instruments Budgethilfe<br />
an Mindeststandards bei der Einhaltung<br />
von Menschenrechten, demokratischen<br />
Prinzipien und Rechtssicherheit<br />
knüpfen. Darüber hinaus geht die EU zunehmend<br />
von Allgemeinen Budgethilfen<br />
auf Budgethilfen über, deren Verwendung<br />
auf einen bestimmten Sektor beschränkt<br />
wird (Sektor-Budgethilfe).<br />
Was ist passiert? Auf diese Frage gibt ein<br />
Bericht der Evaluierungseinheit im Außenministerium<br />
der Niederlande, IOB, Antworten.<br />
Unter dem Titel „Budget support:<br />
Conditional Results – Review of an instrument<br />
(2000–2011)“ trägt er die Erkenntnisse<br />
zum Thema zusammen, u. a. aus<br />
der wachsenden Anzahl der Evaluierungen<br />
von Budgethilfe, etwa in Mali, Sambia<br />
und Tunesien.<br />
Wandel in der Wirkungslogik von<br />
Budgethilfe – mit weitreichenden<br />
Konsequenzen<br />
Ein zentrales Ergebnis der IOB-Analyse<br />
lautet: Die Wirkungslogik von Budgethilfe,<br />
also die politiktheoretische Vorstellung<br />
davon, wie der Input der Fördermittel in<br />
Wirkungen überführt wird, hat sich im Verlauf<br />
der letzten zehn Jahre grundlegend<br />
gewandelt; und dieser Wandel ist der<br />
Schlüssel, um die Tendenz zu einer Abkehr<br />
der Geber von Budgethilfe zu verstehen.<br />
Gemäß ursprünglicher Wirkungslogik war<br />
Budgethilfe ein Instrument zur Finanzierung<br />
der Armutsbekämpfungsstrategie<br />
eines Partnerlandes. Es galt als geeigneter<br />
Fördermodus für solche Länder, die<br />
als Eingangsvoraussetzungen sowohl über<br />
eine fundierte sozioökonomische Politik<br />
als auch über die Kapazität verfügten,<br />
diese effektiv umzusetzen. Allein die nötigen<br />
finanziellen Mittel konnten <strong>nicht</strong> vollständig<br />
aus eigener Kraft aufgebracht<br />
werden. 2<br />
In der praktischen Anwendung jedoch<br />
hielten sich die Geber von Budgethilfe<br />
selten an diese Interventionslogik. Es<br />
wurde <strong>nicht</strong> immer streng darauf geachtet,<br />
ob die Eingangsvoraussetzungen<br />
auch wirklich erfüllt waren. Stattdessen<br />
wurde, um das geeignete Politikumfeld<br />
für Budgethilfe zumindest nachträglich<br />
herzustellen, wieder auf konventionelle<br />
Konditionalitäten zurückgegriffen, obwohl<br />
sich diese in der Vergangenheit bereits<br />
als weitgehend unwirksam erwiesen hatten:<br />
Partnerländer sollten Politikreformen<br />
versprechen, statt die Reformen als Voraussetzung<br />
für die Förderung bereits<br />
umgesetzt zu haben. Darüber hinaus forderten<br />
Geber verstärkt Reformen zur<br />
Verbesserung der Governance ein. Damit<br />
verschob sich der Akzent in der Budgethilfe<br />
mehr und mehr von der reinen Finanzierung<br />
auf den Politikdialog. Die Komponente<br />
Finanzierung wurde seitens der<br />
Geber zunehmend als finanzieller Anreiz<br />
für politische Reformen, insbesondere<br />
auch im Bereich Governance, verstanden<br />
und als Mittel, einen Platz am Tisch der<br />
Politik im Partnerland einzunehmen.<br />
Dies hatte wichtige Implikationen. Erstens<br />
sind von den Gebern gesetzte Konditionalitäten<br />
kaum vereinbar mit Ownership<br />
des Partners, obwohl – zumindest<br />
gemäß ursprünglicher Logik – Ownership<br />
ein entscheidendes Bindeglied in der<br />
Wirkungskette von Budgethilfe darstellt.<br />
Die Rhetorik der Geber hielt zwar daran<br />
fest, dass die Regierung des Partnerlandes<br />
„auf dem Fahrersitz“ sitze und die<br />
Richtung vorgebe; doch viele Partnerländer<br />
fühlten sich eher als Taxifahrer. Zweitens<br />
wurde Budgethilfe zu einem Instrument<br />
mit dualer Zielsetzung: Nicht nur<br />
Armutsminderung war das Ziel, sondern<br />
auch die Verbesserung der Governance.<br />
Implizit ging damit die Vorstellung einher,<br />
verbesserte Governance sei eine Voraussetzung<br />
für wirtschaftliches Wachstum<br />
und Armutsbekämpfung. Trotz vereinzelt<br />
24 | Teil 2: Gastbeitrag