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Drucksache 11/583<br />
Deutscher Bundestag — 11. Wahlperiode<br />
gleichgewichtige Entwicklung der regionalen Wachstumsprozesse<br />
hinausläuft, leistet die regionale Strukturpolitik<br />
auch einen Beitrag zur mittelfristigen Verstetigung<br />
des gesamtwirtschaftlichen Wachstumsprozesses.<br />
Die ausgleichspolitische Zielsetzung der regionalen<br />
Strukturpolitik besteht in der Verminderung interregionaler<br />
Unterschiede hinsichtlich der Möglichkeiten<br />
zur Einkommenserzielung und in gewissem Maße<br />
auch hinsichtlich der Versorgung mit öffentlichen und<br />
privaten Dienstleistungen. Die regionale Strukturpolitik<br />
leistet somit auch einen Beitrag zur Einheitlichkeit<br />
der Lebensverhältnisse im gesamten Bundesgebiet<br />
(Artikel 72 Abs. 2 Grundgesetz).<br />
2.3. Die Strategie der regionalen Strukturpolitik ist<br />
mittel- und langfristig angelegt. Zentrale Aufgabe der<br />
Strukturpolitik in einer marktwirtschaftlichen Ordnung<br />
ist es, bestehenden Hindernissen entgegenzuwirken,<br />
die die regionale Entwicklung und den Strukturwandel<br />
hemmen. Die Steuerung der regionalen,<br />
sektoralen und unternehmensgrößenbezogenen Wirtschaftsstruktur<br />
erfolgt grundsätzlich über den Markt<br />
sowie über staatliche Rahmendaten. Die regionale<br />
Strukturpolitik versucht vor allem, mittelfristig günstige<br />
Rahmenbedingungen für p rivate Investoren und<br />
teilweise auch für kommunale Investitionen im Bereich<br />
der wirtschaftsnahen Infrastruktur zu schaffen.<br />
Im Vordergrund der regionalen Strukturpolitik steht<br />
die Beeinflussung der regionalen Investitionstätigkeit,<br />
um auf diese Weise Einkommen und Beschäftigung<br />
in den Problemgebieten zu erhöhen. Bei Wahrung<br />
der Autonomie der Investitionsentscheidungen<br />
der Unternehmen geschieht dies über räumlich konzentrierte<br />
und in ihrer Intensität abgestufte Investitionsanreize<br />
für p rivate Unternehmen sowie über gezielte<br />
Verbesserung der wirtschaftsnahen Infrastruktur.<br />
Da es den Unternehmen überlassen bleibt, ob sie<br />
auf die staatlichen Anreize reagieren, über die Maßnahmen<br />
der regionalen Strukturpolitik nur mittelbar<br />
Einfluß auf die regionale Investitionstätigkeit aus. Die<br />
Maßnahmen der regionalen Strukturpolitik sind keine<br />
Dauersubventionen, sondern lediglich Anreize für Investitionsvorhaben<br />
in Betriebstätten, die sich längerfristig<br />
auch ohne weitere Förderung durch den Staat<br />
im Markt behaupten können.<br />
2.4. Die veränderte gesamtwirtschaftliche Lage erschwert<br />
auch die Erreichung regionalpolitischer Ziele.<br />
Die regionalen Auswirkungen veränderter gesamtwirtschaftlicher<br />
Gegebenheiten zeigen sich zunächst<br />
daran, daß bei abgeschwächtem Wirtschaftswachstum<br />
einerseits der Entwicklungsprozeß in bisherigen<br />
Fördergebieten langsamer vor sich geht oder gar unterbrochen<br />
wird. Andererseits entstehen im Zusammenhang<br />
mit den strukturellen Wandlungen neue<br />
Problemregionen, die eine anhaltend hohe Arbeitslosigkeit<br />
aufweisen. Niveau und Struktur der regionalen<br />
Entwicklungsprozesse sind nicht unabhängig von<br />
der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und den sich<br />
dabei vollziehenden strukturellen Wandlungen.<br />
Auch wenn sich für die nahe Zukunft die gesamtwirt<br />
schaftlichen Rahmenbedingungen der regionalen<br />
Strukturpolitik nicht mit hinreichender Sicherheit an<br />
geben lassen, so zeichnen sich doch einige neue<br />
Schwierigkeiten für die Lösung regionalpolitischer<br />
Probleme ab:<br />
— Durch Abschwächung des industriellen Wachstums<br />
ist die Ansiedlung neuer und Erweiterung<br />
vorhandener Bet riebe schwieriger geworden. Der<br />
regionale Wettbewerb um gewerbliche Investitionen<br />
hat sich verschärft; durch die verstärkte Arbeitsplatznachfrage<br />
auch außerhalb der Fördergebiete<br />
hat sich gleichzeitig die Dezentralisierungsbereitschaft<br />
der Indust rie verringert. Die regionale<br />
Strukturpolitik dürfte es daher in Zukunft schwerer<br />
haben, eine ausgewogenere regionale Verteilung<br />
der Investitionstätigkeit - zu bewirken.<br />
— Der Standortvorteil der Bundesrepublik dürfte sich<br />
künftig eher noch stärker auf Faktoren gründen,<br />
die bisher noch eng mit Agglomerationsvorteilen<br />
verbunden sind (Humankapital, Technologie, organisatorisches<br />
Wissen, Informations- und Kommunikationssysteme<br />
etc.). Dies dürfte die Chancen<br />
der regionalen Strukturpolitik erschweren, zukunftsträchtige<br />
Investitionen in wirtschaftsschwache<br />
Regionen zu bringen.<br />
— In Gebieten, die zwar über Agglomerationsvorteile<br />
verfügen, die jedoch infolge des Strukturwandels<br />
neue Arbeitsplätze benötigen, wirken sich zunehmend<br />
Umweltprobleme und andere Ballungsnachteile<br />
erschwerend aus.<br />
Die veränderte Problemlage darf nicht zum Anlaß genommen<br />
werden, die Anstrengungen im Bereich der<br />
regionalen Strukturpolitik zu verringern. Die Bemühungen<br />
zur wirtschaftlichen Entwicklung strukturschwacher<br />
Räume und zur Bewältigung des strukturellen<br />
Wandels müssen vielmehr im Rahmen der gegebenen<br />
finanziellen Möglichkeiten verstärkt fortgeführt<br />
werden. Sowohl der Abbau regionaler Entwicklungsrückstände<br />
als auch die Erleichterung des strukturellen<br />
Wandels begünstigen das Wirtschaftswachs<br />
tum und machen die regionale Strukturpolitik in starkem<br />
Maße zu einer wachstumsorientierten Politik.<br />
Dabei müssen insbesondere die mit dem Strukturwandel<br />
verbundenen Chancen zur Erneuerung des<br />
Produktions- und Verteilungsapparates genutzt werden.<br />
Für die regionale Strukturpolitik geht es heute mehr<br />
als früher darum, attraktive Bedingungen für potentielle<br />
Investoren in den Fördergebieten zu bieten. Dabei<br />
müssen die besonderen Vorteile der Fördergebiete<br />
(landschaftliche Reize, Wohn- und Freizeitwert,<br />
günstige Bedingungen für den Fremdenverkehr etc.)<br />
noch stärker in den Dienst der regionalen Strukturpolitik<br />
gestellt werden. Die Tatsache einer erheblichen<br />
Nachfrage nach Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe<br />
zur Durchführung von Investitionen in den Fördergebieten<br />
zeigt, daß Chancen für zusätzliche wirtschaftliche<br />
Impulse in diesen Gebieten durchaus bestehen.<br />
3. Besonderheiten der regionalen Strukturpolitik<br />
im föderativen System<br />
3.1. In einem föderativen Staat wie der Bundesrepu<br />
blik Deutschland wird die öffentliche Gewalt grund-