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Bauen am fliessenden Wasser – eine besondere Herausforderung. Über 23 Kilometer Dämme wurden saniert oder erneuert. Die Suche nach dem Kompromiss Diese Mehrfachnutzung bringt ebenso viele Partikularinteressen mit sich. Das 15-jährige Projekt «Linth 2000» zeigte deutlich, dass rationale und technisch begründbare Entscheidungen allein nicht mehr genügen. Die Durchführung war ein politischer Kraftakt. Die Ausführung wurde mit Einsprachen bis zum Bundesgericht verzögert. Die grosse Herausforderung des Sanierungsprojekts lag darin, den grösseren Kontext des Bauwerks so zu kommunizieren, dass Ängste genommen und Halbwahrheiten korrigiert werden konnten. Das Projekt war ein interdisziplinäres Gesamtwerk von Bauexperten, Ingenieuren und Fachleuten aus Raumplanung, Hydrologie und Umweltschutz bis hin zur Archäologie. Am zweitägigen Symposium im Juni 2013 an der HSR kamen daher auch die historischen, politischen und sozialen Dimensionen der Linthwerk-Sanierung ausführlich zur Sprache. Aus erster Hand erfuhren 180 Ingenieure, Ökologinnen, Wasserbauexperten, aber auch Planerinnen, Behördenvertreter und Politiker aus der Schweiz und dem nahen Ausland, wie man im Spannungsfeld von Sicherheitsanforderungen und landwirtschaftlicher Nutzung agierte, wie die Partizipation von verschiedenen Umweltorganisationen erfolgte oder wie die Bevölkerung über die Geschehnisse während der Planungsund Bauzeit informiert wurde. Die Bauleitung gab Einblick in die komplexen Bauvorgänge, die Herausforderungen beim Bauen am fliessenden Wasser, die Anwendung neuster Vermessungstechniken und die ökologisch sinnvolle Materialbewirtschaftung. Auch das Management der Grossbaustellen und die Kostenkontrolle während der fünfjährigen Bauzeit wurden thematisiert. Und schliesslich referierten mehrere Fachleute über die weiter laufenden Aufgaben des Linthwerks: Erfolgskontrolle des Projekts, Überwachung und Unterhalt der Bauwerke, Monitoring verschiedener Entwicklungen in Flora und Fauna. Das Projekt «Hochwasserschutz Linth 2000» kostete 126 Millionen Franken. Saniert oder erneuert wurden 23,6 km Dämme, 7,8 km Nebendämme und 16,6 km Uferstrecken. Die Sanierung des Linthwerks und die Sicherung des Hochwasserschutzes in der Linthebene dauerten 15 Jahre, die Planung beanspruchte zehn Jahre, die Bauarbeiten fünf Jahre. Als ökologische Ausgleichs- und Vernetzungsmassnahmen wurden unter anderem zwei grosse Flussaufweitungen, ein Wildtierkorridor sowie Schutz - zonen geschaffen und Uferstrecken renaturiert. Auf dem erneuerten Wegnetz erhielt die Bevölkerung Zugang zu verschiedenen Erholungsflächen. Erneute Pionierrolle Das Linthwerk spielte – genau wie bei seinem Bau im 19. Jahrhundert – wieder eine Pionierrolle: Es ist das erste grosse Hochwasserschutzprojekt, das nach dem neuen Bundesgesetz über den Wasserbau «rasch und erfolgreich umgesetzt wurde», wie Regierungsrat Willi Haag, Präsident der Linthkommission, am Symposium festhielt. Für Jürg Speerli, Studiengangsleiter Bauingenieurwesen der HSR und Mitorganisator des Symposiums, ist das Linthwerk ein wegweisendes Projekt, das als Beispiel für die Umsetzung des modernen Wasserbaus dient. Die nächsten Schweizer Grossprojekte stehen bereits an: Die dritte Rhonekorrektur soll 30 Jahre dauern, die Verbesserung des Hochwasserschutzes im Rheintal etwa 27 Jahre. michael.lieberherr@hsr.ch Fachpublikation erschienen Die 412-seitige Fachpublikation enthält alle Referate des Symposiums sowie weitere Themen zum Linthwerk und zur Geschichte der Linthkorrektur. Der Band mit CD kann für 48 CHF unter www.linthwerk.ch bestellt werden. 28 HSR Magazin 2 / 2013
1 Bild 1: Neue Ausweitungen wie hier der Teich im «Abschnitt» schaffen wichtigen Lebensraum für Flora und Fauna und sind Teil der geforderten Renaturierung. Bild 2: Die zahlreichen Massnahmen von Linth 2000 stellen den Hochwasserschutz wieder sicher. Bild 3: Markus Jud, Linthwerk-Ingenieur, und Regierungsrat Willi Haag, Präsident der Linthkommission Bild 4: Jürg Speerli, Studiengangleiter Bauingenieurwesen 2 3 4 HSR Magazin 2 / 2013 29
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