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Ausgabe 4/13 (pdf) - Cyty-Braunschweig

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<strong>Braunschweig</strong>er Journal 21<br />

<strong>Ausgabe</strong> 4/20<strong>13</strong><br />

Wein von Saale und<br />

Unstrut<br />

Text: Wibke Ihlenburg-Dreessen<br />

Foto: Klaus Ihlenburg<br />

Für uns Bewohner des Nordens<br />

von Westdeutschland<br />

war es etwas Besonderes, nach<br />

der Wende in die nördlichsten<br />

Weinanbaugebiete Deutschlands<br />

in der ehemaligen DDR<br />

zu reisen. Wegen der Nähe zu<br />

Dresden ist der sächsische<br />

Wein aus Meißen, der auf Terrassen<br />

entlang der Elbe<br />

wächst, besonders bekannt.<br />

Noch weiter nördlich wird<br />

der Saale-Unstrut-Wein angebaut:<br />

Im südlichen Teil von Sachsen-Anhalt,<br />

ca. 50 km südwestlich<br />

von Halle, liegt die<br />

Stadt Freyburg, in deren<br />

Umgebung am Südhang über<br />

der Unstrut Wein wächst. Die<br />

Stadt selbst ist sehr attraktiv<br />

für Touristen. Hier ist auch die<br />

Kellerei des Rotkäppchen-<br />

Sektes zu besichtigen. Oberhalb<br />

von Freyburg liegt das<br />

mächtige mittelalterliche<br />

Schloss Neuenburg mit hoch<br />

aufragendem Bergfried. Etwas<br />

weiter südlich, am Rand<br />

von Naumburg, mündet die<br />

Unstrut in die Saale. Kurz vor<br />

der Mündung gibt es einen<br />

Weinberg, aus dessen Felsen<br />

zwölf große Steinreliefs mit<br />

biblischen Motiven herausgearbeitet<br />

wurden: das "Steinerne<br />

Festbuch" von 1722.<br />

Zwischen Naumburg und Jena<br />

kann man südlich der Grenze<br />

zwischen Sachsen-Anhalt und<br />

Weinterassen an der Unstrut bei Freyburg<br />

Thüringen die nebeneinander<br />

liegenden drei Dornburger<br />

Schlösser besuchen, die in<br />

phantastischer Lage am steilen<br />

Südhang hoch über der<br />

Saale liegen. Hierhin ist<br />

Goethe häufiger von Weimar<br />

aus gereist und hat auch den<br />

Wein getrunken, dessen Rebstöcke<br />

in der Nähe der Schlösser<br />

zu finden sind. Sie wachsen<br />

im Thüringer Teil des<br />

Saale-Unstrut-Weinanbaugebietes,<br />

der wegen des milden<br />

Klimas und der abwechslungsreichen<br />

Landschaft auch<br />

als Thüringer Toskana bezeichnet<br />

wird.<br />

Das Land um Saale und<br />

Unstrut ist insgesamt berühmt<br />

für seine Burgen, Schlösser<br />

und Kirchen. Die 60 km lange<br />

Weinstraße Saale-Unstrut und<br />

die Südroute der "Straße der<br />

Romanik" führen hindurch.<br />

Karge Böden, unzuverlässige<br />

Niederschläge (Regenschatten<br />

von Harz und Thüringer Wald)<br />

und insbesondere die nördliche<br />

Lage lassen vor allem früh<br />

reifende Rebsorten wie Müller-Thurgau,<br />

Weißburgunder<br />

und Silvaner gedeihen, die<br />

aber in guten Jahren zu preisgekrönten<br />

trockenen Weinen<br />

ausgebaut werden können.<br />

Der Weinbau hat hier schon<br />

eine über 1000-jährige Geschichte,<br />

aber erst um 1600<br />

wurde der "Weinbau nach<br />

württembergischer Art", also<br />

die Terrassierung der Flusshänge,<br />

eingeführt. Zu dieser<br />

Zeit blühte der Weinanbau,<br />

und die damals erreichte Gesamtgröße<br />

der Anbauflächen<br />

wurde danach nie wieder<br />

erreicht. Der dreißigjährige<br />

Krieg und eine Klimaverschlechterung<br />

führten zu erheblichen<br />

Rückschlägen. Die<br />

Reblaus brachte 1887 den<br />

Weinbau fast ganz zum Erliegen.<br />

Erst nach dem 1. Weltkrieg<br />

gelang es, eine wirkungsvolle<br />

Methode im<br />

Kampf gegen die Reblaus zu<br />

finden.<br />

Während der DDR-Zeit lag<br />

die Weinbaufläche in der<br />

Saale-Unstrut-Region bei ca.<br />

480 Hektar. Nach der Wende<br />

trat ein Aufschwung ein, und<br />

die Anbaufläche beträgt heute<br />

in Sachsen-Anhalt ca. 600 und<br />

in Thüringen ca. 50 Hektar<br />

(zum Vergleich: Frankenwein<br />

wächst auf rund 6100 Hektar).<br />

Die Klimaerwärmung lässt<br />

auch noch weiter nördlich den<br />

Wein immer besser gedeihen,<br />

so z.B. am Torhaus in Riddagshausen<br />

und auf unserer<br />

Terrasse in der <strong>Braunschweig</strong>er<br />

Innenstadt (Silvaner).

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