Magazin 197704
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Dr. Heinz Schlesinger<br />
Vorsicht bei der Beseitigung<br />
von Kampfstoffen!<br />
Auch heute noch können bei Erdbe·<br />
wegungsarbeiten Munitionskörper.<br />
die mit chemischen Kampfstoffen ge·<br />
füllt sind. aufgefunden werden. Wegen<br />
der teilweise hohen Stabilität der<br />
Kampfstoffe sind auch nach jahrzehntelanger<br />
Lagerung besondere Vor·<br />
slchtsmaßnahmen bei der Beseitigung<br />
zu beachten.<br />
Solange Art. Menge und Konzentration<br />
des chemischen Kampfstoffes nicht<br />
bekannt sind, müssen die Helfer die<br />
komplette Schutzausrüstung (Schutz·<br />
bekleidung " lodiak" mit Schutzmaske<br />
M 65 l) anlegen. Damit werden Körper<br />
und Atemtrakt des Trägers von der<br />
Außenluft hermetisch abgeschlossen<br />
und geschützt.<br />
Nur die ABC·Helfer des Katastrophen'<br />
schutzes verfügen über eine derartige<br />
Ausrüstung und die notwendige Ausbildung.<br />
Vor Beginn der Beseitigungsmaßnah·<br />
men sind von den ABC· Helfern repräsentative<br />
Proben zu ziehen, die<br />
einer exakten Analyse auf Art und<br />
Konzentration des Kampfstoffes zu<br />
unterwerfen sind . Dabei ist zwischen<br />
dem Kampfstoffgehalt der Probe selbst<br />
und dem durch Verdampfung an die<br />
Umgebung abgegebenen Anteil (mg<br />
Kampfstoff pro Liter Atemluft) zu diffe·<br />
renzieren . Während der erstgenannte<br />
Kondensierte Anteil Schädigungen<br />
der ungeschützten Haut durch Berüh·<br />
rungskontakt auslöst, wird der gasförmige<br />
Anteil über den Atemtrakt<br />
und die Augen aufgenommen.<br />
Bei Dichlordiäthylsulfid (Schwefellost),<br />
dem wichtigsten Vertreter der Hautkampfstoffe,<br />
dürfen Beseitigungsmaßnahmen<br />
ohne komplette Schutzbekleidung<br />
nur bis zu einer Grenzkonzentration<br />
von 0,00005 mg pro Liter Atemluft<br />
durchgeführt werden. Proben mit höherem<br />
Kampfstoffgehalt haben bereits<br />
bei O"C einen Dampfdruck von 0,02<br />
Torr. In diesem Fall kann sich unter<br />
günstigen Bedingungen bereits ein<br />
Gehalt oberhalb der Grenzkonzentration<br />
aufbauen.<br />
Da bei großen Mengen Fundmaterial<br />
die Gefahr der überschreitung der<br />
Grenzkonzentration nie mit Sicherheit<br />
ausgeschlossen werden kann, sollten<br />
alle Maßnahmen in der nachfolgend<br />
aufgeführten Weise durchgeführt werden.<br />
1. Lokalisierung, Absperrung und<br />
Kennzeichnung des Fundortes.<br />
2. Freilegung der Kampfstoffbehältnisse<br />
durch Helfer mit kompletter<br />
Schutzbekleidung.<br />
3. Probennahme durch Helfer mit<br />
kompletter Schutzbekleidung.<br />
4. Analyse der Proben mit ausreichend<br />
empfindlichen Geräten bzw. Verfahren.<br />
5. Oberhalb der Grenzkonzentration<br />
darf die Beseitigung nur von Helfern<br />
in kompletter SChutzbekleidung vor·<br />
genommen werden .<br />
6. Unterhalb der Grenzkonzentration<br />
muß zumindest der Atemtrakt durch<br />
eine Schutzmaske geSChützt werden.<br />
Bei kurzzeitigen Einsätzen kann eine<br />
begrenzte Luftzirkulation durch Offnen<br />
der Wickelstulpe am Schutzanzug<br />
"lodiak" zugelassen werden.<br />
7. Nach mehrstündigem Einsatz muß<br />
die komplette Schutzbekleidung einer<br />
Volldekontamination unterworfen werden.<br />
Die behelfsmäßige Entgiftung<br />
mit einer Chlorkalkaufschlämmung<br />
ist unzureichend, da der in den Stoff<br />
der Schutzbekleidung eingedrungene<br />
Anteil nicht zerstört wird.<br />
GefäBlelden sind Gesundheitsfeind<br />
Numero eins!<br />
Mit Berechtigung wird der Blutkreis·<br />
lauf im menschlichen Organismus<br />
mit dem Wasserleitungssystem in einem<br />
Gebäude verglichen. Leider gleichen<br />
sich diese Systeme aber auch<br />
in einer unerfreulichen Hinsicht: beide<br />
können "verkalken",<br />
Diese Verkalkung der Gefäße nennt<br />
der Arzt Arteriosklerose. Eine Vielzahl<br />
schwerer bis tödlicher Auswirkungen<br />
der Arteriosklerose - vom Schlaganfall<br />
über die " Schaufensterkrankheit"<br />
(bel der die Durchblutung der Beine<br />
gestört ist) bis hin zum Herzinfarktmacht<br />
sie zum Gesundheitsfeind<br />
Numero eins.<br />
Im Vordergrund des Interesses stehen<br />
für die Betroffenen - dazu zählt mehr<br />
oder weniger fast jedermann - naturgemäß<br />
die Kenntnis der sogenannten<br />
" Risikofaktoren" der Arteriosklerose,<br />
über die in Fachkreisen weitgehende<br />
Einigkeit herrscht:<br />
- Bluthochdruck<br />
30<br />
- übergewicht<br />
- Blutfett-Erhöhung<br />
- Rauchen<br />
- Bewegungsmangel<br />
- Diabetes<br />
- Seelischer und körperlicher Streß.<br />
Für alle genannten Faktoren haben<br />
sich die Forscher Maß- und Bezugspunkte<br />
als wichtigste Voraussetzung<br />
ihrer wissenschaftlichen Arbeit geschaffen<br />
- außer für den Streß. Ihn<br />
hat man noch nicht im Griff.<br />
Die heute gegebenen Möglichkeiten<br />
im Kampf gegen die Gefäßleiden sind<br />
zahlreich. Von vorbeugenden Maßnahmen,<br />
die sich aus der Vermeidung<br />
der Risikofaktoren ergeben, abgesehen,<br />
gliedern sie sich in drei große<br />
Bereiche.<br />
1. Behandlung durch Medikamente.<br />
Neu sind hier die Bemühungen um<br />
die Fließeigenschaften des Blutes.<br />
Hierbei geht es vor allem darum, daß<br />
Verklumpungen vermieden werden.<br />
2. Physikalische Behandlung.<br />
Hierbei stehen aktive Bewegungsübungen<br />
im Vordergrund. Diese bezeichnete<br />
Dr. Köhler von der Aggertal-<br />
klinik in Engelskirchen als "die Basis<br />
aller konservat iven Maßnahmen" in<br />
der Behandlung von Durchblutungsstörungen<br />
der Beine.<br />
3. Chirurgische Therapie.<br />
Der Gefäßchirurgie sind heute alle<br />
Bereiche von Durchblutungsstörungen,<br />
solcher des Gehirns, des Herzens<br />
und der Gliedmaßen, zugänglich.<br />
Wie notwendig die BemÜhungen der<br />
Ärzte und der Betroffenen speziell<br />
in der Bundesrepublik Deutschland<br />
sind, machen folgende zwei Feststellungen<br />
deutlich:<br />
- Die Bundesrepublik Deutschland<br />
ist das einzige Land, in dem die Zahlen<br />
der Bluthochdruckkranken ansteigen,<br />
während überall sonst eine abfallende<br />
Tendenz zu bemerken ist (Prof.<br />
Schettler, Heidelberg).<br />
- In der Häufigkeit von Durchblutungsschäden<br />
des Gehirns steht in<br />
der Weltstatistik die Bundesrepublik<br />
Deutschland an dritter Stelle. Sie wird<br />
nur noch von Osterreich und Bulgarien<br />
übertroffen (Dr. Schulze-Bergmann,<br />
Hamburg-Harburg).<br />
Dr. med. W. D.lGDA