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Lokale Verankerung ist entscheidend<br />
Mikrofinanzbanken können sich auch in fragilen<br />
Staaten erfolgreich etablieren<br />
Lokale Kräfte einzubinden ist wichtig<br />
– auch bei der Förderung des<br />
Privatsektors. Wenn dies gelingt,<br />
kann die Gründung privater Mikrobanken<br />
auch in extrem fragilem<br />
Umfeld erfolgreich sein.<br />
Das belegen Evaluierungen von Vorhaben<br />
zur Unterstützung der Gründung<br />
und Refinanzierung von je einer Mikrobank<br />
in der Demokratischen Republik<br />
Kongo und in Afghanistan. Beide Banken<br />
sind zu Eckpfeilern der Versorgung<br />
breiter Bevölkerungsschichten und<br />
Klein[st]unternehmen mit Finanzdienstleistungen<br />
geworden, auch wenn die<br />
Expansion in den ländlichen Raum –<br />
<strong>nicht</strong> zuletzt aus Sicherheitsgründen –<br />
schleppend verläuft. Die Evaluierungen<br />
der Vorhaben aus dem Jahr 2011<br />
bescheinigen, dass die entwicklungspolitischen<br />
Ziele gut bis sehr gut<br />
erreicht wurden, obwohl die Erfolgsansprüche<br />
<strong>nicht</strong> geringer waren als<br />
in vergleichbaren Vorhaben unter stabilen<br />
Bedingungen.<br />
Derart erfreuliche Ergebnisse gibt es<br />
allerdings <strong>nicht</strong> überall, denn ein ganz<br />
ähnlich konzipiertes Vorhaben im ebenfalls<br />
hoch fragilen Sierra Leone, das<br />
quasi ein Zwilling des Vorhabens in der<br />
DR Kongo war, wurde in seiner Evaluierung<br />
2011 als <strong>nicht</strong> mehr zufriedenstellend<br />
bewertet. Der Bank gelang es<br />
auch Jahre nach ihrer Gründung <strong>nicht</strong>,<br />
sich im Finanzsektor Sierra Leones<br />
nachhaltig zu etablieren; die gesteckten<br />
Ziele in Bezug auf Kundenzahl,<br />
Portfoliowachstum und Wirtschaftlichkeit<br />
wurden klar verfehlt.<br />
DR Kongo: Besonders Frauen nutzen die Chance, sich mit Mikrokrediten eine eigene Existenz<br />
zu schaffen.<br />
Was fehlte also der Bank in Sierra Leone,<br />
und was hat zur positiven Entwicklung der<br />
Banken in Afghanistan und der DR Kongo<br />
beigetragen? Als entscheidend erwies sich<br />
die Unterstützung durch na tio nale Institutionen<br />
und Kräfte im Partnerland sowie<br />
die Möglichkeit, qualifizierte, lokal vernetzte<br />
Führungskräfte zu rekrutieren. Die<br />
Banken im Kongo und in Afghanistan<br />
konnten gute Beziehungen zu den Institutionen<br />
und Interessenvertretern des Bankensektors<br />
etablieren, ohne sich dabei<br />
auf die in diesen Ländern allgegenwärtige<br />
Korruption einlassen zu müssen. Das Top-<br />
Management konnte durch lokal anerkannte<br />
Persönlichkeiten besetzt werden.<br />
Lokales Personal wurde durch entsprechende<br />
Trainingsmaßnahmen gefördert<br />
und stieg, zumindest im Kongo, rasch in<br />
Führungspositionen auf.<br />
Diese Voraussetzungen waren in Sierra<br />
Leone <strong>nicht</strong> gegeben. So ließ der generell<br />
geringe Qualifikationsgrad der<br />
Bevölkerung einen schnellen Einsatz<br />
von lokalen Fachkräften auf Managementebene<br />
<strong>nicht</strong> zu. Die unzureichende<br />
lokale Vernetzung des Managements in<br />
einem Umfeld mangelnder Rechts sicherheit<br />
führte zu ständigen Kon flikten<br />
mit den lokalen Behörden. Gleichzeitig<br />
wurde ein ambitioniertes Portfoliowachstum<br />
angestrebt, für das letztlich<br />
die institutionelle Basis fehlte. Die daraus<br />
resultierenden Probleme führten<br />
schließlich zur Entscheidung, die Mikrobank<br />
durch eine internationale afrikanische<br />
Bank übernehmen zu lassen.<br />
38 | Teil 3: Im Fokus: „FZ in fragilem Kontext“