Magazin 197704
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Gemeinsamkeit im vertrauten Kreis<br />
zunichte gemacht hat, nicht überlagern.<br />
Tränen der Freude und Tränen<br />
der Trauer netzten den Becher des<br />
Dankes.<br />
Politiker und Militärs, Vertreter der<br />
Kirchen und ihrer Hilfswerke und<br />
Angehörige der Evangelisch-Lutherischen<br />
Gemeinde Triest bildeten zusammen<br />
mit den Einwohnern Cavazzos<br />
eine Gemeinschaft, deren bindendes<br />
Glied ein Aufatmen darüber<br />
war, ein Stück Katastrophe bezwungen<br />
zu haben.<br />
" Was die Lutheraner Italiens und<br />
Deutschlands, der Lutherische Weltbund<br />
in Genf, das Diakonische Werk<br />
der Evangelischen Kirche in Deutschland,<br />
die deutsche Johanniter-Unfall-Hilfe<br />
und die Evangelische Landjugend<br />
Bayerns im Erdbebengebiet<br />
Oberitaliens geleistet haben, ist ein<br />
sichtbares Zeichen der Nächstenliebe,<br />
ein Signal setzender Beweis für die<br />
Solidarität lutherischer Kirchen und<br />
Werke mit in Not befindlichen Menschen<br />
anderer Konfession." So der<br />
Staatskommissar für den Wiederaufbau<br />
in der Region Friau l, Staatssekretär<br />
Gu iseppe Zamberletti, bei der<br />
übergabe. Sein Dank um faßt nicht<br />
nur das, was in Cavazzo Carnico<br />
entstanden ist, er gilt gleichsam den<br />
je weiteren zehn Häusern , die in<br />
Mena und Somplago errichtet werden,<br />
und den fünf Wohn horten, die<br />
in Cesclans im Bau sind . Die Kosten<br />
des gesamten Projekts - umfassend<br />
60 Häuser - beziffern sich auf 1,67<br />
Millionen Mark. Diese Summe wird<br />
aufgebracht durch Spenden, zu denen<br />
das Diakonische Werk der EKD<br />
aufgerufen hat, und durch einen Zuschuß<br />
der Bundesregierung in Bonn<br />
in HÖhe von 700000 Mark.<br />
In Gesprächen mit Erdbebengeschädigten<br />
, mit Regierungsvertretern ,<br />
Beamten und Militärs kl ingt gegenüber<br />
den Vertretern des Diakonischen<br />
Werkes immer wieder Hochachtung<br />
darüber an , daß " nicht bloß materiell<br />
geholfen wurde, sondern auch im<br />
tätigen Einsatz vor Ort unter zum<br />
Teil schwierigen Verhältnissen". Gerade<br />
dieser Kontakt, die unmittelbare<br />
menschliche Begegnung der Helfer<br />
aus der Bundesrepublik Deutschland<br />
mit der betroffenen Bevölkerung,<br />
hat Freundschaften wachsen lassen ,<br />
die den Augenblick überdauern und<br />
in die Zukunft wirken werden .<br />
Das " Dorf der Nächstenhilfe" in Cavazzo<br />
Carnico ist nich t nur ein Werk<br />
der Lutheraner Italiens und Deutsch-<br />
In der vom Schicksal gezeichneten<br />
Region Frlau l erinnern vieterorts<br />
Trümmer und Grä ber an die Schrekkenstage<br />
der Erdbeben.<br />
lands. Es versi nnbildlicht nicht zuletzt<br />
gute Zusammenarbeit und gegenseitige<br />
Unterstützung seitens der italienischen<br />
Verwaltung auf allen Ebenen<br />
und den Einheiten des Militärs. Ihre<br />
" konzertierte Aktion" mit dem deutschen<br />
Team und den Verantwortlichen<br />
des Lutherischen Weltbundes,<br />
der Evangelisch-Lutherischen Kirche<br />
Italiens und dem Diakonischen Werk<br />
der EKD verdient respektvolle Erwähnung.<br />
Noch ist das Ende der .. Aktion Wiederbeheimatung"<br />
nicht abzusehen .<br />
Einen Fixpunkt setzt das Frühjahr.<br />
Bis dahin sollen die von den Erdbebengeschädigten<br />
belegten Touristenzentren<br />
und Ferienorte an der Adria<br />
wieder ihrem ursprünglichen Zweck<br />
dienen. Doch für den, der sich in<br />
der Region Friaul mit wachen , kritischen<br />
Augen umgesehen hat, bleibt<br />
die völlige Rücksiedlung der Katastrophenopfer<br />
in ihre alte Heimat<br />
Johannlter-Helfer be i der Verteilung<br />
von HIlfsgütern.<br />
bis April / Mai schiere Illusion. Einfach<br />
deshalb, weil bei den Erdbeben zuviel<br />
zerstört worden ist, geologische Untersuchungen<br />
in der flächenmäßig<br />
dem Regierungsbezirk Nordwürttemberg<br />
entsprechenden oberitalienischen<br />
Verwerfungszone noch keinen<br />
Schluß zulassen, wo einigermaßen<br />
erdbebensicher ein konzentrierter<br />
Wiederaufbau möglich ist, und weil<br />
die Zahl der dank nationaler und<br />
internationaler Hilfe erstellten Fertighäuser<br />
nicht ausreicht, um alle Familien<br />
wieder beheimaten zu können.<br />
Weitergehende Baumaßnahmen sind<br />
daher unerläßlich. Italien dabei zu<br />
unterstützen, ist das Gebot der Stunde.<br />
Ihm werden sich die Lutherischen<br />
Kirchen und ihre Werke nicht verschließen.<br />
In dem Maße wie Spenden eingehen,<br />
wird sich das Diakonische Werk der<br />
EKD in Absprache mit dem Lutherischen<br />
Weltbund und der Evangelisch-Lutherischen<br />
Kirche Italiens<br />
weiter im Erdbebengebiet von Friaul<br />
engagieren. Die .. Phase zwei" der<br />
evangelisch-kirchlichen .. Aktion Wiederbeheimatung"<br />
sieht neben den<br />
Restarbeiten aus dem 1976 begonnenen<br />
Programm in Sauris, einem bislang<br />
"vergessenen Dorf" in der<br />
bergigen Grenzreg ion entlang von<br />
Kärnten, ein auf die dortigen Verhältnisse<br />
abgestimmtes kleineres Projekt<br />
vor: den Bau von fünf Häusern. Sauris<br />
ist ein schwer zugänglicher Ort,<br />
der im Winter völlig von der Außenwelt<br />
abgeschlossen ist. Schneehöhen<br />
von zwei bis fünf Metern sind keine<br />
Seltenheit. Der Staatskommissar für<br />
den Wiederaufbau in Friaul hat dem<br />
Diakonischen Werk zugesichert, Hubschrauber<br />
für den Transport von Material<br />
und Bautrupp bereitzustellen.<br />
Neben den eigenen Vorhaben wird<br />
das Diakonische Werk der EKD in<br />
den kommenden Wochen und Monaten<br />
zusätzlich ein Programm der<br />
Evangelisch-Lutherischen Kirche<br />
Italiens in Cesariis betreuen . Es wird<br />
zehn Familien zu einem neuen Haus<br />
und Heim verhelfen.<br />
In Friaul ergänzen sich kirchliche,<br />
private und staatliche Hilfe. Daß dies<br />
weiterhin so bleiben möge, ist der<br />
Wunsch, der an dieser Stelle stellvertretend<br />
für die Erdbebengeschädigten<br />
Oberital iens geäußert wird. Sie alle<br />
wollen nur eins: Wieder heimkehren.<br />
Enttäuschen wir ihre Hoffnung nicht!<br />
Spenden unter dem Kennwort .. Erdbeben<br />
Italien" werden erbeten auf<br />
das Konto: Diakonisches Werk, Postscheckkonto<br />
Stuttgart 502.<br />
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